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Wien: Stellungnahme zur Bauordnungsnovelle 2023

Wien, 8. August 2023

Stellungnahme der Initiative Denkmalschutz zum Entwurf eines Gesetzes, mit dem die Bauordnung für Wien geändert werden soll (Bauordnungsnovelle 2023)

Die Initiative Denkmalschutz gibt folgende Stellungnahme ab:

Allgemein: Transparenz und Informationszugang

Die Initiative Denkmalschutz fordert Transparenz und Informationszugang für alle Bürger sowie Parteistellung für NGOs in allen baurechtlichen Verfahren ein, die das öffentliche Interesse im Sinne der Stadtbilderhaltung und des Kulturgüterschutzes betreffen. Weiters eine bürgerfreundlichere und extensivere Handhabung bzw. allfällige Novellierung des Wiener Auskunftspflichtgesetzes in dieser Hinsicht. Im Zweifel sind die Bestimmungen dieses Gesetzes zu Gunsten des um Auskunft Ersuchenden anzuwenden (vgl. Petition der Initiative Denkmalschutz: „Wirkungsvoller Schutz für historische Bauten und das Ortsbild in Schutzzonen“, Punkt 2; eingebracht am 21. August 2013).

Ad § 1 Festsetzung und Abänderung der Flächenwidmungspläne und der Bebauungspläne, Abs. 2 (Ziele):

– Zeile 16

Die Formulierung „Schutz der UNESCO-Welterbestätten in ihrem außergewöhnlichen universellen Wert“ erachtet unser Verein Initiative Denkmalschutz als zu allgemein gehalten (vgl. unsere Stellungnahme aus 2021), ergänzt werden soll daher: „gemäß UNESCO-Welterbe Konvention (UNESCO Convention Concerning the Protection of the World Cultural and Natural Heritage) sowie der dazugehörigen offiziellen Managementpläne der Welterbestätten. Ausschluss von Hochhausprojekten/-bebauungen in Kern- und Pufferzonen der UNESCO-Welterbestätten.“

– Zeile 18 (Ergänzung)

Es möge Zeile 18 ergänzt werden: „Schutz und Erhalt von Kulturgütern und Kulturlandschaften im Sinne der Denkmal-, Orts- und Stadtbildpflege (insbesondere hinsichtlich denkmalschutzrelevante Aspekte).“

Begründung: Allzu oft wird bei Festsetzung und Abänderung der Flächenwidmungspläne und insbesondere der Bebauungspläne viel zu wenig Rücksicht genommen auf denkmalschutzrelevante Aspekte, sodass z.B. durch überdimensionierte Bebauungspläne Anreize für nachteilige bauliche Überformungen, Abbrüche oder schwere visuelle Beeinträchtigungen von denkmalgeschützter bzw. kulturhistorisch bedeutender Bausubstanz geschaffen werden.

ad § 2 Abs. 5 Änderung der Flächenwidmungs- und Bebauungspläne

– Digitalisierung und Rechtsverbindlichkeit
Es möge die öffentliche Auflage „Änderung der Flächenwidmungs- und Bebauungspläne“ online eine Rechtsverbindlichkeit erhalten (Begründung: Es ist nicht nur einmal vorgekommen, dass wichtige Beilagen (z.B. Unterlagen zur Umweltprüfung) erst verspätet online veröffentlicht wurden). Ebenso möge das Amtsblatt endlich online veröffentlicht werden (wie in vielen anderen Gemeinden, Beispiel: „Elektronisches Amtsblatt der Landeshauptstadt Salzburg“). Ebenso möge der online abrufbare Flächenwidmungs- und Bebauungsplan Rechtsverbindlichkeit erhalten.

Frist Abgabe Stellungnahmen Bürger_innen sowie der örtlichen Bezirksvertretung
Unser Verein Initiative Denkmalschutz – der bekanntermaßen seit seiner Gründung 2008 Dutzende Stellungnahmen abgegeben hat – fordert, die Frist für die Abgabe der Stellungnahmen der Bürgerinnen, Bürger und NGOs sowie der jeweiligen örtlichen Bezirksvertretung zu Änderungen der Flächenwidmungs- und Bebauungspläne aufeinander zeitlich abzustimmen. D.h. es wäre zu garantieren, dass die örtliche Bezirksvertretung erst nach Ende der öffentlichen Auflagefrist ihre Stellungnahme beschließt. Dabei wäre zusätzlich darauf zu achten, dass alle im Rahmen der öffentlichen Auflagefrist abgegebenen Stellungnahmen auch den jeweiligen Bauausschussmitgliedern der Bezirke – vor ihrer abschließenden ‘Vorberatung zur Abgabe der Bezirksstellungnahme’ in ihrer Bauausschusssitzung – zur Kenntnis gebracht werden, um diese ggf. inhaltlich in die Bezirksstellungnahme einfließen lassen zu können. All dies wäre in der Bauordnung rechtsverbindlich festzulegen. Die Stellungnahmen der Bürgerinnen, Bürger und NGOs sollen hierbei auch im Originaltext den Bauausschussmitgliedern der Bezirke übermittelt werden, und nicht (nur) in einer verkürzten, potenziell sinnveränderten „Zusammenfassung“, wie es derzeit manchmal geschieht. Die Änderung der Bauordnung vom Dezember 2018 (LGBl. Nr. 69/2018 ) hat – mit einer Verkürzung der Frist für die örtlichen Bezirksvertretungen von drei auf zwei Monate – diese Problematik noch weiter verschärft. Auch die qualitative Unterscheidung zwischen “wesentlichen” und “unwesentlichen” Abänderungen von Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen – wie damals beschlossen – möge aus oben genannten Gründen ebenso rückgängig gemacht werden. Denn diese Unterscheidung öffnet einer gewissen Willkür, was als “wesentlich” und “unwesentlich” zu gelten hat, Tür und Tor (so könnten auch heikle Gebiete in mehrere kleine “unwesentliche” Änderungen aufgesplittet werden), was die Rechte der Bürger noch mehr reduziert (Fristverkürzung für die Bürgerinnen und Bürger auf vier Wochen, Verkürzung der Frist für die Bezirke auf einen Monat; keine Möglichkeit mehr des Studiums der Stellungnahme des Fachbeirates für Stadtplanung und Stadtgestaltung, weil eine solche Fachbeiratsstellungnahme in diesem Fall gar nicht mehr verfasst wird).

Begründung: Die in die Bezirksvertretung gewählten Mandatare sollen die politischen Interessen der Bevölkerung im Bezirk nach bestem Wissen und Gewissen vertreten. Sie sind mit den örtlichen Gegebenheiten bestens vertraut und können die Stellungnahmen der Bürger und NGOs besonders gut beurteilen. Daher wäre es zielführender, wenn die Bezirksvertreter diese Stellungnahmen in ihren eigenen Stellungnahmen berücksichtigen können. Dies ist aber nur dann gewährleistet, wenn die öffentliche Auflagefrist abgewartet wird. Die Stellungnahme der Bezirksvertretung bildet eine sehr wichtige Grundlage für den Gemeinderatsbeschluss und hat wesentlichen Einfluss auf das Abstimmungsverhalten der Gemeinderäte. Stellungnahmen der Bürger haben, wenn sie in die Bezirksstellungnahme einfließen, viel größere Aussichten, im Gemeinderatsbeschluss indirekt berücksichtigt zu werden. Dies wäre ein erster Schritt, die Beteiligung der Öffentlichkeit in Wien ernster zu nehmen, zumal sich die Stadt Wien 1996 mit dem Beitritt zur Charta von Aalborg sogar verpflichtet(!) hat, die Bürger „an den lokalen Entscheidungsprozessen“ zu beteiligen. Die zum Teil vorherrschende Praxis in den Bezirken, bereits vor Ende der öffentlichen Auflagefrist Stellungnahmen der Bezirksvertretung abschließend zu beraten und zu beschließen, stößt hingegen viele Bürger vor den Kopf. Wenn nicht einmal die Bezirkspolitiker Interesse an der Meinung der Bürgerinnen und Bürger haben, warum sollte dann der Gemeinderat größeres Interesse an einzelnen Stellungnahmen zeigen?

ad § 3: Fachbeirat

Aus Sicht der Initiative Denkmalschutz wäre es unbedingt notwendig, dass auch entsprechende Ersatzmitglieder der einzelnen Fachbereiche dauerhaft bestellt werden. Beim Fachmann auf dem „Gebiet des Denkmalwesens“ wäre es wichtig, dass eines der beiden (Ersatz-/)Mitglieder nicht gleichzeitig eine Funktion im Bundesdenkmalamt innehat, um mögliche Befangenheiten weitgehend auszuschließen.

Begründung: Es kommt immer wieder vor, dass sich einzelne Fachexperten für befangen erklären, sodass das entsprechende Fachgebiet in der Fachbeiratsstellungnahme keinerlei Berücksichtigung finden kann. So geschehen schon mehrfach beim Experten auf dem Gebiet des Denkmalwesens (Beispiel: Planentwurf Nr. 8139, 1. Fachbeiratsstellungnahme aus 2016; denkmalgeschütztes, ehemaliges Otto Wagner Spital Areal am Steinhof im 14. Bezirk; Plandokument Nr. 8048 aus 2017, denkmalgeschütztes Spital beim Elisabethinenkloster an der Landstraßer Hauptstraße 4a im 3. Bezirk), aber auch auf dem Gebiet der Raumplanung (Beispiel: Plandokument 8177 aus 2016, Laxenburger Straße 244-256 im 23. Bezirk).

ad § 60 Abs. 1 lit. d: Abbruch von Bauwerken

Grundsätzlich erkennen wir die Bemühungen zur Verhinderung des allzu leichten Erlangens der Abbruchbewilligungen auf Grund von „wirtschaftlicher Abbruchreife“ („wirtschaftlich unzumutbare Aufwendungen“) an, doch erachten wir die hier im Gesetzesentwurf vorliegenden Formulierungen als zu lückenhaft. Diese öffnen wieder allzu leicht Tür und Tor für erleichterte Abbruchbewilligungen. Bei der Formulierung „schuldhafte Vernachlässigung“ möge auf jeden Fall das Wort „schuldhaft“ gestrichen werden (im Textentwurf zweimal erwähnt). Bei den „Rechtsnachfolgerinnen oder Rechtsnachfolger“ möge der „Wenn“-Teilsatz gestrichen werden; denn bei dessen „Unkenntnis“ der (schuldhaften) Vernachlässigung hätten es die Rechtsnachfolgerinnen und -nachfolger wieder deutlich leichter, eine „wirtschaftliche Abbruchreife“ zu erlangen.

