Beiträge

Wien: Flakturm im Augarten vor Teilabriss?

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ im ORF2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 7. Jänner 2021 über die Wiener Flaktürme berichtet (Flak = Fliegerabwehrkanone): “Verlorenes Erbe: Die unzerstörbaren Flaktürme”. Im Zuge der Erbauung dieser sechs monströsen Flugabwehr-Türme 1942 bis 1945 wurden drei historische Gartenanlagen verbaut. Der Arenbergpark im 3. Bezirk, der Esterházypark im 6. Bezirk sowie der Augarten im 2. Bezirk. Während nur der Flakturm im Esterházy-Park, der heute als „Haus des Meeres“ genutzt wird und unlängst groß ausgebaut wurde, nicht unter Denkmalschutz steht, besteht für die anderen fünf Flaktürme ein solcher Schutzstatus. Nun wird im aktuellen ORF-Fernsehbeitrag darüber nachgedacht, ob man die Türme nicht doch abtragen könnte. Nikola Prajo, Vertreter der Abbruchfirma Prajo spricht im Interview über Machbarkeit, Aufwand und mögliche Kosten eines solchen Abrisses. In der Folge heißt es im ORF-Beitrag wörtlich: „Der erste Turm, der vermutlich abgetragen werden muss, ist der runde Turm im Augarten. Die Explosion eines Munitionsdepots hat ihn so stark beschädigt, dass er 2006 vorübergehend einsturzgefährdet war und abgesichert werden musste.“ Die renommierte Gartenhistorikerin Maria Auböck findet die Idee, dass man die “Bunker” abträgt und etwas G‘scheiteres macht, interessant. Nur meint Sie: „Ich hab noch niemanden gefunden, der das durchsetzt.“ Weiters heißt es wörtlich im ORF-Beitrag: „Diskutiert wurde auch schon, die Türme zum großteil abzutragen, und nur einen Stumpf stehen zu lassen. Der weitgehend unbekannte siebente Wiener Flakturm in Floridsdorf, der unvollendet blieb, zeigt, wie das aussehen könnte.“

Flakturm/Bunker in Wien-Floridsdorf

Der Bunker (‘Flakturm’) in der Gerichtsgasse 1b in Wien-Floridsdorf, Foto: Nov. 2013, (c) VIEX – Ernest Niedermann CC BY-SA 3.0

Unser Verein Initiative Denkmalschutz fragt sich: Wird der runde Flakturm (Gefechtsturm) im Augarten in wenigen Jahren so aussehen, wie der Floridsdorfer Flakturm (oder besser “Bunker”, in der Gerichtsgasse 1b), oder kommt ein großes Flakturm-Ausbauprojekt nach Teilabbruch des Turmes, ähnlich den Ausbauplänen zu einem Datencenter im Jahr 2007 ? Wir hoffen, dass dieses monumentale, denkmalgeschützte Geschichtsdokument nicht bald zum „Verlorenen Erbe“ zählen wird. ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN: https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14077531/Verlorenes-Erbe-Die-unzerstoerbaren-Flaktuerme/14831604 (ORF 2, “Studio 2”, “‘Verlorenes Erbe’: Die unzerstörbaren Flaktürme”).

Ältere Medienberichte:

30. Jänner 2017, MeinBezirk
Was passiert mit den Flaktürmen im Augarten?
https://www.meinbezirk.at/leopoldstadt/c-lokales/was-passiert-mit-den-flaktuermen-im-augarten_a1996685

14. Jänner 2017, Der Standard
Das Innenleben der Wiener Flaktürme. Manche der sechs Flaktürme bröckeln vor sich hin, andere werden genutzt. Historiker fordern, zumindest einen zu einem begehbaren Mahnmal zu machen. https://www.derstandard.at/story/2000050703092/das-innenleben-der-wiener-flaktuerme

1. November 2007, Der Standard
Neustart für strittiges Projekt: Der Flakturm als Datenspeicher. Umgraben im Augarten: Für den denkmalgeschützten Park werden wieder Baupläne gewälzt: https://www.derstandard.at/story/2971752/neustart-fuer-strittiges-projekt-der-flakturm-als-datenspeicher

24. Juli 2007, Der Standard
DCV gibt nicht auf: Neuer Anlauf für Datenspeicher im Augarten-Flakturm. Konzept bei Baupolizei eingereicht – Projekt auch ohne Zubauten zu verwirklichen – Grüne gegen Datencenter: https://www.derstandard.at/story/2971131/dcv-gibt-nicht-auf-neuer-anlauf-fuer-datenspeicher-im-augarten-flakturm

18. Juni 2007, Der Standard
Wiener Augarten-Flakturm bleibt Riesenbaustelle. Kran hievt 50 Tonnen schwere Betonteile aus dem Inneren – 1.200 Kubikmeter Taubenkot bereits entfernt. https://www.derstandard.at/story/2792527/wiener-augarten-flakturm-bleibt-riesenbaustelle

27. November 2006, Der Standard
Augarten-Flakturm verliert zwei “Ohrwascheln”. Die 220 Tonnen schweren Plattformen müssen abgetragen werden – DCV plant weiter Datenspeicher im Bau: https://www.derstandard.at/story/2613394/augarten-flakturm-verliert-zwei-ohrwascheln

12. Oktober 2006, Der Standard
Wiener Augarten-Flakturm verliert zwei Plattformen. Sie haben sich gelockert und werden nun mittels Kran abgetragen – weiterhin Umbaupläne zu einem Datenspeicher: https://www.derstandard.at/story/2613358/wiener-augarten-flakturm-verliert-zwei-plattformen

2. Dezember 2005, Der Standard
Flakturm im Wiener Augarten wird zum Datenlager. Betreiber gibt grünes Licht – Arbeiten könnten bereits im Frühjahr 2006 starten – Drei Jahre Bauzeit veranschlagt – Investitionen in den Park versprochen: https://www.derstandard.at/story/2255230/flakturm-im-wiener-augarten-wird-zum-datenlager

