Nach Versteigerung: Zehn neue Besitzer für das in 27 Teile zerstückelte, ursprünglich 320 Meter lange Jugendstilgeländer aus dem ehemaligen Leiner-Kaufhaus in der Mariahilfer Straße 18 im 7. Bezirk Neubau. Jetzt wurden die Teile abgeholt. Alfred Bazalka hat 9.600 € für 67 Laufmeter gezahlt und möchte das Jugenstilgeländer für einen Laubengang in Kärnten verwenden. Patrick Eder wiederum ersteigerte 70 Meter Geländerteile, damit er sich ein neues Haus in Wien im Stil der Zeit um 1900 erbauen kann, und da passen diese Teile nicht nur perfekt, sondern sind dazu auch noch von höchster Qualität, meint er. Der Erlös der Auktion kommt dem Wiener Hilfswerk zugute. Aber auch das Bezirksmuseum Neubau bekommt sechs Teile des Jugendstilgeländers. Diese müssen aber erst zurechtgeschweißt und mit Verbindungsgliedern ausgestattet werden. Das Bezirksmuseumsucht daher einen Metalltechniker oder Sponsoren für die Kosten von rund 5.000 Euro. ORF-FERNSEHBEITRAG (2 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14091476/67-Meter-Leiner-Gelaender-fuer-Laubengang/14914133 (7.5.2021, ORF ‘Wien Heute’, “67 Meter Leiner-Geländer für Laubengang”).
Das Jugendstilgeländer aus 1912 im ehem. Leiner-Kaufhaus Mariahilfer Straße 18 wird bis 5. Mai versteigert (27 Teile), Besichtigungsmöglichkeit vor Ort am Fr., 30. April, (c) Aurena.at
Der Immobilien- und Handelskonzern, die Signa Holding GmbH von René Benko wird bis Herbst 2024 anstelle des ehemaligen Leiner-Flaggschiffs auf der Mariahilfer Straße ein Kaufhaus (https://mahi10-18.at) nach Vorbild des Berliner KaDeWe (Kaufhaus des Westens) samt Hotel und Park am Dach errichten. Seitens des Eigentümers wurde betont, dass das Haus nicht unter Denkmalschutz steht und das Geländer auch nicht aus der Erbauungszeit 1894/95 stammt. Signa-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber führt gegenüber der Zeitung “Der Standard” (28.4.) aus, dass natürlich überlegt wurde, das Stiegenhaus zu erhalten, doch dies war aus vielen Gründen nicht möglich, u.a. wegen der unterschiedlichen Geschoßhöhen. Für Verwunderung in der Fachwelt sorgte jedoch Friedrich Dahm, Abteilungsleiter für Wien im Bundesdenkmalamt mit der Aussage im “Der Standard”: “Dieses Haus ist kein Jugendstil-Juwel, sondern nach all den Umbauten und Zerstörungen ein Schandfleck. Ja, das nachträglich eingebaute Stiegenhaus ist zwar ganz schön, war aber schon zum Zeitpunkt seines Einbaus 1912 altmodisch und retardierend. Aus denkmalpflegerischer Sicht ist hier keine Schutzwürdigkeit gegeben.”Kritisiert werden die Argumentation “retardierend” im Zusammenhang mit einer möglichen Schutzwürdigkeit, die Begrifflichkeiten “Schandfleck” sowie “Schönheit”, die in der kunsthistorischen Welt, insbesondere in der denkmalpflegerischen Fachwelt strikt vermieden werden.
Das Leiner-Kaufhaus in der Mariahilfer Straße 18, Foto: Okt. 2019, (c) Erich J. Schimek / Initiative Denkmalschutz
1894/95 als “Warenhaus zur großen Fabrik” bzw. Warenhaus Stefan Esders an der Ecke Mariahilfer Straße 18, Karl-Schweighofer-Gasse 2 erbaut (Entwurf: Friedrich Schachner), war es das erste große Wiener Kaufhaus. Schon 1898 wurde es um ein Geschoß aufgestockt, und 1912 ersetzte man das ganze große Stiegenhaus durch eine neu hineingestellte(!), viergeschoßige Eisenkonstruktion, die nur noch bis Anfang Mai bestehen wird. Die ausführende Baufirma war damals das bekannte Duo „Kupka & Orglmeister“. Das Geschäftshaus wurde 1964 von Leiner übernommen und blieb in seiner Grundstruktur bis heute erhalten. Mit dem Abriss wurde bereits im April begonnen (die erhaltene Gründerzeitfassade an der Mariahilfer Straße 12-16 bleibt bestehen). Herzstück des einstigen Geschäftshauses, das durch viele Umbauten im Laufe der Zeit stark verändert wurde (u.a. Vereinfachung der Fassade nach dem 2. Weltkrieg), ist das große Jugendstil-Geländeraus dem Jahr 1912. Diese Eisentreppe ist in Wienvermutlich in ihrer Größe einzigartig, nachdem z. B. das etwas ältere Hauptstiegenhaus im alten Warenhaus Gerngroß von 1904, in der Größe vergleichbar – 1979 durch Brand vernichtet wurde (Mariahilfer Straße 44-46).
Historisches Foto des Warenhaus Esders, Foto: unbekannter Fotograf, Wien am Anfang des 20. Jh.
Aktuelle Medienberichte
7. Mai 2021, ORF Wien 67 Meter Leiner-Geländer für Laubengang. 320 Meter Jugendstilgeländer aus dem ehemaligen Leiner-Haus in der Mariahilfer Straße haben neue Besitzer gefunden. Jetzt haben sie ihre ersteigerten Teile abgeholt, quasi bei einer letzten Warenausgabe im ehemaligen Möbelhaus: https://wien.orf.at/stories/3102846
https://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2021/04/OBS_20210422_OBS0007_c-Signa_Michael-Hierner.jpg600800IDM_adminhttps://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2019/10/Logo-IDMS-.pngIDM_admin2021-05-08 16:42:342021-05-08 16:42:34Leiner (Wien): Jugendstilgeländer abtransportiert, Haus wird abgerissen
Hotel Wörthersee (Klagenfurt) nach gestrigem Brand: Bundespolitik ist gefordert, endlich ein Exempel zur Denkmalrettung zu statuieren!
