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Boutique Rikki Reiner Klagenfurt (Ktn.): Kulturerbe von Günther Domenig (1983) zerstört

Im April 2021 wurde die 1983 vom berühmten österreichischen Architekten Günther Domenig entworfene Boutique Rikki Reiner in der Altstadt von Klagenfurt zerstört. Diese war im denkmalgeschützten Alten Rathaus (ehem. Palais Welzer) beheimatet (Alter Platz 1). Am 27. April geht diese traurige Kunde an die Öffentlichkeit. Die Plattform Stadtentwicklung Klagenfurt schreibt da auf Facebook:

NACHRUF AUF EIN KULTURDENKMAL
Günther Domenig (1934-2012), weltweit bekannter Architekt aus Kärnten, hat 1983 die Boutique Rikki Reiner am Alten Platz in Klagenfurt gestaltet. Pandemiebedingt haben wir erst jetzt bemerkt, dass dieses einzigartige und markante Kulturerbe zerstört wurde und einem Shopdesign weichen musste, das man auch reihenweise in den Cityarkaden findet. Das Haus steht unter Denkmalschutz, die Inneneinrichtung wie die legendären Umkleidekabinen und Tresen aus Beton scheinbar nicht. Dekonstruktivistische Architektur mag zwar nicht den Geschmack aller treffen, unbestreitbar ist, dass diese Boutique weltweit als Kunstwerk anerkannt und vielfach publiziert wurde. Ein architektonisches Kleinod in Klagenfurt, aber auch die Chance für das neue Modegeschäft, sich von der Konkurrenz abzuheben und einzigartig zu sein, fiel dem Presslufthammer und der Unwissenheit einiger zum Opfer. Bilder mit freundlicher Genehmigung von Michael Schuster, der die Boutique für Günther Domenig damals dokumentiert hat. Eine umfangreiche Dokumentation dieses Werks befindet sich im Archiv des Architekturzentrums Wien (AZW).

Boutique Rikki Reiner, Klagenfurt

Die Boutique Rikki Reiner in Klagenfurt (vor der Zerstörung; Entwurf Günther Domenig 1983), Foto: Michael Schuster

Über Günther Domenigs expressiven Baustil heißt es auf Wikipedia: “Domenigs Baustil hat verschiedene architektonische Strömungen seit den 1960er-Jahren wie Strukturalismus, Brutalismus und Dekonstruktivismus vorweggenommen und zum Teil entscheidend mitgeprägt. Sein Hauptwerk wird dem Dekonstruktivismus zugerechnet und ist zwischen Expressionismus sowie Poststrukturalismus angesiedelt.”

Otto Kapfinger über die Boutique Rikki Reiner auf Nextroom.at (Portal für Architekturvermittlung): https://www.nextroom.at/building.php?id=30307

Wir danken der Plattform Stadtentwicklung Klagenfurt sowie dem Fotografen Michael Schuster für die Übernahme von Text und Bild.

Boutique Rikki Reiner, Klagenfurt

Die Betonkabinen von außen, Boutique Rikki Reiner, Foto: Michael Schuster

Boutique Rikki Reiner, Klagenfurt

Boutique Rikki Reiner, Stiege in den Keller, Foto: Michael Schuster

PS: Da die Boutique Rikki Reiner kurz nach Veröffentlichung (1983) des bekannten Architekturführers von Friedrich Achleitners erbaut wurde (1984), findet sich kein Eintrag im so wichtigen Architekturbuch: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band II: “Kärnten, Steiermark, Burgenland”, Salzburg und Wien 1983. Dafür findet sich auf Seite 55 das Geschäft Frank (mit Foto) beschrieben, eine frühe Arbeit von Günther Domenig aus dem Jahr 1971/72. Adresse: Alter Platz 24 in Klagenfurt.

Ältere Medienberichte:

31. Mai 2017, ORF
Traditionsboutique Rikki Reiner in Konkurs. Das bekannte Traditionsunternehmen Rikki Reiner ist in Konkurs. Als Gründe werden Internethandel und geändertes Kaufverhalten genannt: https://kaernten.orf.at/v2/news/stories/2846500

24. Mai 2017, Kleine Zeitung
Rikki Reiner schließt nach 43 Jahren. Klagenfurter Unternehmer-Duo Rikki und Herbert Reiner legt „kreative Pause“ ein. Vor allem der Online-Handel hat dem Geschäft Umsatz weggenommen (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/5223612/Klagenfurt_Rikki-Reiner-schliesst-nach-43-Jahren

 

Verlorenes Erbe (Wien): Villa Taussig 1931 abgerissen

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ (von Rupert Reiter-Kluger) im ORF 2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 28.6.2021 die Villa Taussig am Fuße des Küniglbergs in Wien-Hietzing behandelt. Die Villa Taussig wurde ab 1894 vom damaligen Generaldirektor der Bodencreditanstalt Theodor Ritter von Taussig (1849-1909) erbaut. Geplant hatte die imposante Villenanlage aus der Gründerzeit mit seiner weitläufigen Gartenanlage, die entfernt an die ca. zehn Jahre früher erbaute Hermesvilla im Lainzer Tiergarten erinnert, der bekannte Architekt Karl König. Bis 1892 stand an deren Stelle die um 1830 erbaute Villa Malfatti, deren Erben diesen damals größten Privatbesitz in Hietzing an den Generaldirektor der Bodencreditanstalt verkauften. Die Villa Taussig war mit den damals neuesten technischen Errungenschaften der Zeit ausgestattet (unabhängige Wasser- und Energiezufuhr mittels Pumpwerk und Generator). Nach Taussigs Tod verkauften die 12 Kinder das Anwesen, denn keines der Kinder konnten die jeweils anderen auszahlen. 1931 wurde das repräsentative Anwesen abgerissen.