4. Mai 2005, Der Standard
Weiter Streit um den großen grauen Monolith. Das Ringen um die Zukunft des runden Augarten – Flakturmes geht in eine neue Runde: https://www.derstandard.at/story/1903711/weiter-streit-um-den-grossen-grauen-monolith

11. Oktober 2002, Der Standard
Wiener Flaktürme sollen Mahnmal-Charakter behalten. Studie lehnt große Umbauprojekte ab – Schicker gegen Aufbauten im Augarten und Eventflächen im Esterhazypark: https://www.derstandard.at/story/1098344/wiener-flaktuerme-sollen-mahnmal-charakter-behalten

Linktipps:

Flakturm-Fotos Erich J. Schimek / Initiative Denkmalschutz: https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157646364915906

Die Flaktürme auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Flakt%C3%BCrme

Die Flaktürme auf Wien Geschichte Wiki: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Flakt%C3%BCrme

ö1-Radiobeitrag “Flaktürme, Wien” (4 min; 18.9.2018): https://oe1.orf.at/artikel/644806/Flaktuerme-Wien

Flaktürme Wien auf Geheimprojekte.at: http://www.geheimprojekte.at/info_flaktuerme.html

Haus Beer (Wien): Architekturjuwel von Josef Frank wird Museum

Das Haus (oder die Villa) Beer ist “das wohl bedeutendste Beispiel der Wiener Wohnkultur der Zwischenkriegszeit” (Zitat Friedrich Achleitner*) und steht – so gut wie in seinem Originalzustand erhalten – seit 1987 unter Denkmalschutz. Es wurde vom Gummisohlenfabrikanten Julius Beer in Auftrag gegeben und ist ein Vorzeigebauwerk moderner Architektur aus 1929-31 vom österreichisch-schwedischen Architekten und Designer Josef Frank (* 15. Juli 1885 in Baden bei Wien; † 8. Jänner 1967 in Stockholm) gemeinsam mit Oskar Wlach. Kaum ein Haus der Wiener Moderne ist öffentlich zugänglich. Jetzt ist ein Glücksfall eingetreten. Vor kurzem hat Lothar Trierenberg (Villa Beer Immobilien GmbH) das Haus gekauft und möchte es restaurieren, als Museum gestalten und somit der Öffentlichkeit zugänglich machen. Aktuell sind Renovierungsarbeiten in Planung und ein Nutzungskonzept in Zusammenarbeit mit Fachexperten in Ausarbeitung. Lothar Trierenberg hat die Idee gemeinsam und kooperativ einen inhaltlich interessanten Ort zu schaffen bereits vor über 20 Jahren bei der Gründung von “das möbel – das café” konsequent verfolgt. Sein Interesse an Architektur und Design hat er mit “das möbel” (das café und das geschäft) zu seinem Beruf gemacht. Nach dem Verkauf des Geschäftes mit dem Ziel Zeit für neue Projekte zu schaffen, spielte ein glücklicher Zufall letzten November die Information, dass die “Villa Beer” zum Verkauf stand, in seine Hände. Jetzt möchte Trierenberg dieses architekturhistorisch so wertvolle Haus ohne Zeitdruck wohlüberlegt und gut beraten wiederbeleben. Wer die Geschichte dieses Hauses ab jetzt mitverfolgen will, kann auf der offiziellen Website www.villabeer.wien einen Newsletter abonnieren. Siehe: https://www.villabeer.wien/das-haus.

ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (7 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/kulturMontag/1303/kulturMontag/14095559/Villa-Beer-goes-Museum/14937160 (14.6.2021, ORF 2 Kulturmontag, “Villa Beer goes Museum”: https://tv.orf.at/program/orf2/20210614kumo120.html)

Aktuelle Medienberichte:

12. Juni 2021, Kurier
Villa Beer: Hietzinger Architektur-Juwel wird zu Museum. Die Villa zählt zu den wichtigsten architektonischen Bauten Österreichs. Der neue Eigentümer will jetzt ein Museum daraus machen (Bezahlschranke): https://kurier.at/chronik/wien/villa-beer-hietzinger-architektur-juwel-wird-zu-museum/401410242

5. Mai 2021, APA-OTS
Architekturjuwel Villa Beer soll Museum werden. Wie das Wirtschaftsmagazin GEWINN in seiner neuen Ausgabe berichtet, soll die von Josef Frank und Oskar Wlach entworfene Villa Beer in Hietzing für Besucher geöffnet werden: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210505_OTS0170

Interessante Weblinks:

Tano Bojankin, Das Haus Beer und seine Bewohner: http://www.ipts.at/Texte_Publikationen/Das%20Haus%20Beer%20und%20seine%20Bewohner,%202008.pdf(in: Iris Meder (Hrsg.), Josef Frank. Eine Moderne der Unordnung, Salzburg u. Wien (Pustet) 2008, S. 101-107)

Das Haus Beer auf “Hietzing” (Online-Plattform für den 13. Bezirk): http://www.hietzing.at/Bezirk/geschichte2.php?id=329 (Wenzgasse 12: Dieses Haus von Josef Frank und Oskar Wlach mit seiner durchkomponierten Raumfolge wurde für Julius und Margarete Beer erbaut.)

Fotos vom Haus Beer (Erich J. Schimek für die Initiative Denkmalschutz): https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157666766443856.

