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Ruthnerturm Wr. Neustadt (NÖ): Forderung nach Wiederaufbau

Aufgrund eines Hotelprojekts und der Niederösterreichischen Landesausstellung 2019 musste der Ruthner-Turm 2017 am Gelände der Stadtgärtnerei Wiener Neustadt abgetragen werden. Grüne fordern nun Renovierung und Wiederaufbau. Der Ruthner-Turm ist ein 42 Meter hohes, rundes Turmgewächshaus des österreichischen Ingenieurs Othmar Ruthner, das der Produktion von Jungpflanzen, Blumen und Gemüse diente. Auf einem sich ständig im Umlauf befindlichen Paternoster hingen auf 282 Hängevorrichtungen 35.000 Blumentöpfe. Der Ruthnerturm war Teil der Internationalen Gartenschau 1964 (“WIG 64”) im Wiener Donaupark. Monate vor der Eröffnung wurde in österreichischen Medien als eine “Weltsensation” und “Revolution im Pflanzenbau” angekündigtNÖN-BERICHT “Ruthnerturm: Grüne fordern Renovierung & Wiederaufbau” (21.4.2020) WEITERLESEN: https://www.noen.at/wr-neustadt/denkmalschutz-ruthnerturm-gruene-fordern-renovierung-wiederaufbau-wiener-neustadt-ruthnerturm-denkmalschutz-spinnerin-am-kreuz-202181510 +++ Der Grün-Gemeinderat Andreas Löffler: “Ruthner-Turm bleibt weiter liegen” auf der Website der Grünen (21.4.2020): https://bezirkwienerneustadt.gruene.at/themen/ortsgruppe/ruthner-turm-bleibt-weiter-liegen +++ Glashochhaus wieder modern? Nach der Wiederentdeckung eines verfallenen Ruthner-Turms im Kurpark Oberlaa in Wien startet Daniel Podmirseg 2020 ein Forschungsprojekt (http://www.verticalfarminstitute.org): Gemüse im Glashochbau soll wiederbelebt werden. Podmirseg durchstöbert gemeinsam mit dem Sohn Othmar Ruthners, Oswald Ruthner das Archiv seines Vaters. Bislang sind sie auf Belege gestoßen, dass Ruthner weltweit 29 Turmglashäuser erbaut hat. Das erste in Wien – und das wird nun wiederbelebt: https://www.meinbezirk.at/favoriten/c-lokales/neustart-fuer-das-turmglashaus_a3924087 (vgl. auch: “Wien-Favoriten: Das Turmglashaus soll wiederbelebt werden” (21.4.2018): https://www.meinbezirk.at/favoriten/c-lokales/wien-favoriten-das-turmglashaus-soll-wiederbelebt-werden_a2522745 sowie “Vertical Farming im Kurpark Oberlaa” (10.9.2018): https://www.meinbezirk.at/favoriten/c-lokales/vertical-farming-im-kurpark-oberlaa_a2881931) +++  LINKTIPP: Werner Sulzgruber: Erinnerungsort. Das Ruthner`sche Turmgewächshaus – Urbane Landwirtschaft in Wiener Neustadt: http://www.zeitgeschichte-wn.at/stadt-spaziergaenge/die-town-tower-tour/pplace/513 +++ LITERATUR ZUM NACHLESEN: Kurzfassung: Christian Hlavac, “Einst eine ‘Weltsensation’: Der Ruthner-Turm in Wiener Neustadt”, in: “Denkma[i]l” Nr. 24/2017, Zeitschrift der Initiative Denkmalschutz auf Seite 36, hier nachlesbar: https://www.initiative-denkmalschutz.at/denkmail/DenkMail_Nr-24-2017_web.pdf sowie AUSFÜHRLICHER ARTIKEL zum Ruthner-Turm von WERNER SULZGRUBER, Das Ruthner`sche Turmgewächshaus in Wiener Neustadt – das letzte seiner Art (in: Unser Neustadt – Blätter des Wiener Neustädter Denkmalschutzvereines, Folge 3-4, Dez. 2016): http://www.zeitgeschichte-wn.at/images/Sulzgruber-DasRuthnerscheTurmgewaechshausinWN-UnserNeustadt-Dez-2016.pdf sowie FORTSETZUNG: Werner Sulzgruber, Der Wiener Neustädter Ruthner-Turm: Neue Erkenntnisse (in: Unser Neustadt – Blätter des Wiener Neustädter Denkmalschutzvereines, Folge 4/2018, 1/2019): http://www.zeitgeschichte-wn.at/images/sonstiges/unser-neustadt-3-4-2018-ruthner-turm-artikel.pdf +++ Älterere Medienberichte: “Spekulationen um Ruthner-Turm, auch Gärtnerei interessiert” (MeinBezirk, 4.4.2018): https://www.meinbezirk.at/wiener-neustadt/c-lokales/spekulationen-um-ruthner-turm-auch-gaertnerei-interessiert_a2476326; “Neue Heimat: Ruthner-Turm soll zu Phönix Wr. Neustadt” (NÖN, 2.2.2017): https://www.noen.at/wr-neustadt/industrie-denkmal-neue-heimat-ruthner-turm-soll-zu-phoenix-wr-neustadt-ruthner-turm-phoenix-36035888. sowie “Ruthner´sches Turmgewächshaus bekommt neuen Standort” (Tips, 2.2.2017): https://www.tips.at/nachrichten/wiener-neustadt/land-leute/383258-ruthner-sches-turmgewaechshaus-bekommt-neuen-standort.

