Beiträge

Girardihaus (Graz): Auftrag für Abriss trotz Denkmalschutz!

Laut aktuellen Medienberichten hat die Stadt Graz einen “Beseitigungsauftrag” für das denkmalgeschützte Girardihaus in der Leonhardstraße 28 (2. Grazer Bezirk St. Leonhard) erlassen (Google Maps). Das ist deswegen besonders brisant, weil bei einem Abbruchauftrag (§ 39 Abs. 6 Steiermärkisches Baugesetz) – zum Unterschied einer Abbruchbewilligung (§ 32) – der Eigentümer zum Abriss verpflichtet wird! Doch noch steht das Bundesdenkmalamt dem entgegen, da es gleichzeitig auch das Denkmalschutzgesetz zu beachten gilt. Solange das Denkmalamt dem Abbruch nicht zustimmt oder alternativ kein “Gefahr im Verzug” festgestellt wird, wäre ein Abbruch rechtswidrig (vgl. § 5 Abs. 1 Denkmalschutzgesetz). Das Gutachten, das zu dem Bescheid der Stadt Graz führte, wurde vor allem vom Verein „Rettet das Girardihaus“ heftig bekämpft. Bereits im November hatte der Verein angekündigt, eine Anzeige im Grazer Bauamt und beim Bundesdenkmalamt zu erstatten, weil damals die Türen und Fenster sperrangelweit offen standen und somit die große Gefahr bestand, dass Regen und Kälte den Verfall des „Girardihauses“ beschleunigen könnten. Grünen-Klubchef Karl Dreisiebner warnt vor einem zweiten Fall Kommod-Haus, denn mit den gleichen Vorzeichen (Abbruchauftrag) wurde 2003 dieses damals denkmalgeschützte Innenstadthaus (Burggasse 15, Ecke Einspinnergasse) unter heftigem Bürgerprotest abgerissen. Und KPÖ-Gemeinderätin Christine Braunersreuther wirft der Politik (ÖVP und FPÖ) untätiges Zuschauen vor. Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) hat jetzt angekündigt, einen mutwilligen Verfall nicht dulden zu wollen und auch Vizebürgermeister Mario Eustacchio (FPÖ) – politisch zuständig für das Bauamt – betont, dass “der Abbruchbescheid [gemeint wohl der Beseitigungsauftrag!?] durch die Behörde im Vorfeld rechtlich notwendig war, um nicht in Gefahr zu kommen einen Amtsmissbrauch zu begehen.” Bereits 2017 hat die Altstadtkommission beteuert, sehr entgegenkommend gewesen zu sein, man habe das Objekt sogar aus der Schutzzone herausgenommen, es also als nicht mehr schützenswert im Altstadtensemble bewertet (vgl. Standard-Artikel (27.8.2017): “Ein Geburtshaus und Ex-Beisl mit ungewisser Zukunft in Graz”).  Jetzt verhandeln die Stadt Graz gemeinsam mit Christian Brugger, Abteilungsleiter des Bundesdenkmalamts Steiermark um einen endgültigen Abriss abzuwenden. GRAZER-ARTIKEL WEITERLESEN: https://grazer.at/de/Kuhwy6sh/beseitigungsauftrag-fuer-girardihaus-stadt-graz-in (3.12.2020, “Beseitigungsauftrag für Girardihaus: Stadt Graz in Verhandlungen mit Eigentümer”) sowie GRAZER-ARTIKEL: https://grazer.at/de/x8I8JYtM/grazer-girardihaus-verfallen-lassen-wird-die-stadt (22.11.2020: “Grazer Girardihaus: Verfallen-Lassen wird die Stadt nicht dulden!”) +++ Weitere Medienberichte in “Kleine Zeitung” (Bezahlschranke): “Showdown zum 170. Geburtstag: Girardihaus: Behörde verfügt die Beseitigung” (3.12.2020, Kleine Zeitung): https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/5906513/Showdown-zum-170-Geburtstag_Girardihaus_Behoerde-verfuegt-die; “Polit-Reaktionen: Girardi-Haus: “Ein zweites Kommod verhindern” (3.12.2020, Kleine Zeitung): https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/5906697/PolitReaktionen_GirardiHaus_Ein-zweites-Kommod-verhindern;“Kommentar: Es ist Zeit, aufeinander zuzugehen – und das Girardihaus zu retten” (3.12.2020, Kleine Zeitung): https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/5906763/Kommentar_Es-ist-Zeit-aufeinander-zuzugehen-und-das-Girardihaus; “Breite Front für Rettung: Jetzt kämpft auch Schauspiel-Legende Heltau fürs Girardi-Haus” (4.12.2020, Kleine Zeitung): https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/5906781/Breite-Front-fuer-Rettung_Jetzt-kaempft-auch-SchauspielLegende

Politische Reaktionen:

4.12.2020, Tagesstimme: FPÖ Graz will Girardihaus vor Abriss bewahren:
https://www.tagesstimme.com/2020/12/04/fpoe-graz-will-girardihaus-vor-abriss-bewahren

3.12.2020, KPÖ: Girardihaus: Rathauskoalition hat Verfall sehenden Auges geduldet!
https://www.kpoe-graz.at/girardihaus-rathauskoalition-hat-verfall-sehenden-auges-geduldet.phtml

Ältere iD-Berichte:

3.8.2020, Girardihaus (Graz): Aktivisten besetzen gefährdetes Altstadthaus
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/girardihaus-graz-aktivisten-besetzen-gefaehrdetes-altstadthaus

12. Juni 2020, Girardihaus (Graz): Trotz Denkmalschutz nicht ‘schützenswert’?
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/girardihaus-graz-trotz-denkmalschutz-nicht-schuetzenswert

Linktipps:

Verein “Rettet das Girardihaus”: http://www.girardihaus.at
Das Girardihaus auf Baugeschichte.at: https://baugeschichte.at/Leonhardstra%C3%9Fe_28

Kommod-Haus (2003 abgerissen):
– auf Baugeschichte.at: https://baugeschichte.at/Burggasse_15
– auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kommod-Haus