Initiative Denkmalschutz fordert energisches Eingreifen seitens des Kulturministeriums gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt.
Wien (OTS) – Viel zu oft werden denkmalgeschützte Bauten einfach verfallen gelassen. Nach Bränden und anderen Unglücksfällen werden diese dann allzu leicht abgerissen (z.B. Brauereigebäude Guggenthal bei Salzburg heuer im August). Auch das denkmalgeschützte Hotel Wörthersee (Stadt Klagenfurt, Villacher Straße 338) verfällt seit vielen Jahren zusehends (erbaut 1891-1897 von Architekt Wilhelm Heß). Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Eigentümer kein allzu großes Interesse am Erhalt der historischen Bausubstanz zeigt, zumal auch die Absicherung weitgehend ungenügend erfolgt ist. Gestern hat es nun gebrannt und die Bausubstanz wurde weiter geschädigt. Ob das gestrige Feuer zufällig, fahrlässig oder absichtlich erfolgte, keinesfalls dürfen sich daraus Vorteile ziehen lassen.
Bundesministerium für Kultur und Bundesdenkmalamt sind gefordert!
Unser Verein Initiative Denkmalschutz, der sich insbesondere für die Rettung gefährdeter Kulturgüter einsetzt, fordert die Bundespolitik auf, endlich ein sichtbares Zeichen zur Rettung gefährdeter Kulturgüter zu setzen und den dafür extra eingerichteten Denkmalfonds mit Leben zu füllen. Gemäß § 33 Denkmalschutzgesetz gibt es diesen Denkmalfonds, der “insbesondere zur Rettung von unter Denkmalschutz stehenden (…) Objekten, die unmittelbar vom Verfall (…) bedroht sind”, eingerichtet wurde und vom Ministerium verwaltet wird. Bundesminister Werner Kogler (Grüne) sowie die Staatssekretärin für Kultur Andrea Mayer sind – gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt – daher jetzt gefordert, endlich ein Exempel zu statuieren, um nicht ein weiteres trauriges Beispiel eines Anreizsystems für ein konsequenzenloses Verfallenlassen unseres Baukulturerbes zu zeigen.
Denkmalschutzgesetz vor Novelle – aktiver Denkmalschutz gefordert!
Gemäß aktuell gültigem Denkmalschutzgesetz gibt es bedauerlicher Weise keinen “aktiven Denkmalschutz”, d.h. der Eigentümer kann zumeist folgenlos die Bausubstanz verfallen lassen. Es fehlt die Ratifizierung der Konvention von Granada aus 1985, ein sehr wichtiges Übereinkommen des Europarates zum Schutz des architektonischen Erbes, in der die unbedingte Erhaltungspflicht für den Eigentümer vorgeschrieben ist. Österreich ist einer der letzten Staaten, der diese Konvention noch immer nicht ratifiziert hat! Diese Ratifizierung muss endlich im Zuge der im Juli angekündigten Änderung des Denkmalschutzgesetzes erfolgen. Bis dahin ist die Bundespolitik gefordert, entsprechende Geldmittel in die Hand zu nehmen. Dies ist wohl die letzte Chance, die historische Bausubstanz des Hotels zu retten, wenn der Eigentümer selbst nicht dazu bereit ist.
Auch die Stadt Klagenfurt wird aufgerufen, eine mögliche Ersatzvornahme zur Rettung des Hotels Wörthersee zu prüfen.
Rückfragehinweis:
Markus Landerer (0699/1024 4216) und DI Dr. Alexander Schmiderer (0664/750 545 42)
Verein Initiative Denkmalschutz, www.idms.at
5MIN Heute Nachmittag: Großes Feuer in Wörtherseehotel ausgebrochen. Klagenfurt – Gleich mehrere Klagenfurter Feuerwehren und die FF Krumpendorf waren heute Nachmittag im Einsatz wegen eines Brandes im alten und baufälligen Hotel Wörthersee: https://www.5min.at/202112460248/hotel-am-woerthersee-steht-in-flammen
Krone Einsatz in Ostbucht: Brand im desolaten Klagenfurter Ex-Hotel gelöscht. Dunkler Rauch ist am Nachmittag vom ehemaligen Hotel Wörthersee in Klagenfurt aufgestiegen.: https://www.krone.at/2579316
15. Juli 2021, Krone Fotoserie zeigt: So steht es um das Schlosshotel Wörthersee. Eine Fotoserie zeigt den Verfall des denkmalgeschützten Gebäudes. Das Dach hat Löcher, Zwischendecken sind verfault und teils abgestürzt. Eine Rettung, auch nur von Teilen, scheint längst aussichtslos.: https://www.krone.at/2462375
5. Juli 2021, ORF
Kompromisslösung für Hotel Wörthersee. Beim einsturzgefährdeten Hotel Wörthersee in Klagenfurt könnte eventuell der Denkmalschutz aufgeweicht werden. Als Kompromiss könnten nur die Außenflanken und ein Holzturm im Originalzustand bleiben, hieß es am Montag nach einem Lokalaugenschein: https://kaernten.orf.at/stories/3111437
5. Juli 2021, Krone
Vertreter entsetzt: „Beim Hotel Wörthersee ist Gefahr in Verzug“. Bei einem Lokalaugenschein des Hotel Wörthersee zeigten sich Vertreter des Bundesdenkmalamtes, des Denkmalbeirates, der Stadt, Investoren, Baufirmen über den desolaten Zustand des Gebäudes entsetzt: https://www.krone.at/2454546
5. Juli 2021, 5 Min Kompromiss gefunden? Letzte Chance für Hotel Wörthersee: “Es ist Gefahr in Verzug”. Unter der Leitung von Bürgermeister Christian Scheider fand heute mit Experten ein Lokalaugenschein beim Hotel Wörthersee vor Ort statt. Alle Anwesenden zeigten sich entsetzt über den Zustand des altehrwürdigen Hotels: https://www.5min.at/202107396936/letzte-chance-fuer-hotel-woerthersee-es-ist-gefahr-in-verzug
https://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2020/07/Hotel-Woerthersee_iD_3262a.jpg506800IDM_adminhttps://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2019/10/Logo-IDMS-.pngIDM_admin2021-12-13 09:20:152021-12-13 10:08:14Hotel Wörthersee Klagenfurt (Ktn): Nach Brand - Bundespolitik gefordert Exempel zu statuieren
Initiative Denkmalschutz: Mit neuem Denkmalschutzgesetz sind viele Substanzverluste zu befürchten!