Krems (NÖ): Mauterner Brücke droht Abriss

Dramatisches Ergebnis einer mehrmonatigen Untersuchung der 125 Jahre alten, denkmalgeschützten Mautener Straßenbrücke (zwischen den beiden Stadtgemeinden Mautern an der Donau und Krems an der Donau – Stadtteil Stein – gelegen). Eine schon vor über zwei Jahren verhängte Lastbeschränkung von 16 Tonnen wurde im September 2020 auf neun Tonnen reduziert, jetzt soll sie ab kommenden Montag (14. Dezember) auf nur mehr fünf Tonnen herabgesetzt werden. Jetzt stellt sich die Frage: Generalsanierung oder Neubau. Doch für letztere Variante müsste wohl ein Abriss mit dem Bundesdenkmalamt und der UNESCO akkordiert werden, denn dieses technische Denkmal liegt inmitten des UNESCO Welterbes “Kulturlandschaft Wachau”. Nach dem Abriss der Linzer Eisenbahnbrücke 2016 (vgl. iD-Presseaussendung) sowie der Komplett-Erneuerung der Tullner Eisenbahnbrücke 2009 (Fragment blieb erhalten) stellt die Mautener Brücke einer der letzten imposanten technischen Brückenbaudenkmäler über die Donau in Österreich dar. NÖN-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.noen.at/krems/krems-mautern-neue-bruecke-ueber-donau-ist-ein-muss-mautern-an-der-donau-donaubruecke-mautern-donaubruecke-sanierung-print-237006950 (10.12.2020, “Krems, Mautern: Neue Brücke über Donau ist ein Muss”) +++ Weiterer aktueller Medienbericht: KURIER: https://kurier.at/chronik/niederoesterreich/krems/donaubruecke-stein-mautern-muss-dauerhaft-saniert-werden/401118390 (3.12.2020, “Donaubrücke Stein-Mautern muss dauerhaft saniert werden”), ORF: https://noe.orf.at/stories/3079023 (4.12.2020, “Donaubrücke Stein-Mautern muss saniert werden”)

Originale APA-OTS-Presseaussendung, 3.12.2020
Amt der Niederösterreichischen Landesregierung: Zustandserhebung der Donaubrücke Stein-Mautern abgeschlossen. Tonnage muss auf fünf Tonnen herabgesetzt werden: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20201203_OTS0132

Kurzbeschreibung der Brücke: “Die 374 Meter lange Stahlfachwerkbrücke über die Donau wurde 1895 eröffnet. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie von der Wehrmacht teilweise gesprengt. Die Wiederherstellung und Neueröffnung erfolgte 1945.” (Quelle: Denkmalliste Wikipedia). +++ Ausführliche Beschreibung der Brücke (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Mauterner_Br%C3%BCcke

Älterer iD-Bericht

11. Juli 2020: Krems (NÖ): Denkmalgeschützte Mauterner Brücke langfristig vor Abriss?
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/krems-noe-denkmalgeschuetzte-mautener-bruecke-langfristig-vor-abriss

Vgl. Linzer Eisenbahnbrücke: Presseaussendungen der Initiative Denkmalschutz

9. August 2013: Linzer Eisenbahnbrücke – Denkmalschutzaufhebung durch Bundesdenkmalamt
https://www.initiative-denkmalschutz.at/presseaussendungen/linzer-eisenbahnbruecke-denkmalschutzaufhebung

16. August 2013: Linzer Eisenbahnbrücke Denkmalschutzaufhebung – Herr Landeshauptmann bitte melden!
https://www.initiative-denkmalschutz.at/presseaussendungen/linzer-eisenbahnbruecke-denkmalschutzaufhebung-lh-bitte-melden

Literatur (u.a.):

Gerhard A. Stadler, Das industrielle Erbe Niederösterreichs. Geschichte – Technik – Architektur, Wien – Köln – Weimar 2006, Seite 467 f.

Verlorenes Erbe (Stmk): Baldwandgalerie – Pionierbauwerk der Technik

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ (von Rupert Reiter-Kluger) im ORF 2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 21. Februar 2022 die Badlwandgalerie in Peggau bei Graz behandelt.

ORF-FERNSEHBERICHT (5 min): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14125144/Verlorenes-Erbe-Badlwand/15109598 (ORF Studio 2, ‘Verlorenes Erbe: Badlwand’, 21.2.2022)

Die weltberühmte Semmeringbahn zu bauen war eine technische Meisterleistung. Wichtige Erfahrungen dazu sammelte man zuvor beim Bau der Badlwandgalerie im Murtal bei Peggau, der ersten Talenge nördlich von Graz. Diese Erfahrungen, sagt der ehemalige steirische Landeskonservator Friedrich Bouvier gegenüber dem ORF, wurden für die Galerien und Tunnelbauten am Semmering genützt, die am Semmering im großen Stil angelegt wurden. Die Badlwandgalerie wurde 1844 fertig gestellt und ist das erste technische Großbauvorhaben in der österreichischen Eisenbahngeschichte.  In der Talenge der Mur war es so schmal, dass Landstraße und Bahntrasse übereinander gestapelt werden mussten, und auch dazu musste vorher von der Felswand  gesprengt werden. Dann war die 363 Meter lange Badlwandgalerie 120 Jahre lang Zugstrecke zwischen Graz und Wien. Ab 1966 diente die Badlwandgalerie nur noch dem Straßenverkehr.

Situation am nördlichen Eingang der Badlwandgalerie: Die Straße führt auf der Decke der Galerie der Bahnstrecke, rechts die Mur, die in dieser Talenge vor dem Bau der in den Felsen geschnittenen Galerie keinen Platz für breite Verkehrswege ließ (noch abgesehen von der Hochwassergefahr). Daher verlief auch die Römerstraße an dieser Stelle über den Berghang rechts (Kugelstein); alte Ansichtskarte um 1900, CC BY-SA 4.0, Wikipedia

Durch die Verlegung der Bahntrasse auf die andere Murseite in den 1960er-Jahren sowie die Verlegung der Straße vom Dach der Galerie auf die Aufschüttung des später hinzugekommenen ehemaligen zweiten Gleises vor der Galerie wurde diese in den 1970er-Jahren selbst funktionslos, zumal die Galerie den Belastungen durch den Schwerverkehr kaum mehr stand hielt. Mario Ruml, Denkmalschutzexperte und Fachmann für die Badlwandgalerie, erklärt, dass die Zuständigkeiten, wer für die Erhaltung des Bauwerks aufkommt, nie genau geklärt wurden, ob die Bahn oder der Straßenerhalter dafür zuständig ist , dies hat sich bis in die Gegenwart hineingezogen. Jetzt, sagt Friedrich Bouvier, sind die Gewölbe nicht mehr zu halten, die haben sich in den letzten 30 Jahren langsam durch Einsturz verabschiedet, auch wegen Wasser und Steinschlag. Was jetzt von der historischen Substanz erhalten werden soll, ist die Außenhülle der Galerie ohne Gewölbe. Die denkmalgeschützte Badlwandgalerie bleibt ein Kuriosum und auch ein Stück Verkehrsgeschichte. Die Gemeinde Peggau, jetzt Eigentümerin der Badlwandgalerie, stellt gerade Überlegungen an, was mit ihr geschehen soll. Nach erfolgter Absicherung des Bauwerks wird möglicherweise ein Radweg über die Badlwandgalerie führen.