Älterer iD-Bericht:

18. Juli 2020: Haus Beer (Wien): Wie geht es weiter mit einem Schlüsselwerk moderner Architektur? https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/haus-beer-wien-wie-geht-es-weiter-mit-einem-schluesselwerk-moderner-architektur

Vergangene Petitionen zum Haus Beer:

Petition: “Haus Beer in Gefahr – Petition zur Rettung des Hauptwerks von Josef Frank” (Dez. 2016): https://www.wien.gv.at/petition/online/PetitionDetail.aspx?PetID=4ece6f8323e243ad938edf2585df4fca (mit Antworten der zuständigen Stellen der Stadt Wien und Stellungnahme des Bundesdenkmalamtes) / Die Empfehlung des Petitionsausschusses (21.6.2018, OTS): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180621_OTS0105
– Internationale Petition “Villa Beer by Josef Frank under threat”: https://www.petitions.net/villa_beer_by_josef_frank_under_threat

Ältere Medienberichte:

21. Juli 2020, Heute
Architektur-Juwel “Haus Beer” um 5,3 Mio. Euro zu haben: https://www.heute.at/s/architektur-juwel-haus-beer-um-53-mio-euro-zu-haben-100092811

12. Juli 2020, MeinBezirk
Wie geht es weiter mit der Villa Beer? Sie ist als wichtiger Bau der europäischen Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts eingestuft: https://www.meinbezirk.at/hietzing/c-regionauten-community/wie-geht-es-weiter-mit-der-villa-beer-sie-ist-als-wichtiger-bau-der-europaeischen-architekturgeschichte-des-20-jahrhunderts-eingestuft_a4144899

4. September 2018, OTS
Architekturzentrum Wien: “Alles Frank!” in der Villa Beer. Besichtigungsmöglichkeit: Sa 08.09. & So 09.09.2018, 11:30 – 18 Uhr, Villa Beer, Wenzgasse 12, 1130 Wien: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180904_OTS0128

12. September 2017, MeinBezirk
Die Villa Beer in Hietzing: Zukunft noch ungewiss, Verfall des Hauses oder Öffentlichkeits-Konzept? https://www.meinbezirk.at/hietzing/c-lokales/die-villa-beer-in-hietzing-zukunft-noch-ungewiss-verfall-des-hauses-oder-oeffentlichkeits-konzept_a2246706

17. November 2016, OTS
Österreichische Gesellschaft für Architektur: Haus Beer in Gefahr: Petition zur Rettung des Hauptwerks von Josef Frank: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20161117_OTS0190

28. Oktober 2016, OTS
DOCOMOMO Austria: Hilferuf für ein Baudenkmal – Villa Beer akut gefährdet! Umbaupläne zerfetzen originale Raumkomposition: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20161028_OTS0064

21. Juli 2016, Profil
Architektur: Moderne Gebäude sind massiv bedroht. Umbau, Leerstand, Abriss: Die architektonischen Schätze der Moderne sind in Österreich heftigen Bedrohungen ausgesetzt. Experten und Bürgerinitiativen laufen Sturm (u.a. Haus Beer): https://www.profil.at/kultur/architektur-moderne-gebaeude-7317126

4. April 2016, OTS
Architekturzentrum Wien: BesucherInnenansturm bei “Alles Frank!” in der Villa Beer. Rund 2.500 Architekturinteressierte besuchten am Wochenende das Meisterwerk der Zwischenkriegsmoderne von Josef Frank: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160404_OTS0125

26. März 2016, ORF
Baujuwel von Josef Frank: Villa Beer verfällt. Ein Baujuwel verfällt in Wien-Hietzing: die Villa Beer des österreichischen Architekten Josef Frank aus den frühen 1930er Jahren. Das Haus ist im Privatbesitz, am ersten April-Wochenende wird die Villa erstmals zugänglich sein.: https://wien.orf.at/v2/news/stories/2764985

4. Juli 2012, MeinBezirk
“Villa Beer war mein Zuhause” Udo Pöschmann lebte 66 Jahre in dem Schlüsselwerk der Moderne: https://www.meinbezirk.at/hietzing/c-lokales/villa-beer-war-mein-zuhause_a210391

9. Juli 2009, Wiener Zeitung
Die Villa Beer wird wiederbelebt. (…) Josef Franks “Villa Beer” in Hietzing wird in ihrer ursprünglichen Widmung wiederauferstehen: als Wohnhaus einer kunstsinnigen Wiener Familie. Die Zweidrittel-Mehrheit an diesem brüchig gewordenen Juwel wurde von der gemeinnützigen Privatstiftung des Wiener Unternehmers Dr. Johannes Strohmayer erworben: https://www.wienerzeitung.at/startseite/archiv/75011_Die-Villa-Beer-wird-wiederbelebt.html

18. Jänner 2006, OTS
VP-Dworak zur Villa Beer: Ohne Nutzungskonzept ist der Kauf ein konzeptloses Projekt. Wien (VP-Klub) – Die Ankündigung von SP-Stadtrat Rudi Schicker,  die von Josef Frank 1931 erbaute Villa Beer, Josef Franks Hauptwerk der “Moderne”, durch die Stadt Wien anzukaufen, begrüßt LAbg. Bernhard Dworak, Bezirksparteiobmann der ÖVP Hietzing: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20060118_OTS0035

17. Jänner 2006, OTS
Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien: Villa Beer – Schlüsselwerk moderner österreichischer Architektur. Studie über Zugängigkeit des Gebäudes für die Öffentlichkeit ist fertig: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20060117_OTS0129

 

* Zitat aus: Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jh., Band III/2, Salzburg und Wien 1995, Seite 65

PS: Der originale, 4-seitige Unterschutzstellungsbescheid des Bundesdenkmalamtes liegt unserem Verein Initiative Denkmalschutz vor

 

Parlamentarische Bürgerinitiative ‘Wirkungsvoller Schutz gefährdeter Kulturgüter’ präsentiert

Gestern, am Montag, 13. März 2023 wurde unsere “Parlamentarische Bürgerinitiative” (vulgo ‘Petition’) der Öffentlichkeit im Rahmen der Diskussionsveranstaltung “Rettet das Hotel Wörthersee – Quo vadis Kärntens Kulturgüter” präsentiert.