Gmunden (OÖ): Kösslmühle Abriss 2020 – Filmdoku erinnert

Die alte Kösslmühle in Gmunden am Traunsee (Salzkammergut) wurde im Dezember 2020 abgerissen, dort soll jetzt ein Neubau mit 20 Wohnungen entstehen (Eigentümer: Maximilianhof Immobilien GmbH). Ursprünglich hieß dieses Gebäude nahe der Traunbrücke „Mühle an der Achleiten“, später „Bürgerspitalmühle“ und „Spitalmühle“. Erbaut wurde das Gebäude 1354 im Auftrag des benachbarten Bürgerspitals. Die Bezeichnung Kösslmühle erhielt sie im 17. Jh.. Viele Bürger und Denkmalschützer betrauerten den Abriss des markant am Traunufer gelegenen, bis ins Mittelalter zurückreichende Gebäude in der Kösslmühlgasse 7. Jetzt wurde der Kösslmühle vom Musealverein Gmunden posthum ein filmisches Denkmal gesetzt (8-minütige Filmdoku). Der Obmann des Musealvereins Gmunden, August Mayer, sowie der Lokalhistoriker Holger Höllwerth kommen zu Wort, berichten über die Geschichte, Bedeutung und den Abriss. Bereits im August 2017 verfügte der Bürgermeister einen Baustopp, da ein Teil der Giebelwand des verfallenen Kösslmühle entfernt wurde, es lag nämlich keine Abbruchgenehmigung vor. Die Eigentümer erklärten des Fehlen des Giebelwandteiles mit einem Unfall: Ein Nusbaum sie zuvor bei einem Sturm auf das Dach gefallen, und bei der Beseitigung des Baumes hat sich auch der Giebelteil gelöst. Das Loch wurde dann provisorisch zugemacht. Im Laufe des Novembers hörte man immer öfter von Seiten der Stadt, dass durch Befragungen und Fotos ein Unfall eher ausgeschlossen wird, die Bezirkshauptmannschaft Gmunden hatte Ermittlungen eingeleitet. Bereits 2015 hat der Bürgermeister einem überdimensionierten Neubau einer Seniorenresidenz Kösslmühle einen Riegel vorgeschoben und verlangte: Wir wollen keine weiteren Bausünden. Eine Umwidmung gibt es nur, wenn das Projekt verkleinert wird.”  Daher bildete sich im Herbst 2016 eine Bürgerinitiative zur „Rettung der Kösslmühle“ (Komitee Erhaltung Kösslmühle) mit der Forderung, das Gebäude solle erhalten bleiben, es sei wesentlich für das Ortsbild, inbesondere wenn man von der Traunbrücke blickt. Im Herbst 2016 wurde zumindest soweit eingelenkt, dass keine überdimensionierte Seniorenresidenz erbaut werden soll, sondern nur ein nicht ganz so großer Neubau mit 20 Wohnungen. 1935 hatte die Oberösterreichische Kraftwerke AG (kurz OKA) erworben und 1954 einer recht sensiblen Renovierung unterzogen. Die Renovierung leitete der denkmalpflegerisch erfahrene Architekt Franz König. Es wurden z.B. Fragmente eines Sonnenuhrfreskos aus der Mitte des 17. Jh. unter dem Putz gefunden und rekonstruiert. Als sich der Abriss abzeichnete, hat sich der Obmann des Musealvereins, August Mayer, in der Generalversammlung 2019 auf ein gotisches Fenster in der Kösslmühle hingewiesen. Auch angemerkt wurde, dass dieses Haus nicht unter Denkmalschutz steht, sodass gegen den Abriss und Neubau nur sehr wenig vom Gestaltungsbeirat der Stadtgemeine getan werden konnte.

Filmdoku: “Kösslmühle 2020 Gmunden” (8 min; 13.4.2021): https://www.youtube.com/watch?v=tYdFXLyNkdM

Ehem. Bürgerinitiative “Kösslmühlkomitee”: http://www.koesslmuehlkomitee.at

Friedrich Idam (Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Denkmalschutz, Ortsbildpflege, Revitalisierung und Renovierung alter Bausubstanz (u.a.)): BEFUND UND PRIVATGUTACHTEN zur Denkmalwürdigkeit der Kößlmühle in Gmunden und deren Bedeutung im Ensemble der Traunuferverbauung und für das Orts- und Landschaftsbild vom 7. März 2017 (Auftraggeber: Komitee Erhaltung Kößlmühle): http://www.koesslmuehlkomitee.at/unterseite-2.html

Gmundens Schätze: Kösslmühle: https://www.gmundens-schaetze.at/koesslmuehle.html

Geschichte der Kösslmühle: http://www.koesslmuehlkomitee.at/unterseite-3.html sowie http://www.gmundner-musealverein.at/denkmalgeschuetzte-objekte.html

Kösslmühle, Sonnenuhr, Gmunden / OÖ

Die ursprünglich aus der Mitte des 17. Jh. stammende Sonnenuhr (1954 erneuert), Foto: Jän. 2012, (c) Pendragon, CC BY-SA 3.0, Wikipedia

Berichte in Medien (u.a.):

22. April 2021, Oberösterreichische Nachrichten
Der Musealverein Gmunden hat der abgerissenen Kösslmühle ein kurzes aber sehenswertes Filmdenkmal gesetzt: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/filmdokumentation-ueber-die-koesslmuehle;art71,3387492

21. April 2021, MeinBezirk
“Erinnerung an Gebäude erhalten”: Video über die spannende Geschichte der Kösslmühle: https://www.meinbezirk.at/salzkammergut/c-lokales/video-ueber-die-spannende-geschichte-der-koesslmuehle_a4591121

20. April 2021, Tips
Film dokumentiert die Geschichte der Kösslmühle. Die Kösslmühle wurde im Vorjahr abgerissen. In Zusammenarbeit mit dem Musealverein Gmunden hat der Filmemacher Ernst Spiessberger nun eine kurze Video-Dokumentation geschaffen: https://www.tips.at/nachrichten/gmunden/land-leute/531755-film-dokumentiert-die-geschichte-der-koesslmuehle

24. Oktober 2019, Oberösterreichische Nachrichten
Gmunden erteilt Baubewilligung für neue Kösslmühle. Lange umstritten: Ab Mitte nachsten Jahres entstehen 16 neue Wohnungen an der Traun: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/gmunden-erteilt-baubewilligung-fuer-neue-koesslmuehle;art71,3178978

13. Dezember 2017, Oberösterreichische Nachrichten
Umstrittenes Wohnbauprojekt Kösslmühle nahm die größte Hürde. Im fünften Anlauf bekam das umstrittene Wohnbauprojekt am Gmundner Traunufer den Segen des unabhängigen Expertengremiums. Um diese Zustimmung zu erhalten, mussten die Investoren das Bauvorhaben aber spürbar verkleinern: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/Umstrittenes-Wohnbauprojekt-Koesslmuehle-nahm-die-groesste-Huerde;art71,2759967

11. Dezember 2017, Oberösterreichische Nachrichten
Lostage für umstrittenes Bauprojekt in Gmunden. Morgen entscheidet der Gestaltungsbeirat, ob das umstrittene Bauprojekt am Gmundner Traunufer verwirklicht werden kann. Kritiker haben nicht nur architektonische Einwände. Sie befürchten auch, dass die Traunpromenade während der Bauzeit gesperrt werden könnte: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/Lostage-fuer-umstrittenes-Bauprojekt-in-Gmunden;art71,2757532