Wien: Hundert Jahre alter Paternoster in Mariannengasse entdeckt

In der Mariannengasse 4-6, Ecke Höfergasse 2-12, wo der neue MedUni Campus entstehen soll, hat ein Aufzugsammler in einem alten Verwaltungsgebäude der Wiener Stadtwerke-Elektrizitätswerke eine besondere Entdeckung gemacht: ein Paternoster aus dem Jahr 1914. Er soll zumindest teilweise für die Nachwelt erhalten bleiben. Nur die Erhaltung der Fassade der straßen- und hofseitigen Fassade in der Höfergasse 8-10 (mit den vier kantig vorspringenden Erkern) steht seit 2010 unter Denkmalschutz (Foto), die restlichen Fassadenfronten stehen in einer Schutzzone der Stadt Wien. Der originale Unterschutzstellungsbescheid liegt der Initiative Denkmalschutz vor. Darin wird auch “festgestellt, dass an der Erhaltung der übrigen Teile des Gebäudes Mariannengasse 4 / Höfergasse (…) kein öffentliches Interesse besteht.” ORF-FERNSEHBERICHT (2 min): https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14052082/Hundert-Jahre-alter-Paternoster-entdeckt/14698280 +++ ORF-BERICHT LESEN: https://wien.orf.at/stories/3049027 +++ Dehio-Handbuch (Hrsg. Bundesdenkmalamt, Seite 419): Mariannengasse 4-6: Verwaltungsgebäude der Wiener Stadtwerke-Elektrizitätswerke, erbaut 1906-07, zur Höfergasse 2-12 1914 erweitert. Aufwendiges Foyer mit Oberlichte (Zopfornament), Marmorverkleidung und figurale Bronzetafeln von M. Böck, Die für den Dienst ihr Leben ließen (Opfer des Faschismus). ++++ Linktipps: Das Wiener Aufzugmuseum: www.aufzugmuseum.at ; Das Baukarussell (Verwertung von Altbauteilen): www.baukarussell.at. +++ Fotos Mariannengasse 4-6, Höfergasse 2-12 von Erich J. Schimek für die Initiative Denkmalschutz: https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157666837800775 +++ Denkmalliste 9. Bezirk Alsergrund (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Wien/Alsergrund +++ Älterer Bericht der Initiative Denkmalschutz (24.2.2020): https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/ehem-elekrizitaetswerk-aus-1906-ausweiden-und-rescyclen-in-der-mariannengasse.

Unter Purkersdorf (NÖ): Gegen Bahnhof-Abriss regt sich Widerstand

Im Jänner präsentierten die ÖBB gemeinsam mit dem planenden Architekturbüro Pfeil eine Entwurfstudie für ein Stadtquartier am  Bahnhofsareal südlich des Bahnhofs Unter-Purkersdorf bei Wien. Doch dabei wurde auch klar, dass das Bahnhofsgebäude mittelfristig ebenso abgerissen werden soll. Aus Anlass dieser großen städtebaulichen Änderungen luden die Purkersdorfer Grünen unlängst (9.2.) zu einem Kamingespräch. Von vielen (virtuellen) Teilnehmern kam der Wunsch, dass das historische Bahnhofsgebäude erhalten bleiben soll. Unter anderem hieß es: Das Bahnhofsgebäude ist eines der letzten dieser Bauart, die es noch gibt. Das ist wert, erhalten zu werden. Jetzt soll sowohl ein Brief an den Purkersdorfer Bürgermeister als auch an das Bundesdenkmalamt selbst gerichtet werden, um dieses Anliegen auch offiziell vorzubringen. Der Bürgermeister Stefan Steinbichler (SPÖ) scheint sich aber schon für einen Abriss entschieden zu haben, denn er meinte, das Gebäude sei nicht mehr erhaltenswert, weil es auch nicht mehr im Originalzustand erhalten ist. Der Abriss des historischen Fußgängerstegs ist jedoch schon fixiert und vielleicht auch schon vollzogen worden. Er war laut Alpenverein der letzte original erhaltene Fußgängersteg der Westbahn (zumindest in Niederösterreich)”. NÖN-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.noen.at/purkersdorf/unterpurkersdorf-rettungsaktion-fuer-bahnhofsgebaeude-purkersdorf-bahnhof-unterpurkersdorf-print-249488016 (17.2.2021, “Unterpurkersdorf: Rettungsaktion für Bahnhofsgebäude”, Niederösterreichische Nachrichten)

Bahnhof Unter Purkersdorf

Der Bahnhof Unterpurkersdorf mit Fußgängerübergang 2013, (c) Priwo, public domain, Wikipedia

Politische/NGO Reaktionen:

3. Februar 2021: Statement der Grünen Purkersdorf zum Areal Unterpurkersdorf
Susi Klinser, Sabina Kellner, Die intransparente Vorgangsweise und Planung rund um das Areal Unterpurkersdorf sowie die vorläufigen Ergebnisse sind nicht im Sinne der Purkersdorfer Bevölkerung: https://bezirkstpoelten.gruene.at/themen/umwelt-energie/areal-unterpurkersdorf

2019 (ca), Statement Verein Pro Purkersdorf – sozialökologische Plattform
Bahnhof Unterpurkersdorf: Droht folgenschwere Fehlentscheidung der Gemeinde? https://www.pro-purkersdorf.at/unterpurkersdorf

