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Dommesgasse 2-4 (Wien): Stellungnahme zum Planentwurf 6901E

Initiative Denkmalschutz, 15. Juni 2025

Stellungnahme zum Planentwurf 6901E – Dommesgasse 2-4, 1110 Wien

Für das Gebiet zwischen Simmeringer Hauptstraße, Dommesgasse, Lorystraße und Grillgasse im 11. Bezirk, Katastralgemeinde Simmering

Öffentliche Auflage 8. Mai 2025 bis 20. Juni 2025

Die Initiative Denkmalschutz gibt folgende Stellungnahme ab:

Dommesgasse 2-4 (Ecke Simmeringer Hauptstraße 100A):

Sehr begrüßt wird die im vorliegenden Planentwurf erstmalige Ausweisung einer Schutzzone für diese beiden gut erhaltenen, späthistoristischen Gründerzeithäuser mit ihren reich verzierten Fassadengestaltungen (Nr. 2: 1903 erbaut, mit Eckkuppel und Nischenfiguren). In diesem Zusammenhang wird die im Antragsentwurf für die Schutzzone vorgeschlagene Bestimmung: „Die Errichtung von straßenseitigen Erkern, Balkonen und raumbildende (Dach-)Aufbauten ist nicht zulässig.“, ebenso erfreut zur Kenntnis genommen.

Weiters wird für die beiden Gründerzeithäuser empfohlen, die Höhenwidmung genau dem Bestand anzupassen. Ob dies im vorliegenden Planentwurf wirklich zutrifft, kann unser Verein nur augenscheinlich und somit nicht abschließend beurteilen (im Erläuterungsbericht auf Seite 9 wird nur von „bestandsorientierter Festsetzung“ gesprochen). Auf jeden Fall wird im Vergleich zum aktuell gültigen Flächenwidmungs- und Bebauungsplan (Plandokument Nr. 6901) die Bauklasse III (entspricht 16 m) auf Bauklasse IV, beschränkt auf 19 m (Dommesgasse 4) bzw. 18 m (Dommesgasse 2), erhöht.

Ebenso wird nachdrücklich angeregt, mit einer besonderen Bebauungsbestimmung (BB) die Anzahl der Hauptgeschoße exakt gemäß Bestand festzusetzen, ähnlich wie im Planentwurf Nr. 8379 geschehen (Währinger Gürtel, 18. Bezirk, öffentliche Planauflage 1.2. bis 14.3.2024; der jedoch noch nachteilig mittels Beschluss im Gemeinderat am 18.6.2024 rechtsgültig abgeändert wurde). Eine solche Limitierung der Hauptgeschoße gemäß Bestand würde wesentlich dazu beitragen, Anreize für mögliche Abrisse (trotz geplanter Schutzzone) deutlich zu minimieren. Dies bedeutet eine gewisse bauliche Einschränkung, die jedoch durch die im Planentwurf vorgesehene Erhöhung der Bauklasse wettgemacht wird.

Abschließend wird nachdrücklich vorgeschlagen, für die Schutzzone die entsprechenden Architekturteile in einen Katalog nach § 7 (4) Wiener Bauordnung aufzunehmen, sodass auch diese einen rechtsverbindlichen Bestandteil des Bebauungsplanes bilden.

Markus Landerer und Dr. Gerhard Hertenberger, im Namen der
Initiative Denkmalschutz, Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
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ZVR-Nr.: 049 832 110

Literatur:

Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs (Topographisches Denkmälerinventar, Hrsg. Bundesdenkmalamt), Band: Wien X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk, Wien, 1996, S. 61 und S. 77