22. November 2017, Krone
Gmundner Kösslmühle: Fassaden-Loch ist für Stadt “eher kein” Unfall. Im August 2017 wurde die Kösslmühle – ein markantes Gebäude in Gmunden – massiv beschädigt. Bei Arbeiten am Dach brach ein Stück Fassade heraus. Die Stadt glaubt inzwischen, dass das mit Absicht passiert sein könnte, die Ermittlungen laufen aber noch: https://www.krone.at/600810

11. September 2017, Oberösterreichische Nachrichten
Leserbrief (August Mayer): Kößlmühle – quo vadis? Gmunden gehört zu den historischen Städten, daher muss sich die Stadtgemeinde Gmunden für den Erhalt des historischen Stadtbildes einsetzen: https://www.nachrichten.at/meinung/leserbriefe/Koesslmuehle-quo-vadis;art11086,2674857

10. August 2017, Oberösterreichische Nachrichten
Abrissarbeiten an der Kösslmühle lösen Proteste aus. VP-Bürgermeister Stefan Krapf schickte heute die Polizei an die Traun, um Abrissarbeiten an der Kösslmühle zu stoppen. Deren Besitzer beteuern, sie hätten nur versucht, einen umgestürzten Baum vom Dach zu entfernen: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/Abrissarbeiten-an-der-Koesslmuehle-loesen-Proteste-aus;art71,2647261

10. August 2017, ORF
Aufregung um altes Gebäude in Gmunden. In Gmunden ist am Donnerstag Aufregung um ein altes Gebäude nahe der Traunbrücke ausgebrochen. Von Abrissarbeiten an der sogenannten „Kösslmühle“ war die Rede. Der Gebäudebesitzer stellte klar, lediglich ein Baum wurde entfernt: https://ooe.orf.at/v2/news/stories/2859874

10. August 2017, Krone
Aufregung um Loch in Kösslmühle-Fassade. Einen Baustopp verordnete Gmundens Stadtchef Stefan Krapf, als er gestern, Donnerstag, von angeblichen Abrissarbeiten an der historischen Kösslmühle erfahren hat. Ein Anrainer hatte Alarm geschlagen, die Hauseigentümer sprechen von einem Unfall: Die Fassade sei bei der Entfernung eines Baums beschädigt worden: https://www.krone.at/582951

10. August 2017, Tips
Kösslmühle erneut in Diskussion. Die Diskussion rund um die „Kösslmühle“ an der Traun ist um eine Facette reicher: Bei Arbeiten an dem markanten Gebäude, an dessen Stelle die Eigentümer einen – heftig diskutierten – Neubau errichten wollen, wurde ein Teil der Giebelwand entfernt: https://www.tips.at/nachrichten/gmunden/land-leute/400311-koesslmuehle-erneut-in-diskussion

20. Dezember 2016, Grüne
Die Kösslmühle. Otto Kienesberger – Dieses Bauvorhaben ist derzeit in aller Munde: https://bezirkgmunden.gruene.at/themen/demokratie-kontrolle/die-koesslmuehle

10. November 2016, Oberösterreichische Nachrichten
Von sieben Bauprojekten wurde bloß eines uneingeschränkt durchgewunken. Gmundner Gestaltungsbeirat tagte öffentlich im Rathaus unter großem Zuhörerinteresse: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/Von-sieben-Bauprojekten-wurde-bloss-eines-uneingeschraenkt-durchgewunken;art71,2398106

31. Oktober 2016, Tips
Gmundner Grüne über ÖVP empört. Kurz vor der Gemeinderatswahl im Herbst 2015 hatte sich die ÖVP nach zuvoriger positiver Stellungnahme vom „Seniorenresidenz“ anstelle der Kösslmühle distanziert. Dass sich die ÖVP und Bürgermeister Stefan Krapf (…) aufgrund der Größe und architektonischen Gestaltung gegen ein Umwidmungsverfahren ausgesprochen hätten, sei jedoch schlichtweg falsch, sagt Grün-Mandatar Otto Kienesberger: https://www.tips.at/nachrichten/gmunden/wirtschaft-politik/375763-gmundner-gruene-ueber-oevp-empoert

31. Oktober 2016, gmundl – Der Gmunden-Blog ‘Zivilgesellschaft von der Wahrheit zur Satire
Kösslmühle – Das Manifest: https://gmundl.com/2016/11/11/koesslmuehle-das-manifest

16. September 2016, Oberösterreichische Nachrichten
Neue Pläne für Gmundner Kösslmühle. Keine Seniorenresidenz, kein Flüchtlingsheim entsteht, sondern Haus mit 20 Wohnungen: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/Neue-Plaene-fuer-Gmundner-Koesslmuehle;art71,2347478

22. April 2016, Oberösterreichische Nachrichten
Kösslmühle-Investoren zeigen sich kompromissbereit. Man könne sich vorstellen, die Pläne der Seniorenresidenz abzuspecken, und ist für Gespräche bereit: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/Koesslmuehle-Investoren-zeigen-sich-kompromissbereit;art71,2212568

19. April 2016, Oberösterreichische Nachrichten
Investoren drohen: “Bauerlaubnis oder 150 Flüchtlinge”. Aus der Kösslmühle im Stadtzentrum soll ein Verteilungszentrum des Bundes werden: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/Investoren-drohen-Bauerlaubnis-oder-150-Fluechtlinge;art71,2208295

18. April 2016, Tips
Massive Bedenken gegen ein mögliches Verteilungsquartier für Flüchtlinge in der „Kösslmühle“: https://www.tips.at/nachrichten/gmunden/wirtschaft-politik/342763-massive-bedenken-gegen-ein-moegliches-verteilungsquartier-fuer-fluechtlinge-in-der-koesslmuehle

16. Juni 2015, Oberösterreichische Nachrichten
Notbremse: “Wir wollen keine weiteren Bausünden”. Kösslmühle: Gmundens VP-Bürgermeister Stefan Krapf verlangt von den Investoren eine Überarbeitung ihrer Pläne: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/Notbremse-Wir-wollen-keine-weiteren-Bausuenden;art71,1854748