Die Ableitung der Erhaltungswürdigkeit der Bauwerke (Vorliegen des „öffentlichen Interesses“) auf das alleinige Kriterium der „Wirkung auf das örtliche Stadtbild“ zu reduzieren, greift viel zu kurz. Das heißt, nicht die baukulturelle Bedeutung des historischen Bauwerks ist für die Erhaltung von Relevanz, sondern ausschließlich „seine Wirkung auf das örtliche Stadtbild“. So kann es vorkommen, dass kulturell erhaltenswerte Altbauten abgerissen werden dürfen, allein weil diese vom öffentlichen Straßengrund aus nicht sichtbar sind (mit dieser Begründung durfte die Baldia-Villa im Hütteldorfer Cottage (Freyenthurmgasse 16, 1140 Wien) im Herbst 2020 abgerissen werden, vgl. iD-Bericht (30.11.2020): Hütteldorfer Cottage (Wien): Verwaltungsgericht bestätigt Villenabbruch) bzw. Erkenntnis des Verwaltungsgericht Wien (26.8.2020, GZ: VGW-111/078/7881/2019-9, Seite 13 ff.). Diese Erhaltungswürdigkeit gehört um die Kriterien der geschichtlichen, künstlerischen oder sonstigen kulturellen Bedeutung des Objektes (aus lokaler oder regionaler Sicht) in der Bauordung für Wien erweitert. In diesem Sinne möge dann auch das Innere der Gebäude mitumfasst sein (Stiegenhäuser, Gänge, Türen, Fenster etc.), ähnlich dem Salzburger Altstadterhaltungsgesetz 1980 § 3 Abs 3.
Begründung: Immer öfter werden ganze Gründerzeitbauten vollständig entkernt, obwohl die innere Baustruktur und -gestaltung klar erhaltungswürdig ist.

Weiters wird angeregt, dass die Prüfung hinsichtlich Erhaltungswürdigkeit („Bestätigung des Magistrats“; MA 19), die bisher auf vor dem Stichtag 1.1.1945 errichtete Bauten beschränkt ist, auch bei Bauten der Nachkriegszeit und der Moderne zur Anwendung kommt. Als Diskussionvorschlag wird hier die verpflichtende Verständigung des Bundesdenkmalamtes durch die Baupolizei (MA 37) bei Einlangen eines Ansuchens um Abbruchbewilligung und bei vorliegen gewisser Qualitätsmerkmale (Niederschlag in der Fachliteratur, Stellungnahmen von einschlägigen Fachorganisationen u.ä.) eingebracht, damit entweder das Bundesdenkmalamt selbst das Objekt unter Denkmalschutz stellen kann bzw. gemeinsam mit diesem (oder gemeinsam mit dem Vertreter des Denkmalwesens im Fachbeirat für Stadtplanung, Stadtgestaltung und Welterbe; vgl. § 3 Bauordnung) den Wert des Gebäudes für die Stadt Wien beurteilt (aus lokaler und regionaler Sicht erhaltenswert) und dann ggf. die Stadt Wien selbst den Schutz für dieses Objekt ausspricht.

Für die Beurteilung von erhaltenswerten Bauwerken, ob deren „Bauzustand derart schlecht ist“ möge ausschließlich ein (am besten öffentlich einsehbares) Amtssachverständigengutachten zulässig sein (so wie derzeit die Beurteilung der Erhaltungswürdigkeit der Gebäude in Bezug auf die „Wirkung auf das örtliche Stadtbild“ ausschließlich durch die Magistratsabteilung 19 erfolgt). Die Erfahrung hat gezeigt, dass Privatgutachter allzu leicht in einen gewissen Interessenskonflikt mit ihren Auftraggebern geraten, die ja diese Gutachter auch bezahlen. Privatgutachten können aber als ergänzende Information herangezogen werden.

Anmerkung nebenbei: Gleichzeitig zu berücksichtigen ist aber auch, dass der Wiener Altstadterhaltungsfonds gut dotiert sein muss („Einbeziehung von öffentlichen Förderungen“), ansonsten werden die Abbruchbewilligungen weiterhin allzu leicht zu erlangen sein.

ad § 69 Abweichungen von Vorschriften des Bebauungsplanes

Abs. 1 Zeile 5: Bei: „der Schutz der UNESCO-Welterbestätten in ihrem außergewöhnlichen universellen Wert nicht beeinträchtigt wird.“ Hier möge ergänzt werden: „auch nicht in kleinem Umfang“.
Begründung: Erfahrungsgemäß werden als Kriterium für die Störung des Welterbes nur (sehr) große Beeinträchtigungen als solche anerkannt.

ad § 70a: Vereinfachtes Baubewilligungsverfahren

Die Einreichungen der Bauvorhaben mögen verpflichtend im Amtsblatt veröffentlicht werden (und das Amtsblatt selbst ebenso verpflichtend elektronisch/online; vgl. diese Stellungnahme bzgl. § 2 Abs. 5 „Digitalisierung und Rechtsverbindlichkeit“), damit die Anrainer ihre Rechte wahrnehmen können, was bei einem vereinfachten Verfahren wie beim § 70 a besonders wichtig wäre.

ad § 81: Gebäudehöhe und Gebäudeumrisse; Bemessung

Es wird vorgeschlagen, dass der oberste Abschluss des Daches, sofern der Bebauungsplan nichts anderes bestimmt, grundsätzlich(!) nicht höher als 4,5 m sein soll (und nicht zum Teil bis 7,5 m); dies betrifft Absatz 1-3. Die Art der Giebelfächenberechnung soll für alle Bauweisen gelten (also auch für Gruppen- und geschlossene Bauweise). Insbesondere im Hinblick auf die historischen, alten Ortskerne in den Vororten wäre dies von großer Bedeutung.

ad § 129 Benützung und Erhaltung der Gebäude, vorschriftswidrige Bauwerke

Abs. 2: Das Verhindern des „Verfallenlassens“ ist das Um und Auf für einen wirkungsvollen Schutz des historischen Baubestandes der Stadt. Warum die aktuell gültige Bestimmung: „Der Eigentümer (jeder Miteigentümer) hat dafür zu sorgen, dass die Bauwerke (Gärten, Hofanlagen, Einfriedungen u. dgl.) in gutem, der Baubewilligung und den Vorschriften dieser Bauordnung entsprechendem Zustand erhalten werden.“ oftmals so wenig Wirkung erzielt hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Es wird daher jede Verbesserung zur Verhinderung des Verfallenlassens begrüßt; so wie jetzt im vorliegenden Gesetzesentwurf eine Dokumentationspflicht der Instandhaltungsmaßnahmen in einem Bauwerksbuch. Wichtig ist jedoch gleichzeitig, abschreckende Strafbestimmungen vorzusehen, wenn diese Dokumentationspflicht bzw. die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen unterlassen werden. Es wird eine begleitende Evaluierung dieser Bestimmung angeregt, um die Wirksamkeit dieser Bestimmung in einer späteren Bauordnungsnovelle gegebenfalls nochmals deutlich erhöhen zu können.

Weiters wird nachdrücklich angeregt, die Erhaltungspflicht auf das Innere der Gebäude auszudehnen. In diesem Sinne mögen dann auch die Stiegenhäuser, Gänge, Türen, Fenster usw. mitumfasst sein, ähnlich dem Salzburger Altstadterhaltungsgesetz 1980 § 3 Abs 3 (vgl. diese Stellungnahme zu § 60 Abs. 1 lit. d.)

ad § 135: Baustrafen

Grundsätzliches Ziel muss sein: Verschärfung von Strafen und darüber hinausgehende Sanktionen bei Bauordnungswidrigkeiten zum Zweck einer tatsächlich abschreckenden Wirkung (wie die Wiederherstellung eines zerstörten Hauses), statt Geldstrafen in der Höhe von „Beträgen aus der Portokasse“. Die vorliegende Bauordnungsnovelle wäre daher die beste Gelegenheit, insbesondere in Anbetracht der seit längerem anhaltenden hohen Inflation, die Geldstrafen sehr deutlich(!) anzuheben.
Es wird angeregt, dass Gebäude, die verbotener Weise ganz oder teilweise abgebrochen wurden, die Behörde dem Eigentümer des ehemaligen Bauwerkes zur Wiederherstellung des früheren Zustandes aufzutragen hat (soweit dies möglich). Vor Erlassung eines solchen Aufrages ist erforderlichenfalls ein Gutachten der Magistratsabteilung 19 einzuholen (analog dem Tiroler Stadt- und Ortsbildschutzgesetz 2021, § 4 Abs. 2 „Verbot des Abbruchs charakteristischer Gebäude“).

In der aktuell gültigen Bauordnung für Wien betragen die Geldstrafen im Abs. 1 „bis zu 50.000 Euro“; im Abs. 2 (Zeile 2) aktuell „bis zu 100.000 Euro“ sowie Abs. 3 (Zeile 2) „bis zu 300.000 Euro“.

Unser Verein Initiative Denkmalschutz erachtet die Geldstrafen insbesondere in solchen Fällen für viel zu gering, wenn mit dem Neubau nicht nur eine sehr große Baukubatur erzielt werden kann, sondern auch das restriktive Mietrecht für Altbauten vor 1945 nicht mehr gilt (letzteres eigentlich so gut wie immer der Fall). Daher wäre eine Geldstrafe von z.B. mindestens 400.000 Euro bis zu 4 Mio. € anzustreben. Unbedingtes Ziel muss es sein, dass die Summen abschreckend sind. Auch möge die Einschränkung auf „Vorsatz“ unbedingt aus dem Gesetz gestrichen werden (so wie im Gesetz § 135 Abs. 3 Zeile 2 bei Vorsatz die Mindeststrafe auch nur 30.000 Euro beträgt). Ein Vorsatz ist nur sehr schwer nachzuweisen und bietet daher ein Leichtes, der Schärfe des Gesetzes zu entgehen. Ebenso möge diese Schärfe des Gesetzes auch für § 135 Abs. 2 Zeile 1 gelten bzgl. Veränderung ohne Bewilligung von Gebäuden, die in Schutzzonen liegen (gemäß § 60 Abs. 1 lit. e: „Änderungen an Gebäuden in Schutzzonen, die die äußere Gestaltung, den Charakter oder den Stil eines Gebäudes beeinflussen.“). Auch im Hinblick auf das oftmalige (absichtliche) Verfallen lassen wäre eine Verschärfung im Sinne des Stadtbildschutzes und der Altstadterhaltung von besonders großer Bedeutung. (vgl. auch Petition „Wirkungsvoller Schutz für historische Bauten und das Ortsbild in Schutzzonen“, Punkt 5 (eingebracht am 21. August 2013).