Wiener Heumarkt: Republik schickte Bericht zum Welterbe-Erhalt nach Paris

Im Zusammenhang mit dem Heumarkt-Hochhausprojekt hat das UNESCO-Welterbezentrum in Paris wieder Post aus Österreich erhalten. Die Republik Österreich als zuständiger Vertragspartner übermittelte den geforderten Status-quo-Bericht in Sachen Welterbeerhalt für das “Historische Zentrum von Wien”. Im sogenannten “State of Conversation-Report” soll dargelegt werden, welche Schritte seitens des Vertragsstaats unternommen werden und wurden, um die Gefährdungen für das Weltkulturerbe abzuwenden (SOC-Report 2020 im Original: https://www.bundeskanzleramt.gv.at/service/publikationen-aus-dem-bundeskanzleramt/publikationen-zu-kunst-und-kultur/berichte-studien-kultur.html). Eine Entscheidung über den Verbleib des “Historischen Zentrums von Wiens” auf der Roten Liste der gefährdeten Welterbestätten fällt in der nächsten Sitzung des Welterbekomitees in Fuzhou, China (29.6. bis 9.7.).  Weiterlesen im Kurier: https://kurier.at/chronik/wien/wiener-heumarkt-bund-uebermittelte-bericht-zum-welterbe-erhalt/400744530 +++ Weitere Medienberichte im ORF: https://wien.orf.at/stories/3033070/ sowie Kleine Zeitung: https://www.kleinezeitung.at/oesterreich/5763191/Projekt-Heumarkt_Oesterreich-schickt-Bericht-zum-WelterbeErhalt-an +++ APA-OTS-Presseaussendung unseres Vereins (9.1.): “Initiative Denkmalschutz zu Heumarkt-Gefeilsche ums Weltkulturerbe: Ein unmoralisches Angebot der Stadt Wien an die UNESCO! Neuer Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler ist jetzt verpflichtet Recht im Sinne des Regierungsprogrammes umzusetzen”: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200109_OTS0013

Wien Museum: Grabungen am Karlsplatz. Was unter dem Platz liegt.

Tief unter dem Wien-Museum floss einst der Wienfluss. Was zeitlich dazwischen liegt, konnten Archäologen vom 7. Oktober 2019 bis 17. Jänner 2020 bis in eine Tiefe von fünf Metern untersuchen. Die älteste ausgegrabene Straße zeigt: Anno dazumal betrug der Niveauunterschied zur barocken Karlskirche beachtliche sechs Meter. Weiterlesen im Standard-Archäologie-Blog: https://www.derstandard.at/story/2000114194996/grabungen-am-karlsplatz-was-unter-dem-wiener-platz-liegt +++ Das Wien Museum auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Wien_Museum

Wien: Biedermeierhaus verfällt trotz Denkmalschutz und Schutzzone im 4. Bezirk

Über 230 Jahre alt ist das kleine Haus in der Freundgasse 9, mitten im 4. Wiener Gemeindebezirk (Wieden). Hier gelten Denkmalschutz und Schutzzone – also der bestmögliche Schutz, um historische Gebäude langfristig zu erhalten. Während die Nachbarhäuser vorbildlich renoviert sind, verfällt Haus Nr. 9 seit vielen Jahren. Weiterlesen Bericht auf Wienschauen.at hier weiterlesen: https://www.wienschauen.at/mitten-im-4-bezirk-wie-ein-altes-haus-verfaellt (Facebook-Wienschauen: https://www.facebook.com/wienschauen) +++ Fotos von Erich J. Schimek für die Initiative Denkmalschutz (2012): https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157631647993784. +++ Auch unser Verein hatte das Haus bereits 2015 thematisiert: “Initiative Denkmalschutz: Abrisswelle rollt über Wien: Die Vernichtung des historischen Stadtbildes geht zügellos weiter” (3.11.2015): https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/abrisswelle-rollt-ueber-wien-forderung-nach-5-punkte-plan-04112015. +++ ‘Resolutionsantrag der Grünen in der Bezirksvertretung Wieden (Sept. 2019): https://www.wien.gv.at/bezirke/wieden/politik/sitzungen/pdf/resolution-20190926-biedermeierhaus.pdf. +++ Ältere Medienberichte (MeinBezirk): “Aufwertung des Straßenbildes durch Renovierung lässt auf sich warten” (Aug. 2013): https://www.meinbezirk.at/wieden/c-lokales/wieden-biedermeierhaus-vor-verfall-retten_a649049 ; “Wieden: Schandfleck in der Schutzzone” (Juni 2013): https://www.meinbezirk.at/wieden/c-lokales/wieden-schandfleck-in-der-schutzzone_a582292.