Villa Taussig, einstiger Standort, Wien

Die Umrisse der Villa Taussig sind im Generalstadtplan von 1912 gut ersichtlich (gleich oberhalb des Schriftzugs “Künigelberg” in der Mitte), überlagert vom aktuellen Stadtplan der Stadt Wien

Heute steht am Gelände der abgebrochenen Villa die denkmalgeschützte Malfattisiedlung, eine Arbeiter- und Angestelltenwohnhausanlage der Arbeiterunfallversicherung am Franz Schalk-Platz (erbaut 1930-32 im internationalen Stil vom Architekt Siegfried C. Drach). Unmittelbar oberhalb (südlich) der Häuser Franz Schalk-Platz 8-14 stand einst die prächtige Villa Taussig, deren Grundfläche noch heute mehr oder weniger erkennbar ist. Nur das Kutscherhaus (Gloriettegasse 49) und das Portiergebäude (Gloriettegasse 47) erinnern heute noch an den einstigen Glanz der Villa, stehen jedoch nicht unter Denkmalschutz (dafür in einer Schutzzone der Stadt Wien). Drei Generationen später hat die Familie am ehemaligen Standort des Schlosses wieder zusammengefunden, darüber berichten die beiden Urgroßenkerl Lili Gogela und Felicitas Eltz in einem ORF-Interview.

ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (6 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14097089/Verlorenes-Erbe-Ein-Schloss-bei-Schoenbrunn/14949087 (28.6.2021, ORF ‘Studio 2’, “Verlorenes Erbe: Ein Schloss bei Schönbrunn”)

Villa Taussig, Wien-Hietzing

Die Villa Taussig in Wien-Hietzing, Foto ca. 1900, (c) August Stauda, public Domain, Wien Museum Karlsplatz Sammlung

Linktipps:

Villa Malfatti / Villa Taussig (Hietzing.at): http://www.hietzing.at/Bezirk/geschichte2.php?id=279

Kutscherhaus (Gloriettegasse 49): https://www.thecoachmansresidence.com/de/die-residenz

Literatur:

Gerhard Weißenbacher, In Hietzing gebaut, Architektur und Geschichte eines Wiener Bezirkes, Band II, Wien 1998, Seite 61-66

‘Gaudenzdorfer’ (Wien): Erfreulich – vorbildliche Restaurierung und Rekonstruktion

Das Gründerzeithaus am Gaudenzdorfer Gürtel 47 wurde vom jüdischen Architekten Ignaz Reiser 1907 erbaut und hatte schon lange seinen Glanz verloren. Nach Kriegsschäden wurde die Fassade stark vereinfacht und das Haus wurde immer wieder umgebaut. Der Eigentümer wollte diesen Zustand nicht länger hinnehmen und ging auf aufwändige Spurensuche, um es wieder in den Ursprungszustand zurückversetzen zu können. So wurde es – mittlerweile eine echte Seltenheit in Wiennach Originalplänen im Jahr 2020 vorbildlich rekonstruiert, und das, obwohl keine Fördermittel aus dem Altstadterhaltungsfonds beantragt werden konnten, das sich das Gebäude in keiner Schutzzone befindet. Seit dem Frühjahr 2021 glänzt „Das Gaudenzdorfer“wie das Haus heute heißt – wieder im alten Glanz und hat auch eine spannende Geschichte zu erzählen: Der bekannte Schulreformer und sozialdemokratische Politiker Otto Glöckel wohnte ebenso dort wie der Musiker Georg Danzer, der dem Haus sogar ein eigenes Lied widmete: „Gaudenzdorfer Gürtel 47“. Mitglieder unseres Vereins Initiative Denkmalschutz werden das Haus am kommenden Freitag, 16. Juli besichtigen und sich von dieser Leistung überzeugen können. Der Geschäftsführer Dr. Klaus Pfoser von der RES Immobilienverwaltung, die hier ihren Sitz hat, wird durch das Haus führen. Anmeldung erforderlich!

Gaudenzdorfer Gürtel, 1120 Wien

Die Fassade des Gründerzeithauses Gaudenzdorfer Gürtel. Vergleich 2006 – 2021, Foto: Stadt Wien bzw. WienSchauen

Medienberichte:

28. Mai 2021, Der Standard
Spurensuche: Altes Haus am Wiener Gürtel erstrahlt in neuem Glanz – und wird Hotel. Ein Gründerzeithaus am Gaudenzdorfer Gürtel hatte seinen einstigen Glanz verloren. Sein Eigentümer hat nun versucht, das Haus in seinen Ursprungszustand zurückzuversetzen: https://www.derstandard.at/story/2000126830969/altes-haus-am-wiener-guertel-erstrahlt-in-neuem-glanz-und

15. Mai 2021, WienSchauen
Das Gaudenzdorfer Schmuckstück. Meidling hat ein neues Wahrzeichen. Das prachtvolle Jahrhundertwendehaus am Gaudenzdorfer Gürtel 47 erstrahlt seit dem Frühjahr 2021 in neuem Glanz. Die aufwendige historische Fassade wurde gründlich saniert und originalgetreu wiederhergestellt. Das Beispiel zeigt: Auch abseits beliebter Lagen hat Wien viel zu bieten. Und wenn ein umsichtiger Eigentümer sich eines alten Hauses annimmt, kann das Resultat spektakulär werden: https://www.wienschauen.at/gaudenzdorfer-guertel-47-das-gaudenzdorfer-schmuckstueck