Am 1. September tritt das neue Denkmalschutzgesetz in Kraft, doch der neu formulierte § 5 Abs. 5 könnte den raschen Todesstoß für viele Denkmäler bedeuten!
Wien (OTS) – Die Warnungen der Initiative Denkmalschutz wurden nicht gehört, ab kommenden Sonntag (1.9.) können denkmalgeschützte Objekte viel rascher als bisher eine Zerstörungsbewilligung bekommen (Denkmalschutzaufhebung). Allein mit der Begründung, dass die “weitere Erhaltung wirtschaftlich unzumutbar” sei, könne dann der Eigentümer die Aufhebung des Denkmalschutzes erwirken.
Baldige Verluste auch von gut erhaltenen Denkmälern zu befürchten!
Bis jetzt war es oft so, dass Denkmale jahrzehntelang verfallen gelassen wurden, da dies – im Gegensatz zum aktiven Zerstören – nicht verboten war. In Hinkunft ist jedoch zu befürchten, dass allein mit der (von zumeist Privatgutachten) attestierten „fehlenden wirtschaftlichen Zumutbarkeit“ Denkmale rasch zerstört werden dürfen. Ein Abwarten auf „bessere Zeiten“ oder „neue Eigentümer“, wie es bis jetzt nicht selten der Fall war (z.B. Ortszentrum von Bad Gastein), ist dann nicht mehr möglich, das Denkmal wird sofort zerstört!
Lastenausgleich für Denkmaleigentümer umso dringlicher!
Umso wichtiger sind daher Steuererleichterungen und möglichst unbürokratische Förderungen für Eigentümer, die im Gegenzug große arbeitsintensive Aufwendungen für den Erhalt unseres österreichischen Kulturgutes leisten und damit viele Steuereinnahmen bringen. Es darf nicht sein, dass Abriss und Neubau gewinnbringender sind als der Erhalt unseres Kulturerbes! Derzeit wird so mancher Denkmaleigentümer sogar noch steuerlich bestraft, wenn er mit besonders viel Aufwand Gebäude restauriert (Stichwort: Liebhaberei). Es gilt daher einen gerechten Lastenausgleich zu schaffen!
Nach Nationalratswahl: Rasche Evaluierung des Gesetzes nötig!
Die Initiative Denkmalschutz befürchtet sehr bald auch den Verlust von gut erhaltenen Denkmälern! Oder wie soll der Erhalt von z.B. Burgruinen, religiösen (Klein-)Denkmälern oder technischen Denkmälern wirtschaftlich zumutbar sein? Die nächste Bundesregierung wird daher jetzt schon aufgefordert, möglicht umgehend das neue Gesetz zu evaluieren (und nicht erst 2029 wie im Gesetz vorgesehen).
Konvention von Granada (echte Erhaltungspflicht) unterzeichnen!
Initiative Denkmalschutz – Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
Markus Landerer, tel. 0699/1024 4216, DI Dr. Alexander Schmiderer, tel. 0664/750 545 42 https://www.idms.at
https://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2014/03/paragraph.jpg800800IDM_adminhttps://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2019/10/Logo-IDMS-.pngIDM_admin2024-08-27 00:22:222024-12-14 23:40:40Initiative Denkmalschutz: Mit neuem Denkmalschutzgesetz Substanzverluste zu befürchten!
Die Neue Mittelschule in Großwarasdorf steht jetzt rechtskräftig unter Denkmalschutz. Das als Hauptschule 1968-72 geplante und errichtete Gebäude in der Schulstraße 3 wurde vom bekannten burgenländischen Architekten Matthias Szauer im Stil des Brutalismus geplant. Dem Einspruch der Gemeinde gegen die Unterschutzstellung wurde nicht statt gegeben. Das sorgt jetzt für Unmut in der Gemeindepolitik, denn es werden hohe Sanierungskosten befürchtet. Doch die Wirtschaftlichkeit spielt im Unterschutzstellungsverfahren gemäß Denkmalschutzgesetz keine Rolle, allein die geschichtlichen, künstlerische oder kulturelle Bedeutung kommt im Unterschutzstellungsverfahren zu tragen, sagt Dr. Paul Mahringer vom Bundesdenkmalamt. ORF-FERNSEHBERICHT ZUM NACHSEHEN (3 MIN, 29.8.2020):https://tvthek.orf.at/profile/Burgenland-heute/70021/Burgenland-heute/14063055/NMS-Grosswarasdorf-unter-Denkmalschutz/14752797 +++ ORF-BERICHT LESEN:https://burgenland.orf.at/stories/3064398 +++ Älterer Medienbericht:“Großwarasdorf:Denkmalschutz für die Schule? Bundesdenkmalamt will einige Brutalismus-Gebäude unter Schutz stellen, auch die NMS Großwarasdorf. Gemeinde schaltet Anwalt ein.” (7.7.2020, Kurier): https://kurier.at/chronik/burgenland/grosswarasdorfdenkmalschutz-fuer-die-schule/400963514
https://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2020/07/2_Matthias-Szauer_NMS-Grosswaradorf_Turnsaaltrakt-u-Haupteingang_2015_a.jpg800721IDM_adminhttps://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2019/10/Logo-IDMS-.pngIDM_admin2020-08-29 21:00:542020-08-29 21:13:59Großwarasdorf (Bgld.): Unmut über Denkmalschutz für Brutalismus-Schule