Stadtplanung: Wie aus Wien eine Allerweltstadt wird

Der Wiedererkennungswert und ein Gesamtkonzept schwinden. Alle Wiener kennen ihn, und niemand wundert sich mehr, wenn er ihm begegnet”, beschrieb der konservative Feuilletonist Raoul Auernheimer 1911 ein “Gespenst”, das schon damals in allen europäischen Metropolen umging, sobald ein Immobilienboom ausgebrochen war: den “Häusertod”. Artikel von Stadtplaner Reinhard Seiß in der Wiener Zeitung weiterlesen (8.2.2020): https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/chronik/wien/2049268-Wie-aus-Wien-eine-Allerweltstadt-wird.html

 

Wiener Grüne wollen Spekulationsverbot im Altbau

Der “Zwischenhandel” mit Zinshäusern soll unterbunden werden, weil er das Wohnen zusätzlich verteuert. Ein 15-jähriges Spekulationsverbot ist der Plan. Weiterlesen im Standard-Artikel: https://www.derstandard.at/story/2000114254279/wiener-gruene-wollen-spekulationsverbot-im-altbau; +++ Originalbericht von David Ellensohn (mit Liste der 30 Hausbeispiele “Liste Spekulation im Altbau Neu” als .PDF), hier abrufbar: https://wien.gruene.at/stadtplanung/spekulation-im-altbau-30-neue-faelle-aufgedeckt +++  ORF-Fernsehbeitrag “Wien Heute” (6.2.2020): https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14040610/Gruene-gegen-Spekulation-mit-Immobilien/14638690 +++ Weitere Medienberichte: Wiener Zeitung: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/wien/2049103-Geschaefte-mit-Altbauten-verbieten.html; ORF: https://wien.orf.at/stories/3033557; Die Presse: https://www.diepresse.com/5764852/wohnen-ein-altes-wahlkampfthema-ist-zuruck sowie “Die Presse”-Kommentar: https://www.diepresse.com/5764893/wenn-grune-forderungen-an-grune-stellen

 

Wiener Künstlerhaus saniert. Drei Jahre zuvor Abriss des Oberlichtsaals.