Ältere Medienberichte:

20. Jänner 2021, NÖN
Konzept präsentiert: Stadtquartier bei Bahnhof Unterpurkersdorf in Planung: https://www.noen.at/purkersdorf/konzept-praesentiert-stadtquartier-bei-bahnhof-unterpurkersdorf-in-planung-purkersdorf-bahnhof-unterpurkersdorf-stadtquartier-purkersdorf-oebb-print-244053936

1. Oktober 2020, NÖN
Purkersdorf: Kritik an Vergabe für Bebauungskonzept bei Bahnhof: https://www.noen.at/purkersdorf/purkersdorf-kritik-an-vergabe-fuer-bebauungskonzept-bei-bahnhof-purkersdorf-print-bahnhof-unterpurkersdorf-226265820

3. Juli 2019, NÖN
Bahnhof Unterpurkersdorf: Purkersdorf legt sich bei ÖBB-Umbauplänen quer: https://www.noen.at/purkersdorf/bahnhof-unterpurkersdorf-purkersdorf-legt-sich-bei-oebb-umbauplaenen-quer-purkersdorf-sanatorium-purkersdorf-bahnhof-unterpurkersdorf-153261985

11. Februar 2019, MeinBezirk
Der alte unpraktische Steg über die Geleise muss weg: Bahnhof Unterpurkersdorf: Metall-Monster ade! https://www.meinbezirk.at/purkersdorf/c-lokales/bahnhof-unterpurkersdorf-metall-monster-ade_a3190482

7. Februar 2019, NÖN
Bahnhof Unterpurkersdorf: Der Steg kommt weg. Metall-Ungetüm soll durch moderne Variante mit Aufzügen ersetzt werden: https://www.noen.at/purkersdorf/purkersdorf-bahnhof-unterpurkersdorf-der-steg-kommt-weg-purkersdorf-bahnhof-unterpurkersdorf-barrierefreiheit-134932379

Der historische Fußgängersteg in Unter Purkersdorf

Der historische Fußgänger-Übergang beim Bahnhof Unter-Purkersdorf, Foto: Sept. 2017, (c) GT1976 CC BY-SA 4.0, Wikipedia

 

Abriss Rösselmühle: Besserer Schutz für Grazer Industrieerbe gefordert

Presseaussendung, Mittwoch, 13. September 2023

Anlässlich Abrissbeginn Rösselmühle letzten Montag:
Initiative Denkmalschutz fordert besseren Schutz für das industrielle Baukulturerbe in Graz. Wird nun ein alter Gemeinderatsantrag endlich ernst genommen? Die neue Grazer Stadtregierung ist gefordert!

Rückblende in das Jahr 2014: Im Grazer Gemeinderat wurde ein Antrag mit dem Titel “Rechtzeitige Maßnahmen bei industriellen Baudenkmälern” einstimmig angenommen. Wesentlicher Bestandteil des Antrags war die 1270 erstmals erwähnte Rösselmühle (Oeverseegasse 1), deren Zukunft anlässlich ihrer Schließung einige mit Sorgen sahen. Aber es ging auch darum “ähnliche Objekte bzw. Gebiete in Graz zu identifizieren”, um ein „Maßnahmenpaket“ zu erarbeiten, „welches in Zukunft eine Grundlage darstellt, um künftig (…) rechtzeitig Lösungen zu forcieren, die Bezug auf den industriellen Charakter des Entwicklungsgebietes und dessen Bestand nehmen.”

2014: Zustimmung aller Parteien für besseren Schutz des industriellen Erbes in Graz

Alle Parteien, stimmten dem Antrag zu. Der damalige ÖVP-Gemeinderat Klaus Frölich von der Regierungspartei verwies darauf, dass es da nicht “nichts gäbe” sondern das Institut für Baukunst, Denkmalpflege und Kunstgeschichte der TU Wien, das an der Inventarisierung der technischen industriellen Baudenkmäler Österreichs arbeite. Der Antragsteller Philip Pacanda (Piratenpartei; nicht mehr im Gemeinderat vertreten), unterstrich dennoch die Dringlichkeit mit dem Kommentar “es ist wichtig, dass man da frühzeitig einfach eingreife, bevor irgendwas passiert, und wir dann nachher dasitzen und sagen, jetzt ist es abgerissen, hätten wir vorher was gemacht.”

2023: … trotzdem kein besserer Schutz in Sicht

Wie stellt sich die Situation jetzt im Jahr 2023 dar? Es ist etwas passiert, aber leider nicht im Sinne des Antrags: Die Rösselmühle ist Anfang April abgebrannt; Abbrucharbeiten wurden vorgestern begonnen. Auch die letzten Bestände des Kleingewerbes um den Dietrichsteinplatz wurden trotz Widerspruchs der Altstadtkommission 2020/21 abgerissen (Pawlatschenhaus mit Schlosserei; Schörgelgasse 6 / Kopernikusgasse 4). Und auch das bedeutende Industriedenkmal „ehemalige Lederstampfe und Fahrradfabrik von Johann Puch“ (Karlauer Straße 46) wird bald Geschichte sein, eine Abbruchbewilligung liegt bereits vor.

Initiative Denkmalschutz: Neue Grazer Stadtregierung ist endlich gefordert zu Handeln

Mittlerweile gibt es eine neue Stadtregierung (KPÖ/Grüne/SPÖ). Wird sie sich an den einstimmig angenommenen Gemeinderatsantrag erinnern? Wird sie die Expertise der Altstadtkommission ernster nehmen? Wird sie dafür sorgen, weitere Objekte zu identifizieren und Lösungen zu forcieren, die Bezug auf den Bestand nehmen? Die Initiative Denkmalschutz fordert, nicht nur den Geist des Antrages zu beklatschen, sondern endlich auch Taten zu setzen und hofft, dass spätestens mit dem (teilweisen?) Verlust der Rösselmühle ein Weckruf durch die Stadtregierung geht, und man sich aktiv der Intention des Antrags annimmt.