22. Februar 2021, atkultur
das Haus Gaudenzdorfer Gürtel 47. Das Haus Gaudenzdorfer Gürtel 47 ist ein bemerkenswertes Beispiel höchstwertiger Restaurierung historischer Bausubstanz. Als dieses Haus 2020 renoviert wurde setzte man diese Jahreszahl in der Fassade gleichbedeutend der Jahreszahl der Erbauung 1907 gegenüber. Tatsächlich erstrahlt das Haus in beeindruckender Frische, vor Allem, wenn man die Bilder kurz davor vergleicht: https://www.atkultur.at/das-haus-gaudenzdorfer-guertel-47

Linktipp:

Das Gaudenzdorfer – Boutique Residences Vienna: https://www.nikomartini.com/gaudenzdorfer

Der Architekt Ignaz Reiser im Architektenlexikon / Architekturzentrum Wien (AzW): http://www.architektenlexikon.at/de/495.htm

Gaudenzdorfer Gürtel 47, 1120 Wien

Das Gründerzeithaus Gaudenzdorfer Gürtel 47 im Jahr 2006 (vor der Restaurierung), Foto: Stadt Wien

Verlorenes Erbe (Wien): Villa Regenstreif in Pötzleinsdorf, 1965 abgerissen

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ (von Rupert Reiter-Kluger) im ORF 2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 13. August 2021 die Villa Regenstreif in Pötzleinsdorf behandelt: https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14101968/Die-Villa-des-Bundespraesidenten/14978929. Die vom bekannten Architekten Friedrich Ohmann für den jüdischen Industriellen Friedrich (‘Fritz‘) Regenstreif 1914 bis 1916 erbaute Villa (Pötzleinsdorfer Straße 36-38) wurde prachtvoll ausgestattet und stand inmitten eines zwei Hektar großen Gartens. Marie-Theres Arnbom, Autorin des Buches “Die Villen in Pötzleinsdorf” erzählt im ORF-Interview, dass Fritz Regenstreif riesige Wälder in Bosnien (bei Zavidovići) angekauft hatte und durch den Holzhandel reich wurde (nötig u. a. für die vielen großen Baustellen im Wien der Gründerzeit). 1941 wurde er von den Nationalsozialisten gezwungen, die Villa weit unter Wert an die Deutsche Arbeitsfront (DAF) zu verkaufen, er starb zwei Monate später. Seine Familie konnte noch in letzter Sekunde flüchten. Viel kostbares Inventar wurde damals aus der Villa entfernt. Von 1945 bis 1955  wurde das Herrenhaus von den USA gemietet und als Offiziersclub für Offiziere der United States Air Force genutzt. Im Zuge eines Restitutionsverfahrens (1948-53) kam die Villa wieder in das Eigentum der Familie, die diese 1958 schlussendlich verkaufte. In den frühen 1960er-Jahren wurde das Herrenhaus für den damaligen Bundespräsidenten Adolf Schärf als Dienstvilla auserkoren. Kurz vor dem Ende der Generalrenovierung brannte das Hauptgebäude am 17. März 1964 aus, ausgelöst durch Schweißarbeiten. 1965 wurde nicht nur die Ruine des Hauptgebäudes abgetragen, sondern es fielen auch die unterkellerte Terrasse und die in den unteren Teil des Parkes führende Stiegenanlage dem Abriss zum Opfer. Nur mehr einzelne Elemente im Garten (Pförtnerhaus, Wasserbassin, Pavillon) sowie die Einfriedung erinnern heute noch an den imposanten Villenbau. Die erhaltenen “Restbaulichkeiten” stehen heute unter Denkmalschutz (vgl. Denkmalliste Währing). Anstelle der Villa befindet sich heute ein Studentenheim der Akademikerhilfe (Bokuheim).

ORF-FERNSEHBEITRAG HIER NACHSEHEN (5 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14101968/Die-Villa-des-Bundespraesidenten/14978929 (13.8.2021, ORF ‘Studio 2’, Verlorenes Erbe, “Die Villa des Bundespräsidenten”)

Quellen / Linktipps:

Die Villa Regenstreif auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Villa_Regenstreif

Geschichtliches (Teil 5) – Villa Regenstreif (Bokuheim): https://www.bokuheim.at/index.php/geschichte-des-hauses/16-geschichtliches-teil-5-villa-regenstreif

37 historische Fotos auf Kultur-pool.at: http://kultur-pool.at/plugins/kulturpool/kuposearch.action?searchText=P%25C3%25B6tzleinsdorferstra%25C3%259Fe%2B36%252F38&refineResult=true&resultsPerPageSelect=50

Literatur:

Marie-Theres Arnbom, Die Villen in Pötzleinsdorf. Wenn Häuser Geschichten erzählen, Wien 2020, Seite 31-39

Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy, Stadtbildverluste Wien – Ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte, Wien 2004 (aktualisierte Neuauflage), Seite 193

Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Band III/2: Wien, 13.–18. Bezirk, Salzburg 1995, Seite 227