Schwaz (Tirol): Clemens Holzmeister-Brücke wird abgerissen

Die denkmalgeschützte Innbrücke in der Stadt Schwaz, 1927/28 nach einem Entwurf des berühmten Architekten Clemens Holzmeister erbaut, wird im Herbst 2023 wegen des Hochwasserschutzes abgerissen. Hauptgrund für den Abriss ist die – wegen zu geringer Durchflusshöhe – die Verklausungsgefahr bei Hochwasser, das Denkmalamt jetzt seine Zustimmung für die (per Verordnung) unter Denkmalschutz stehende Steinbrücke gegeben. Im Gegenzug gibt das Bundesdenkmalamt Auflagen für den Neubau der Brücke. “Die Idee des Architekten Clemens Holzmeister soll im Entwurf der neuen Brücke wieder aufgegriffen werden, heißt es im ORF-Bericht. Ursprünglich wollte das Denkmalamt die Brücke erhalten. Die Stadt Schwaz berät sich nun gemeinsam mit dem Stadt- und Ortsbildschutz über den Neubau. ORF-Bericht lesen: https://tirol.orf.at/stories/3132818 (6.12.2021, “Steinbrücke in Schwaz wird abgerissen”)

Innbrücke-Beschreibung (Achleitner): “Entwurf: Tiroler Landesbauamt, Architektonische Gestaltung: Clemens Holzmeister, Ausführung: Mayreder, Kraus & Co., 1927-29. Bemerkenswert bei der Schwazer Brücke ist, daß ihr technischer Entwurf nach dem architektonischen von Holzmeister verfaßt wurde. Das Tragwerk ist aus Plattenbalken-Gelenkträgern über zwei Flußpfeilern, volle Stahlbetonbrüstung. Lichte Weite 84 m (25,50 + 33,80 + 25,50).” Zitat aus: Friedrich Achleitner, “Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert” (Band I, Salzburg und Wien 1980, Seite 336)

Steinbrücke / “Clemens Holzmeister-Brücke” auf der Website der Stadtgemeinde Schwaz: https://qr.schwaz.at/brueckenverzeichnis/steinbruecke und in der Denkmalliste Schwaz (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Schwaz

Älterer iD-Bericht:

28. Juni 2020: Schwaz (Tirol): Abrissgefahr für denkmalgeschützte Innbrücke: https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/schwaz-tirol-abrissgefahr-fuer-denkmalgeschuetzte-innbruecke

Krankenhaus Hietzing (Wien): Stellungnahme zum Planentwurf 8398 – Abriss Pavillon 2

Initiative Denkmalschutz, 3. Oktober 2024

Stellungnahme zum Planentwurf 8398 – Krankenhaus Hietzing (ehem. Krankenhaus Lainz) – Abriss Pavillon 2

Für das Gebiet zwischen Wolkersbergenstraße, Hochmaisgasse, Lynkeusgasse, Linienzug 1-2, Hermesstraße und Linienzug 3-12 im 13. Bezirk, Katastralgemeinde Lainz und Speising

Öffentliche Auflage 22. August 2024 bis 3. Oktober 2024

Einleitung: Grundsätzlich wird im Sinne der Erhaltung des örtlichen Stadtbildes und der Altstadterhaltung, also zur Gewährleistung des Bestandes, eine bestandsgenaue Widmung für die historisch wertvollen Objekte im Plangebiet sowohl in der Höhenentwicklung, als auch hinsichtlich der bebaubaren Fläche vorgeschlagen. Ebenso möge die Anzahl der Hauptgeschoße mit einer besonderen Bestimmung (BB) exakt dem Bestand angepasst werden. Durch diese Maßnahme – und durch die Festsetzung einer Schutzzone – wird am ehesten der Anreiz für Abbruch und Neubau vermieden.

Die Stellungnahme im Detail:

Das Krankenhaus Hietzing wurde in neoklassizistischen Formen 1908-1913 als Kaiser-Jubiläums-Spital der Gemeinde Wien nach Plänen von Johann Nepomuk Scheiringer erbaut (Bauleitung Josef Klingsbigl) und in der Zwischenkriegszeit um den Tuberkulosepavillon, Pavillon 8, erweitert.

Unser Verein Initiative Denkmalschutz kann [in] keiner Weise nachvollziehen, warum der Pavillon 2 (Hermesstraße 2) abgerissen werden soll. Es gab Alternativplanungen auch im Realisierungswettbewerb, bei denen der historische Pavillon erhalten geblieben wäre (vgl. Soyka/Silber/Soyka, siehe: https://architekt.at/projekte/klinik-hietzing). Es hätte unserer Meinung nach die Vorgabe geben müssen, dass auch der Pavillon 2 zu erhalten sei. Für uns ist in keiner Weise nachvollziehbar, wieso der Pavillon 2, der spiegelgleich zum Pavillon 6/7 situiert ist und eine Einheit mit den anderen Pavillons (Pavillon 3-5 und Direktionsgebäude) um den Garten bildet, zum Abriss freigegeben wird. Im Dehio-Handbuch (Hrsg. Bundesdenkmalamt) wird der Pavillon 2 zusammen mit dem gegenüberliegenden und als erhaltenswert eingestuften Pavillon 6/7 folgendermaßen beschrieben: „Die den Park begrenzenden 3geschossigen Gebäude als Doppelflügelanlagen ausgebildet, mit abwechslungsreicher Gliederung durch Risalite (gestuft, an den Seitenfronten polygonal, von Dreieck- oder Segmentgiebeln überfangen) und Putzfelder; reliefierte Profilportraits berühmter Ärzte zwischen den Genien mit Atrributen der Medizin; Portale mit Vordächern auf toskanischen kannelierten Säulen, darüber Sprenggiebel mit Maskenreliefs.“ Der Pavillon 2 ist nicht so überformt (wie im STEK-Bericht aus 2022 auf Seite 9 behauptet: https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/pdf/stek-klinik-hietzing.pdf), dass er nicht mehr erhaltenswert wäre (War das wirklich die Stellungnahme der für Schutzzonen zuständigen Magistratsabteilung 19? Wir bezweifeln das stark). Umso mehr kritisiert unser Verein, dass der Motivenbericht der Magistratsabteilung 19 wieder einmal im Dunkeln bleibt. Im Erläuterungsbericht auf Seite 18 heißt es lediglich: „Diese [Schutzzone] soll basierend auf Untersuchungen der Magistratsabteilung 19 – Stadtgestaltung und Architektur – den genannten Gebäudebestand und Garten- und Parkanlagen am historischen Areal umfassen.“ Die architektonische Beurteilung der technischen Infrastruktur mit der Küchen- und Heizzentrale (Kesselhaus) im Zwickel Hermesstraße/Wolkersbergenstraße [die ebenso abgerissen werden soll] bleibt ebenso im Dunkeln.