Drei Jahre lang wurde das denkmalgeschützte Künstlerhaus am Karlsplatz um € 57 Mio. saniert. Nach der Übergabe letzten Freitag von Hans Peter Haselsteiner wird im sehr aufwendig restaurierten und modernisierten Gebäude am 13. März die “Albertina modern” eröffnet. Kurier-Artikel weiterlesen (7.2.2020): https://kurier.at/kultur/kuenstlerhaus-neu-ein-schaufenster-fuer-die-kunst-nach-1945/400748427; +++ Über den 2017 zerstörten Oberlichtsaal lesen Sie weiter unten. +++ “Haselsteiner: Künstlerhaus war “Kaschemme'”: https://wien.orf.at/stories/3033755; Haselsteiner ORF-Fernsehinterview: https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14040847/Hans-Peter-Haselsteiner-saniert-Kuenstlerhaus/14639985 +++ Standard: Haselsteiner will für Künstlerhaus “nicht beschimpft” werden: https://www.derstandard.at/story/2000114290173/haselsteiner-will-fuer-kuenstlerhaus-nicht-beschimpft-werden +++ Weitere aktuelle Medienberichte: ORF-Fernsehbericht über Renovierung: https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14040723/Kuenstlerhaus-um-57-Millionen-Euro-saniert/14639360; Wiener Zeitung: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/kunst/2049257-Kuenstlerhaus-Museen-muessen-wachsen.html +++ Künstlerhaus: Proteste gegen die Zerstörung des Glasdachs. Die Demontage ist bereits voll im Gang, die Kritiker lassen sich den Mund nicht verbieten (Kurier, 10.6.2017): https://kurier.at/kultur/kuenstlerhaus-proteste-gegen-die-zerstoerung-des-glasdachs/269.087.056 +++ Die Teilzerstörung des Künstlerhauses erfolgte mit Bewilligung des Bundesdenkmalamtes (dort heißt es dann “Veränderung”). Noch 2015 schwärmte der Albertina-Direktor Klaus-Albrecht Schröder: “Die Ausstellungsflächen werden in jenen Zustand zurückgeführt, den sie ursprünglich hatten. Unsere Vision ist es, den größten Oberlichtsaal Österreichs wiederherzustellen” (siehe Kurier-Artikel: “Albertina auf Expansionskurs. Direktor Klaus A. Schröder über seine Pläne für das Künstlerhaus als Hort österreichischer Kunst” (29.11.2015): https://kurier.at/kultur/albertina-auf-expansionskurs/166.534.622) +++ Das Wiener Künstlerhaus auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BCnstlerhaus_Wien +++ Ältere Medienberichte: “Im Wiener Künstlerhaus wird viel Glas zerbrochen” (29.5.2017): https://kurier.at/kultur/im-wiener-kuenstlerhaus-wird-viel-glas-zerbrochen/266.709.774; “Streit in der Gesellschaft bildender Künstler” (Salzburger Nachrichten, 21.3.2017): http://www.salzburg.com/nachrichten/oesterreich/kultur/sn/artikel/streit-in-der-gesellschaft-bildender-kuenstler-239631; “Splittergruppe schießt gegen Künstlerhaus neu” (Wiener Zeitung, 21.3.2017): http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/kulturpolitik/880891_Splittergruppe-schiesst-gegen-Kuenstlerhaus-neu.html

Wiener Palais abgerissen, Kunstsammlung verstreut – die Familie Rothschild nach dem 2. Weltkrieg

In zwei aktuellen Artikeln im Standard (Roman Sandgruber und Olga Kronsteiner) wird über das Schicksal der Kulturgüter der Familie Rothschild im und nach dem 2. Weltkrieg berichtet. Die beiden Palais im 4. Wiener Gemeindebezirk wurden in den 1950er-Jahren laut dem Wirtschaftshistoriker Sandgruber “gegen den heftigsten Widerstand des Denkmalamtes” abgerissen. Das Palais Albert Rothschild in der Prinz Eugen-Straße 22-24 galt nach der Neuen Hofburg als größtes und bedeutendstes Palais des Wiener Historismus und wurde im 2. Weltkrieg kaum beschädigt, trotzdem wurde es von der Arbeiterkammer abgerissen (heute steht das Gebäude der Arbeiterkammer selbst unter Denkmalschutz; 1957 bis 1960 von Franz Mörth erbaut; vgl. Denkmalliste Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Wien/Wieden). Das etwas stärker beschädigte Palais Nathaniel Rotschild gleich ums Eck in der Theresianumgasse 16-18 wurde ebenso abgerissen. Laut Sandgruber rechtfertigt die Arbeiterkammer den Abriss der beiden Palais in einer kleinen Dauerausstellung “wahrheitswidrig mit der Baufälligkeit der Palais”. Weiterlesen im Standard-Artikel: https://www.derstandard.at/story/2000114301666/das-verdraengte-erbe-der-wiener-rothschilds (Artikel: “Das verdrängte Erbe der Wiener Rothschilds. Für Stadtrat Hacker war die Restitutions- und NS-Politik der Stadt Wien verantwortungsvoll und vorbildlich. Doch man möchte ihm zurufen: Lernen Sie Geschichte!”. Roman Sandgruber ist auch Autor des Buches “Rothschild. Glanz und Untergang des Wiener Welthauses”, Molden-Verlag, 2018).) +++ Im zweiten Standard-Artikel beschreibt Olga Kronsteiner den Umgang der Behörden mit Nathaniel Rothschilds Kunstsammlung nach 1945 als beschämend. Weiterlesen im Standard-Artikel: https://www.derstandard.at/story/2000114295661/als-maezen-unterstuetzte-nathaniel-rothschild-den-ankauf-der-benin-bronzen (Artikel: “Kunstmarkt: Als Mäzen unterstützte Nathaniel Rothschild den Ankauf der Benin-Bronzen. Der Umgang der Nationalsozialisten mit Nathaniel Rothschilds Kunstsammlung war skrupellos, jener der Behörden nach 1945 beschämend”).