Haus Wassermann (Wien): Denkmalschutz kam Abriss zuvor

Im ORF-Vorabendprogramm auf “Studio 2” wurde am 4.11.2021 das ehemalige Haus Wassermann in Wien-Grinzing vorgestellt ORF-FERNSEHBEITRAG: https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14111682/Villa-Wassermann-Ein-Anbau-und-seine-Folgen/15028175. Die federführend von Oskar Strnad (in Ateliergemeinschaft mit Josef Frank und Oskar Wlach) 1914-15 erbaute Villa des bekannten jüdischen Schriftstellers Jakob Wassermann (* 1873, +1934) wäre vor wenigen Jahren fast abgerissen worden. Ein Immobilieninvestor wollte an Stelle des Hauses in der Paul-Ehrlich-Gasse 4 einen Neubau errichten, doch im Zuge der Einverleibungsphase (Kauf) trat das Bundesdenkmalamt auf den Plan und stellte die Villa noch rechtzeitig (Dezember 2015) unter Denkmalschutz“Oskar Strnad gehört zu den prägendsten Persönlichkeiten der sog. ‘Zweiten Wiener Moderne’ der Zwischenkriegszeit” (Zitat Architektenlexikon).  Im ORF-Interview kommt der Strnad-Exprte Rainald Franz (MAK) sowie der Bauunternehmer Gerhard Hudecek zu Wort. Nebenan (Paul Ehrlich-Gasse 8) stand bis 2016 auch noch die 1932 erbaute Villa (Haus Gerzabek, Entwurf Hans Adolf Vetter) des berühmten Entertainers Peter Alexander (* 1926, + 2011), die jedoch abgerissen wurde, um einen Mehrparteienwohnhaus Platz zu machen. Dieses Schicksal ist der Villa Wassermann erspart geblieben, hat dafür aber einen modernen Anbau erhalten. Jetzt ist der Bauunternehmer Hudecek stolz mit dem Ergebnis und bezeichnet es als “eine Symbiose zwischen einem Neubau mit sehr hoher Qualität und einem historischen Kulturdenkmal, das wir erhalten konnten”. Nicht ganz so euphorisch zeigt sich der Strnad-Experte Rainald Franz, zumal der Neubau zu nah an den Altbau herangerückt wurde. Kommentar des ORF-Reporters Rupert Reiter-Kluger über das bauliche Ergebnis: “Die österreichische Lösung: ein bisserl Denkmalschutz, ein bisserl nicht, hat jedenfalls hier ein Beispiel geschaffen, über das noch viel diskutiert werden kann.”

ORF-FERNSEHBEITRAG HIER NACHSEHEN (5 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14111682/Villa-Wassermann-Ein-Anbau-und-seine-Folgen/15028175 (ORF 2, “Studio 2”, 4. November 2021, “Villa Wassermann: Ein Anbau und seine Folgen”)

FOTOS 2015-18 HAUS WASSERMANN (von Erich J. Schimek für die Initiative Denkmalschutz: https://www.flickr.com/photos/id_ejs/albums/72157693639093890/with/16910157267

HAUS WASSERMANN (VPH-PROJEKT), VPH- Venture Property Holding GmbH: https://www.vph-wien.at/de/portfolio/73-1190-wien-paul-ehrlich-gasse-4

Oskar Strnad wurde in Zusammenarbeit mit Oskar Wlach und Josef Frank zu einem Vorreiter einer Wiener Moderne, die unter Einfluss der Theorien von Adolf Loos eine höchst eigenständige Position einnahm. Betreffend des Hauses Wassermann (und des ebenfalls von Strand erbauten Haus Hock in der Cobenzlgasse 71, Wien-Grinzing): Wesentlich war die Zusammenfassung aller Wohnbereiche in einer großen zentralen Halle, die durch eine ausgeklügelte Weg- und Treppenführung mit dem Oberstock und dem Außenbereich verbunden war, wobei der Gedanke der Wegführung durch ein Gebäude sowohl für Strnad als auch für Frank ein bestimmendes Element der Planung darstellte. Dieses Raumsystem führte zu einem betont asymmetrischen Baukörper, dessen unterschiedlich geformte Wandöffnungen frei angeordnet waren. Dieses für die Zeitgenossen höchst ungewöhnliche Konzept, das zum Teil auch auf herbe Kritik stieß, wurde in formaler Hinsicht durch eine Anlehnung an Elemente des Biedermeier oder des Klassizismus (wie ein Dreieckgiebel oder ein Säulenportikus) ergänzt, was den Gebäuden einen etwas manieristischen Charakter verlieh.” (Zitat aus “Stellenwert” des Architekten Oskar Strnad im Architektenlexikon).

Literatur:

– Unterschutzstellungsbescheid des Bundesdenkmalamtes (25-seitig; GZ: BDA-59068.obj/0008-WIEN/2015), 16. Dezember 2015

– Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band III/3, Wien 19.-23. Bezirk, St. Pölten – Salzburg 2010, Seite 92 f.

– Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs, Band: Wien X.-XIX. Bezirk und XXI. bis XXIII. Bezirk (Topographisches Denkmälerinventar, herausgegeben vom Bundesdenkmalamt), Wien 1996, Seite 591

Hotel Wörthersee Klagenfurt (Ktn): Nach Brand – Bundespolitik gefordert Exempel zu statuieren

APA-OTS-Presseaussendung, https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20211213_OTS0030

Hotel Wörthersee (Klagenfurt) nach gestrigem Brand: Bundespolitik ist gefordert, endlich ein Exempel zur Denkmalrettung zu statuieren!