Krankenhaus Hietzing

Krankenhaus Hietzing, technische Infrastruktur (Küche mit Kesselhaus), Foto: Nov. 2023, (c) Markus Landerer / Initiative Denkmalschutz

Auch die Behauptung im Umweltbericht unter Punkt 5.2. (“Voraussichtliche Entwicklung des Umweltzustandes im Plangebiet bei Nichtdurchführung des vorliegenden Plans (Nullvariante)”): “Auch käme es nicht zur Ausweisung einer Schutzzone, um, ergänzend zu den Auflagen des Denkmalschutzes für einzelne Bestandsgebäude, das baukulturell bedeutsame Ensemble einschließlich der milieuprägenden Grünräume vor Abbruch oder Überformung in geeigneter Form zu schützen.” kann nicht nachvollzogen werden. Seit der Bauordnungsnovelle 2018 sind grundsätzlich auch Bauwerke, die vor 1945 errichtet wurden und als erhaltenswert eingestuft werden, vor Abbrüchen geschützt. Wie man also die Behauptung aufstellen kann, dass Gebäude ohne Schutzzonenausweisung vom Abbruch bedroht wären, ist für uns nicht nachvollziehbar (oder will man damit ausdrücken, dass die Bauordnungsnovelle 2018 für Bauten vor 1945, die nicht in einer Schutzzone liegen, doch keinen Schutz gebracht hat?).

Da bereits spätestens im Beschluss der Stadtentwicklungskommission (63. STEK-Bericht vom 13.12.2022: https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/pdf/stek-klinik-hietzing.pdf) die Weichen für den Abriss des Pavillon 2 gestellt wurden (und ein mehrstufiger Wettbewerb bereits abgeschlossen ist, siehe „Realisierungswettbewerb Klinik Hietzing – Gesamtentwicklung“: https://www.next-pm.at/wettbewerbe/ausstellungen/klinik_hietzing), erscheint hier die Abgabe einer Stellungnahme zur Umwidmung reine Makulatur und wohl absolut sinnlos zu sein. Hier hätte der Gesetzgeber in der „Bauordnung für Wien“ bereits vor dem Umwidmungsverfahren die formale Möglichkeit zur Abgabe einer Stellungnahme einfügen müssen (im Sinne eines formalen “Anhörungsrechts” und nicht nur durch informelle Informationskanäle und -veranstaltungen). Unser Verein Initiative Denkmalschutz gibt trotz allem eine Stellungnahme ab, um damit gleichzeitig diese Unsitte der Stadt Wien aufzuzeigen, erst so spät die Bürger:innen formal in die Stadtplanung/Stadtentwicklung einzubinden.

Abschließend wird nachdrücklich vorgeschlagen, für die Schutzzone die entsprechenden Architekturteile in einen Katalog nach § 7 (4) Wiener Bauordnung aufzunehmen, sodass auch diese einen rechtsverbindlichen Bestandteil des Bebauungsplanes bilden.

PS: Aus Denkmalschutzsicht bemerkenswert ist auch, dass das Bundesdenkmalamt erst in der 2. Nachtragsverordnung (15. Dezember 2009), also ganz kurz vor Auslaufen der Bestimmung § 2 Denkmalschutzgesetz („Vorläufige Unterschutzstellung kraft gesetzlicher Vermutung“) am 31. Dezember 2009, das Krankhaus Hietzing (hier bezeichnet als „Anlage Krankenhaus der Stadt Wien Lainz“) in den § 2a Denkmalschutzgesetz („Vorläufige Unterschutzstellung durch Verordnung“) aufgenommen hat: „Verwaltungsgebäude (Direktion, A-, B-Gebäude), ehem. Schwesternheim (Pavillon IV), ehem. Tuberkulosepavillon (Pavillon VIII), Rolandsbrunnen, Umfriedung, gestaltete Freiflächen.“
(siehe: 2. Nachtragsverordnung auf der Website des Bundesdenkmalamtes: https://www.bda.gv.at/dam/jcr:0b83ffcf-353a-4b4e-bcf4-10f1f27e49bb/Nachtragsverordnung_II.pdf)

Markus Landerer und Dr. Gerhard Hertenberger, im Namen der
Initiative Denkmalschutz, Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
Fuchsthallergasse 11/5, 1090 Wien, Österreich
email:
ZVR-Nr.: 049832110

Literatur:

Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs (Topographisches Denkmälerinventar, Hrsg. Bundesdenkmalamt), Band: Wien X. Bis XIX. Und XXI. Bis XXIII. Bezirk, Wien, 1996, S. 181 ff.

Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band III/2: Wien 13.-18. Bezirk, Salzburg und Wien 1995, Seite 19

 

Weitere Infos:

Stadt Wien: Klinik Hietzing Neu – Modernisierung der Gesundheitseinrichtung: https://www.wien.gv.at/stadtplanung/klinik-hietzing-neu

 

Historische AKH-Kliniken: Petition gegen Abriss hat erforderliche Unterschriften erreicht

Zwei historische Kliniken des Wiener Allgemeinen Krankenhauses sind vom Abriss bedroht (Lazarettgassenweg). Mit einer offiziellen Petition setzen sich WienSchauen.at, Initiative Denkmalschutz, die Österreichischen Gesellschaft für Denkmal- und Ortsbildpflege und viele Bürgerinnen und für den Erhalt der Kliniken ein. Anfang Februar 2020 wurden die erforderlichen Unterschriften erreicht (Link zur Petition). Jetzt ist das Anliegen in Bearbeitung. Sobald es Antworten der zuständigen Abteilungen gibt, wird dieser Beitrag von WienSchauen.at aktualisiert. Hier Artikel von “WienSchauen.at” weiterlesen: https://www.wienschauen.at/petition-gegen-abriss. +++ WienSchauen.at auf Facebook: https://www.facebook.com/wienschauen.