Interessant ist auch, dass der damalige ÖVP-Gemeinderat Frölich auf ein Institut an der TU Wien verwiesen hat. Die offizielle Beantwortung des Antrags durch das Stadtplanungsamt hat wiederum ergeben, dass die Stadtplanung nicht die nötigen Ressourcen habe, „die Anregung wird daher gern an die in Frage kommenden Universitäten und Fachhochschulen weitergegeben.“ An der TU Graz hätte es damals noch ein “Institut für Stadt- und Baugeschichte” gegeben; es wurde mittlerweile in “Institut für Entwerfen im Bestand und Denkmalpflege” umbenannt (2019). Zeigen die aktuellen Vorfälle nicht, wie wichtig es anhand des aktuellen Baugeschehens wäre, dass man sich auch in Graz für die Politik wahrnehmbar wissenschaftlich mit dem Bestand beschäftigt? Wird hier die aktuelle Struktur der Anforderung gerecht?

Rückfragehinweis:

Markus Landerer und DI Dr. Alexander Schmiderer
Initiative Denkmalschutz – Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
mobil: 0699 / 1024 4216 und 0664 / 750 545 42
www.initiative-denkmalschutz.at
Fuchsthallergasse 11/5, 1090 Wien

Quellen / Infos:

Die Rösselmühle auf Baugeschichte.at (Grazwiki)
https://www.grazwiki.at/Oeverseegasse_1

Gemeinderatssitzung 12. Juni 2014:
https://www.graz.at/cms/beitrag/10234760/7791056/Aus_dem_Gemeinderat_III.html

Gemeinderatsantrag:
https://www.graz.at/cms/dokumente/10234760_7791056/4afc5e0b/09%20Baudenkm%C3%A4ler_dringlich_GMR_Pacanda_R%C3%B6sselm%C3%BChle.pdf

Antwort zum Antrag (momentan offline):
https://open-gemeinderat.at/files/answers/0469_pacanda_da.docx

Gemeinderatsprotokoll 12.6.2014 im Wortlaut:
https://data.graz.gv.at/katalog/verwaltung%20und%20politik/Gemeinderatsprotokolle/2014_06_12.txt

Vor Abriss
Ehemalige Lederstampfe und Fahrradfabrik von Johann Puch auf Baugeschichte.at (Grazwiki)
https://www.grazwiki.at/Karlauer_Stra%C3%9Fe_46

Abrisse
Pawlatschenhaus mit Schlosserei auf Baugeschichte.at (Grazwiki)
(Schörgelgasse 6 /Kopernikusgasse 4)
https://www.grazwiki.at/Sch%C3%B6rgelgasse_6
https://www.grazwiki.at/Kopernikusgasse_4

Paukerwerk (Wien): Fabrikabriss und Stellungnahme Flächenwidmung

22. Mai 2020

Stellungnahme zum Entwurf Flächenwidmungs- und Bebauungsplan 8297

Für das Gebiet zwischen Siemensstraße, Franz-Sebek-Straße, (Trasse Nordbahn), Mondsteinstraße, Paukerwerkstraße und Giefinggasse im 21. Bezirk, Katastralgemeinde Leopoldau

Beschreibung des Baubestandes im Plangebiet

Im Plangebiet befinden sich die 1907/08* erbauten Paukerwerke (Siemensstraße 89). „Die noch existierenden und zum Teil baugeschichtlich interessanten Hallen gehörten einst zum Industriekomplex Clayton & Shuttleworth in der Shuttleworthstraße 6 (…).” Das „Industrieensemble gehört noch zu den geschlossensten Anlagen von Floridsdorf aus der Spätgründerzeit und der beginnenden Moderne – entworfen mit architektonischem Engagement“, so wird die Anlage im Architekturführer von Friedrich Achleitner aus dem Jahr 2010 „Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert“ beschrieben (Band III/3, Seite 249). Leider wurden die Gebäude während der letzten Monate sukzessive zerstört. Beim Lokalaugenschein am 16. Mai 2020 wurden nur mehr Ruinen der historischen Fabriksanlage angetroffen (vgl. beiliegendes Foto).

Der Verein Initiative Denkmalschutz gibt folgende Stellungnahme ab:

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass nach dem Erstellen der MA21-Unterlagen für die öffentlichen Auflage und vor Ende der öffentlichen Auflagefrist diese historische Fabrikanlage quasi komplett zerstört wurde. Im Erläuterungsbericht (datiert mit 22. Jänner 2020) heißt es noch unter „Gegebenheiten im Plangebiet“ (Seite 2): „(…) liegen die weitläufigen ehemaligen Fabrikanlagen der Paukerwerk AG, welche weitestgehend leerstehend und in schlechtem Bauzustand sind.“  (Letztere Behauptung kann nicht mehr überprüft werden. Nach unseren Recherchen scheint der Bauzustand aber deutlich besser gewesen zu sein als hier behauptet wird). Somit wurde die Abgabe einer Stellungnahme zum Planentwurf für unseren Verein Initiative Denkmalschutz quasi obsolet. Für die Initiative Denkmalschutz waren die Fabrikhallen bzw. zumindest Teile davon klar erhaltungswürdig, zumal auch der anerkannte Architekt und Architekturpublizist Friedrich Achleitner diese Hallen entsprechend gewürdigt hat (vgl. Zitat oben).

Es wird daher nachdrücklich für die Zukunft angeregt, dass der im Erläuterungsbericht beschriebene Zustand während der öffentlichen Auflage auch vor Ort angetroffen werden soll. Das heißt konkret: In der Zeit bis zum Widmungsabschluss sollen keine Abbrüche erfolgen, wenn eine mögliche Erhaltungswürdigkeit nicht ausgeschlossen werden kann.