Initiative Denkmalschutz fordert energisches Eingreifen seitens des Kulturministeriums gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt.

Wien (OTS) – Viel zu oft werden denkmalgeschützte Bauten einfach verfallen gelassen. Nach Bränden und anderen Unglücksfällen werden diese dann allzu leicht abgerissen (z.B. Brauereigebäude Guggenthal bei Salzburg heuer im August). Auch das denkmalgeschützte Hotel Wörthersee (Stadt Klagenfurt, Villacher Straße 338) verfällt seit vielen Jahren zusehends (erbaut 1891-1897 von Architekt Wilhelm Heß). Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Eigentümer kein allzu großes Interesse am Erhalt der historischen Bausubstanz zeigt, zumal auch die Absicherung weitgehend ungenügend erfolgt ist. Gestern hat es nun gebrannt und die Bausubstanz wurde weiter geschädigt. Ob das gestrige Feuer zufällig, fahrlässig oder absichtlich erfolgte, keinesfalls dürfen sich daraus Vorteile ziehen lassen.

Bundesministerium für Kultur und Bundesdenkmalamt sind gefordert!

Unser Verein Initiative Denkmalschutz, der sich insbesondere für die Rettung gefährdeter Kulturgüter einsetzt, fordert die Bundespolitik auf, endlich ein sichtbares Zeichen zur Rettung gefährdeter Kulturgüter zu setzen und den dafür extra eingerichteten Denkmalfonds mit Leben zu füllen. Gemäß § 33 Denkmalschutzgesetz gibt es diesen Denkmalfonds, der “insbesondere zur Rettung von unter Denkmalschutz stehenden (…) Objekten, die unmittelbar vom Verfall (…) bedroht sind”, eingerichtet wurde und vom Ministerium verwaltet wird. Bundesminister Werner Kogler (Grüne) sowie die Staatssekretärin für Kultur Andrea Mayer sind – gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt – daher jetzt gefordert, endlich ein Exempel zu statuieren, um nicht ein weiteres trauriges Beispiel eines Anreizsystems für ein konsequenzenloses Verfallenlassen unseres Baukulturerbes zu zeigen.

Denkmalschutzgesetz vor Novelle – aktiver Denkmalschutz gefordert!

Gemäß aktuell gültigem Denkmalschutzgesetz gibt es bedauerlicher Weise keinen “aktiven Denkmalschutz”, d.h. der Eigentümer kann zumeist folgenlos die Bausubstanz verfallen lassen. Es fehlt die Ratifizierung der Konvention von Granada aus 1985, ein sehr wichtiges Übereinkommen des Europarates zum Schutz des architektonischen Erbes, in der die unbedingte Erhaltungspflicht für den Eigentümer vorgeschrieben ist. Österreich ist einer der letzten Staaten, der diese Konvention noch immer nicht ratifiziert hat! Diese Ratifizierung muss endlich im Zuge der im Juli angekündigten Änderung des Denkmalschutzgesetzes erfolgen. Bis dahin ist die Bundespolitik gefordert, entsprechende Geldmittel in die Hand zu nehmen. Dies ist wohl die letzte Chance, die historische Bausubstanz des Hotels zu retten, wenn der Eigentümer selbst nicht dazu bereit ist.

Auch die Stadt Klagenfurt wird aufgerufen, eine mögliche Ersatzvornahme zur Rettung des Hotels Wörthersee zu prüfen.

Rückfragehinweis:

Markus Landerer (0699/1024 4216) und DI Dr. Alexander Schmiderer (0664/750 545 42)
Verein Initiative Denkmalschutz, www.idms.at

Facebook-Gruppe (‘Bürgerinitiative’): “Das Hotel Wörthersee – Nostalgiealbum”: https://www.facebook.com/groups/187746689684093

Hotel Wörthersee Brand, Klagenfurt

Brandfoto Hotel Wörthersee in Klagenfurt, Sonntag, 12. Dezember 2021, (c) Facebook-Gruppe “Das Hotel Wörthersee – Nostalgiealbum”

Aktuelle Medienberichte (12.12.2021):

ORF
Brand in denkmalgeschütztem Ex-Hotel. Im ehemaligen Hotel Wörthersee, gegenüber der Wörthersee Ostbucht in Klagenfurt, ist am Sonntagnachmittag ein Brand ausgebrochen: https://kaernten.orf.at/stories/3134146 (ORF ‘Kärnten Heute’ – Kurzvideo: https://tvthek.orf.at/profile/Kaernten-heute/70022/Kaernten-heute/14116706/Zwei-Braende-in-Kaernten/15055298)

Die Presse/APA
Baufälliges “Hotel Wörthersee” in Brand. Die Zwischendecke des leerstehenden einstigen Architekturjuwels war in Brand geraten: https://www.diepresse.com/6073210/karnten-baufalliges-hotel-worthersee-in-brand

Der Standard / APA
Baufälliges “Hotel Wörthersee” in Klagenfurter Ostbucht in Brand. Die Zwischendecke der Hotelruine war in Brand geraten: https://www.derstandard.at/story/2000131854524/baufaelliges-hotel-woerthersee-in-klagenfurter-ostbucht-in-brand

5MIN
Heute Nachmittag: Großes Feuer in Wörthersee­hotel ausge­brochen. Klagenfurt – Gleich mehrere Klagenfurter Feuerwehren und die FF Krumpendorf waren heute Nachmittag im Einsatz wegen eines Brandes im alten und baufälligen Hotel Wörthersee: https://www.5min.at/202112460248/hotel-am-woerthersee-steht-in-flammen