Das Bundesdenkmalamt (BDA) will das legendäre Café Feurstein in der Feldkircher Innenstadt als ‘einzigartiges Kaffeehaus’ unter Denkmalschutz stellen, doch es gibt Widerstand durchdie Stadt Feldkirch. Mittlerweile liegt der Fall bei Gericht. 1949 wurde das Cafe Feurstein in der Schlossergasse 1 (Ecke Schmiedgasse) gegründet und war jahrzehntelang kultureller Treffpunkt der Stadt (gemeinsam mit dem Stone Club), zuvor war die Lokalität (seit 1933) von der Familie Feurstein als Konditorei genutzt. Ende Dezember 2019 wurde es geschlossen, der ehemalige Inhaber Klaus Feurstein starb im Dezember 2020. Geblieben ist das unverwechselbare Inventar. Das Bundesdenkmalamt hat ein Unterschutzstellungsverfahren für diese Cafeausstattung eingeleitet, doch die Stadt Feldkirch will dagegen berufen. Da die Stadtgemeinde den ehemaligen Pächter und Eigentümer der Einrichtung, Klaus Feurstein, während des laufenden Unterschutzstellungsverfahrens (Ermittlungsverfahrens) aufgefordert hatte, das Café unverzüglich zu räumen, sah das Bundesdenkmalamt“Gefahr in Verzug” gegeben und sprach am 18. September 2020 eine sofortige Not-Unterschutzstellung aus (gemäß § 57 Abs. 1 AVG), d.h. dieser wurde sofort rechtswirksam. Das einstige Handelskammerhaus bzw. Bürgerhaus selbst (im Kern 16. Jh.) stand bereits unter Denkmalschutz, jedoch nicht das Inventar im Erdgeschoß. Barbara Keiler, Abteilungsleiterin im Bundesdenkmalamt Vorarlberg. Das Inventar des Kaffeehauses (ohne dem angeschlossenen Stone Club) stellt für den Westen Österreichs eine große Besonderheit dar und ist seit den 1950er Jahren unverändert. Das Objekt ist ein Juwel und sollte unbedingt seiner ursprünglichen Nutzung als Kaffeehaus wieder zugeführt werden. Das ‘Feurstein’ (von den Einheimischen liebevoll auch “Feuerle” genannt) ist ein seltenes Zeugnis Wiener Kaffeehaustraditionim Westen Österreichs.
Das Cafe Feurstein in Feldkirch, Foto: ca. 2016, (c) ‘Marc Lins Photography’ (https://marclins.com)
Der Feldkircher Bürgermeister Wolfgang Matt (ÖVP)sprach noch im Herbst von „kalter Enteignung“ und kündigte an, „Fenster und Türen verbarrikadieren zu wollen, sollte das Denkmalamt vor Gericht gewinnen“, denn seitens der Stadt besteht die Absicht das Lokal ohne Inventar zu vermieten, um größere Flexibilität für mögliche Nachmieter garantieren zu können. Gerüchten, wonach Feldkirch aus dem Kaffeehaus ein Kaufhaus machen möchte, trat Bürgermeister Wolfgang Matt entgegen. Das sei „aus der Luft gegriffen“. Die offizielle Stellungnahme des Bürgermeisters vom 5. Jänner klingt bereits deutlich versöhnlicher. Betont wird folgendes Problem: “Das Komplizierte an der Sache ist, dass hier Mobiliar unter Schutz gestellt werden soll, das gar nicht der Stadt Feldkirch gehört, sich aber in deren Räumlichkeiten befindet und so die Möglichkeiten einer künftigen Nutzung massiv eingeschränkt würden.”
Das Cafe Feurstein in Feldkirch, Foto: ca. 2016, (c) ‘Marc Lins Photography’ (https://marclins.com)
Eigentümerin des Inventars ist die Verlassenschaft nach Klaus Feurstein, diese würde größte Bereitschaft zeigen, das Inventar herzugeben, damit das Cafe weitergeführt werden kann. Nicht ganz ausgeschlossen ist allerdings, dass das Feurstein-Mobiliar hinkünftig in ganz anderen Räumlichkeiten zugänglich gemacht werden könnte. Zumindest laufen seitens der Stadt Überlegungen, das Inventar ins Palais Liechtenstein zu verpflanzen. „Wenn es der große Wurf ist“, wäre BDA-Leiterin Keiler hier unter Umständen kompromissbereit. Ehemalige Stammgäste und Fachleute halten diese Idee jedoch für absurd. Bis zu einer rechtskräftigen gerichtlichen Entscheidungkönnen allerdings noch viele Monate, wenn nicht Jahre vergehen. Auch haben sich bei der Schließung des Cafes knapp 500 Feldkirchner rund um Werner Miller sich in einer Petition ebenso für die Erhaltung des Traditionscafé ausgesprochen. ORF-FERNSEHBERICHT (3 MIN):https://www.youtube.com/watch?v=Z5-uzN6YknI (29.1.2021, ORF “Vorarlberg Heute”, “Möbelstreit in Feldkirch”) ORF-BERICHT LESEN:https://vorarlberg.orf.at/tv/stories/3087459 (29.1.2021, “Streit um Café Feurstein landet vor Gericht”).
Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Band: Vorarlberg, Topographisches Denkmälerinventar, herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Wien, 1983, Seite 207 (Eintrag zum Haus ohne Café)
Beschreibung des Hauses (Dehio):Schlossergasse 1: Kern 16. Jh., Umbauten 18. und E(nde). 19. Jh. Seitl. Korbbogenportal mit Pilastern und Architravverdachung, breiter Zwerchgiebel mit Tympanon. +++ Fassadenbild von A. Scheel 1926 (Quelle: Wikipedia-Foto)
Das Cafe Feurstein in Feldkirch, Foto: ca. 2016, (c) ‘Marc Lins Photography’ (https://marclins.com)
https://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2021/02/Schlossergasse_1_Ecke_Schmiedgasse_Feldkirch_c-boehringer-friedrich_CC_BY-SA_3-0_at_2012-04-25_Wikipedia_a.jpg485800IDM_adminhttps://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2019/10/Logo-IDMS-.pngIDM_admin2021-02-11 23:57:152021-02-19 20:35:04Cafe Feurstein, Feldkirch (Vbg.): Stadt bekämpft Denkmalschutz vor Gericht
In der NS-Zeit gab es über ganz Österreich verteilt KZ-Lager samt Außenstellen, Zwangsarbeitslager, Kriegsgefangenenlager u.v.m. Das Bundesdenkmalamt arbeitet seit einigen Jahren an einem Verzeichnis dieser Orte, bevor diese noch mehr in Vergessenheit geraten und von der Natur zurückerobert werden. Über 2.000 solcher Ortesoll es in ganz Österreich gegeben haben, mehr als tausend davon hat man schon verorten können. Am Beispiel von Pulkau im niederösterreichischem Weinviertel (Bez. Hollabrunn) wird diese Thematik vorgestellt, u. a. von Dr. Paul Mahringer, dem Leiter der Abteilung für Inventarisation und Denkmalforschung im Bundesdenkmalamt. Das kleine, ehemalige Zwangsarbeitslager von Pulkau z.B. ist noch immer Sperrzone. ORF-BERICHT WEITERLESEN: https://orf.at/stories/3215700 (4.6.2021, “NS-Opfer: Die vergessenen Lager”)
https://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2021/06/Bunkerrest_KZ_Schlieben_c-LutzBruno_talk_public-domain_2009-03-19_Wikipedia_a.jpg599800IDM_adminhttps://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2019/10/Logo-IDMS-.pngIDM_admin2021-06-06 23:36:042021-06-07 18:46:57Österreich: Die vergessenen Lager der NS-Zeit (Beispiel Pulkau)
Die denkmalgeschützte Innbrücke in der Stadt Schwaz,1927/28 nach einem Entwurf des berühmten Architekten Clemens Holzmeister erbaut, wird im Herbst 2023 wegen des Hochwasserschutzes abgerissen. Hauptgrund für den Abriss ist die – wegen zu geringer Durchflusshöhe – die Verklausungsgefahr bei Hochwasser, das Denkmalamt jetzt seine Zustimmung für die (per Verordnung) unter Denkmalschutz stehende Steinbrücke gegeben. Im Gegenzug gibt das Bundesdenkmalamt Auflagen für den Neubau der Brücke. “Die Idee des Architekten Clemens Holzmeister soll im Entwurf der neuen Brücke wieder aufgegriffen werden,“ heißt es im ORF-Bericht. Ursprünglich wollte das Denkmalamt die Brücke erhalten. Die Stadt Schwaz berät sich nun gemeinsam mit dem Stadt- und Ortsbildschutz über den Neubau. ORF-Bericht lesen: https://tirol.orf.at/stories/3132818 (6.12.2021, “Steinbrücke in Schwaz wird abgerissen”)
Innbrücke-Beschreibung (Achleitner):“Entwurf: Tiroler Landesbauamt, Architektonische Gestaltung: Clemens Holzmeister, Ausführung: Mayreder, Kraus & Co., 1927-29. Bemerkenswert bei der Schwazer Brücke ist, daß ihr technischer Entwurf nach dem architektonischen von Holzmeister verfaßt wurde. Das Tragwerk ist aus Plattenbalken-Gelenkträgern über zwei Flußpfeilern, volle Stahlbetonbrüstung. Lichte Weite 84 m (25,50 + 33,80 + 25,50).” Zitat aus: Friedrich Achleitner, “Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert” (Band I, Salzburg und Wien 1980, Seite 336)
https://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2020/06/Innbruecke_Schwaz_Xeno-odem_CC_BY-SA_4-0_2015-09-12_Wikipedia.png534800IDM_adminhttps://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2019/10/Logo-IDMS-.pngIDM_admin2021-12-31 19:10:582021-12-31 19:10:58Schwaz (Tirol): Clemens Holzmeister-Brücke wird abgerissen
Kundgebung zur Rettung des Monturdepots in der Wiener Hofburg am Mittwoch, 4.9.2024
Gestern, Mittwoch Abend um 18:00 Uhr (4.9.) fand eine Demonstration vor der Präsidentschaftskanzlei der Wiener Hofburg statt, um gegen die bevorstehende Zerstörung des historisch einzigartigen Monturdepots aus 1908 zu protestieren, das sich im Parterre des Leopoldinischen Traktes befindet. Initiiert von der Künstlerin Raja Schwahn-Reichmann und unterstützt von der Initiative Denkmalschutz, dem Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter, versammelte man sich am Ballhausplatz. Auch der Denkmalbeirat, einem Expertengremium des Bundesministers für Kultur in Belangen des Denkmalschutzes, streicht die einzigartige Bedeutung dieses Monturdepots hervor, es stellt ein “einzigartiges Dokument der höfischen Kultur des späten 19. Jahrhunderts”dar (siehe: Wahrnehmungsbericht des Denkmalbeirates vom 26. Juli 2024).