Markus Landerer und Claus Süss
im Namen der Initiative Denkmalschutz

* Quelle: Paukerwerk Aktiengesellschaft, Unternehmensgeschichte, siehe: http://www.albert-gieseler.de/dampf_de/firmen0/firmadet1515.shtml (abgerufen am 21.5.2020)

Literatur:

– Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band III/3, 19.-23. Bezirk, St. Pölten – Salzburg 2010, Seite 249


Initiative Denkmalschutz
Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
Fuchsthallergasse 11/5
1090 Wien / Vienna
Österreich / Austria
www.initiative-denkmalschutz.at
mobil: +43 (0)699 1024 4216
email:
(ZVR-Nr.: 049832110)

Verlorenes Erbe (Wien): Der eiserne Pavillon im Stadtpark

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ im ORF2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 26.2.2021 der eiserne Pavillon unter dem Titel “Wohin verschwand der Stadtpark-Pavillon?” behandelt. 1862 wurde der prachtvoll gusseiserne Pavillon aus der Fürstlich Salm’schen Eisengießerei  am Ufer des Teiches aufgestellt. Andreas Nierhaus (Kurator Wien Museum) erklärt: “Der eiserne Pavillon im Stadtpark hat ganz dem Geschmack um die Mitte des 19. Jh.  entsprochen, als man sich mit maurischen, orientalischen Formen umgeben hat, sowohl im Wohnraum als auch im öffentlichen Bereich. Orientalische Formen waren eine Mode der damaligen Zeit und gleichzeitig hat das Eisen, das neue industriell verarbeitete Material Eisen sich besonders dazu geeignet, mit orientalischen Formen umgesetzt zu werden, diese durchbrochenen Formen konnte man im Eisen sehr gut umzusetzen.”

Stadtpark Postkarte, Wien 1905

Der Stadtpark mit dem eisernen Pavillon auf einer Postkarte von 1905 (public domain)

Wie aber konnte dieses Bauwerk einfach verschwinden? Erzeugt wurde es in der böhmischen Eisenschmiede Blansko bei Brünn, sie gehörte dem Adelsgeschlecht Salm-Reifferscheidt (im ORF-Beitrag Interview mit Niklas Salm-Reifferscheidt, Nachfahre der Besitzer der Blansko Werke, Schloss Steyregg bei Linz). Die Idee des Pavillons war bei einer bedeutenden Ausstellung Bekanntheit zu erlangen, um natürlich mehr Produkte verkaufen zu können. Und so ist dieser Pavillon als etwas ganz Besonderes gebaut worden. Die “Ostdeutsche Post” vom 14. März 1862: “Das Komitee für den Stadtpark hat den seit Jahren in der Salm’schen Eisengießerei aufgestellten prachtvollen Pavillon, welcher bei der Londoner Weltausstellung für viel Aufsehen erregte und für den damals ein Preis von 18.000 Gulden verlangt wurde, um den gewiss billigen Preis von 3.500 Gulden angekauft, um ihn an einem geeigneten Punkte des Parkes zum Vergnügen des Publikums aufzustellen.” [Nach Recherchen von Andreas Nierhaus wurde der Pavillon nicht auf der Londoner Weltausstellung 1851 ausgestellt, sondern auf der “Ersten Allgemeinen Deutschen Industrieausstellung” in München 1854, vgl. ausführlichen Wien Museum-Beitrag]. Wien Museum Kurator-Nierhaus, erklärt: “Die Zeit, in der der Pavillon errichtet wurde, um 1850, war eine Zeit des Experimentierens mit diesem neuen Material Eisen, und in dem Zusammenhang muss man dieses Gebäude auch verstehen.” Deswegen wurde er wohl auch so aufwändig und verspielt gestaltet. Das Verschwinden des Pavillons bleibt rätselhaft, wann der Pavillon weggekommen ist, ist nicht bekannt. Vermutlich hat man ihn aber nach dem Krieg einfach verschrottet bzw. eingeschmolzen, was in dieser Zeit nichts ungewöhnliches war. ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (6 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14083356/Wohin-verschwand-der-Stadtpark-Pavillon/14867849 (26.2.2021, ORF ‘Studio 2’, “Wohin verschwand der Stadtpark-Pavillon?”)

Literatur / Lesetipp:

Andreas Nierhaus, “Der eiserne Pavillon im Wiener Stadtpark. ‘Zum Vergnügen des Publikums'”, 7.2.2021 (Wien Museum). Im Frühjahr 1862 begannen die Bauarbeiten zum Stadtpark. Für die Ausschmückung des Grünraums kaufte man u.a. einen Pavillon, der von der Fürstlich Salm’sche Eisengießerei im mährischen Blansko gefertigt worden war. Er wurde zum beliebten Treffpunkt und zum Postkartenmotiv – bis zu seiner Demontage nach dem Zweiten Weltkrieg: https://magazin.wienmuseum.at/der-eiserne-pavillon-im-wiener-stadtpark

 

Achenseebahn in Tirol: Mögliches Welterbe in Gefahr

Kulturerbe-Alarm für die Achenseebahn in Tirol

Die historische Achenseebahn bei Jenbach, die in seiner Gesamtheit ein wertvolles Industriedenkmal darstellt, steht in Gefahr aufgelassen und verkauft zu werden – der Internationale Rat für Denkmalpflege – ICOMOS International – hat wegen der akuten Gefährdung von Kulturgut einen „Heritage Alert“ (Kulturerbe-Alarm) ausgelöst.

Achenseebahn soll UNESCO-Weltkulturerbe werden (ORF-Tirol): https://tirol.orf.at/stories/3049949 +++ ORF-FERNSEHBERICHT (3 min): https://tvthek.orf.at/profile/Tirol-heute/70023/Tirol-heute/14052956/Achenseebahn-soll-UNESCO-Welterbe-werden/14702116

Originale Pressemitteilung von ICOMOS Austria (20. Mai 2020), dem Internationalen Rat für Denkmalpflege in Österreich (vgl. http://icomos.at/wordpress/heritage-alert-achenseebahn):

Seit Ende März 2020 bekannt wurde, dass die Achenseebahn in Tirol durch den betriebswirtschaftlichen Konkurs akut von der endgültigen Zerstörung bedroht ist, kämpft ICOMOS Austria in Absprache mit der österreichischen UNESCO-Kommission und der Welterbeabteilung der Republik Österreich um den Erhalt dieses einzigartigen technischen Ensembles. Ein Konkurs könnte die Zerschlagung der Eisenbahn und „die Versilberung“ ihrer Einzelteile zur Folge haben: Die originalen Lokomotiven und Waggons vom Eröffnungstag 1889 landen in irgendwelchen Museen, die Zahnstange geht nach Funchal auf Madeira. In Tirol bliebe lediglich ein grasbewachsener Bahndamm übrig.