Krone
Einsatz in Ostbucht: Brand im desolaten Klagenfurter Ex-Hotel gelöscht. Dunkler Rauch ist am Nachmittag vom ehemaligen Hotel Wörthersee in Klagenfurt aufgestiegen.: https://www.krone.at/2579316

Kurier
Baufälliges “Hotel Wörthersee” in Klagenfurter Ostbucht in Brand. Zwischendecke der Hotelruine war in Brand geraten. Gebäude war mehr als 100 Jahre alt: https://kurier.at/chronik/oesterreich/baufaelliges-hotel-woerthersee-in-klagenfurter-ostbucht-in-brand/401839216

MeinBezirk
Brandeinsatz: Rauch über dem ehemaligen Hotel Wörthersee in der Ostbucht. (…) Laut Berufsfeuerwehr handelte es sich um einen “größeren Brand”. Nach ersten Informationen hat eine Zwischendecke gebrannt: https://www.meinbezirk.at/klagenfurt/c-lokales/rauch-ueber-dem-ehemaligen-hotel-woerthersee-in-der-ostbucht_a5058988

Kleine Zeitung
Große Einsturzgefahr Gefährlicher Löscheinsatz im Hotel Wörthersee. Sonntagnachmittag ist in dem leerstehenden Hotel in der Ostbucht Feuer ausgebrochen. Mehrere Feuerwehren, darunter die Berufsfeuerwehr Klagenfurt, wurden alarmiert (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/6073170/Grosse-Einsturzgefahr_Gefaehrlicher-Loescheinsatz-im-Hotel

Ältere Medienberichte (2021):

27. September 2021, Kleine Zeitung
Hotel Wörthersee”Schon vor Jahren ging einiges schief”. Armin und Hildtraud Strohschein haben rund 30 Jahre lang das Hotel Wörthersee geführt. Der Verfall des Gebäudes schmerzt beide (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/6038586/Hotel-Woerthersee_Schon-vor-Jahren-ging-einiges-schief

3. September 2021, Kleine Zeitung
Nach jahrelangem Verfall: Hotel Wörthersee droht die Abrissbirne. Im Spätherbst soll laut Klagenfurts Bürgermeister Scheider (TK) der Teilabriss des Baus in der Ostbucht beginnen. Landeskonservator Živkovič betont aber, dass das Verfahren noch läuft (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/6028732/Nach-jahrelangem-Verfall_Hotel-Woerthersee-droht-die-Abrissbirne

15. Juli 2021, Krone
Fotoserie zeigt: So steht es um das Schlosshotel Wörthersee. Eine Fotoserie zeigt den Verfall des denkmalgeschützten Gebäudes. Das Dach hat Löcher, Zwischendecken sind verfault und teils abgestürzt. Eine Rettung, auch nur von Teilen, scheint längst aussichtslos.: https://www.krone.at/2462375

5. Juli 2021, ORF
Kompromisslösung für Hotel Wörthersee.
Beim einsturzgefährdeten Hotel Wörthersee in Klagenfurt könnte eventuell der Denkmalschutz aufgeweicht werden. Als Kompromiss könnten nur die Außenflanken und ein Holzturm im Originalzustand bleiben, hieß es am Montag nach einem Lokalaugenschein: https://kaernten.orf.at/stories/3111437

5. Juli 2021, Krone
Vertreter entsetzt: „Beim Hotel Wörthersee ist Gefahr in Verzug“.
Bei einem Lokalaugenschein des Hotel Wörthersee zeigten sich Vertreter des Bundesdenkmalamtes, des Denkmalbeirates, der Stadt, Investoren, Baufirmen über den desolaten Zustand des Gebäudes entsetzt: https://www.krone.at/2454546

5. Juli 2021, 5 Min
Kompromiss gefunden? Letzte Chance für Hotel Wörthersee: “Es ist Gefahr in Verzug”. Unter der Leitung von Bürgermeister Christian Scheider fand heute mit Experten ein Lokalaugenschein beim Hotel Wörthersee vor Ort statt. Alle Anwesenden zeigten sich entsetzt über den Zustand des altehrwürdigen Hotels: https://www.5min.at/202107396936/letzte-chance-fuer-hotel-woerthersee-es-ist-gefahr-in-verzug

25. Juni 2021, Kleine Zeitung
Hotel Wörthersee: “Ein Juwel ist nun ein Schandfleck”. Zwei Klagenfurterinnen machen sich für den Erhalt des Gebäudes stark (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/aktuelles_klagenfurt/5997593/Hotel-Woerthersee_Ein-Juwel-ist-nun-ein-Schandfleck
Lesen auf Pressreader.com: https://www.pressreader.com/austria/kleine-zeitung-kaernten/20210625/282033330164708
Facebook-Gruppe “Das Hotel Wörthersee – Nostalgiealbum”: https://www.facebook.com/groups/187746689684093

16. Juni 2021, 5 Min
Bestürzender Zustand: Erstmals Fotos aus dem Inneren des “Hotel Wörthersee”. Das ehemalige Paradehotel in der Ostbucht des Wörthersees ist zu einer Geisterruine verkommen. Rettungsgruppe auf Facebook will Zerfall nicht länger zusehen und den Bau übernehmen und renovieren bevor es zu spät ist: https://www.5min.at/202106390245/bestuerzender-zustand-erstmals-fotos-aus-dem-inneren-des-hotel-woerthersee