https://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2024/09/Monturdepot-Hofburg-Demo_419_c-Initiative-Steinhof.jpg450800IDM_adminhttps://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2019/10/Logo-IDMS-.pngIDM_admin2024-09-05 23:35:142024-12-14 23:42:42Initiative Denkmalschutz: Kundgebung zur Rettung des Monturdepots in der Hofburg
Endgültige Stellungnahmeder Initiative Denkmalschutz, 20. Februar 2020
Stellungnahme zum Entwurf
Flächenwidmungs- und Bebauungsplan 8139
Otto Wagner Spital Am Steinhof
Für das Gebiet zwischen Hansl-Schmid-Weg, Reizenpfenninggasse, Reichmanngasse, Käthe-Jonas-Weg, Sanatoriumstraße, Heschweg und Bezirksgrenze zwischen 14. und 16. Bezirk im 14. Bezirk, Katastralgemeinde Hütteldorf
Prolog
In Vorbereitung des am 15. Dezember 2006 im Gemeinderat beschlossenen, aktuell gültigen Plandokuments Nr. 7572 gab es erste Proteste der Zivilgesellschaft (Bürgerversammlung gemäß Stadtverfassung am 7. September 2006 im Jugendstiltheater Steinhof), da mit der absehbaren Aufhebung der „Öffentlichen Zwecke“-Widmung eine nachteilige Immobilienverwertung befürchtet wurde. In der gleichen Gemeinderatssitzung wurde ein Resolutionsantrag beschlossen, der besagt: „Im Sinne einer sinnvollen Gesamtnutzung im Interesse der WienerInnen sollen alle historisch und kulturell wertvollen Gebäude und Anlagen erhalten bleiben, bei der Nutzung der frei werdenden Flächen im Otto-Wagner-Spital der Denkmal- und Ensembleschutz streng beachtet und die BürgerInnen in die Neuplanungen der freiwerdenden Flächen einbezogen werden.“Diese angekündigte Bürgereinbindung wurde in den nächsten Jahren missachtet. Spätestens im Jahr 2010/11 zeigte sich die Richtigkeit dieser Befürchtung, erste historische Gebäude im Ostareal wurden abgerissen. „Im Juli [richtig: Juni]2011 wurde mit Bauarbeiten für die Rehaklinik Wien Baumgarten [VAMED]begonnen [https://www.krone.at/269462]. Nach breiter medialer Kritik und Protesten aus der Bevölkerung wurden die Planungen für daran angrenzende Wohnbauvorhaben im Ostteil des Otto-Wagner-Spitals gestoppt.“ (Zitate aus dem Erläuterungsbericht S. 8). Der breite Unmut der Zivilgesellschaft entlud sich in der Bürgerversammlung am 28. September 2011 (gemäß Stadtverfassung; in der Busgarage Spetterbrücke), sodass Bürgermeister Michael Häupl in weiterer Folge am 28. Oktober 2011 die geplante Steinhof-Verbauung teilweise abgesagt hat. Er kündigte an, dass rund 200 der bisher 600 geplanten Wohnungen „ersatzlos gestrichen“werden (siehe: APA-Meldung/Standard: https://www.derstandard.at/story/1319181475401/200-wohnungen-gestrichen-haeupl-macht-am-steinhof-tabula-rasa; ORF: https://wien.orf.at/v2/news/stories/2507182). Im Februar 2012 startete der Mediationsprozess (u. a. mit Bürgerplattform Steinhof, Bürgerinitiative Flötzersteig, Initiative Denkmalschutz). Unser Verein Initiative Denkmalschutz ist am Ende der Vormediation am 10. Juli 2012 aus der Mediation ausgestiegen (vgl. OTS: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20120711_OTS0010). „Nachdem das Ziel einer konkreten Lösung für die Bebaubarkeit des Ostareals in der Hauptmediationsphase nicht erreicht wurde, wurde Konsens darüber erzielt, dass diesbezüglich eine Expertinnen- und Expertengremium unter Vorsitz von Architekt Univ.Prof. DI Adolf Krischanitz einberufen werden soll.“ (Zitat Erläuterungsbericht S. 9). Im Anschluss an das Expertengremium erfolgte ein Testplanungsverfahren („Entwicklungsplanungsverfahren“). Am 22.1.2014 erfolgte eine nächste Bürgerversammlung gemäß Stadtverfassung, die am 11. Februar 2014 wegen des großen Nachfrage eine Wiederholung fand. In weiterer Folge wurde begonnen rund 160 Wohnungen neu zu errichten. Seit 2014 werden die Bürgerinitiativen „Steinhof erhalten“, „Steinhof als Gemeingut erhalten und gestalten“, die Bürgerinitiative Flötzersteig, der Verein „Initiative Denkmalschutz sowie der Verein „Aktion 21 – pro Bürgerbeteiligung“ nicht müde zu verkünden, dass diese begonnene Wohn-Verbauung einen Bruch der Mediationsvereinbarung darstellt, denn wesentliche Grundsätze des Mediationsergebnisses werden ignoriert. Denn das Expertengremium stellte im Abschlussbericht im April 2013 explizit klar, dass “der Ostteil im funktionalen und räumlichen Zusammenhang mit dem Gesamtareal betrachtet werden muss.” Indem durch Wohnverbauung der 2. Schritt vor den 1. gesetzt wird, werden dem Gesamtprojekt wesentliche Zukunftschancen genommen. (APA-OTS-Presseaussendungen: “Stadt Wien ignoriert Mediationsergebnis” (25.11.2014): http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20141125_OTS0018; “Otto Wagner Spital Steinhof: Mit Start des Wohnungsbaus bricht Stadt Wien Mediationsvereinbarung! Bürgerinitiativen fordern Baustopp! (19.4.2017): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20170419_OTS0023
2019 wurde erstmals eine Bürgerversammlung gemäß Stadtverfassung „aus rechtlichen Gründen“verweigert, („kein überwiegendes Interesse des Bezirks“, wie es heißt)*. Stattdessen gab es am 30. Jänner 2020 eine „BürgerInnen-Informations- u. Diskussionsveranstaltung“ im Allianz-Stadion.
* siehe: 30.1.2020: Helmut Hofmann, „Demokratie – Abwürge bloßgestellt! Fragwürdiges „Geheimgutachten“Der Verein „Aktion 21 – pro Bürgerbeteiligung“ widerlegt eine ihr zugespielte, nicht veröffentlichte und nicht öffentlich zugänglich gemachte „Stellungnahme“ des Magistrats der Stadt Wien, mit der unerwünschte Bürgerversammlungen nach § 104c der Wiener Stadtverfassung nach Belieben „abgedreht“ werden könnten. Die rechtliche Gegenexpertise von Aktion 21 finden Sie hier:“ http://www.aktion21.at/themen/index.php?menu=96&id=3290
Der Verein Initiative Denkmalschutz gibt folgende Stellungnahme ab:
Einleitung: Grundsätzlich wird im Sinne der baulichen Erhaltung des Kulturerbes „Otto Wagner Spitals Steinhof“, eine bestandsgenaue Widmung für die historischen Objekte im Plangebiet sowohl in der Höhenentwicklung, als auch hinsichtlich der bebaubaren Fläche vorgeschlagen. Ebenso möge die Anzahl der Hauptgeschoße mit einer besonderen Bestimmung (BB) exakt dem Bestand angepasst werden. Dadurch wird auch am ehesten – neben der Festsetzung einer Schutzzone – der Anreiz für Abbruch und Neubau vermieden.