Eine weitere Forderung der Initiative Denkmalschutz lautet: Informationsfreiheit für Bürger, die wirksam gewordenen Sanktionen zu erfahren (Beispiel: Illegaler Abbruch in Neustift am Walde 58 im Jahr 2007. Auskunft dazu wurde unserem Verein verwehrt. Vgl. auch OTS „Baupolizei stellt illegale Abbrucharbeiten in Schutzzone ein!“ vom 17. April 2007).

Abschließend scharf kritisiert werden muss, dass die laufende Begutachtungszeit dieses Gesetzesentwurfs in der Haupturlaubzeit erfolgt ist (28. Juni bis 8. August 2023; am 30. Juni begannen die langen Schul-Sommerferien).

Markus Landerer und Dr. Gerhard Hertenberger
im Namen der Initiative Denkmalschutz

Initiative Denkmalschutz
Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
www.initiative-denkmalschutz.at
Fuchsthallergasse 11/5, 1090 Wien, Österreich
email:
(ZVR-Nr.: 049832110)

Abriss Rösselmühle: Besserer Schutz für Grazer Industrieerbe gefordert

Presseaussendung, Mittwoch, 13. September 2023

Anlässlich Abrissbeginn Rösselmühle letzten Montag:
Initiative Denkmalschutz fordert besseren Schutz für das industrielle Baukulturerbe in Graz. Wird nun ein alter Gemeinderatsantrag endlich ernst genommen? Die neue Grazer Stadtregierung ist gefordert!

Rückblende in das Jahr 2014: Im Grazer Gemeinderat wurde ein Antrag mit dem Titel “Rechtzeitige Maßnahmen bei industriellen Baudenkmälern” einstimmig angenommen. Wesentlicher Bestandteil des Antrags war die 1270 erstmals erwähnte Rösselmühle (Oeverseegasse 1), deren Zukunft anlässlich ihrer Schließung einige mit Sorgen sahen. Aber es ging auch darum “ähnliche Objekte bzw. Gebiete in Graz zu identifizieren”, um ein „Maßnahmenpaket“ zu erarbeiten, „welches in Zukunft eine Grundlage darstellt, um künftig (…) rechtzeitig Lösungen zu forcieren, die Bezug auf den industriellen Charakter des Entwicklungsgebietes und dessen Bestand nehmen.”

2014: Zustimmung aller Parteien für besseren Schutz des industriellen Erbes in Graz

Alle Parteien, stimmten dem Antrag zu. Der damalige ÖVP-Gemeinderat Klaus Frölich von der Regierungspartei verwies darauf, dass es da nicht “nichts gäbe” sondern das Institut für Baukunst, Denkmalpflege und Kunstgeschichte der TU Wien, das an der Inventarisierung der technischen industriellen Baudenkmäler Österreichs arbeite. Der Antragsteller Philip Pacanda (Piratenpartei; nicht mehr im Gemeinderat vertreten), unterstrich dennoch die Dringlichkeit mit dem Kommentar “es ist wichtig, dass man da frühzeitig einfach eingreife, bevor irgendwas passiert, und wir dann nachher dasitzen und sagen, jetzt ist es abgerissen, hätten wir vorher was gemacht.”

2023: … trotzdem kein besserer Schutz in Sicht

Wie stellt sich die Situation jetzt im Jahr 2023 dar? Es ist etwas passiert, aber leider nicht im Sinne des Antrags: Die Rösselmühle ist Anfang April abgebrannt; Abbrucharbeiten wurden vorgestern begonnen. Auch die letzten Bestände des Kleingewerbes um den Dietrichsteinplatz wurden trotz Widerspruchs der Altstadtkommission 2020/21 abgerissen (Pawlatschenhaus mit Schlosserei; Schörgelgasse 6 / Kopernikusgasse 4). Und auch das bedeutende Industriedenkmal „ehemalige Lederstampfe und Fahrradfabrik von Johann Puch“ (Karlauer Straße 46) wird bald Geschichte sein, eine Abbruchbewilligung liegt bereits vor.

Initiative Denkmalschutz: Neue Grazer Stadtregierung ist endlich gefordert zu Handeln

Mittlerweile gibt es eine neue Stadtregierung (KPÖ/Grüne/SPÖ). Wird sie sich an den einstimmig angenommenen Gemeinderatsantrag erinnern? Wird sie die Expertise der Altstadtkommission ernster nehmen? Wird sie dafür sorgen, weitere Objekte zu identifizieren und Lösungen zu forcieren, die Bezug auf den Bestand nehmen? Die Initiative Denkmalschutz fordert, nicht nur den Geist des Antrages zu beklatschen, sondern endlich auch Taten zu setzen und hofft, dass spätestens mit dem (teilweisen?) Verlust der Rösselmühle ein Weckruf durch die Stadtregierung geht, und man sich aktiv der Intention des Antrags annimmt.

Interessant ist auch, dass der damalige ÖVP-Gemeinderat Frölich auf ein Institut an der TU Wien verwiesen hat. Die offizielle Beantwortung des Antrags durch das Stadtplanungsamt hat wiederum ergeben, dass die Stadtplanung nicht die nötigen Ressourcen habe, „die Anregung wird daher gern an die in Frage kommenden Universitäten und Fachhochschulen weitergegeben.“ An der TU Graz hätte es damals noch ein “Institut für Stadt- und Baugeschichte” gegeben; es wurde mittlerweile in “Institut für Entwerfen im Bestand und Denkmalpflege” umbenannt (2019). Zeigen die aktuellen Vorfälle nicht, wie wichtig es anhand des aktuellen Baugeschehens wäre, dass man sich auch in Graz für die Politik wahrnehmbar wissenschaftlich mit dem Bestand beschäftigt? Wird hier die aktuelle Struktur der Anforderung gerecht?

Rückfragehinweis:

Markus Landerer und DI Dr. Alexander Schmiderer
Initiative Denkmalschutz – Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
mobil: 0699 / 1024 4216 und 0664 / 750 545 42
www.initiative-denkmalschutz.at
Fuchsthallergasse 11/5, 1090 Wien

Quellen / Infos:

Die Rösselmühle auf Baugeschichte.at (Grazwiki)
https://www.grazwiki.at/Oeverseegasse_1

Gemeinderatssitzung 12. Juni 2014:
https://www.graz.at/cms/beitrag/10234760/7791056/Aus_dem_Gemeinderat_III.html

Gemeinderatsantrag:
https://www.graz.at/cms/dokumente/10234760_7791056/4afc5e0b/09%20Baudenkm%C3%A4ler_dringlich_GMR_Pacanda_R%C3%B6sselm%C3%BChle.pdf

Antwort zum Antrag (momentan offline):
https://open-gemeinderat.at/files/answers/0469_pacanda_da.docx

Gemeinderatsprotokoll 12.6.2014 im Wortlaut:
https://data.graz.gv.at/katalog/verwaltung%20und%20politik/Gemeinderatsprotokolle/2014_06_12.txt

Vor Abriss
Ehemalige Lederstampfe und Fahrradfabrik von Johann Puch auf Baugeschichte.at (Grazwiki)
https://www.grazwiki.at/Karlauer_Stra%C3%9Fe_46

Abrisse
Pawlatschenhaus mit Schlosserei auf Baugeschichte.at (Grazwiki)
(Schörgelgasse 6 /Kopernikusgasse 4)
https://www.grazwiki.at/Sch%C3%B6rgelgasse_6
https://www.grazwiki.at/Kopernikusgasse_4

Hallenbad Neusiedl (Bgld): Gericht bestätigt Denkmalschutz

Das Hallenbad in Neusiedl am See steht jetzt rechtskräftig unter Denkmalschutz. Das Bundesverwaltungsgericht hat jetzt in einer Verhandlung am 27.11. den Bescheid des Bundesdenkmalamtes bestätigt. Der Bescheid wurde vom Bundesdenkmalamt bereits am 7. Juni 2019 ausgestellt und von der Stadtgemeinde und den Freizeitbetriebe Neusiedl Gmbh angefochten. Es ist damit das erste Hallenbad im Stil des Brutalismus, das jetzt unter Denkmalschutz steht. es wurde 1975-77 von den Architekten Rüdiger Stelzer und Walter Hutter erbaut (Adresse: Sportzentrum 4). Auch die Gemeinde wollte den Abriss, jetzt kündigt die Bürgermeisterin LAbg. Elisabeth Böhm (SPÖ) Gespräche mit dem Bundesdenkmalamt an. Laut “Liste brutalistischer Bauwerke in Österreich” auf Wikipedia gilt das Gebäude als “einziges aus dieser Zeit stammendes Hallenbad, das später nicht verändert wurde”. ORF-FERNSEHBERICHT ZUM NACHSEHEN (2 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Burgenland-heute/70021/Burgenland-heute/14073091/Neusiedl-Denkmalschutz-fuer-Hallenbad-fix/14804384 (27.11.2020, Burgenland Heute: “Neusiedl: Denkmalschutz für Hallenbad fix”) +++ ORF-BERICHT LESEN: https://burgenland.orf.at/stories/3077988

Politische Reaktion auf diese Entscheidung: Sportlandesrat Heinrich Dorner (SPÖ): Klares Bekenntnis zu Fortbestand des Hallenbads Neusiedl (27.11.2020), siehe: https://burgenland.spoe.at/de/startseite/aktuell/meldungen/detail/1225/dorner:-klares-bekenntnis-zu-fortbestand-des-hallenbads-neusiedl.html

Weitere aktuelle Medienberichte:
BVZ: https://www.bvz.at/neusiedl/neusiedl-am-see-gericht-bestaetigt-denkmalschutz-fuer-hallenbad-neusiedl-am-see-redaktionsfeed-hallenbad-neusiedl-am-see-schliessung-gerichtsprozess-redaktion-235303558
Kronenzeitung: https://www.krone.at/2285976
MeinBezirk: https://www.meinbezirk.at/neusiedl-am-see/c-lokales/denkmalschutz-ist-nun-fix_a4370009

Fotos des Hallenbades von Erich J. Schimek (Initiative Denkmalschutz): https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157662143694013

Ältere iD-Berichte:

31.5.2020, Initiative Denkmalschutz
Neusiedl Hallenbad: Bundesverwaltungsgericht entscheidet im Sommer über Denkmalschutz
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/neusiedl-bgld-hallenbad-bundesverwaltungsgericht-entscheidet-im-sommer-ueber-denkmalschutz

4.3.2020, Initiative Denkmalschutz
Neusiedl Hallenbad: Denkmalamt für Schutz, jetzt Einsturzgefahr
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/neusiedl-bgld-hallenbad-denkmalamt-fuer-schutz-jetzt-einsturzgefahr

 