Das Land Tirol hat zwar mustergültig den Schutz des UNESCO-Welterbes in sein Raumordnungsrecht aufgenommen, verfügt aber als letztes Bundesland in Österreich noch nicht über eine Welterbestätte.

Die kleine Bahn hätte aufgrund ihrer Einzigartigkeit durchaus das Potential, zum Kulturerbe der Menschheit (UNESCO-Welterbe) ernannt zu werden. Denn längst richtet sich die Strategie der UNESCO in Europa nicht mehr auf das 20. Kloster, die 30. Kirche oder das 10. Schloss; davon zählen in Europa schon zu viele zum Welterbe. Sehr wohl aber finden Verkehrswege in den einschlägigen Strategie-Papieren für Europa noch Erwähnung.

Diese 1886 geplante und 1889 in Betrieb gegangene Zahnrad-Dampfbahn ist Österreichs älteste Anlage ihrer Art. Teilweise mit Zahnradantrieb, teilweise im Adhäsionsbetrieb erklimmt die kleine Bahn 440 Höhenmeter zum Achensee. Was sie weltweit einzigartig macht, ist ihr bis heute authentisch erhaltener Betrieb mit den Dampflokomotiven und Wagons des Eröffnungstages.

Die zuständigen österreichischen Behörden für den Schutz solcher Anlagen vermeinen offensichtlich, dass der grundsätzlich sehr eng gefasste, nationale Denkmalschutz in Österreich eine klassische Unterschutzstellung nicht zu lässt. Dabei kennt das österreichische Denkmalschutzgesetz sehr wohl die Möglichkeit, Ensembles samt ihrem Zubehör unter Schutz zu stellen. Das ist aber bisher nicht erfolgt, wäre aber ganz im Sinne der UNESCO Welterbekonvention, die Österreich 1992-93 unterzeichnet hat. Die weltweite Konvention anerkennt explizit technische Ensembles als zu schützendes Kulturerbe der Menschheit.

Ein hochaktuelles Gutachten der beiden Eisenbahnhistoriker Toni Häfliger (Architekt BSA SIA Schweiz, ua Semmeringbahn) und Dr. Günter Dinhobl (Österreich) vom 10.5.2020, führt aus:

„Anhand der Würdigung ergibt sich – im Sinne der Ersteinschätzung – die Folgerung, dass die Achenseebahn im regionalen und nationalen Kontext eine eisenbahnhistorische Einzigartigkeit und Bedeutung besitzt. Die technische Gesamtanlage ist daher in der bestehenden Form schutzwürdig bzw. erhaltenswert. Im internationalen Vergleich ist nach dem vorstehend dargelegten Wissenstand eine äußerst selten noch vorhandene Authentizität und Originalität, hinsichtlich eines durchgehenden Zahnrad- und Adhäsionsbetriebes mit weitestgehend originaler Infrastruktur und Rollmaterial, als begründet anzunehmen.“

Daraufhin hat ICOMOS International aktuell einen sogenannten Heritage Alert ausgelöst, der darauf hinweist, dass potentielles Welterbe gefährdet ist; einen weltweiter Apell, dieses Kulturgut mit allen auf nationaler Ebene zur Verfügung stehenden Mitteln zu schützen und zu erhalten. Der Brief erging unter anderem an: LH Günther PLATTER, LHStv. Mag. Ingrid FELIPE Saint Hilaire, Dr. Christoph BAZIL, Präsident des Bundesdenkmalamts sowie Florian MEIXNER, BA MA, Stellvertretender Generalsekretär der Österreichische UNESCO-Kommission.

Lesen Sie hier den Brief von ICOMOS International an die Verantwortlichen in Österreich im Original:
http://icomos.at/wordpress/wp-content/uploads/2020/05/Let_35_ICOMOS_Achenseebahn_20200519.pdf

Der Heritage Alert soll die Behörden ermuntern, einschlägige Stätten unter nationalen Schutz zu stellen, wenn ihnen internationale Bedeutung zukommt.

Am kommenden Montag, den 25.5.2020, ist die Prüfungstagsatzung zum Konkursantrag über die Achenseebahn AG. Da offensichtlich ausreichend Vermögen vorhanden ist, um das Konkursverfahren durchzuführen, wird es wegen der zahlreichen Interessenten für die Einzelteile rasch abgeschlossen sein. Dann hat das Vermögen versilbert zu werden, um die Gläubigerforderungen zu befriedigen. Damit kann das 131-jährige Geschichtsbuch dieser einzigartigen Bahn geschlossen werden.”

Weitere interessante Informationen:

Das 24seitige eisenbahntechnische Kurzgutachten hinsichtlich des Potentials Denkmalschutz / Welterbe im Original: https://www.unesco.at/fileadmin/user_upload/20200510_Gutachten_TH_DG_Achenseebahn_def.pdf (vgl. Website der UNESCO Österreich, siehe: https://www.unesco.at/kultur/kulturgueterschutz-1/news-kulturgueterschutz/article/icomos-heritage-alert-fuer-die-achenseebahn-in-tirol)

Die Achenseebahn auf der Website von TICCIH Austria, dem Österreichischen Denkmalrat für das kulturelle Erbe von Industrie und Technik (mit Original-Brief von TICCIH-Präsident Dr. Miles Oglethorpe): http://www.ticcih.at/2020/05/24/achenseebahn-tirol. (Präsident von TICCIH-Austria, Dr. Günter Dinhobl, ist Mitverfasser des eisenbahntechnischen Kurzgutachtens, siehe obigen Link)

Die Achenseebahn auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Achenseebahn

Offizielle Website der Achenseebahn: https://www.achenseebahn.at

Weiterer aktueller Medienbericht:

“Achenseebahn: Weichen stehen auf Sanierung. Im Insolvenzverfahren sagt das Land Tirol einen Millionenzuschuss zu, Neustart ist 2021 geplant.” (Salzburger Nachrichten, 21. Mai 2020):  https://www.sn.at/panorama/oesterreich/achenseebahn-weichen-stehen-auf-sanierung-87858787

Wels (OÖ): Initiative Denkmalschutz fordert Bezugnahme zur historischen Bausubstanz im Osten des Kaiser-Josef-Platzes

Pressemitteilung Stadtrat Johann Reindl-Schwaighofer, Referent für Kultur und Bildung

Initiative Denkmalschutz Wels übergibt 1.582 Unterschriften an Kulturstadtrat

Bürgerinitiative fordert Bezugnahme zur historischen Bausubstanz im Osten des Kaiser-Josef-Platzes

Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer (SPÖ) nahm die Petition der „Initiative Denkmalschutz Wels“ entgegen und versprach diese im Rahmen seiner Möglichkeiten zu unterstützen. Die Bürgerinitiative ersucht die Stadt Wels bei der Neugestaltung des Kaiser-Josef-Platzes [KJ] um architektonische Bezugnahme auf die historische Bausubstanz des ehemaligen Bahnhofs der Pferdeeisenbahn.

'Denksteinhaus', Bahnhofstraße 6, Wels/OÖ

Das Bahnhofsgebäude (‘Denksteinhaus’) am Kaiser-Josef-Platz in Wels im Jahr 1848, zu sehen die beiden Durchfahrten für die Züge, rechts daneben der 1959 abgerissene Semmelturm, nach einem Aquarell von Frh. von Mandelsloh

Historische Objekte haben eine identitätsstiftende Wirkung für die Stadt und ihre Bewohner*innen. Durch die restlose Entfernung von teilweise jahrhundertealter Bausubstanz und eine Neugestaltung ohne Bezugnahme auf die Vorgängerbauten, bestehe die große Gefahr, dass der Charakter ganzer Häuserensembles zerstört werde, warnt die Bürgerinitiative und nennt Beispiele wie den Bereich des ehemaligen Café Urbann in der Bahnhofstraße oder Neubauten in der Roseggerstraße.

„Gerade auf dem KJ muss mit äußerster Vorsicht vorgegangen werden“, betont Albert Neugebauer [Leiter Zweigstelle Wels der Initiative Denkmalschutz] und ergänzt: „Auch aus touristischer Sicht ist der Ensembleschutz bedeutend für eine historische Stadt wie Wels.

Laut Bürgerinitiative sollte das „Denksteinhaus“, durch das einst die Eisenbahn fuhr, erhalten bleiben. Sei das nicht möglich, wäre zumindest ein architektonischer Bezug zur Eisenbahngeschichte dieses Platzes wünschenswert. Wenn beim Abriss Strukturen der früheren Nutzung zum Vorschein kommen, sollten diese in Neubauten integriert werden.

'Denksteinhaus', Bahnhofstraße 6, Wels (Foto Nov. 2020)

Das Denksteinhaus, ehemals Teil des Bahnhofs der Pferdeeisenbahn 1836, Foto: 30.11.2020, (c) Albert Neugebauer / Zweigstelle Wels der Initiative Denkmalschutz

Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer würdigt den langen Atem des Vereins „Initiative Denkmalschutz Wels“ und verspricht: „Ich werde die Petition im Rahmen der Möglichkeiten der Stadt Wels unterstützen.“ Um künftig das kulturelle Erbe der Stadt besser schützen zu können, brauche es in Wels Altstadtsatzungen für den Erhalt historischer Bausubstanz, betont er.

Die Chancen dafür stehen jedoch nicht gut, wie der zuständige Planungsstadtrat Peter Lehner (ÖVP) ausführt: “Auf dem Gebäude ist kein Denkmalschutz, es liegt eine aufrechte Abbruchbewilligung vor – und es ist in Privatbesitz, siehe: https://www.meinbezirk.at/wels-wels-land/c-lokales/buergerinitiativen-rund-um-den-kj_a4497590

Siehe auch:
3. Dezember 2020, APA-OTS-Presseaussendung, 3.12.2020, Initiative Denkmalschutz (Österreich) gemeinsam mit der Zweigstelle Wels der Initiative Denkmalschutz
Initiative Denkmalschutz: Stadt Wels muss endlich Verantwortung für ihr historisches Stadtbild wahrnehmen! Anlass ‘Denksteinhaus’. Drohender Abbruch des einzigartigen ehemaligen Bahnhofsgebäudes aus dem Jahr 1836 (‘Denksteinhaus’) am Kaiser-Josef-Platz (KJ): https://www.initiative-denkmalschutz.at/presseaussendungen/initiative-denkmalschutz-ooe-stadt-wels-muss-endlich-verantwortung-fuer-ihr-historisches-stadtbild-wahrnehmen-anlass-denksteinhaus bzw. https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20201203_OTS0022

Medienreaktionen:

23. Februar 2021, MeinBezirk
Semmelturm & Denksteinhaus. Bürgerinitiativen rund um den KJ: https://www.meinbezirk.at/wels-wels-land/c-lokales/buergerinitiativen-rund-um-den-kj_a4497590

19. Februar 2021, Tips
Welser Denkmalschutz-Initiative übergibt Petition an die Stadt: https://www.tips.at/nachrichten/wels/land-leute/527554-welser-denkmalschutz-initiative-uebergibt-petition-an-die-stadt

17. Februar 2021, MeinBezirk
Initiative Denkmalschutz Wels: “Ensembleschutz ist bedeutend für Wels”: https://www.meinbezirk.at/wels-wels-land/c-lokales/ensembleschutz-ist-bedeutend-fuer-wels_a4488116

Thema in diesem Zusammenhang auch:

Verlorenes Erbe (OÖ): Semmelturm in Wels, abgerissen 1959: https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/verlorenes-erbe-ooe-semmelturm-in-wels-abgerissen-1959