Hier PARLAMENTARISCHE BÜRGERINITIATIVE (‘Petition’) und UNTERSCHRIFTENLISTEN zum DOWNLOADEN: Parlamentarische-BI_Wirkungsvoller-Schutz-gefaehrdeter-Kulturgueter_2023

TEXT:

Parlamentarische Bürgerinitiative betreffend:

Wirkungsvoller Schutz gefährdeter Kulturgüter in Österreich

Bundeskompetenz:

Denkmalschutzgesetz / Bundesdenkmalamt / Bundesministerium für Kultur

Anliegen:

1.) Anlässlich des Verfalls und der aktuellen Diskussion um das Hotel Wörthersee in Klagenfurt und der heurigen 100-Jahr Feier des Bestehens des österreichischen Denkmalschutzgesetzes (25.9.1923) wird der Nationalrat ersucht, Schritte zu setzen, dass seitens der Republik Österreich die Konvention von Granada (Übereinkommen zum Schutz des architektonischen Erbes Europas) aus dem Jahr 1985 nicht nur unterzeichnet, sondern nach 38 Jahren auch endlich ratifiziert wird, um einen wirkungsvollen Schutz im Sinne der Erhaltung des österreichischen Kulturerbes gewährleisten und im Denkmalschutzgesetz zu verankern. Ebenso möge der Denkmalfonds zur Rettung von unmittelbar vom Verfall bedrohten, denkmalgeschützten Kulturgütern endlich nachhaltig befüllt werden (vgl. § 33 Denkmalschutzgesetz).

In diesem Zusammenhang unabdingbar ist es aber auch, gleichzeitig dafür Sorge zu tragen, dass die Eigentümer von denkmalgeschützten Kulturgütern bei der Erhaltung entsprechend unterstützt bzw. es bei einer Erhaltungspflicht deutliche Erleichterungen für diese geben muss (steuerlich/finanziell; Stichwort: “Liebhaberei”; vgl. dazu auch den Wahrnehmungsbericht des Denkmalbeirates beim Bundesdenkmalamt vom 11.2.2019), da der Erhalt des Österreichischen Kulturgutes im öffentlichen Interesse liegt und damit auch zum Wohle der Allgemeinheit.

2.) Des Weiteren fordern die Unterzeichnenden, dass umittelbar mit der Absicht bzw. Beginn eines Unterschutzstellungsverfahrens durch das Bundesdenkmalamt die Gebäude/Objekte automatisch bis zum Abschluss des Verfahrens unter Schutz gestellt sind (ohne eigens einen Mandatsbescheid gemäß § 57 AVG ausstellen zu müssen).

Die beiden Anliegen werden nachdrücklich eingefordert von vier NGOs: der Initiative Denkmalschutz – Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter in Österreich, ein ziegel trägt geschichte – Verein zur Rettung des Hotels Wörthersee, der Österreichischen Gesellschaft für Denkmal- und Ortsbildpflege sowie der SOKO Altstadt Graz.

Präsentation der ‘Parlamentarischen Bürgerinitiative “Wirkungsvoller Schutz gefährdeter Kulturgüter in Österreich” vor dem Hotel Wörthersee am 13. März 2023, (c) ein ziegel trägt geschichte / Initiative Denkmalschutz

ad 1.) Begründung:

Die letzten Jahrzehnte zeigen sehr schmerzlich auf, dass gefährdete, denkmalgeschützte Kulturgüter zumeist konsequenzenlos verfallen gelassen werden können. Dieser Missstand liegt darin begründet, dass es einerseits keinerlei Erhaltungspflicht im Sinne des Denkmalschutzgesetzes gibt (sondern nur ein Verbot vor der (aktiven) Zerstörung, vgl. § 2 Denkmalschutzgesetz) und andererseits der dafür eingerichtete Denkmalfonds “zur Rettung von unter Denkmalschutz stehenden (…) Objekten, die unmittelbar vom Verfall (…) bedroht sind”, so gut wie nicht dotiert ist; und dieser somit quasi nicht zur Anwendung kommt (Der Denkmalfonds wird vom Bundesministerium für Kultur verwaltet; vgl. § 33 Denkmalschutzgesetz). In Bezug auf die fehlende Erhaltungspflicht ist Österreich mittlerweile einer der allerletzten Staaten des Europarates, die die “Konvention von Granada” (Übereinkommen zum Schutz des architektonischen Erbes Europas) von 1985 noch immer nicht ratifiziert hat. Von den 46 Europaratsmitgliedern haben diese 41 ratifiziert, nur Österreich nicht, wie auch die Staaten Albanien, Island, Monaco und San Marino. Dabei hat die Republik Österreich als einziges Europaratsmitglied mit der Unterzeichnung der Konvention im Jahr 1985 quasi eine Absichtserklärung zur Umsetzung abgegeben, aber die Konvention selbst bis heute nicht ratifiziert!

Aktuell gefährdet sind, um nur eine kleine Auswahl denkmalgeschützter Gebäude zu nennen: das Hotel Wörthersee und der Schrotturm in Klagenfurt sowie Schloss Waldenstein in Wolfsberg (Kärnten); das Jagdschloss Guggenthal in Koppl bei Salzburg; das Biedermeier-Landhaus in der Khevenhüllerstraße 4 in Wien-Währing; Schloss Ladendorf in Niederösterreich; Schloss Greifenberg in Radmer und die Badlwandgalerie in Peggau (beide Steiermark).