Braunau (OÖ): Hitlers Geburtshaus wird Polizeistation

Das jahrelange Ringen um die Nutzung von Hitlers Geburtshaus in Braunau am Inn hat offenbar ein Ende. Das denkmalgeschützte Altstadthaus wird zu einer Polizeistation umgebaut, teilte Innenminister Karl Nehammer heute, 2. Juni in einer Pressekonferenz mit. Das Vorarlberger Architektenbüro Marte.Marte wird die Umgestaltung des Hitler-Geburtshauses in Braunau vornehmen. Dabei wird die Fassade stark verändert und zwei Dachgiebel aufgesetzt. “Der Denkmalschutz war begeistert”, meint der Juryvorsitzend Robert Wimmer, doch das Bundesdenkmalamt wurde im Zuge des Enteignungsgesetzes “ausgeschaltet”, denn eine denkmalbehördliche Bewilligung, wenn es sich um eine Veränderung im Sinne des § 4 Denkmalschutzgesetz handelt,  ist seitdem nicht mehr nötig. (Schreiben des Bundesdenkmalamtes an die Initiative Denkmalschutz,  31. Jänner 2018). Standard-Artikel weiterlesen: https://www.derstandard.at/story/2000117838620/hitlers-geburtshaus-wird-polizeistation +++ ORF-FERNSEHBERICHT (2 min): https://tvthek.orf.at/profile/Oberoesterreich-heute/70016/Oberoesterreich-heute/14053898/Hitler-Geburtshaus-wird-umgestaltet/14707365 +++  Weitere Medienberichte: APA (Tiroler Tageszeitung), darin enthalten VIDEO DER PRESSEKONFERENZ (34 MIN): https://www.tt.com/artikel/30735084/vorarlberger-architektenbuero-baut-hitler-geburtshaus-um; ORF: https://ooe.orf.at/stories/3051404; Offizielle APA-OTS-Presseaussendung des Bundesministerium für Inneres: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200602_OTS0173 +++ APA-OTS-Presseaussendungen der INITIATIVE DENKMALSCHUTZ: “Hitlers Geburtshaus in Braunau: Initiative Denkmalschutz fordert Erhaltung des Altstadthauses statt tiefgreifende Veränderung. Keine denkmalbehördliche Bewilligung für baulichen Eingriff mehr nötig. Denkmalamt mittels Enteignungsgesetz ausgeschaltet (April 2018): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180410_OTS0006; Hitler Geburtshaus: Hohe Politik täuscht Öffentlichkeit! Enteignung als Vorwand für Zerstörung? Initiative Denkmalschutz fordert Erhalt! Nun ist es ausgesprochen: “Vollständige Beseitigung” des denkmalgeschützten Adolf Hitler Geburtshauses soll durch geplantes “Enteignungsgesetz” ermöglicht werden!” (Sept. 2016): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160919_OTS0008; Hitler Geburtshaus: Aufhebung des Denkmalschutzes durch die Hintertür? Initiative Denkmalschutz kritisiert Enteignungsgesetz. Für ein würdiges Gedenken an die schreckliche Zeit des Nationalsozialismus ist Abriss weder nötig noch richtig! (Juli 2016): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160712_OTS0014 +++ Das Hitler Geburtshaus auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf-Hitler-Geburtshaus +++ FACEBOOK-TIPP “Idea for a House of Responsibility in Braunau am Inn”: https://www.facebook.com/houseofresponsibilitybraunau

Graz (Stmk.) Burgruine Gösting: Bauzustand verschlechtert sich zusehends

“Gösting ist eine der ältesten und bedeutendsten Burgen der Steiermark und Österreichs mit umfangreicher, noch aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammender Bausubstanz” (Zitat: Burgverein). Bis 1999 kümmerte sich der älteste Burgverein von Österreich um die Erhaltung der denkmalgeschützten Burgruine Gösting (13. Grazer Bezirk). Damals wurde die Burgruine vom ‘Grafen’ Heinrich von Attems samt Wäldern und Grund an den legendären Grazer Bäcker Hubert Auer verkauft. Mit dem neuen Eigentümer konnte sich der Burgverein nie einigen und so konnte er nicht mehr die Burgruine pflegen. Der Eigentümer selbst kümmert sich nur wenig um die denkmalgeschützten Mauern. Die Burg bleibt auch bis auf Weiteres für die Öffentlichkeit geschlossen.  Es bröckelt an allen Enden, beschreibt Sepp Stieger, Obmann des Burgverein Gösting die aktuelle Situation. Die Stadt Graz verhandelt ebenso mit dem Eigentümer der Burgruine, aber bis jetzt konnte kein Einvernehmen erzielt werden. Einen Verkauf der Burgruine an die Stadt Graz könne sich der Eigentümer aber nicht vorstellen, und auch sonst scheint er keine Eile zu haben. Dem Denkmalamt sind – wie so oft – die Hände gebunden, denn der Eigentümer muss nichts unternehmen, um das denkmalgeschützte Bauwerk zu erhalten, erklärt Christian Brugger, Abteilungsleiter im Bundesdenkmalamt Steiermark. Im Denkmalschutzgesetz (DMSG) gibt es nämlich keine Erhaltungspflicht, sondern nur ein Verbot des (aktiven) Zerstörens (Vgl. § 4 DMSG). Auf der Website des Burgvereins unter “Aktuelle Situation” wird die Lage dramatisch geschildert: “Die Lage in Bezug auf die Burggebäude und ihre Erhaltung hat sich leider weiterhin nicht zum Guten entwickelt. Es besteht offensichtlich nach wie vor kein Interesse des Besitzers, die Anlage sachgerecht zu erhalten und zu pflegen (…) Die kümmerlichen ‘Reparaturen’, die bisher unter der Ägide des Eigentümers durchgeführt worden sind, haben nachweislich (laut Feststellung des Bundesdenkmalamtes) an der Burg mehr Schaden als Nutzen angerichtet. Besonders wichtige Sanierungsmaßnahmen an sehr gefährdeten Bauteilen blieben weiterhin konsequent unerledigt. (…) Besonders gefährdet sind zurzeit das Fundament des Apsidenturmes, der seit Jahren bestehende Abbruch im Bereich des Toilettendachs und die Bergfried-Basis an der Westseite sowie das Bergfried-Planum, das undicht ist.”  Der-GRAZER-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.grazer.at/de/KYBgFHs5/privatgrundstueck-burgruine-goesting-nicht-mehr bzw. UND WEITEREN Der-GRAZER-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.grazer.at/de/ZVBN8Qs0/burgruine-goesting-nur-noch-der-burgherr-kann-die +++ Weitere Medienberichte: “Für Besucher gesperrt: Streit um Ruine Gösting” (19.7.2020, ORF): https://steiermark.orf.at/stories/3058595; “Beliebtes Grazer Ausflugsziel Burgruine Gösting gesperrt”: (19.7.2020, Kurier): https://kurier.at/chronik/oesterreich/beliebtes-grazer-ausflugsziel-burgruine-goesting-gesperrt/400974035; “Burgruine Gösting gesperrt: Suche nach Lösung” (17.7.2020, Krone): https://www.krone.at/2193907; “Burgruine Gösting: Beliebtes Grazer Ausflugsziel gesperrt” (17.7.2020, k.at): https://k.at/lifestyle/burgruine-goesting-beliebtes-grazer-ausflugsziel-gesperrt/400974296 +++ Der Burgverein Gösting (offizielle Website): https://www.bvg-graz.at +++ Die Burgruine Gösting auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Burgruine_G%C3%B6sting. +++ Älterer Medienbericht: “Verfall der Burgruine Gösting: Baumaßnahmen dringend nötig” (12.1.2020, Der Grazer): https://www.grazer.at/de/yssUFWNv/verfall-der-burgruine-goesting-baumassnahmen.