Schlachthofblock Innsbruck (Tirol): Teilabriss der legendären Wohnbausiedlung (1911-25)

Der legendäre Schlachthofblock im Innsbrucker Stadtteil Dreiheiligen-Schlachthof entstand zunächst 1911-13 als Dienstwohngebäude für die Bediensteten des Städtischen Schlachthofs (Schlachthofgasse 2-6). Nach Abriss des Schlachthofs selbst wurden auf dessen Areal die bestehenden Dienstwohngebäude 1922-1925 zu einem geschlossenen Wohnhof unter Leitung des Stadtbaudirektors Jakob Albert (1880-1974) und dem Architekten (und Maler) Theodor Prachensky (1888-1970) im Auftrag der Vaterländischen Baugesellschaft nach Vorbild der Wiener Gemeindebauten erweitert (Bauausführung: Firmen Josef Retter und Anton Fritz; Erzherzog-Eugen-Straße 25-39 und 24-28, Matthias-Schmid-Straße 2-8, Schlachthofgasse 8-14). Der Schlachthofblock gilt somit als ältester Sozialer Wohnbau in Innsbruck. Der Architekt Theodor Prachensky zählt mit seinem Bruder Wilhelm Nikolaus Prachensky und Lois Welzenbacher, Clemens Holzmeister, Franz Baumann sowie Siegfried Mazagg zu den maßgebenden Architekten der Zwischenkriegszeit in Tirol. Die 19 fünfgeschoßigen Häuser bilden eine geschlossene Anlage mit 183 Wohnungen. Der Innenhof dieser Wohnanlage ist völlig frei von Stöcklgebäuden – er dient ausschließlich als Spiel- und Erholungsraum – und zeigt dadurch den qualitativen Unterschied des städtischen vom privaten Wohnbau, der viel profitorienterter ausgerichtet war. Die Wohnhausanlage gilt als Prototyp für weitere städtische Wohnbauten in Innsbruck (u.a. Vorbild für den 1926/27 erbauten, heute denkmalgeschützten Pembaurblock in Innsbruck-Pradl). Nach jahrelangen Debatten zwischen Totalabriss und Komplettsanierung wurde jetzt ein Kompromiss erzielt: Rund zwei Drittel sollen saniert, der Rest soll abgerissen werden. Die Innsbrucker Immobilien GmbH sowie die Mehrheit des Bauausschusses unter dem Obmann Lucas Krackl (Bürgerliste “Für Innsbruck”; gemeinsam mit ÖVP) waren für einen Totalabriss eingetreten, weil man dadurch mehr Wohnungen zu einem günstigeren Preis hätte schaffen können, doch dann fand ein Sanierungsantrag von SPÖ-Stadtparteiobmann Helmut Buchacher mit Unterstützung der Grünen zur Überraschung aller im Gemeinderat eine Mehrheit. Man wollte auch die baukulturelle und soziale Bedeutung des nicht denkmalgeschützten Schlachthofblocks würdigen, sodass man sich für die Erhaltung eines Großteils der Anlage entschieden hatte. Rückenwind für diese Entscheidung gaben nicht nur die Stadtplanung und der Gestaltungsbeirat, sondern auch – in diesem Fall unzuständige(!?!) – Beirat gemäß Stadt- und Ortsbildschutzgesetz (SOG), denn diese Gremien hätten sich gegen einen Abbruch ausgesprochen. Der Gestaltungsbeirat betonte bei einem Abriss auch die Gefahr, dass „dieses Beispiel Schule machen würde und innerhalb kurzer Zeit der großflächige Verlust der bisher Innsbruck prägenden gründerzeitlichen Bausubstanz die Folge wäre. Jetzt sollen gerade die ältesten Gebäudeteile Schlachthofgasse 2 bis 6 (Nr. 2: Dienstwohngebäude für Schlachthofangestellte, Nr. 4-6, ehem. Wohnhaus der Wohnfürsorge; erbaut 1911-13) sowie die jüngeren Gebäude in der Ingenieur-Etzel-Straße 24, 26 und 28 (auf der Nordwestseite Richtung Viaduktbögen) abgerissen und neu errichtet werden. Die prägenden Fassaden zur Erzherzog-Eugen-Straße und Matthias-Schmid-Straße bleiben erhalten. AKTUELLER TIROLER-TAGESZEITUNG-ARTIKEL: https://www.tt.com/artikel/17588446/knapp-50-millionen-euro-fuer-den-schlachthofblock-neu-in-innsbruck (27.11.2020, “Knapp 50 Millionen Euro für den ‘Schlachthofblock neu’ in Innsbruck”) +++ Weiterer aktueller Medienberichte in KRONE: https://www.krone.at/2285114 (27.11.2020, “Teilabriss: Streit um Innsbrucker Schlachthofblock entschieden”); MeinBezirk: https://www.meinbezirk.at/innsbruck/c-lokales/abbruch-neubau-sanierung-studentenwohnungen-und-barrierefreiheit_a4367381 (26.11.2020, “Schlachthof: Abbruch, Neubau, Sanierung, Studentenwohnungen und Barrierefreiheit”).

26.11.2020, Das Sanierungsprojekt auf “Innsbruck informiert”
Richtungsweisende Pläne beim Schlachthofblock: Schritte für Sanierung und teilweisen Neubau in Dreiheiligen präsentiert: https://www.ibkinfo.at/schlachthofblock-plaene

Offizielle Presseaussendung der Immobiliengesellschaft der Stadt Innsbruck (IIG):
Richtungsweisende Pläne beim Schlachthofblock: Schritte für Sanierung und teilweisen Neubau in Dreiheiligen präsentiert: https://www.iig.at/presse/presseaussendungen/presseaussendungen-detail/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=1148&cHash=f3532aa4cb14db4d61e9b0ea48cc0b9d

Der Architekt und Maler Theodor Prachensky (*1888, +1970)
– auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Prachensky
– im Archiv für Baukunst (Universität Innsbruck): https://archiv-baukunst.uibk.ac.at/archive_showperson.php?id=6
– auf Website Michael (Familie) Prachensky: http://www.prachensky.com/michael/familie/theodor.php

Politische Reaktionen (26.11.2020):
Schlachthofblock wird saniert: SPÖ-Buchacher: „Jahrelanger Leerstand wird durch neues, leistbares Wohnen belebt.“: https://www.spoeinnsbruck.at/2020/11/26/schlachthofblock-wird-saniert (SPÖ Jänner 2019: https://www.spoeinnsbruck.at/2019/01/15/gibt-es-eine-zukunft-fuer-den-schlachthofblock)

Über die Anfänge des städtischen Wohnbaus in Innsbruck (Innsbrucker Stadtnachrichten 1991, Nr. 11, Seite 32):
https://issuu.com/innsbruckinformiert/docs/_innsbrucker_stadtnachrichten_199111_nr11_gesamt/32

Literatur/Quellen (u.a.):

Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band 1 (Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg), Salzburg und Wien 1980, Seite 374

Architekturführer Innsbruck
herausgegeben von Christoph Hölz, Klaus Tragbar, Veronika Weiss, Haymon verlag, 2017, Eintrag-Nr. 124 (CH; Christoph Hölz) (https://www.haymonverlag.at/produkt/7204/architekturfuehrer-innsbruck-architectural-guide-innsbruck)

Ältere Medienberichte

12.11.2016, Tiroler Tageszeitung
Schlachthofblock: Auf der Suche nach dem Kompromiss
https://www.tt.com/artikel/12247329/schlachthofblock-auf-der-suche-nach-dem-kompromiss

30.5.2016, Kurier
Ende der sozialen Wohnromantik
https://kurier.at/chronik/oesterreich/innsbruck-ende-der-sozialen-wohnromantik/201.554.164

17.5.2016, Mein Bezirk
Schlachthofblock: Letzter Anlauf für eine Sanierung
https://www.meinbezirk.at/innsbruck/c-lokales/schlachthofblock-letzter-anlauf-fuer-eine-sanierung_a1737737

10.5.2016, Mein Bezirk
Schlachthofblock: SPÖ will gegen Abriss ‘kämpfen’
https://www.meinbezirk.at/innsbruck/c-lokales/schlachthofblock-spoe-will-gegen-abriss-kaempfen_a1731389

5.5.2016, Tiroler Tageszeitung
Mehrheit will den Abbruch des Innsbrucker “Schlachthof-Blocks“
https://www.tt.com/artikel/11455489/mehrheit-will-den-abbruch-des-innsbrucker-schlachthof-blocks

Linktipp (nebenbei):

Filmprojekt “Schlachthofblock” (Durchführung: 12/2017)
Ein Projekt von Melanie Hollaus, GUF Gruppe Unabhängiger FilmemacherInnen, stadt_potenziale 2016
https://stadtpotenziale.at/projektarchiv/2016/schlachthofblock.html

9.10.2014, Stadtteilrelikte – Der Schlachthof (Provinnsbruck-at)
http://provinnsbruck.at/allgemein/stadtteilrelikte-der-schlachthof

 

Initiative Denkmalschutz (OÖ): Stadt Wels muss endlich Verantwortung für ihr historisches Stadtbild wahrnehmen! Anlass ‘Denksteinhaus’

PRESSEAUSSENDUNG INITIATIVE DENKMALSCHUTZ

APA-OTS – Ressorts: KI, CI, Architektur/Bahn/Kultur/Oberösterreich/Politik

Initiative Denkmalschutz: Stadt Wels muss endlich Verantwortung für ihr historisches Stadtbild wahrnehmen! Anlass ‘Denksteinhaus’

Utl.: Drohender Abbruch des einzigartigen ehemaligen Bahnhofsgebäudes aus dem Jahr 1836 (‘Denksteinhaus’) am Kaiser-Josef-Platz (KJ)

Wien (OTS) – Im Zuge der Neugestaltung des KJ-Platzes ist der Abbruch des ‘Denksteinhauses’ (Bahnhofstraße 6) geplant. Das Haus war Bahnhof der Pferdeeisenbahn Budweis-Linz-(Wels)-Gmunden und hatte eine besondere architektonische Lösung mit zwei Durchfahrten für die Eisenbahn. Am 25.11. hat sich bereits der Kulturreferent der Stadt Wels, Stadtrat Johann Reindl-Schwaighofer (SPÖ) öffentlich für den Erhalt ausgesprochen [siehe: www.regionalinfo.at, www.wt1.at]. Der Verein Initiative Denkmalschutz unterstützt diesen Aufruf und appelliert an die Stadt Wels, das Gebäude zu bewahren. Auch der Österreichische Denkmalrat für das Industrieerbe (TICCIH-Austria) spricht sich in seiner aktuellen Stellungnahme mit Nachdruck für die Erhaltung aus, denn der Abbruch wäre ein “Verlust für die Wurzeln der Identität der Stadt als Mobilitätsdrehscheibe (…) mit europäischer Ausstrahlung”. Bereits einmal, 1995 konnte nach einem Sturm der Entrüstung der drohende Abriss abgewendet werden. Damals hatten sich der Museumsdirektor Dr. Wilhelm Rieß, der Chef des Musealvereins, Dr. Walter Aspernig, der Sprecher des Komitees zur Wiederbelebung der Pferdeeisenbahn, Dr. Heinz Schludermann sowie der berühmte Schriftsteller Alois Brandstetter vehement für die Erhaltung eingesetzt.