Zum Opfer gefallen sind, um nur ein paar wenige Beispiele denkmalgeschützter Gebäude zu nennen: Die Linzer Eisenbahnbrücke (OÖ); die Gartlmühle in Gresten (vgl. Youtube-Video “Gartlmühle – Ein Wahrzeichen verblasst” (2011), das Hammerherrenhaus Reithbachgut in St. Georgen in der Reith, das Gasthaus Goldener Hirsch in Kaumberg sowie das Gasthaus zum schwarzen Adler in Türnitz (alle NÖ); das Palliardi-Haus in Klagenfurt (Karfreitstraße 16), das ehem. Hotel Marienwasserfall in Mariazell (Steiermark).

ad 2.) Begründung

Es gibt allzu viele Fälle von Kulturgütern, die während(!) eines laufenden Unterschutzstellungsverfahren zerstört oder schwer entstellt wurden. Beispiele sind u.a.: der Abriss eines Biedermeierhauses in Wien-Margareten 2002 (Schloßgasse 5); der Abriss des Gaupmannhauses in Pottendorf/NÖ 2008 (Badener Straße 9); die Zerstörung der Inneneinichtung des Haus Paitl zum Jahreswechsel 2010/11 in Wien-Döbling (Krottenbachstraße 190); der Abriss der Farbenfabrik Reininghaus in Graz 2011, die ehemalige Lederfabrik Bieber in Graz 2016, das Schwimmbad des Künstlers Paul Flora in Innsbruck 2018 und aktuell ein Biedermeierhaus in Wien-Meidling (Schönbrunner Straße 276).

Es ist notwendig, dass schon mit der Absicht/Ankündigung einer Besichtigung eines Kulturgutes ein vorübergehender Schutz ausgesprochen werden kann, wie dies drei Beispiele aus Innsbruck, Wien und Oberösterreich zeigen: Innsbruck, Südtiroler Platz 2, „Hotel Europa: Innsbrucker Architekturjuwel abgerissen – ohne ernsthafte Folgen: Nach der mutwilligen Zerstörung eines neobarocken Festsaals gehen in Innsbruck die Wogen hoch“ (Der Standard, 28.1.2021); Wien: Wiedner Hauptstraße 52: „Zufall oder Absicht? Immo-Entwickler reißt vor der Nase des Denkmalamts ein ikonisches Dach ab“ (Der Standard, 6.7.2022); ehemaliges NS-Zwangsarbeiterlager am Achinger Totenweg (Waldlager Neukirchen) bei Braunau (OÖ) im Sommer 2020 (Quelle: Parlamentarische Anfragebeantwortung).

Rückfragehinweis / Unterschriftenlisten rücksenden an:

Markus Landerer (0699/1024 4216) und DI Dr. Alexander Schmiderer (0664/750 545 42)
Initiative Denkmalschutz – Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter, Fuchsthallergassse 11/5, 1090 Wien
www.idms.at

 

Historische Gärten in Österreich ohne Schutz: Bauprojekt im Augarten!

APA-OTS-Presseaussendung, 12. Dezember 2023

Historische Gärten in Österreich ohne Schutz: Weiteres Bauvorhaben im denkmalgeschützten Augarten in Wien geplant!

Die Vereine “Freunde des Augartens” und “Initiative Denkmalschutz” fordern die Bezirksvertretung Leopoldstadt auf, der Umwidmung in ihrer heutigen Sitzung nicht zuzustimmen!

Wien (OTS) – Heute ab 17:00 Uhr wird die Bezirksvertretung des 2. Bezirks ihre Stellungnahme zum Planentwurf Nr. 7053E abgeben, die eine wesentliche Grundlage für den rechtsgültigen Beschluss im Wiener Gemeinderat bilden wird. Wie der aktuell vorliegende Entwurf für ein neues Denkmalschutzgesetz erkennen lässt, sind weiterhin ca. 1.700 historische Gartenanlagen in Österreich auch in Zukunft ohne Schutz. Im Augarten geht es aktuell um die geplante bauliche Erweiterung der Betriebsstätte der in Privatbesitz befindlichen Porzellanmanufaktur, die im Kernbereich des ältesten Barockgartens Wiens liegt. Bereits in den 1980er Jahren erfolgte ein massiver Eingriff, und ein langer, zweigeschoßiger Baukörper wurde hinter dem barocken Gartensaaltrakt errichtet. Dieser Bau wird nun als Kindergarten genutzt, weil er von der Porzellanmanufaktur später nicht mehr benötigt wurde. Da die Republik Österreich offenbar vergessen hat, den Mietvertrag mit der Stadt Wien als Betreiberin des Kindergartens zu befristen, um dieses Betriebsgebäude wieder der Porzellanmanufaktur zur Verfügung stellen zu können, soll jetzt wieder ein Teil des Augartens geopfert werden.

Rückfragehinweis:

Claus Süss (mobil: 0676/7404327), Verein Freunde des Augartens, www.FreundedesAugartens.at
Markus Landerer (mobil: 0699/10244216), Verein Initiative Denkmalschutz, www.Initiative-Denkmalschutz.at

Linktipps:

– Der Augarten in Wien (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Augarten
– Verein Freunde des Augartens: https://www.freundedesaugartens.at
– Denkmalschutzgesetz (aktuell gültig): https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10009184
– Entwurf Denkmalschutzgesetz (bis 28.12. in Begutachtung): https://www.bmkoes.gv.at/kunst-und-kultur/Neuigkeiten/novelle-denkmalschutzgesetz.html
– APA-OTS-Pressemappe Initiative Denkmalschutz: https://www.ots.at/pressemappe/6940/verein-initiative-denkmalschutz

Ressorts: Chronik, Kultur – Stichworte: Architektur / Natur / Umwelt / Politik / Wien