Gastein (Sbg.): Garstenauer-Kugeln beschäftigen Gericht

Der Architekt Gerhard Garstenauer (1925-2016) ist ein bedeutender Vertreter des Brutalismus. Die vier metallischen Wahrzeichen in Sportgastein, auch “Garstenauer Kugeln” genannt, wurden 1972 errichtet, eine Kugel davon wurde 1993 abgebaut. Das Bundesdenkmalamt wollte im Oktober 2018 die drei erhaltenen Kugeln in Aluminium-/Glasbauweise auf Betonsockel unter Denkmalschutz stellen, doch doch die Bergbahnen haben gegen eine Kugel (bei der Talstation) Beschwerde eingereicht, weil diese schwer beschädigt ist, doch auf diese Argumentation ging das Denkmalamt nicht ein. Dies bemängelte das Bundesverwaltungsgericht im November 2019 (vgl. Bundesverwaltungsgericht-Entscheidung 18.11.2019). Daraufhin schaltete das Bundesdenkmalamt den Verwaltungsgerichtshof ein und dieser hob nun die Entscheidung der Vorinstanz auf, weil nach aktueller Rechtslage nicht der technische Zustand zu prüfen war, sondern nur die “geschichtliche, künstlerischer und kultureller Bedeutung” (gemäß § 1 Denkmalschutzgesetz). Jetzt heißt es zurück an den Start. KRONE ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.krone.at/2285218 (27.11.2020, “Gasteiner Wahrzeichen: Die Garstenauer Kugeln beschäftigen die Justiz”).

Linktipps:

Architekturzentrum Wien: Highlight: Gerhard Garstenauers Ufo am Berg. Objekt aus der Sammlung
https://www.azw.at/de/artikel/sammlung/gerhard-garstenauers-ufo-am-berg

22.01.2014, KooperativerRaum.at ArchitekturStadtLandGesellschaft
Nieder mit Gerhard Garstenauer: https://kooperativerraum.at/2014/01/22/nieder-mit-gerhard-garstenauer

Herzogenburg (NÖ): Abriss historischer Brücke wegen Neubauförderung

“Es wurde bereits entschieden den St. Andräer Steg neu zu bauen. Obwohl uns allen Leid ist um den alten Steg – auch mir. Man muss kein Nostalgiker sein, um zu wissen, dass er sehr wertvoll ist”, doch wir sind stark dafür, dass der Steg – eventuell mit Bürgerbeteiligung – einer Nachnutzung zugeführt wird, dies erklärte Stadträtin Daniela Trauninger (parteifrei, SPÖ Vorschlag) in der Herzogenburger Gemeinderatssitzung Ende April. Der St. Andräer Steg über die Traisen wurde 1885 errichtet, jetzt soll er abgerissen werden (Foto des Steges). Zuvor wurde noch über eine mögliche Sanierung diskutiert, doch für diese gibt es keine Förderung seitens des Landes Niederösterreichs. Da es hingegen eine solche für Abriss respektive Neubau gibt (Förderung bis zu 50 %), sind die Kosten beinahe gleich hoch, sodass sich die Gemeinderäte auf Grund dieses Ungleichverhältnisses (sowie einiger anderer Vorteile wie: Verbreiterung, keine Stützpfeiler und höher) sich bereits im März 2019 für den Neubau entschieden (ohne Förderung: Sanierungskosten 288.000 Euro versus Neubau 660.000 Euro). Nicht wenigen tat die Entscheidung für den Abriss aber weh (wie z.B. auch dem Grünen Gemeinderat Franz Gerstbauer). Auch eine St. Andräerin zeigte sich erbost, da der Steg von der bekannten k.k. Hof-Eisenkonstruktionswerkstätte Ignaz Gridl errichtet wurde. Möglich wird der Abriss auch deshalb, weil die Brücke nicht unter Denkmalschutz steht. VP-Gemeinderat Peter Schwed schlug sogar vor, ein ein oder zwei Meter langes Stück des Steges als Erinnerung wieder am gleichen Platz aufzustellen. In der jüngsten Gemeinderatssitzung Ende April 2021 wurde nun die Vergabe der Arbeiten für den Neubau ersteilt. Auch der Stadtrat Erich Hauptmann (ÖVP) kann sich gut vorstellen, dass der alte Steg noch eine neue Funktion bekommt und nicht komplett entsorgt wird und vielleicht als Alteisen verkauft wird. Auch die Historikerin Christine Oppitz würde zumindest für eine Versteigerung einzelner Geländerteile plädieren, wenn der Steg bedauerlicher Weise schon abgerissen wird. Bis Ende 2022 soll der Neubau fertig sein. Erst dann soll der alte Steg abgerissen werden.

Medienberichte

6. Mai 2021, NÖN
St. Andräer Steg: Mit Neubau wird es ernst. Traisen-Übergang ist 1885 errichtet worden. Nun wird er um rund 627.000 Euro ersetzt: https://www.noen.at/herzogenburg/herzogenburg-st-andraeer-steg-mit-neubau-wird-es-ernst-herzogenburg-st-andraeer-steg-print-272576611

3. Mai 2021, MeinBezirk
Neuerrichtung des St. Andräer Stegs: Ein “Stück Geschichte” soll erhalten bleiben: https://www.meinbezirk.at/herzogenburgtraismauer/c-lokales/ein-stueck-geschichte-soll-erhalten-bleiben_a4606067

29. September 2019, NÖN
Grünes Licht für St. Andräer Steg. Gemeinderat stimmte für freitragende Brückenvariante. Die Hälfte der rund 700.000 Euro muss die Stadt bezahlen: https://www.noen.at/herzogenburg/neubau-in-herzogenburg-gruenes-licht-fuer-st-andraeer-steg-herzogenburg-st-andraeer-steg-163659149

2. April 2019, NÖN
Der Steg wird neu gebaut. Alte Konstruktion stammt aus 1885. Alle Mandatare befürworteten das 660.000-Euro-Projekt: https://www.noen.at/herzogenburg/stadtplanung-der-steg-wird-neu-gebaut-herzogenburg-stadterneuerung-gemeinderat-josef-boeck-142220445

17. Oktober 2018, MeinBezirk
Damals und Heute: Traisensteg bei St. Andrä [Fotovergleich 1920 und 2018]: https://www.meinbezirk.at/herzogenburgtraismauer/c-lokales/damals-und-heute-traisensteg-bei-st-andrae_a2979204

HdGÖ (Wien): Mariahilfer Straße 2 – Stellungnahme zum Planentwurf 7773E

Initiative Denkmalschutz, 13. März 2025

Stellungnahme zum Planentwurf 7773E
Mariahilfer Straße 2 – Haus der Geschichte Österreich (hdgö) Projekt

Für das Gebiet zwischen Mariahilfer Straße (Bezirksgrenze zwischen 6. und 7. Bezirk) und Linienzug 1-5 (Grenzlinie und Baufluchtlinie) im 7. Bezirk, Katastralgemeinde Neubau

Öffentliche Auflage: 30. Jänner 2025 bis 13. März 2025

Einleitung: Grundsätzlich wird im Sinne der Erhaltung des örtlichen Stadtbildes und der Altstadterhaltung, also zur Gewährleistung des Bestandes, eine bestandsgenaue Widmung für die historisch wertvollen Objekte im Plangebiet sowohl in der Höhenentwicklung, als auch hinsichtlich der bebaubaren Fläche vorgeschlagen. Ebenso möge die Anzahl der Hauptgeschoße mit einer besonderen Bestimmung (BB) exakt dem Bestand angepasst werden. Durch diese Maßnahme – und durch die Festsetzung einer Schutzzone – wird am ehesten der Anreiz für Abbruch und Neubau vermieden.