'Denksteinhaus', Bahnhofstraße 6, Wels/OÖ

Das Bahnhofsgebäude (‘Denksteinhaus’) am Kaiser-Josef-Platz in Wels im Jahr 1848, zu sehen die beiden Durchfahrten für die Züge (rechts der 1959 abgerissene Semmelturm), nach einem Aquarell von Frh. von Mandelsloh

Nicht nur Denkmalamt: Stadt Wels trägt wesentlich Mitverantwortung!

Das Bundesdenkmalamt hat neuerlich die Unterschutzstellung des das ganze Gebäude erfassenden Inneren abgelehnt. Jedoch ist auf jeden Fall die Verantwortung und Schutzkompetenz der Stadt Wels gegeben (Schutz des erhaltenswerten Stadtbildes). Als Teil der ersten kontinentalen Mittelgebirgseisenbahn ist es von europäischer Bedeutung. Mit den Wachthäusern, Bahnhöfen, Geländedenkmalen (Originaltrassen) im Mühlviertel, Linz und Gmunden ist es ein wichtiges bauliches Dokument aus der Frühzeit des Eisenbahnwesens. Einzufordern ist daher der Schutz des Erscheinungsbildes des Gebäudes und des historischen Stadtbildes im Bereich des KJ-Platzes, einem der wichtigsten Stadtbilder in der gesamten Welser Stadtlandschaft.

Welser Politik ist gefordert historisches Stadtbild zu erhalten!

Jetzt ist die Stadt Wels gefordert, eine Ausarbeitung von Altstadtsatzungen für erhaltenswerte Stadtbilder nach dem Vorbild von Braunau und Freistadt (Ortssatzung gemäß OÖ Raumordnungsgesetz § 32 Abs. 7) sowie Steyr (eigenes baurechtliches Regime) zu machen, bevor weitere Zerstörungen drohen (wie Cafe Urbann, Fischergasse 3 etc.).

Rückfragehinweis:
Markus Landerer (0699/1024 4216) und DI Dr. Alexander Schmiderer (0664/750 545 42)
Initiative Denkmalschutz – Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter (Österreich)
Albert Neugebauer (Zweigstelle Wels der Initiative Denkmalschutz), mobil: 0664/283 47 75
www.idms.at

PS: Auch Thomas Rammerstorfer, Vorstandsmitglied der Welser Grünen spricht sich ganz aktuell (2.12) für einen “Runden Tisch” zum Thema Denkmalschutz aus, siehe: https://monatliche.at/gruene-fordern-runden-tisch-zum-thema-denkmalschutz/

PPS: Originale APA-OTS-Presseaussendung hier nachzulesen: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20201203_OTS0022

Hotel Europa / Innsbruck (Tirol): Entsetzen über Barocksaal-Zerstörung

Hinter der nüchternen Nachkriegsfassade des Grand Hotel Europa am Bahnhofsvorplatz (Südtiroler Platz 2) verbarg sich bis vor kurzem ein reich dekorierter “Barocksaal” von 1888. (Ursprünglich erbaut wurde das Hotel Europa 1868-69 vom Ingenieur A. Haas, nach Brand 1881 umfassend saniert, 1943 durch Bomben weitgehend zerstört (außer u. a. Barocksaal), Wiederaufbau in neuen Formen 1950/51 von Otto Mayr, renoviert 2007 von Studio Sycamore (Raniero Botti).) Kaum hatte das Bundesdenkmalamt eine Unterschutzstellung dieses Barocksaals in Erwägung gezogen, wurde der historische Saal noch rasch zerstört. Jetzt herrscht Entsetzen in der Öffentlichkeit. Verantwortlich für die Zerstörung will aber niemand sein, der Vorbesitzer schiebt die Verantwortung auf den neuen Eigentümer zu und umgekehrt. Aufgedeckt wurde dieser unglaubliche Denkmalschutz-Skandal vom engagierten Gemeinderat Gerald Depaoli von Gerechtes Innsbruck. in einer Presseaussendung (14.1.2020): “Zerstörung des denkmalgeschützten Barocksaales im ehemali-gen Hotel Europa ist ein Bauskandal und Kulturfrevel der Sonderklasse!“. Depaoli zeigt sich fassungslos und höchst verärgert, obgleich “dieser ungeheuren ‘Immobilienspekulanten-Sauerei’ im ehemaligen Hotel Europa”. Laut Walter Hauser, Abteilungsleiter im Bundesdenkmalamt Tirol, stand der Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Saal nicht unter Denkmalschutz, man habe aber erwogen, eine solche Unterschutzstellung vorzunehmen. Eine Begehung habe aber nach längerem Hinhalten erst Ende Dezember erfolgen können, doch da war der Saal bereits zerstört. In zwei weiteren Presseaussendungen (17.1.2020) deckt der Gemeinderat Depaoli weiter auf: „Nicht genug, dass der historische Barocksaal des ehemaligen Hotel Europa mutwillig zerstört wurde, nein, jetzt wird auch noch der vermutlich aufgrund der im Zuge der Zerstörung des Barocksaales beschädigte Luster um ein lächerliches Maximalangebot von 40 Euro im Internet neben dem restlichen Inventar des ehemaligen Hotels versteigert, ärgert sich GR Gerald Depaoli über den weiteren rücksichtslosen Umgang mit diesem für viele Innsbruckerinnen und Innsbrucker so wichtigen Kulturgut. „Das Ziel des Gerechten Innsbruck in dieser Causa ist eindeutig definiert: Die Verantwortlichen für diesen Bauskandal und Kulturfrevel müssen zur Rechenschaft gezogen werden, schon alleine um zu verhindern, dass eine derartige Vorgangsweise Schule macht, und weitere schützenswerte Kulturgüter zerstört werden bevor das Denkmalamt selbige einer Prüfung unterzieht kann!“ sagt Gemeinderat Depaoli vom Team Gerechtes Innsbruck – die Unbestechlichen. Auch nimmt “Gerechtes Innsbruck” das Bundesdenkmalamt in die Pflicht! “So muss Landeskonservator Walter Hauser erklären, warum sich das Denkmalamt, von wem auch immer, mehrmals abweisen ließ, und welche Schritte er tatsächlich setzte, um einen dementsprechenden Prüfungstermin wahrnehmen zu können!“ Depaoli ortet sogar einen Vertuschungsversuch des Bauskandals durch das Denkmalamt. Kulturlandesrätin Beate Palfrader erklärt nach Bekanntwerden dieses Skandals, dass „hier mit verwerflichen Methoden nicht nur Tiroler Kulturgut, sondern auch ein Teil Innsbrucker Geschichte zerstört wurde. Auch die SPÖ fordert Konsequenzen und die FPÖ will Bürgermeister Georg Willi (Grüne) in die Pflicht nehmen. TIROLER TAGESZEITUNG WEITERLESEN: https://www.tt.com/artikel/17738226/entsetzen-ueber-zerstoerung-von-historischem-saal-in-innsbruck (15.1.2021, “Entsetzen über Zerstörung von historischem Saal in Innsbruck”) SOWIE https://www.tt.com/artikel/17742489/zerstoerter-barocksaal-im-hotel-europa-bleibt-aufreger (16.1.2021, “Zerstörter Barocksaal im Hotel Europa bleibt Aufreger”)

Weitere Medienberichte:

17. Jänner 2021, Krone
Hotel Europa Innsbruck: Inventar wird online zu Spottpreisen verscherbelt: https://www.krone.at/2319863

16. Jänner 2021, Krone
Skandal in Innsbruck: Zerstörtes Baujuwel: Behörde ausgetrickst: https://www.krone.at/2319404

15. Jänner 2021, Der Standard
Heftige Kritik an Zerstörung von Barocksaal in Innsbruck: Die Behörden dachten über einen Denkmalschutz des Saales im ehemaligen Hotel Europa nach. So weit kam es aber nicht. Der neue Besitzer weist die Schuld von sich: https://www.derstandard.at/story/2000123318999/heftige-kritik-an-zerstoertem-barocksaal-in-innsbruck

15. Jänner 2021, Krone
Barocksaal zerstört: Entsetzen über Kulturfrevel in Innsbrucker Hotel: https://www.krone.at/2318430

14. Jänner 2021, MeinBezirk
Bauarbeiten: Rätselraten um Barocksaal-Skandal: https://www.meinbezirk.at/innsbruck/c-lokales/raetselraten-um-barocksaal-skandal_a4435101

Presseaussendungen der Partei Gerechtes Innsbruck:

17. Jänner 2021, (Partei “Gerechtes Innsbruck“)
Zerstörung Barocksaal: Gerechtes Innsbruck ortet Vertuschungsversuch des Bauskandals durch das Denkmalamt! https://www.gerechtes-innsbruck.at/2021/01/17/4017

17. Jänner 2021, (Partei “Gerechtes Innsbruck“)
“Beschädigter Luster des historischen Barocksaales wird im Internet mit einem Maximalangebot um 40 Euro versteigert!”: https://www.gerechtes-innsbruck.at/2021/01/17/4012

14. Jänner 2021,  (Partei “Gerechtes Innsbruck“)
Gemeinderat Depaoli: “Zerstörung des denkmalgeschützten Barocksaales im ehemaligen Hotel Europa ist ein Bauskandal und Kulturfrevel der Sonderklasse!“: https://www.gerechtes-innsbruck.at/2021/01/14/4008

Literatur:

Christoph Hölz, Klaus Tragbar, Veronika Weiss (Hrsg. / eds.), Architekturführer Innsbruck, Schriftenreihe des Archivs für Baukunst, Band 10, Innsbruck – Wien, 2017, Seite 61