Zunächst wird das grundsätzliche Bemühen mit diesem Planentwurf Nr. 8139 eine Reduzierung der Bebaubarkeit des Areals des ehemaligen Otto Wagner-Spitals Steinhof vorzusehen, sehr begrüßt (vgl. auch Erläuterungsbericht S. 11). Nichtsdestotrotz weist der aktuelle Planentwurf weiterhin wesentliche Schwächen auf, die einer nachhaltigen Erhaltung des historischen Bestandes zuwiderlaufen, insbesondere im Bereich des Ostareals. Einerseits fielen dort einige Wirtschaftsbauten dem Abriss zum Opfer, andererseits kristallisierte sich immer mehr die besondere baukulturelle Bedeutung gerade des Ostareals heraus.
Forschung und baukulturelle Bedeutung, insbesondere Ostareal Am Steinhof
Neben der jahrzehntelangen Forschung der Kunsthistorikerin Dr. Mara Reissberger zur Anlage Am Steinhof (“‘Die weiße Stadt‘ – der ‚Steinhof‘ in Wien – Architektur als Reflex der Einstellung zur Geisteskrankheit“, gemeinsam mit Peter Haiko und Harald Leupold-Löwenthal, 1981), hat sich insbesondere in den letzten zehn Jahren die Technische Universität Wien der Thematik intensiv angenommen. Ausdruck dessen ist das Buch „Die Stadt außerhalb. Zur Architektur der ehemaligen Niederösterreichischen Landes-Heil- und Pflegeanstalten für Geistes- und Nervenkranke Am Steinhof in Wien.“ (Hrsg. Caroline Jäger-Klein und Sabine Plakolm-Forsthuber, Basel 2015; im Folgenden „DSA“ abgekürzt). Weiters wird insbesondere auf die von Univ. Prof. Dr. Sabine Plakolm-Forsthuber erstellte „Stellungnahme zur architektur- und kunsthistorischen Bedeutung des sog. Wirtschaftsareals im Otto Wagner Spital am Steinhof“ vom 27. August 2012 hingewiesen, die die besondere baukulturelle Bedeutung des Wirtschaftsareals im Osten der Anlage schlüssig nachweist. („Keinesfalls kann hier von einer, wie das BDA [Bundesdenkmalamt] schreibt: ‚nicht baukünstlerischen, sondern rein zweckmäßigen Überlegung‘ gesprochen werden, im Gegenteil, es sind exemplarische Bauten, wo Funktion und Form einander kongenial ergänzen und deshalb auch prominente ‚Zeitzeugen‘ der Wiener Moderne. (…) Da es sich hier um ‚Sonderbauten‘ handelte – im Unterschied z.B. zu den Pavillons, von denen, je nach Belag zwei bis vier nahezu idente Bauten errichtet wurden – waren in diesem Bereich die Planungen besonders genau und aufwendig. (…) Die Bezeichnung des gesamten Ostareals als ‚Wirtschaftshof‘ ist daher irreführend und dient m. E. lediglich dazu, den architektonischen Wert dieser Bauten herabzusetzen. Zusammenfassende Bemerkungen: (…) die Einzelgebäude wie Gebäudegruppen im Ostbereich der Anstalt unabdingbar mit der Gesamtanlage verbunden sind und ein Ensemble von außergewöhnlichem baukünstlerischen Wert darstellt.“
Umso bedauerlicher ist es, dass im Fachbeirat für Stadtplanung und Stadtgestaltung gerade der Experte auf dem Gebiet des Denkmalwesens (Hofrat Univ.-Doz. Dr. Friedrich Dahm) sich für diesen Tagesordnungspunkt in der Fachbeiratssitzung vom 10. Februar 2016 als befangen erklärte (vermutlich wegen seiner gleichzeitigen Funktion als Abteilungsleiter im Bundesdenkmalamt). In der Fachbeiratssitzung vom 5. Dezember 2019 wurde seitens dieses Fachexpertens auf dem Gebiet des Denkmalwesens weder eine Aussagen in Bezug auf Denkmalschutz und Schutzzone getätigt, noch eine Befangenheit erklärt (wegen Abwesenheit?). Man möge daher allgemein die Besetzung des Experten auf dem Gebiet des Denkmalwesens überdenken. Unsere Meinung nach ist es klar von Nachteil, wenn hier eine Person vom Bürgermeister der Stadt Wien in den Fachbeirat bestellt wird (gemäß Bauordnung für Wien § 3), die gleichzeitig offizieller Vertreter des Bundesdenkmalamtes ist, wenn dies zur Folge hat, dass sich diese Person dann genötigt sieht, sich für befangen zu erklären.
Die Stellungnahme im Detail:
Das Ostareal („Wirtschaftsareal“)
Lageplan und Ausführungen zu den einzelnen Baulichkeiten im Ostareal, dem so genannten „Wirtschaftsareal“, finden sich in DSA ab Seite 328.
Ganz im Nordosten des Areals befinden sich die historischen Gewächshäuser und das Gärtnerwohnhaus. Der im Planentwurf vorgesehene Bebauungsplan nimmt keine Rücksicht auf diese Baulichkeiten (40% Baulandwidmung und somit keine Baufluchtlinien dem Bestand angeglichen; vgl. auch Erläuterungsbericht (in Folge kurz EB), Seite 13: „Standort Gärtnerei und Equotherapie), sodass diese auch hinkünftig im Bestand sehr gefährdet sind. (Über historische Nutzung, Baugeschichte und Bestand siehe „DSA“ Seite 351-354; „Gärtnerei mit Glashäusern“ auch im Dehio-Handbuch – Hrsg. Bundesdenkmalamt – auf Seite 295 kurz beschrieben). Es wird daher dringend empfohlen, die Baufluchtlinien dem Bestand anzugleichen und eine Schutzzone für diese historischen Baulichkeiten auszuweisen.