Rothschild-Palais, Wikipedia-Links:
– Das Palais Albert Rothschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Albert_Rothschild
– Das Palais Nathaniel Rotschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Nathaniel_Rothschild

Buchtipps:
Edgard Haider, Verlorenes Wien. Adelspaläste vergangener Tage. Böhlau, Wien-Köln-Graz 1984 (auf Seite 140 bis 152 die beiden Palais samt Ausstattung ausführlich beschrieben und bebildert; Buch vergriffen)
Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy, Stadtbildverluste Wien. Ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte. 3. Auflage. LIT Verlag, Münster 2005

Palais Rothschild (Wien): Ohne große Schäden 1955 gesprengt

Das Palais Albert Rothschild in der Prinz Eugen-Straße 22-24 im 4. Wiener Bezirk Wieden galt als eines der größten und bedeutendsten Palais des Wiener Historismus und wurde im 2. Weltkrieg kaum beschädigt, trotzdem wurde es für den Neubau der Arbeiterkammer abgerissen (heute steht das Gebäude der Arbeiterkammer selbst unter Denkmalschutz; 1957 bis 1960 von Franz Mörth erbaut (vgl. Denkmalliste Wikipedia). Der im Stil der französischen Neorenaissance gehaltene Palais zeichnete sich durch ein besonders eindrucksvolles Stiegenhaus aus, an den Wänden befanden sich wertvolle Gobelins, im Ballsaal und den Salons gab es Deckengemälde von Jean de Witt und Giovanni Battista Tiepolo, die Einrichtung war im Louis XVI-Stil gehalten. Das etwas stärker beschädigte Palais Nathaniel Rotschild gleich ums Eck in der Theresianumgasse 16-18 wurde ebenso abgerissen. Die beiden Palais wurde in den 1950er-Jahren laut dem Wirtschaftshistoriker Roman Sandgruber “gegen den heftigsten Widerstand des Denkmalamtes” abgerissen. Laut Sandgruber rechtfertigt die Arbeiterkammer den Abriss der beiden Palais in einer kleinen Dauerausstellung “wahrheitswidrig mit der Baufälligkeit der Palais” (vgl. Standard-Artikel (9.2.2020), “Das verdrängte Erbe der Wiener Rothschilds). In der ORF-Serie “Verlorenes Erbe” wird berichtet, dass die Ausstattung des Speisesaals 1954 abgebaut und um 6.000 Schilling versteigert wurde. Sie befindet sich heute in der Tanzschule Strobl  in Wien-Hernals (der Kalvarienberggasse 28a). In der NS-Zeit wurde der Besitzer Louis Nathaniel von Rothschild verhaftet und enteignet, im Palais wurde die Zentralstelle für jüdische Auswanderung eingerichtet. Vom Palais aus wurde die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung vom Leiter Adolf Eichmann organisiert. In der Besatzungszeit benützte die Rote Armee das Palais als Sportstätte, danach wurde es restituiert. Die Familie Rothschild hatte kein Interesse mehr nach Österreich zurückzukehren und verkaufte es an die Arbeiterkammer. Die Sprengung des Palais erfolgte am 15. Jänner 1955. Die Kunsthistorikerin Ursula Arendt, der Historiker Georg Gaugusch sowie die Immobiliensachverständige Margret Funk kommen im ORF-Beitrag zu Wort. ORF-FERNSEHBERICHT ZUM NACHSEHEN (5 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14073790/Palais-Rothschild-Der-Gipfel-der-Pracht/14807954 (3.12.2020, ORF 2 – Studio 2: “Palais Rothschild: ‘Der Gipfel der Pracht'”)