Unter Purkersdorf (NÖ): Gegen Bahnhof-Abriss regt sich Widerstand

Im Jänner präsentierten die ÖBB gemeinsam mit dem planenden Architekturbüro Pfeil eine Entwurfstudie für ein Stadtquartier am  Bahnhofsareal südlich des Bahnhofs Unter-Purkersdorf bei Wien. Doch dabei wurde auch klar, dass das Bahnhofsgebäude mittelfristig ebenso abgerissen werden soll. Aus Anlass dieser großen städtebaulichen Änderungen luden die Purkersdorfer Grünen unlängst (9.2.) zu einem Kamingespräch. Von vielen (virtuellen) Teilnehmern kam der Wunsch, dass das historische Bahnhofsgebäude erhalten bleiben soll. Unter anderem hieß es: Das Bahnhofsgebäude ist eines der letzten dieser Bauart, die es noch gibt. Das ist wert, erhalten zu werden. Jetzt soll sowohl ein Brief an den Purkersdorfer Bürgermeister als auch an das Bundesdenkmalamt selbst gerichtet werden, um dieses Anliegen auch offiziell vorzubringen. Der Bürgermeister Stefan Steinbichler (SPÖ) scheint sich aber schon für einen Abriss entschieden zu haben, denn er meinte, das Gebäude sei nicht mehr erhaltenswert, weil es auch nicht mehr im Originalzustand erhalten ist. Der Abriss des historischen Fußgängerstegs ist jedoch schon fixiert und vielleicht auch schon vollzogen worden. Er war laut Alpenverein der letzte original erhaltene Fußgängersteg der Westbahn (zumindest in Niederösterreich)”. NÖN-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.noen.at/purkersdorf/unterpurkersdorf-rettungsaktion-fuer-bahnhofsgebaeude-purkersdorf-bahnhof-unterpurkersdorf-print-249488016 (17.2.2021, “Unterpurkersdorf: Rettungsaktion für Bahnhofsgebäude”, Niederösterreichische Nachrichten)

Bahnhof Unter Purkersdorf

Der Bahnhof Unterpurkersdorf mit Fußgängerübergang 2013, (c) Priwo, public domain, Wikipedia

Politische/NGO Reaktionen:

3. Februar 2021: Statement der Grünen Purkersdorf zum Areal Unterpurkersdorf
Susi Klinser, Sabina Kellner, Die intransparente Vorgangsweise und Planung rund um das Areal Unterpurkersdorf sowie die vorläufigen Ergebnisse sind nicht im Sinne der Purkersdorfer Bevölkerung: https://bezirkstpoelten.gruene.at/themen/umwelt-energie/areal-unterpurkersdorf

2019 (ca), Statement Verein Pro Purkersdorf – sozialökologische Plattform
Bahnhof Unterpurkersdorf: Droht folgenschwere Fehlentscheidung der Gemeinde? https://www.pro-purkersdorf.at/unterpurkersdorf

Ältere Medienberichte:

20. Jänner 2021, NÖN
Konzept präsentiert: Stadtquartier bei Bahnhof Unterpurkersdorf in Planung: https://www.noen.at/purkersdorf/konzept-praesentiert-stadtquartier-bei-bahnhof-unterpurkersdorf-in-planung-purkersdorf-bahnhof-unterpurkersdorf-stadtquartier-purkersdorf-oebb-print-244053936

1. Oktober 2020, NÖN
Purkersdorf: Kritik an Vergabe für Bebauungskonzept bei Bahnhof: https://www.noen.at/purkersdorf/purkersdorf-kritik-an-vergabe-fuer-bebauungskonzept-bei-bahnhof-purkersdorf-print-bahnhof-unterpurkersdorf-226265820

3. Juli 2019, NÖN
Bahnhof Unterpurkersdorf: Purkersdorf legt sich bei ÖBB-Umbauplänen quer: https://www.noen.at/purkersdorf/bahnhof-unterpurkersdorf-purkersdorf-legt-sich-bei-oebb-umbauplaenen-quer-purkersdorf-sanatorium-purkersdorf-bahnhof-unterpurkersdorf-153261985

11. Februar 2019, MeinBezirk
Der alte unpraktische Steg über die Geleise muss weg: Bahnhof Unterpurkersdorf: Metall-Monster ade! https://www.meinbezirk.at/purkersdorf/c-lokales/bahnhof-unterpurkersdorf-metall-monster-ade_a3190482

7. Februar 2019, NÖN
Bahnhof Unterpurkersdorf: Der Steg kommt weg. Metall-Ungetüm soll durch moderne Variante mit Aufzügen ersetzt werden: https://www.noen.at/purkersdorf/purkersdorf-bahnhof-unterpurkersdorf-der-steg-kommt-weg-purkersdorf-bahnhof-unterpurkersdorf-barrierefreiheit-134932379

Der historische Fußgängersteg in Unter Purkersdorf

Der historische Fußgänger-Übergang beim Bahnhof Unter-Purkersdorf, Foto: Sept. 2017, (c) GT1976 CC BY-SA 4.0, Wikipedia

 

Wels (OÖ): Initiative Denkmalschutz fordert Bezugnahme zur historischen Bausubstanz im Osten des Kaiser-Josef-Platzes

Pressemitteilung Stadtrat Johann Reindl-Schwaighofer, Referent für Kultur und Bildung

Initiative Denkmalschutz Wels übergibt 1.582 Unterschriften an Kulturstadtrat

Bürgerinitiative fordert Bezugnahme zur historischen Bausubstanz im Osten des Kaiser-Josef-Platzes

Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer (SPÖ) nahm die Petition der „Initiative Denkmalschutz Wels“ entgegen und versprach diese im Rahmen seiner Möglichkeiten zu unterstützen. Die Bürgerinitiative ersucht die Stadt Wels bei der Neugestaltung des Kaiser-Josef-Platzes [KJ] um architektonische Bezugnahme auf die historische Bausubstanz des ehemaligen Bahnhofs der Pferdeeisenbahn.

'Denksteinhaus', Bahnhofstraße 6, Wels/OÖ

Das Bahnhofsgebäude (‘Denksteinhaus’) am Kaiser-Josef-Platz in Wels im Jahr 1848, zu sehen die beiden Durchfahrten für die Züge, rechts daneben der 1959 abgerissene Semmelturm, nach einem Aquarell von Frh. von Mandelsloh

Historische Objekte haben eine identitätsstiftende Wirkung für die Stadt und ihre Bewohner*innen. Durch die restlose Entfernung von teilweise jahrhundertealter Bausubstanz und eine Neugestaltung ohne Bezugnahme auf die Vorgängerbauten, bestehe die große Gefahr, dass der Charakter ganzer Häuserensembles zerstört werde, warnt die Bürgerinitiative und nennt Beispiele wie den Bereich des ehemaligen Café Urbann in der Bahnhofstraße oder Neubauten in der Roseggerstraße.

„Gerade auf dem KJ muss mit äußerster Vorsicht vorgegangen werden“, betont Albert Neugebauer [Leiter Zweigstelle Wels der Initiative Denkmalschutz] und ergänzt: „Auch aus touristischer Sicht ist der Ensembleschutz bedeutend für eine historische Stadt wie Wels.

Laut Bürgerinitiative sollte das „Denksteinhaus“, durch das einst die Eisenbahn fuhr, erhalten bleiben. Sei das nicht möglich, wäre zumindest ein architektonischer Bezug zur Eisenbahngeschichte dieses Platzes wünschenswert. Wenn beim Abriss Strukturen der früheren Nutzung zum Vorschein kommen, sollten diese in Neubauten integriert werden.

'Denksteinhaus', Bahnhofstraße 6, Wels (Foto Nov. 2020)

Das Denksteinhaus, ehemals Teil des Bahnhofs der Pferdeeisenbahn 1836, Foto: 30.11.2020, (c) Albert Neugebauer / Zweigstelle Wels der Initiative Denkmalschutz

Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer würdigt den langen Atem des Vereins „Initiative Denkmalschutz Wels“ und verspricht: „Ich werde die Petition im Rahmen der Möglichkeiten der Stadt Wels unterstützen.“ Um künftig das kulturelle Erbe der Stadt besser schützen zu können, brauche es in Wels Altstadtsatzungen für den Erhalt historischer Bausubstanz, betont er.

Die Chancen dafür stehen jedoch nicht gut, wie der zuständige Planungsstadtrat Peter Lehner (ÖVP) ausführt: “Auf dem Gebäude ist kein Denkmalschutz, es liegt eine aufrechte Abbruchbewilligung vor – und es ist in Privatbesitz, siehe: https://www.meinbezirk.at/wels-wels-land/c-lokales/buergerinitiativen-rund-um-den-kj_a4497590

Siehe auch:
3. Dezember 2020, APA-OTS-Presseaussendung, 3.12.2020, Initiative Denkmalschutz (Österreich) gemeinsam mit der Zweigstelle Wels der Initiative Denkmalschutz
Initiative Denkmalschutz: Stadt Wels muss endlich Verantwortung für ihr historisches Stadtbild wahrnehmen! Anlass ‘Denksteinhaus’. Drohender Abbruch des einzigartigen ehemaligen Bahnhofsgebäudes aus dem Jahr 1836 (‘Denksteinhaus’) am Kaiser-Josef-Platz (KJ): https://www.initiative-denkmalschutz.at/presseaussendungen/initiative-denkmalschutz-ooe-stadt-wels-muss-endlich-verantwortung-fuer-ihr-historisches-stadtbild-wahrnehmen-anlass-denksteinhaus bzw. https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20201203_OTS0022

Medienreaktionen:

23. Februar 2021, MeinBezirk
Semmelturm & Denksteinhaus. Bürgerinitiativen rund um den KJ: https://www.meinbezirk.at/wels-wels-land/c-lokales/buergerinitiativen-rund-um-den-kj_a4497590

19. Februar 2021, Tips
Welser Denkmalschutz-Initiative übergibt Petition an die Stadt: https://www.tips.at/nachrichten/wels/land-leute/527554-welser-denkmalschutz-initiative-uebergibt-petition-an-die-stadt

17. Februar 2021, MeinBezirk
Initiative Denkmalschutz Wels: “Ensembleschutz ist bedeutend für Wels”: https://www.meinbezirk.at/wels-wels-land/c-lokales/ensembleschutz-ist-bedeutend-fuer-wels_a4488116

Thema in diesem Zusammenhang auch:

Verlorenes Erbe (OÖ): Semmelturm in Wels, abgerissen 1959: https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/verlorenes-erbe-ooe-semmelturm-in-wels-abgerissen-1959

Krems (NÖ): Aufregung über Abrisspläne im Altstadtensemble Obere Landstraße 13-15

Der geplante Abriss des Gründerzeitensembles (Obere Landstraße 15, Spitalgasse 10, Sparkassegasse 1-3), errichtet vom Stadtarchitekt Josef Utz Senior 1876 und erweitert 1902 von Utz Junior, sowie des alten Nachbargebäudes (Obere Landstraße 13) in der Kremser Innenstadt sorgt für Aufregung. Der Stuck der Gründerzeit-Außenfassaden wurden 1934 abgeschlagen, in den 1970er-Jahren malerisch rekonstruiert, verschwand diese später wieder unter einer Wärmedämmung. Jetzt regt sich vielfacher Protest gegen den geplanten Neubau. Denn neuerdings spielt nicht mehr nur die “geschichtliche, künstlerische oder sonstige kultureller Bedeutung eines historischen Gebäudes im Fokus, sondern (immer mehr) auch die Ressourcenvernichtung (Stichwort: “Graue Energie, das ist die Energiemenge, die notwendig ist, um ein Gebäude zu errichten).