Die Stellungnahme im Detail:

Innerhalb der Kernzone des UNESCO-Weltkulturerbes „Historisches Zentrum von Wien“ gelegen, soll im südlichen, frühhistoristischen Trakt des Museumsquartier (Mariahilfer Straße 2) und im anschließenden ersten Hof des Museumsquartier, Klosterhof genannt, das neue Haus der Geschichte Östereich (HdGÖ) entstehen, das, wie es im Erläuterungsbericht heißt: „die Zeitgeschichte Österreichs ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts“ vermitteln soll (S. 7).

Wiewohl die baulichen Auswirkungen des geplanten Eingriffs relativ sensibel zu sein scheinen (es fehlen zur abschließenden Beurteilung der Stadtbild- und Welterbeverträglichkeit entsprechende Visualisierungen des Projekts, insbesondere von sensiblen städtebaulichen Punkten aus), muss scharf kritisiert werden, dass dem jetzt laufenden Umwidmungsverfahren ein „Wettbewerb zur Erlangung von Planungskonzepten für die Adaptierung und Erweiterung des Bestandsgebäudes zu Museumszwecken für das Haus der Geschichte Österreich im Museumsquartier“ vorgeschaltet und sogar „die Planung einer neuen Probebühne für den ‚Dschungel Wien‘ durchgeführt“ wurde (Zitat aus dem Kapitel „Maßgebliche Entwicklungen und Planungen“ im Erläuterungsbericht auf S. 7). Gemäß Informationen des Museumsquartiers erfolgte die Auslobung dieses „Architekturwettbewerbs“, wie es auf dessen Website heißt, im März 2024 und die Bekanntgabe des Siegerprojekts im September 2024 (Quelle: „Haus der Geschichte Österreich im MuseumsQuartier wird ein nachhaltiger Holzbau“; https://www.mqw.at/institutionen/haus-der-geschichte-oesterreich, abgerufen am 13.3.2025). Jetzt heißt es süffisant: „Für die Umsetzung des Wettbewerbsergebnisses ist eine Adaptierung der Bebauungsbestimmungen erforderlich.“ (Erläuterungsbericht S. 7).

Warum jetzt im Rahmen der öffentlichen Auflage die Stadt Wien ernsthaft noch die Meinung der Wiener Bürger:innen und NGOs einholen will, wo doch längst alles lange vor dem Beschluss des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans politisch akkordiert und de facto beschlossen wurde, muss offen bleiben. Die Abgabe einer Stellungnahme in diesem Bereich wird damit wohl zu einem reinen Formalakt ohne Wirkungsmöglichkeit degradiert. Hier hätte der Gesetzgeber in der „Bauordnung für Wien“ bereits vor dem Umwidmungsverfahren die formale Möglichkeit zur Abgabe einer Stellungnahme einfügen müssen (im Sinne eines formalen “Anhörungsrechts” und nicht nur durch informelle Informationskanäle und -veranstaltungen). Unser Verein Initiative Denkmalschutz möchte hier ausdrücklich diese seit längerem eingerissene Unsitte der Stadt Wien aufzeigen, die Bürger:innen erst dann formal in die Stadtplanung/Stadtentwicklung einzubinden, wenn unter Umgehung jeglicher Partizipationsmöglichkeit alles längst politisch ausgehandelt wurde. In diesem Sinne gehört auch der „Masterplan für eine partizipative Stadtentwicklung (2017)“ überarbeitet, auf den im Managementplan „UNESCO-Welterbe Historisches Zentrum von Wien“ (2021) verwiesen wird.

In der Stellungnahme des Fachbeirats für Stadtplanung, Stadtgestaltung und Welterbe“ (19.12.2024) heißt es: „Die Mitglieder des Fachbeirates nehmen diesen Antragsentwurf zur Kenntnis. Die Grundlagen dieses Widmungsentwurfs sind durch ein qualitätssicherndes Verfahren
(Wettbewerb) sowie durch ein Gutachten HIA von Prof Abrihan bestätigt.“ Damit sich auch die breite Öffentlichkeit und fachspezifische NGOs selbst von der Stadtbild- und Welterbverträglichkeit überzeugen können, wäre die Veröffentlichung dieses „Heritage Impact Assessment“ (HIA) Gutachtens von Architekt Prof. Dr. Cristian Abrihan (Büro für Baukulturerbe) das Mindeste. Ohne dessen Veröffentlichung kann zwar der Fachbeirat in seiner Stellungnahme zum Schluss kommen, „dass der herausragende universelle Wert (Outstanding Universal Value OUV) der UNESCO Welterbestätte ‚historisches Zentrum Wien‘, der durch die Attribute (u.a. Dachlandschaften, Stadtveduten und Ansichten) definiert ist, nicht negativ beeinträchtigt“ werde. Es gibt aber keine Möglichkeit für die Öffentlichkeit, diese Aussage auf Richtigkeit und Nachvollziehbarkeit zu prüfen.

Markus Landerer und Dr. Gerhard Hertenberger, im Namen der
Initiative Denkmalschutz, Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
www.initiative-denkmalschutz.at, mobil: +43 (0)699 1024 4216
www.facebook.com/initiative.denkmalschutz
https://twitter.com/iDenkmalschutz
Fuchsthallergasse 11/5, 1090 Wien, Österreich
email:
ZVR-Nr.: 049832110

Quellen / Links:

Haus der Geschichte Österreich im MuseumsQuartier wird ein nachhaltiger Holzbau
https://www.mqw.at/institutionen/haus-der-geschichte-oesterreich

HdGÖ – Ausblick in die Zukunft. Der neue Standort des hdgö ab 2028:
https://hdgoe.at/machbarkeitsstudie

Managementplan Welterbe Historisches Zentrum Wien:
https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/strategien/managementplan-welterbe.html

Masterplan für partizipative Stadtentwicklung:
https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/partizipation/masterplan/