Palais Rothschild, Gartenseite, Wien

Die Gartenseite des Palais Albert Rothschild, Foto aus dem Buch: Paul Kortz, Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts – Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung (2. Band) 1906, gemeinfrei

Älterer iD-Bericht

9.2.2020, Wiener Palais abgerissen, Kunstsammlung verstreut – die Familie Rothschild nach dem 2. Weltkrieg 
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/wiener-palais-abgerissen-kunstsammlung-verstreut-die-familie-rothschild-nach-2-weltkrieg

Rothschild-Palais, Wikipedia-Links:
– Das Palais Albert Rothschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Albert_Rothschild
– Das Palais Nathaniel Rotschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Nathaniel_Rothschild

Buchtipps:
Edgard Haider, Verlorenes Wien. Adelspaläste vergangener Tage. Böhlau, Wien-Köln-Graz 1984 (auf Seite 140 bis 152 die beiden Palais samt Ausstattung ausführlich beschrieben und bebildert; Buch vergriffen)
Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy, Stadtbildverluste Wien. Ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte. 3. Auflage. LIT Verlag, Münster 2005
Roman Sandgruber, “Rothschild. Glanz und Untergang des Wiener Welthauses”, Molden-Verlag, 2018

Kundgebung Rettung Monturdepot Hofburg Wien (Mi., 25.09.)

Mi., 25. September 2024: Kundgebung zur Rettung des Monturdepots in der Wiener Hofburg

Am Mittwoch ab 17:30 Uhr (Fototermin 18:00 Uhr) findet die 2. Demonstration vor der Präsidentschaftskanzlei der Wiener Hofburg statt, um gegen die drohende Zerstörung des historisch einzigartigen Monturdepots aus 1908 zu protestieren, das sich im Parterre des Leopoldinischen Traktes befindet. Initiiert von der Künstlerin Raja Schwahn-Reichmann und unterstützt von der Initiative Denkmalschutz, dem Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter, werden wir uns wieder am Ballhausplatz versammeln. Auch der Denkmalbeirat, einem Expertengremium des Bundesministers für Kultur in Belangen des Denkmalschutzes, streicht die einzigartige Bedeutung dieses Monturdepots hervor, es stellt ein “einzigartiges Dokument der höfischen Kultur des späten 19. Jahrhunderts” dar (siehe: Wahrnehmungsbericht des Denkmalbeirates vom 26. Juli 2024). Das Monturdepot soll für die Sicherheitszentrale der Präsidentschaftskanzlei geopfert werden, der Umbau respektive die Zerstörung soll unmittelbar bevorstehen, obwohl das Bundesdenkmalamt noch am 12. September mündlich mitteilte, dass nicht einmal ein Antrag auf Veränderung der Denkmalanlage der Wiener Hofburg gestellt wurde (die Verändung entspräche der Zerstörung des Monturdepots).

Treffpunkt: ab 17:30 Uhr, Fototermin: 18:00 Uhr (bis 19:00 Uhr), Ballhausplatz 1 (vor der Präsidentschaftskanzlei), 1010 Wien

Vgl. Bericht über die 1. Demonstration (4. September 2024), dort viele weitere Infos zum Monturdepot: https://www.initiative-denkmalschutz.at/startseite/initiative-denkmalschutz-kundgebung-zur-rettung-des-monturdepots-in-der-hofburg/

Rückfragen:

Raja Schwahn-Reichmann, tel.: 0676 / 495 31 33 (https://rajaschwahnreichmann.at)
Markus Landerer, Initiative Denkmalschutz, tel.: 0699 / 1024 4216 (www.idms.at)