So kommt es, dass Fridays for Future Krems vor kurzem eine Petition “Für Klima und soziale Vielfalt – Gegen den Abriss intakter Bausubstanz in der Kremser Altstadt” gestartet haben (HIER UNTERZEICHNEN – Die Petition soll bereits am kommenden Freitag, 5. März dem Bürgermeister Reinhard Resch (SPÖ) übergeben werden). Ein Argument führt die Sprecherin der Klimaschützer, Marlene Nutz an: “Der Abriss dieser Bausubstanz mit qualitativen Altbau- und Dachgeschosswohnungen, der damit einhergehende Verlust von leistbarem Wohnraum, die Verdrängung von Bewohner*innen, die Auflösung eines sozial starken Netzes und einer authentisch belebten Innenstadt kann nicht im öffentlichen Interesse der Kremser*innen sein.” Ein weiteres wichtiges Argument:VERLUST WERTVOLLER BAUSUBSTANZ. Ungeachtet dessen, dass die Gebäudegruppe nicht mehr unter Denkmalschutz steht [iD-Anmerkung: der Denkmalschutz gemäß § 2 DMSG lief mit Ende 2009 automatisch aus], bedeutet jeder Abriss wertvoller Bausubstanz die Verschwendung von grauer Energie, also jener Masse an fossiler Energie und Rohstoffen, die für die Errichtung des Bestandes bereits aufgewendet wurde. Jeder Neubau in dieser Größe sowie der Bau einer zweistöckigen Tiefgarage verursachen erneut eine enorme Menge CO2 – von der Herstellung der Baumaterialien bis zum Energieaufwand im Zuge der Errichtung. Darüber hinaus ist mit einer erhöhten Feinstaubbelastung während der Bauzeit zu rechnen. – Für eine klimagerechte Zukunft braucht es ein Umdenken und ein nachhaltiges Arbeiten mit dem Bestehenden!” Auch “Orte Architekturnetzwerk Niederösterreich” unterstützt die Petition.

Der Antrag des Eigentümers, der SK Immobilien GmbH (Tochter der Kremser Bank und Sparkassen AG) auf Erlassung eines Interessenbescheids gemäß § 30 Abs. 2 Z. 15 des Mietrechtsgesetzes wird derzeit geprüft, dann könnten auch die Mieter gekündigt werden. Mit einer solchen Entscheidung ist mit Ende Juni 2021 zu rechnen.

Sparkassegasse, Spitalgasse, Krems

Der Gründerzeitbau Sparkassegasse 1-3, Spitalgasse 10, Foto: 2021, (c) Norbert Mayr, Bauten in Not

Auch der Architekturhistoriker und -publizist Norbert Mayr von der Aktionsgruppe “Bauten in Not” schreibt in einem email an den Vorsitzenden des Gestaltungsbeirates, Architekt Gerhard Lindner (sowie an den Bürgermeister und weiteren Stadtvertretern): “Ich finde es beschämend für unsere Generation, dass sich gegen die hemmungslose Kontinuität unserer Fehlentwicklungen die Kinder und Jugendlichen von Friday For Future stellen müssen. Der Gestaltungsbeirat hat seine Aufgabe bei der fachlichen Beratung der Stadtpolitik im Sinne einer zeitgemäßen und klimagerechten Umbaukultur wahrzunehmen. Für die Kontinuität von Baukultur und Identität einer Stadt fehlt meines Wissens Krems immer noch das übliche Instrumentarium der Erhaltungsgebote, mit denen automatisch auch die „graue Energie“ die ihr zustehende Bedeutung für die Zukunft bekommt.” STANDARD-ARTIKEL LESEN: https://www.derstandard.at/story/2000124497244/wann-soll-ein-altbau-abgerissen-werden-und-wann-nicht (28.2.2021, “Wann soll ein Altbau abgerissen werden – und wann nicht? Ein Bau aus dem 19. Jahrhundert in Krems soll einem Neubau weichen. Sind die Gründe wirtschaftlich logisch? Und warum ist Fridays for Future unter den Abbruchgegnern?” – In der Standard-Print-Ausgabe lautet die Überschrift: “Wertewandel im Weltkulturerbe”).

Petition Fridays for Future: An: den Kremser Bürgermeister Reinhard Resch, den Bereichsleiter der Kremser Baudirektion und Stadtentwicklung Reinhard Weitzer und die Kremser Stadträt*innen. Für Klima und soziale Vielfalt – Gegen den Abriss intakter Bausubstanz in der Kremser Altstadt: https://mein.aufstehn.at/petitions/fur-klima-und-soziale-vielfalt-gegen-den-abriss-intakter-bausubstanz-in-der-kremser-altstadt

Obere Landstraße 15, Krems

Einfahrt Spitalgasse 10, Ecke Sparkassegasse 1-3, Foto: 2021, (c) Norbert Mayr, Bauten in Not

Medienberichte:

28. Februar 2021, Der Standard
“Wann soll ein Altbau abgerissen werden – und wann nicht? Ein Bau aus dem 19. Jahrhundert in Krems soll einem Neubau weichen. Sind die Gründe wirtschaftlich logisch? Und warum ist Fridays for Future unter den Abbruchgegnern?”: https://www.derstandard.at/story/2000124497244/wann-soll-ein-altbau-abgerissen-werden-und-wann-nicht

26. Februar 2021, MeinBezirk
Stadt Krems. Bauten in Not: Norbert Mayr wendet sich an den Gestaltungsbeirat: https://www.meinbezirk.at/krems/c-lokales/bauten-in-not-norbert-mayr-wendet-sich-an-den-gestaltungsbeirat_a4501928

24. Februar 2021, NÖN
Widerstand: Petition gegen Bauprojekt in Kremser Innenstadt: https://www.noen.at/krems/widerstand-petition-gegen-bauprojekt-in-kremser-innenstadt-krems-print-bauprojekt-innenstadt-krems-klimaschutz-gebaeudeabriss-fridays-for-future-250601372

23- Februar 2021, P3TV Fernsehen
FERNSEHBEITRAG (2 MIN): Wirbel um Hotelprojekt in Kremser Altstadt: https://www.p3tv.at/webtv/10743-wirbel-um-hotelprojekt-in-kremser-altstadt

23. Februar 2021, MeinBezirk
Stadt Krems: Altstadt soll bleiben wie sie ist: https://www.meinbezirk.at/krems/c-lokales/altstadt-soll-bleiben-wie-sie-ist_a4497095

10. Februar 2021, NÖN
Kremser Millionenprojekt. Weiter Weg zum Spatenstich in der Oberen Landstraße Neubau in Oberer Landstraße in Krems stehen lange Verfahren bevor, weil Mieter nicht ausziehen wollen: https://www.noen.at/krems/kremser-millionenprojekt-weiter-weg-zum-spatenstich-in-der-oberen-landstrasse-krems-albert-kisling-obere-landstrasse-sk-immobilien-bauprojekt-mietrecht-print-248447312

3. November 2020, NÖN
Leserbrief: Krems braucht das Mega-Projekt nicht! (Berthold Schieb, Krems): https://www.noen.at/leserbriefe/leserbrief-krems-braucht-das-mega-projekt-nicht-krems-hotel-neubau-bauprojekt-231771396

29. Oktober 2020, NÖN
Während Megaprojekt-Bau: Gemeinderat kämpft um den Kremser Spar-Markt: https://www.noen.at/krems/waehrend-megaprojekt-bau-gemeinderat-kaempft-um-den-kremser-spar-markt-krems-nahversorger-horst-berger-sparmarkt-spar-innenstadt-krems-print-nofb-230736882

22. Oktober 2020, NÖN
Krems: Gemeinderat kämpft für Spar-Markt: https://www.noen.at/krems/krems-gemeinderat-kaempft-fuer-spar-markt-krems-redaktionsfeed-spar-redaktion-229922027

14. Oktober 2020, NÖN
Abriss & Neubau bis 2024. Hotel, Garage etc.: Mega-Projekt für Kremser Innenstadt: https://www.noen.at/krems/abriss-neubau-bis-2024-hotel-garage-etc-mega-projekt-fuer-kremser-innenstadt-krems-innenstadt-krems-innenstadtbelebung-print-228537791

Heumarkt (Wien) Hochhausprojekt: Auch Plan ‘B’ zu hoch – neuerliche Umplanung nötig