Älterer iD-Bericht (11.9.2020):

Hotel Wörthersee in Klagenfurt (Ktn.): Bleibt nur Schaufassade erhalten?
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/hotel-woerthersee-in-klagenfurt-ktn-bleibt-nur-schaufassade-erhalten

Schwaz (Tirol): Clemens Holzmeister-Brücke wird abgerissen

Die denkmalgeschützte Innbrücke in der Stadt Schwaz, 1927/28 nach einem Entwurf des berühmten Architekten Clemens Holzmeister erbaut, wird im Herbst 2023 wegen des Hochwasserschutzes abgerissen. Hauptgrund für den Abriss ist die – wegen zu geringer Durchflusshöhe – die Verklausungsgefahr bei Hochwasser, das Denkmalamt jetzt seine Zustimmung für die (per Verordnung) unter Denkmalschutz stehende Steinbrücke gegeben. Im Gegenzug gibt das Bundesdenkmalamt Auflagen für den Neubau der Brücke. “Die Idee des Architekten Clemens Holzmeister soll im Entwurf der neuen Brücke wieder aufgegriffen werden, heißt es im ORF-Bericht. Ursprünglich wollte das Denkmalamt die Brücke erhalten. Die Stadt Schwaz berät sich nun gemeinsam mit dem Stadt- und Ortsbildschutz über den Neubau. ORF-Bericht lesen: https://tirol.orf.at/stories/3132818 (6.12.2021, “Steinbrücke in Schwaz wird abgerissen”)

Innbrücke-Beschreibung (Achleitner): “Entwurf: Tiroler Landesbauamt, Architektonische Gestaltung: Clemens Holzmeister, Ausführung: Mayreder, Kraus & Co., 1927-29. Bemerkenswert bei der Schwazer Brücke ist, daß ihr technischer Entwurf nach dem architektonischen von Holzmeister verfaßt wurde. Das Tragwerk ist aus Plattenbalken-Gelenkträgern über zwei Flußpfeilern, volle Stahlbetonbrüstung. Lichte Weite 84 m (25,50 + 33,80 + 25,50).” Zitat aus: Friedrich Achleitner, “Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert” (Band I, Salzburg und Wien 1980, Seite 336)

Steinbrücke / “Clemens Holzmeister-Brücke” auf der Website der Stadtgemeinde Schwaz: https://qr.schwaz.at/brueckenverzeichnis/steinbruecke und in der Denkmalliste Schwaz (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Schwaz

Älterer iD-Bericht:

28. Juni 2020: Schwaz (Tirol): Abrissgefahr für denkmalgeschützte Innbrücke: https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/schwaz-tirol-abrissgefahr-fuer-denkmalgeschuetzte-innbruecke

Großwarasdorf (Bgld.): Gemeinderat protestiert gegen geplanten Denkmalschutz für Brutalismus-Schule

Das Bundesdenkmalamt will die Neue Mittelschule (NMS) Großwarasdorf unter Denkmalschutz stellen. Die Gemeinde Großwarasdorf lehnt dies aber ab und schaltet jetzt Rechtsanwalt ein. Wäre die finanzielle Zuwendung für denkmalgeschützte Gebäude besser, hätte die Gemeinde nichts dagegen, meint der Bürgermeister. Ein neuerlicher Bescheid des Denkmalamtes erklärte den Einspruch der Gemeinde allerdings für nicht zulässig, da dies rein wirtschaftliche Interessen betreffe. Das als Hauptschule 1968-72 geplante und errichtete Gebäude in der Schulstraße 3 wurde vom bekannten burgenländischen Architekten Matthias Szauer im Stil des Brutalismus geplant: BVZ-Artikel WEITERLESEN: https://www.bvz.at/oberpullendorf/grosswarasdorf-gemeinderat-protestiert-wegen-denkmalschutz-fuer-nms-grosswarasdorf-gemeinderat-grosswarasdorf-nms-grosswarasdorf-rudolf-berlakovich-bundesdenkmalamt-212686044 +++ 19-seitiger “FULL DOCUMENTATION FISH” mit ausführlichen Infos/Fotos vom Gebäude (DOCOMOMO Austria): https://www.docomomo.at/cms/wp-content/uploads/2019/02/2018_grosswarasdorf_hauptschule.pdf (Kurzfassung: https://www.docomomo.at/gebaeude/hauptschule-grosswarasdorf).

 

Verlorenes Erbe (Wien): Hohe Warte-Villa Kellner, 1978 abgerissen

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ (von Rupert Reiter-Kluger) im ORF 2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 23. Februar 2022 die Villa Kellner auf der Hohen Warte in Wien-Döbling vorgestellt. ORF-FERNSEHBEITRAG (6 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14125425/Die-Karajan-Villa/15110968