Graz (Stmk.): Barockruine am Rosenhain wegen “Gefahr in Verzug” gesperrt

In der Max-Mell-Allee 39 am Rosenhain im 3. Grazer Bezirk Geidorf befindet sich eine denkmalgeschützte Ruine. Das ehemalige Sommerrefektorium der Jesuiten, das in den 1980er-Jahren nach einem elektrischen Kurzschluss ausbrannte. Jetzt wurden durch massive Winde im Februar Mauerteile locker, sodass “Gefahr in Verzug” attestiert wurde und das Areal mit einem Bauzaun abgesperrt wurde.  In den nächsten Wochen werden Sicherungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt und den Behörden gesetzt. Graz-at-Artikel weiterlesen: https://www.graz.at/cms/beitrag/10346499/8144945/GBG_musste_Jesuitenrefektorium_sperren.html (Artikel: “GBG musste Jesuitenrefektorium sperren”) +++ Im November 2019 hatte die Karl-Franzens-Universität vor, die Ruine zu kaufen und dem Gebäude neues Leben einzuhauchen: https://futter.kleinezeitung.at/geisterhaus-am-rosenhain-soll-verkauft-werden (Quelle: Futter-Kleinezeitung-Artikel 19.11.2019: “Geisterhaus am Rosenhain soll verkauft werden”) +++ Beschreibung des ehem. Sommerrefektoriums im Dehio-Handbuch (Hrsg. Bundesdenkmalamt, 1979, S. 138): “erb[aut] 1654 (Schornstein ehem. dat. 1654), 1952 Neubedachung und notdürftig gesichert; schlechter Erhaltungszustand. An der Fassade Freskenreste, u. a. Erzengel Michael. Rustiziertes Rundbogen-Steinportal mit Maskaron-Schlußstein, bekrönender bauplastischer Schmuck (Putti mit Kartusche) fast zur Gänze fehlend, 1654; schmiedeeisernes Oberlichtgitter. An der Hoffront gleichzeitiges Rundbogen-Steinportal mit schmiedeeisernem Oberlichtgitter. Innen zerstörte bar[ocke] Wandmalereien.” (vgl. https://bda.gv.at/publikationen/details/dehio-graz-die-kunstdenkmaeler-oesterreichs) +++ Das “Ehem. Sommerrefektorium der Jesuiten” in der Denkmalliste auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Graz/Geidorf.

Terramare-Schlössl (Wien-Hernals) verfällt weiter, Zukunft ungewiss

Das seit 2018 denkmalgeschützte Terramare-Schlössl steht schon seit 5 Jahren leer und bereitet dem Bezirk, den Anrainern und Denkmalschützern viel Sorgen, denn die frühhistoristische Villa in der Heuberggasse 10 mit einem großen Park, Wirtschaftsgebäude und Portiershaus war bis 2014 Sitz der kroatischen Botschaft und befindet sich im Besitz des Staates Bosnien und Herzegowina und die Bausubstanz wird immer schlechter. Deswegen hat die Bezirksvertretung Hernals in der Sitzung am 4.12.2019 einstimmig eine Resolution für die Erhaltung des Terramare-Schlössls beschlossen. MeinBezirk-Artikel weiterlesen: https://www.meinbezirk.at/hernals/c-lokales/das-terramare-schloessl-in-hernals-die-geschichte-und-die-ungewisse-zukunft_a4106250 +++ Beschreibung des Schlössls im Dehio-Handbuch aus 1996 (Hrsg. Bundesdenkmalamt!, vgl.: http://www.bda.at/publikationen/812/6796/Die-Kunstdenkmaeler-Oesterreichs) ist das Schlössl auf Seite 444 ausführlich(!) beschrieben: “Botschaft der Republik Kroatien (bis 1991 Residenz der jugoslawischen Botschaft). Erb. 1865, 1904 Adaptierung durch Fellner & Helmer. Malerische Villa mit symmetrischer Gliederung durch übergiebelte Risalite und polyonale Türme mit Glockenhelmen; den Fronten Treppen, Veranden und Terrassen zu Garten (zartes Rosenornament an Geländern und Brüstungen) vorgelagert; Giebelschmuck mit glasierten Terrakotta-Madonnentondi und plastisch aus der Wand modelliertem Pfau. Im Inneren zentrale 2geschossige Halle mit 2läufiger Holztreppe und halkreisförmig eingezogener Galerie mit Balustrade (Zugang zu Obergeschoß-Zimmer), Farbglas-Oberlichte mit Blumenfries. Abschluß des Geländes durch Wirtschaftsgebäude und Pförtnerwohnung, 1869.” +++ Resolution der Bezirksvertretung Hernals (4.12.2019): “Die Hernalser Bezirksvertretung spricht sich für den Erhalt des denkmalgeschützten und ortsbildprägenden Terramare-Schlössls samt seinem Park mit schützenswertem Baumbestand in der Heuberggasse 10 aus und ist daher gegen ein seitens der Firma GPM Group-General-Planungs-Management GmbH angekündigtes Wohnbauprojekt für die Errichtung einer „Wohnanlage mit 4.000m² Parkanlage“. Geplant sind 25 Wohnungen mit einer Wohnfläche von 2.000m². Auf diesem Areal befindet sich neben der historischen, denkmalgeschützten Villa ein wertvoller Baumbestand, wie z.B. eine als Naturdenkmal eingestufte besonders schützenswerte Blutbuche. Als Willenskundgebung soll diese Resolution in geeigneter Form an die Bevölkerung kundgemacht werden.”, Quelle: https://www.wien.gv.at/bezirke/hernals/politik/sitzungen/pdf/resolution-20191204-erhalt-terramare-schloessl.pdf +++ Fotos von Erich J. Schimek für die Initiative Denkmalschutz: https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157649414795475. +++ Artikel von Hermann Härtel, Dem Terramare-Schlössel droht der Verfall, in: “Denkma[i]l” Nr. 24/2017, Zeitschrift der Initiative Denkmalschutz, siehe Seite 28: https://www.initiative-denkmalschutz.at/denkmail/DenkMail_Nr-24-2017_web.pdf +++ Ältere Medienberichte: Der Verfall eines Baujuwels (MeinBezirk, 18.2.2018): https://www.meinbezirk.at/hernals/c-freizeit/der-verfall-eines-baujuwels_a2411364; “Terramare-Schlössl nicht ‘an Immobilienhändler verscherbeln’. Bürger und Politiker setzen sich für Erhaltung und Sanierung des Gebäudes ein.” (Kurier, 1.3.2017): https://kurier.at/chronik/wien/terramare-schloessl-nicht-an-immobilienhaendler-verscherbeln/249.106.483; “Verfallendes Terramare-Schlössl: Schon ein Jahr lang tut sich gar nichts” (MeinBezirk, 17.1.2017): https://www.meinbezirk.at/hernals/c-lokales/verfallendes-terramare-schloessl-schon-ein-jahr-lang-tut-sich-gar-nichts_a1989734.; “Terramare-Schlössl: Nun meldet sich der Botschafter zu Wort” (MeinBezirk, 19.1.2016): https://www.meinbezirk.at/mariahilf/c-lokales/terramare-schloessl-nun-meldet-sich-der-botschafter-zu-wort_a1605001; “Terramare Schlössl wird nicht verkauft” (MeinBezirk, 5.10.2015): https://www.meinbezirk.at/hernals/c-lokales/terramare-schloessl-wird-nicht-verkauft_a1497626; “Das erste Gerücht: Terramareschlössel soll abgerissen werden” (MeinBezirk, 13.10.2014): https://www.meinbezirk.at/hernals/c-lokales/terramareschloessel-1170-wien-heuberggasse-10_a1115759.