Seit 2017 befindet sich das UNESCO-Weltkulturerbe “Historisches Zentrum von Wien” auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes, weil damals die Widmung für das Heumarkt-Hochhausprojekt von der Stadt Wien beschlossen wurde. Die im Dezember 2019 präsentierte zweite Umplanung des Heumarkt-Hochhausprojekts (‘Plan B’) wird jetzt ein weiteres Mal umgeplant. Jetzt soll in der zweiten Maihälfte der ‘Plan C’ präsentiert werden, weil mittlerweile klar wurde, dass auch der ‘Plan B’ mit seiner 55 Meter hohe Hotelscheibe (17 Meter höher als Bestand, Bestand Traufkante = ca. 38 m) von der UNESCO nicht akzeptiert werden wird (die erste Umplanung, ‘Plan A’ hatte einen Turm mit 66 Meter Höhe; der ursprüngliche Entwurf gar einen Turm mit 73 Meter Höhe). Dies hat der SPÖ-Landtagspräsident Ernst Woller, der auch Welterbe-Sonderbeauftragter der Stadt ist, am 13. April gegenüber dem Kurier bestätigt (“Wiener Heumarkt: Und wieder wird umgeplant”). Was nicht verwundert, denn das UNESCO-Welterbekomitee hat seit 2013 (!) klar und unmissverständlich dargelegt: “nicht höher als Bestand”, denn sogar der Bestand sei eigentlich schon zu hoch und störend, doch zum Zeitpunkt der Welterbe-Einschreibung bereits existent (siehe: “UNESCO-Beschlüsse und ICOMOS Berichte zu Wien 2012-2017”). Bezeichnend ist der Umstand, dass die Stadt Wien sogar 90.000 Euro aus dem Kulturbudget entnommen hat, um damit ein Gutachten des bekannten Denkmalpflegers und Architekten Manfred Wehdorn zu finanzieren, der den ‘Plan B’ sogar als welterbeverträglich eingestuft hätte. Für Wehdorn wäre der Verzicht auf den Turm ausreichend gewesen, um den so genannten Canaletto-Blick vom Oberen Belvedere zu retten. Doch auch dieser Besänftigungsversuch der UNESCO ist früher als gedacht zerplatzt wie eine Seifenblase. Nach anfänglichem Widerstand das besagte Wehdorn-Gutachten offenzulegen, wurde es jetzt doch auf der Website der Stadt Wien veröffentlicht (siehe: Gutachten “Heumarkt.Neu.Plan B”). Bereits am 24. November 2020 haben das Österreichisches Nationalkomitee des Internationale Rat für Denkmalpflege (ICOMOS Austria) sowie die Österreichische UNESCO-Kommission (ÖUK) in einer  Stellungnahme (vorerst zur internen Verwendung im Bundesministerium für Kultur) das Wehdorn-Gutachten scharf kritisiert. Darin wird festgestellt, “dass sowohl die Herleitung der Argumentation als auch die Schlussfolgerung des Gutachtens die bisherigen Expertengutachten konterkarieren und im klaren Widerspruch zu den Entscheidungen des UNESCO-Welterbekomitees stehen.” Diese kritische Stellungnahme wurde am 14. April 2021 veröffentlicht. Mittlerweile hat sich auch in einem Offenen Brief “HEUMARKT: Offener Brief an die Stadtregierung. Kein Plan “X”, sondern ein Neustart tut Not!” die Initiative “Kunst- und Kulturschaffende gegen das Heumarkt-Projekt”, die Österreichische Gesellschaft für Architektur (ÖGFA) sowie die Zentralvereinigung der ArchitektInnen Wien, Niederösterreich und Burgenland zu Wort gemeldet (Maria Auböck, Nott Caviezel, Otto Kapfinger, Christian Kühn, Gerhard Ruiss, Andreas Vass, Wilfried Wang). Die drei Initiativen bezeichneten Kern der Kritik der drei Initiativen: Städte dürfen zu keiner Verschubmasse für Immobilienspekulationen werden. Der „Plan B erfüllt nur dies schlimmsten Befürchtungen, er ist eine mit Grün behübschte Monstrosität und ein Affront gegenüber der UNESCO und allen kulturell interessierten Wienerinnen und Wienern (…) Gegenüber den bisherigen Projektvarianten sind die Baukörper von ‘Plan B’ nicht, wie von der UNESCO und von uns gefordert, kleiner, sondern noch wesentlich größer. Sie sprengen jeden Maßstab: Das größte, 100m breite Hochhausvolumen – 17m höher als das Hotel heute – würde vom oberen Belvedere gesehen wie eine Mauer weit über die Dächer der davor liegenden Häuser ragen, weit über die Silhouette der Innenstadt, ja über die Hügelketten im Hintergrund, weitaus massiver noch, als der bisherige Turm. (…) Wir fordern daher weiterhin einen Neustart des Projekts unter adäquaten Rahmenbedingungen und unter Einhaltung aller Auflagen der UNESCO. (…). Eine Nachjustierung in einem ‘Plan C’ ist zu wenig. KURIER-ARTIKEL WEITERLESEN: https://kurier.at/chronik/wien/ein-offener-brief-und-viel-polit-kritik-zum-heumarkt/401351528 (14.4.2021, “Ein offener Brief und viel Polit-Kritik zum Heumarkt. Nach dem „Plan B“ sorgt jetzt der „Plan C“ für Debatten. Die Causa und die Aufregung darüber – ein Überblick”)

HEUMARKT: Offener Brief an die Stadtregierung. “Kein Plan ‘X’, sondern ein Neustart tut Not!”: https://oegfa.at/initiativen-1/heumarkt-offener-brief-an-die-stadtregierung

Offizielle Website der Stadt: “Weltkulturerbe Wien” sowie mit dem Gutachten “Heumarkt.Neu.Plan B” (von Manfred Wehdorn): https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/grundlagen/weltkulturerbe/index.html

Heumarkt-Hochhausprojekt, Blick vom Oberen Belvedere, Wien

Das Heumarkt-Hochhausprojekt mit Turm (66,3 m), Blick vom Oberen Belvedere, Fotomontage (c) Prof. Martin Kupf

Radio: ö1-Morgenjournal (15.4.2021) Heumarkt Neuplanung ‘Plan C’ mit Andreas Vass im Interview: https://oe1.orf.at/player/20210415/635200/1618464243000 (noch bis 22.4. in der Früh zum Nachhören)

Weitere Medienberichte:

18. April 2021, Kurier
Heumarkt: „Kein architektonisches Juwel“. ÖVP-Planungssprecherin Elisabeth Olischar kritisiert die „unkoordinierte Stadtplanungspolitik“ der SPÖ: https://kurier.at/chronik/wien/heumarkt-kein-architektonisches-juwel/401354729

18. April 2021, Kurier
Debatte: Welchen Wert hat das Welterbe? Seit Jahren wird in Wien um den Erhalt des Welterbe-Status gekämpft. Welche Auswirkungen der Verlust hätte, ist umstritten. (Bezahlschranke): https://kurier.at/chronik/wien/debatte-welchen-wert-hat-das-welterbe/401354684

15. April 2021, Der Standard
Bauprojekte Heumarkt und Lobautunnel weiter in der Warteschleife: https://www.derstandard.at/story/2000125844952/bauprojekte-heumarkt-und-lobautunnel-weiter-in-der-warteschleife

14. April 2021, Kurier
Ein offener Brief und viel Polit-Kritik zum Heumarkt. Nach dem „Plan B“ sorgt jetzt der „Plan C“ für Debatten. Die Causa und die Aufregung darüber – ein Überblick: https://kurier.at/chronik/wien/ein-offener-brief-und-viel-polit-kritik-zum-heumarkt/401351528

14. April 2021, ORF
Auch Plan B für Heumarkt wird umgeplant. Das Langzeitprojekt Heumarkt wird erneut umgeplant. Auch die jüngste Variante ohne Turm, aber mit höherem Hotel- und Kongressgebäude konnte offenbar die UNESCO nicht überzeugen. Die Opposition spricht von einer Farce und verlangt ein Machtwort des Bürgermeisters: https://wien.orf.at/stories/3099225

14. April 2021, Wiener Zeitung
Plan C für den Heumarkt: Der bereits dritte Entwurf soll im Mai der Öffentlichkeit vorgestellt werden: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/chronik/wien-chronik/2100370-Plan-C-fuer-den-Heumarkt.html

14. April 2021, Wr. Bezirkszeitung
Heumarkt: Auf Plan B folgt Plan C. Nachdem der Plan B für den Heumarkt wohl keine Zustimmung seitens der UNESCO mit sich bringen dürfte, wird nun an einem Plan C gearbeitet: https://www.meinbezirk.at/landstrasse/c-lokales/auf-plan-b-folgt-plan-c_a4580117

13. April 2021, Kurier
Wiener Heumarkt: Und wieder wird umgeplant. Die Stadt und Investor Tojner verwerfen nach neuen Debatten ihren “Plan B” – und machen das Gebäude noch einmal niedriger (Bezahlschranke): https://kurier.at/chronik/wien/wiener-heumarkt-und-wieder-wird-umgeplant/401350340

13. April 2021, Wr. Bezirkszeitung
Umstritten: Was taugt der Plan B für den Heumarkt? Das umstrittene Projekt am Heumarkt ist wieder in aller Munde. Details zu einem Plan B wurden vor Kurzem öffentlich. Ob dieser die Stadt Wien Weltkulturerbe-tauglich macht, wird aber bezweifelt: https://www.meinbezirk.at/landstrasse/c-lokales/was-taugt-der-plan-b-fuer-den-heumarkt_a4572671

Politische Reaktionen (APA-OTS):

14. April 2021
ÖVP: Wölbitsch/Olischar ad Causa Heumarkt: Komplettes Chaos bei der Stadt Wien! Umgang der SPÖ mit Wiener Welterbe wird endgültig zur Farce – Offensichtliche Planlosigkeit und mehr Pläne als Buchstaben im Alphabet – 90.000 Euro Gutachten wertlos: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210414_OTS0101

14. April 2021
FPÖ: Nepp zu Heumarkt: Schluss mit Tojner-Tower.
UNESCO-Welterbe ist eine Verpflichtung: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210414_OTS0058

10. April 2021
ÖVP: Wölbitsch/Olischar ad Heumarkt-Projekt: “Plan B” der SPÖ laut UNESCO nicht welterbetauglich. Gutachten muss von Stadtregierung offengelegt werden: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210410_OTS0021

10. April 2021
FP-Nepp zu Heumarkt: Runder Tisch mit Vertretern aller Rathaus-Parteien erforderlich. Anfrage zur 90.000 Euro-Studie wird für mehr Transparenz sorgen: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210410_OTS0025

Presseaussendungen der Initiative Denkmalschutz (Auswahl)

9. Jänner 2020, APA-OTS-Presseaussendung
Initiative Denkmalschutz zu Heumarkt-Gefeilsche ums Weltkulturerbe: Ein unmoralisches Angebot der Stadt Wien an die UNESCO!
Neuer Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler ist jetzt verpflichtet Recht im Sinne des Regierungsprogrammes umzusetzen: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200109_OTS0013

7. Mai 2019, APA-OTS-Pressseaussendung
Aviso PK Heumarkt: Kulturminister Blümel und Bundesregierung müssen(!) rechtliche Schritte zur Erhaltung des Welterbes einleiten!
Präsentation der neuen, vertiefenden Rechtsanalyse von Dr. Helmut Hofmann durch Initiative Denkmalschutz, Initiative Stadtbildschutz und Aktion 21 – pro Bürgerbeteiligung: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20190507_OTS0017

26. März 2018, APA-OTS-Presseaussendung
UNESCO-Welterbe Wien: Ohne Reduktion des Heumarkt-Hochhausprojekts zielsicher zur Aberkennung. Initiative Denkmalschutz zeigt die Fakten
Die ÖVP-FPÖ Bundesregierung muss den Flächenwidmungsplan beeinspruchen und den Turm reduzieren. Aktuelle Aussagen des Kulturministers Blümel lassen jedoch anderes befürchten: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180326_OTS0021
Die Fakten: https://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2020/02/UNESCO-Beschluesse-Heumarkt_2012-17_Initiative-Denkmalschutz.pdf

Älterer iD-Bericht:

9. April 2021, Heumarkt (Wien): UNESCO Kritik an Hochhausprojekt Plan: https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/heumarkt-wien-unesco-kritik-an-hochhausprojekt-plan-b