Auf der Adresse Hohe Warte 29 wohnten viele berühmte Persönlichkeiten. Hier verbrachte z. B. die Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Rosa Mayreder ihre Kindheit. Nach dem Verkauf 1895 an Marie von Kellner, der Gattin des Chemikers Karl Kellner, wurde die Villa, die auch eine Sternwarte mit Kuppel auf dem Dach bekam, 1896 vom bekannten Architekten und Otto Wagner-Schüler Max Fabiani, dem Entwerfer der später errichteten Urania (ebenso mit Sternwarte), um- und ausgebaut. Eleonore Lichtenecker, Urenkelin der ersten Besitzerin, möchte im Sommer 2022 ein Buch über diese Villa veröffentlichen. Sie erzählt im ORF-Interview, dass viele Architektur- und Dekorationsdetails aus dem Freimaurerischen, Indischen und Assyrischen stammten. Ab 1915 waren Hans und Gisela Weigel, den Eltern der bekannten Kinderbuch-Illustratorin Susi Weigel (bekannt vor allem für die Bebilderung des Kinderbuchs von Mira Lobe, Das kleine Ich-bin-ich), Eigentümer der Villa. 1923 ging die Villa in den Besitz des Industriellen Georg Mauthner über. Dann kam das Haus an den Salzburger Maler Georg Jung. Er vermietete Teile des Hauses an viele prominente Persönlichkeiten aus Theater, Oper und Literatur, wie z. B. den Sohn Richard Wagners, dem Schauspieler Heinz Rühmann, viele Opernsängerinnen und -sänger, den Sohn von Leo Slezak. Stadtforscherin Christine Dietrich berichtet vom Einzug Herbert von Karajans mit seiner Frau Eliette 1957, auch der Zukunftsforscher Robert Jungk wohnte Ende der 1950er-Jahre dort. Der nächste Mieter war der Schauspieler und Entertainer Peter Alexander, auch die Schauspielerin Ida Krottendorf wohnte hier. Am Schluss, in den späten 1970er-Jahren – vor dem Abriss der Villa – wohnte noch der Spionage-Krimi-Autor John le Carré dort. Danach fand sich für die große Villa mit seinen drei Geschoßen keine Mieter mehr. Die Eigentümer mussten dann schweren Herzens die Villa verkaufen, wollten noch einen Käufer finden, der das Gebäude erhält. Dann kam die Cottage Baugesellschaft, die zunächst behauptete die Villa erhalten zu wollen, doch 1978 kam es zum Komplettabriss. Anstelle der Villa kam ein grauer Neubaublock mit vielen Wohnungen. Und auch die alte Postadresse Hohe Warte 29 existiert nicht mehr, der Wohnsiedlung bekam die neue Adresse Reimersgasse 16.

ORF-FERNSEHBERICHT ZUM NACHSEHEN (6 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14125425/Die-Karajan-Villa/15110968 (ORF Studio 2, 23.2.2022, ‘Die Karajan Villa’)

Literatur / Linktipps:

– Fotobeschreibung “Villa Hohe Warte Nr. 29 (Foto-Atelier J. Weiner, Wien, um 1905)”: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Villa_Hohe_Warte_Nr._29_(Atelier_J._Weiner,_Wien,_um_1905).jpg

– Off topic: Wien, Hohe Warte 29. Johann und Gisela Weigels Wiener Villa, Hohe Warte 29: https://starsingars.wordpress.com/2021/09/01/off-topic-wien-hohe-warte-29

Wien: Die verlorenen Josef Hoffmann-Villen im 18. u. 19. Bezirk

Im Rahmen der ORF-Serie “Verlorenes Erbe” (im Vorabendprogramm in “Studio 2”) wurden diesmal zerstörte oder stark veränderte Villen des berühmten Jugendstil-Architekten und Gründer der Wiener Werkstätten, Josef Hoffmann präsentiert: Die 1906 erbaute und 1970 abgerissene Villa für den Schriftsteller Richard Beer-Hofmann gegenüber vom Türkenschanzpark in der Hasenauerstraße 59 (Ecke Joseph-Kainz-Park, 18. Bezirk), siehe Foto anbei bzw. auf photowien.weebly.com. Nur die Einfriedung hat sich bis heute erhalten, siehe Google Maps.  Im 19. Bezirk auf der Hohen Warte hat Josef Hoffmann gleich für mehrere Künstler eigene Häuser entworfen. Diese existieren heute noch oder wurden – leider zum Negativen – stark verändert. Zum Beispiel wurde die Villa Hochstetter in der Steinfeldgasse 7 bis zur Unkenntlichkeit umgebautEbenso zerstört bzw. bis zur Unkenntlichkeit umgebaut wurde auch das Haus Henneberg in der Wollergasse 8. Die Villa Brauner in der Geweygasse 11 wurde von Bomben im 2. Weltkrieg zerstört und durch einen Neubau ersetzt. Die Inneneinrichtungen der Villen landeten zum Teil bei Antiquitätenhändlern und tauchen heute noch vereinzelt auf Kunstauktionen auf. Erfreulich ist, dass noch fünf Villen auf der Hohen Warte bestehen, u. a. die restaurierungsbedürftige und unter Denkmalschutz stehende Villa Ast in der Steinfeldgasse 2.

ORF-FERNSEHBEITRAG (5 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Archiv/7648449/Die-Kuenstlervillen-Wiens/14067652/Die-Kuenstlervillen-Wiens/14775124 (ausgestrahlt am 9.7.2020 ursprünglich unter dem Titel: “Verlorenes Erbe: Hofmann-Häuser”)

Der Architekt Josef Hoffmann mit Werkverzeichnis und Fotos seiner Häuser auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Hoffmann_(Architekt) +++ Josef Hoffmann mit umfassenden Werkverzeichnis im Architektenlexikon: http://www.architektenlexikon.at/de/234.htm.

 

PS: Ehemaliger Link: https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14057898/Verlorenes-Erbe-Hofmann-Haeuser/14727810