PS: Der 10-seitige Unterschutzstellungsbescheid des Bundesdenkmalamtes vom 2. August 2018 liegt unserem Verein Initiative Denkmalschutz vor.

Girardihaus (Graz): Aktivisten besetzen gefährdetes Altstadthaus

Seit vielen Jahren verwahrlost das denkmalgeschützte Geburtshaus des Volksschauspielers Alexander Girardi (1850-1918) und man befürchtet einen Abbruch. Jetzt wurde das Haus in St. Leonhard (2. Grazer Bezirk) letzten Samstag (1.8.) von Aktivisten besetzt, was für viel Aufsehen sorgte. “Die Stadt Graz lässt das Girardi-Geburtshaus vollkommen verfallen. Man will mehr Profit und deswegen soll jetzt ein Bauprojekt entstehen, sagt ein Aktivist überzeugt. MeinBezirk-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.meinbezirk.at/graz/c-lokales/fuenf-nach-zwoelf-aktivisten-besetzen-girardi-geburtshaus-in-der-leonhardstrasse_a4173087 (Krone: https://www.krone.at/2203222; KleineZeitung: https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/5847602/Protestaktion_Grazer-Girardihaus-auch-am-Sonntag-noch-besetzt) +++ Meldung Hausbesetzung auf Twitter: https://twitter.com/DokuServiceStmk/status/1289536477458624512 +++ Kommentar INITIATIVE DENKMALSCHUTZ: Sehr glaubwürdig wirkt der Einsatz für den Erhalt dieses vom Abbruch bedrohten, denkmalgeschützten Altstadthauses seitens der Stadt Graz nicht, trotz der Tafel, die der Bürgermeister Siegfried Nagl vor dem Haus aufstellen hat lassen. Darauf steht zu lesen: “Das Girardihaus (Leonhardstraße 28) steht unter Denkmalschutz. Beschädigungen bzw. widerrechtliche Veränderungen oder Zerstörungen sind verboten und werden (straf)rechtlich verfolgt.” Denn gleichzeitig hat die Stadt Graz das Haus aus der Schutzzone herausgenommen !!! Siehe:

Girardihaus, Tafel des Bürgermeisters

Die Tafel, die der Grazer Bürgermeisters direkt vor das Girardihaus hat aufstellen lassen, Foto: 30.7.2020, (c) Markus Landerer, Initiative Denkmalschutz

Standard, 27.8.2017: Ein Geburtshaus und Ex-Beisl mit ungewisser Zukunft in Graz
Christian Brugger, Abteilungsleiter der Steiermark im Bundesdenkmalamt: “Wir sind ohnehin schon sehr flexibel geworden, weil wir natürlich eine Lösung suchen. Es gab vor Jahren einen Erweiterungsplan des Eigentümers, den wir von uns aus bewilligt hatten”. Auch die Altstadtkommission beteuert, sehr entgegenkommend gewesen zu sein, man habe das Objekt sogar aus der Schutzzone herausgenommen, es also als nicht mehr schützenswert im Altstadtensemble bewertet.
Hier weiterlesen: https://www.derstandard.at/story/2000063170366/ein-geburtshaus-und-ex-beisl-mit-ungewisser-zukunft-in-graz

Mehr Infos und Hintergründe:

Initiative Denkmalschutz Bericht, 12. Juni 2020
Girardihaus (Graz): Trotz Denkmalschutz nicht ‘schützenswert’?
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/girardihaus-graz-trotz-denkmalschutz-nicht-schuetzenswert

Bahnhof Hauptzollamt (Wien-Mitte): Letztes Relikt vor Revitalisierung

Jahrelang ist ein übriggebliebenes, kleines unscheinbares Gebäude beim Bahnhof “Wien-Mitte” verfallen. Jetzt soll dieses denkmalgeschützte Relikt in der Unteren Viaduktgasse 2 zu neuem Leben erweckt werden. Seit 18 Jahren beschäftigt sich Projektentwickler Peter Schneyder mit diesem ehemaligen Verwaltungsgebäude des Frachtenterminals, das er von der ÖBB per Baurechtsvertrag erworben hat. Es stellt den letzten verbleibenden Teil des von Otto Wagner gestalteten Bahnhof Hauptzollamt dar. Seit 2015 gibt es ein Baurecht und viele Pläne, die ob der vielen Zwänge (kleines eingezwicktes Grundstück, direkt neben den Bahn-Gleisen) nicht so einfach umzusetzen sind. Jetzt scheint endlich ein konkretes Projekt vor der Umsetzung zu stehen. Am Areal soll jetzt eine siebenstöckige Gästeunterkunft entstehen, die das kleine, einstöckige Verwaltungsgebäude  von zwei Seiten einrahmen und seinen schrägen Wänden auch überragen soll. ORF-FERNSEHBERICHT ANSEHEN (2 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14081199/Echt-Nah-Vor-Umbau-des-Geisterbahnhofs/14853585 (7.2.2021, ORF ‘Wien Heute’: “‘Echt Nah’: Vor Umbau des Geisterbahnhofs”)

Berichte / Linktipps

20.3.2019, aktualisiert 2020, WienSchauen.at
Verfall im Schatten von Wien Mitte: https://www.wienschauen.at/verfaellt-letztes-gebaeude-eines-historischen-bahnhofs-hauptzollamt-untere-viaduktgasse-4a/

Fotos Untere Viaduktgasse 2 von Erich J. Schimek (für die Initiative Denkmalschutz): https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157631336907850/with/7900579976

1. Dezember 2020, Die Presse
Zwischen Hoffen auf Wunder und Abrissbescheid. Wien Mitte: ein letzter Rest des Bahnhofs Hauptzollamt – und was damit (nicht) geschieht. (Bezahlschranke): https://www.diepresse.com/5905770/zwischen-hoffen-auf-wunder-und-abrissbescheid

Bahnhof Hauptzollamt / Wiener Hauptzollamt:
– Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Hauptzollamt
– Wien Geschichte Wiki: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Bahnhof_Hauptzollamt

Untere Viaduktgasse 2, 1030 Wien

Das denkmalgeschützte, ehemalige Verwaltungsgebäude des Frachtenbahnhofs Hauptzollamt (heute ‘Wien Mitte’), Foto: Jän. 2018, (c) Erich J. Schimek / Initiative Denkmalschutz

Literatur / Quellen:

– ÖBB Immobilien, Baurechtsexposè, 1030 Wien, Untere Viaduktgasse 2, Baurecht auf 99 Jahre, 2011 (23 Seiten)

– Liste der denkmalgeschützten Gebäude in Wien-Landstraße (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Wien/Landstra%C3%9Fe

Besichtigung von Eisenstadt – im Jubiläumsjahr “100 Jahre Burgenland”

Besichtigung von Eisenstadt – im Jubiläumsjahr “100 Jahre Burgenland”

Samstag, 3. Juli 2021, 9:30 Uhr

Vom Werden einer Hauptstadt: Eisenstadt und seine Bauten der Zwischenkriegszeit
mit Architekt DI Stefan Tenhalter. Am Nachmittag führt uns Dr. Brigitte Krizsanits, Obmann-Stellvertreterin des Vereins “Freunde des Eisenstädter Schlossparks” (http://www.schlossparkfreunde-eisenstadt.at) auf einem kleinen Rundgang durch einen der bedeutendsten Landschaftsgärten aus dem 18. Jh., der für die Fürstenfamilie Esterhazy angelegt und weit über die Grenzen Österreichs und Ungarns berühmt wurde. Nach einem drohenden Verfall im 20. Jh. gibt es seit den 1980er Jahren sehr erfolgreiche Bemühungen, dieses historische Gartenjuwel mit besonderer Parkarchitektur wiederherzustellen und zu erhalten.

Treffpunkt: 9:30 Uhr, Bahnhof Eisenstadt (individuelle Anreise)
Spende erbeten: € 22
Anmeldung erforderlich an eMail: (begrenzte Teilnehmerzahl)

Achtung: Veranstaltung unterliegt den aktuell gültigen Corona-Bestimmungen (derzeit “3-G-Regel”)

Rankweil (Vbg.): Denkmalgeschützte Häusle-Villa abgebrannt

Denkmalgeschütztes Häusle-Villa ausgebrannt. In der Gemeinde Rankweil ist in der Nacht auf Sonntag (14./15.3.2020) in der 1902 erbauten Heimatstil-Villa ein Feuer ausgebrochen (St.-Peter-Gässele 1). Das seit Jahren unbewohnte Gebäude  – vom erfolgreichen Rankweiler Sticker Johann Marte erbaut – war erst vor kurzem von der Gemeinde erworben worden. +++ Brandeinsatz-Bericht (Fireworld.at): https://www.fireworld.at/2020/03/15/vbg-denkmalgeschuetzte-haeusle-villa-in-rankweil-in-vollbrand +++ Älterer Bericht (2016): Lange hat das Bundesdenkmalamt mit dem Eigentümer der denkmalgeschützten Villa Häusle über eine dringend notwendige Bestandssicherung verhandelt. Laut Denkmalamt mussten das Dach und mehrere Fenster der 1902 im Heimatstil erbauten Villa (Dehio) abgedichtet werden, um weitere Schäden zu verhindern. Nachdem mehrere Fristen verstrichen waren und seit Herbst eine Finanzierungszusage des Denkmalamtes vorliegt, hat die Bezirkshauptmannschaft Feldkirch die Umsetzung in per Bescheid angeordnet. Siehe: “Gemeinde hat Häusle-Villa gekauft” (16.12.2019; Vorarlberg Online): https://www.vol.at/gemeinde-hat-haeusle-villa-gekauft/6459968; “Notmaßnahmen bei Häusle Villa abgeschlossen” (7.3.2016; Vorarlberg Online): https://www.vol.at/rankweil/notmassnahmen-bei-haeusle-villa-abgeschlossen/4645396; “Bürgerforum: ‘Juwel’ Häusle-Villa der Gemeinde erhalten. Notsicherungsmaßnahmen an Häusle-Villa sollen noch vor dem Winter starten” (29.10.2015; Vorarlberg Online): https://www.vol.at/buergerforum-juwel-der-gemeinde-erhalten/4502023 (vgl. Meldung: “Notmaßnahmen für Häusle Villa” (Marktgemeinde Rankweil): https://www.rankweil.at/aktuell/notmassnahmen-fuer-haeusle-villa). +++ Kurzbeschreibung in Denkmalliste (Wikipedia): Villa Häusle, Wohngebäude und Stickereigebäude: “Die zweigeschoßige Villa mit geschwungenem Giebel und turmartigem Aufbau im Nordosten wurde 1902 errichtet.” (Quelle: Denkmalliste Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Rankweil). +++ Fotos der Häusle-Villa (Wikimedia Commons): https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Villa_H%C3%A4usle_(Rankweil)?uselang=de.