Fleischerei (Ostareal): Im Erläuterungsbericht auf Seite 13 heißt es: „Westlich des Heizwerkes soll das Objekt der ehemaligen Fleischerei, das sich nach dem Ergebnis des Entwicklungsplanungsverfahrens in restauriertem Zustand für Kinder- und Jugendeinrichtungen oder ähnliches eignen würde, innerhalb der Bauklasse I berücksichtigt werden.“ Für dieses kleine L-förmige Fleischereigebäude sind zwar erfreulicher Weise die Baufluchtlinien dem Bestand angepasst (was ausdrücklich begrüßt wird), doch ist die vorgesehene Bauklasse I ohne Beschränkung (also 9 Meter) zu hoch, insbesondere für den nördlichen, eingeschoßigen Trakt. Es wird daher empfohlen eine dem Bestand angepasste Bauklassenbeschränkung aufzuerlegen. Weiters wäre eine Schutzzone auszuweisen. Auf Grund des derzeit schlechten Bauzustandes ist zu befürchten, dass diese hier im Erläuterungsbericht gewählte Formulierung des Konjunktivs „…eignen würde“, rein der Beruhigung der Öffentlichkeit dienen soll und das Gebäude selbst längst für den Abriss vorgesehen ist, zumal sich das Gebäude aktuell in einem augenscheinlich sehr schlechten Bauzustand befindet. Das Gebäude wurde bereits 1994 im Zuge eines damaligen Abbruchansuchens vom Bundesdenkmalamt aus dem Denkmalschutz entlassen (BDA-Schreiben GZ: 945/31/2012), doch steht mittlerweile die baukulturelle Bedeutung dieses Einzelgebäudes im Wirtschaftsareal spätestens seit der Forschung durch Sabine Plakolm-Forsthuber und Caroline Jäger-Klein außer Frage. Plakolm-Forsthuber (2012) zum Sichtziegelgebäude der Fleischerei: „Es ist dies das letzte Bauwerk, das einen unmittelbaren Hinweis auf die in der Anstalt angestrebte Eigenversorgung gibt (Abstechraum und Selchkammer).“ (vgl. auch DSA, S. 347)
Ehemalige Militärbaracke (Pavillon 35): Der U-förmige Gebäudekomplex – direkt nördlich des in einem schlechten Bauzustand befindlichen Pavillon 8 gelegen – wurde im Zuge des 1. Weltkriegs für traumatisierte Soldaten 1916 errichtet (DSA, S. 298). Von den ursprünglich vier errichteten Baracken – Pavillon Nr. 35 bis Nr. 38 – hat sich nur noch Pavillon 35 bis heute erhalten. Die im aktuellen Planentwurf vorgesehenen Baufluchtlinien entsprechen in keiner Weise dem Bestand. Es wird daher empfohlen, die Baufluchtlinien gegen Westen, Süden und Osten exakt dem Bestandsgebäude von 1916 anzupassen. Auch die Höhenwidmung („BB9“ = 9 Meter) entspricht nicht dem Bestand und möge daher bestandsgenau gewidmet werden (Vgl. Erläuterungsbericht S. 14 und Antragsentwurf S. 4).
Die zentralen Pavillons der Heil- und Pflegeanstalt Am Steinhof
Links und rechts der Hauptachse „Verwaltungsgebäude, Jugendstiltheater, Küche und berühmter Otto Wagner Kirche“ sind die einzelnen Heil- und Pflege-Pavillons situiert (DSA S. 260 ff.). Die westlichen weisen ungerade Nummern auf (Nr. 1 bis 21), die östlichen gerade Nummern (2- 24). Eine Ausnahme bildet der Pavillon 23, der sich im Nordosten der Anlage befindet. Hier werden gemäß Erläuterungsbericht (S. 11 f.) „die Front- und Seitenbereiche der Gebäude dem Bestand entsprechend festgesetzt“. An den „Rückseiten der Pavillons“ [nördlich] werden „geringfügige bebaubare Ergänzungsflächen“ vorgeschlagen. Unser Verein Initiative Denkmalschutz sieht diesen Spielraum sehr kritisch. Hier müssten noch deutliche Reduzierungen dieses Spielraums im Bebauungsplan erfolgen, ansonsten würde die nördliche charakteristische gestaffelte Fassadenerscheinung der einzelnen Pavillons weitgehend verloren gehen. Auch sind die geplanten Höhenwidmungen viel zu undifferenziert (Bauklasse III = 16 m), zumal sich die Höhenmaße der Bauteile deutlich unterscheiden. Hier wird empfohlen die gewidmete Höhe im Bebauungsplan dem Bestand deutlich stärker anzupassen.
Sinngemäß wird dies auch im westlichen Teil des ehemaligen Sanatoriums empfohlen (DSA, S. 306 ff.).
Abschließend wird nachdrücklich vorgeschlagen für die Schutzzone die entsprechenden Architekturteile in einen Katalog nach § 7 (4) Wiener Bauordnung aufzunehmen, sodass auch diese einen rechtsverbindlichen Bestandteil des Bebauungsplanes bilden.
Markus Landerer und Claus Süss
im Namen der Initiative Denkmalschutz
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Initiative Denkmalschutz
Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
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1090 Wien / Vienna
Österreich / Austria
www.initiative-denkmalschutz.at
mobil: +43 (0)699 1024 4216
email:
(ZVR-Nr.: 049832110)
Literatur:
– Caroline Jäger-Klein und Sabine Plakolm-Forsthuber (Hrsg.), „Die Stadt außerhalb. Zur Architektur der ehemaligen Niederösterreichischen Landes-Heil- und Pflegeanstalten für Geistes- und Nervenkranke Am Steinhof in Wien.“, Basel 2015
– Sabine Plakolm-Forsthuber, „Stellungnahme zur architektur- und kunsthistorischen Bedeutung des sog. Wirtschaftsareals im Otto Wagner Spital am Steinhof“, 27. August 2012
– Schreiben des Bundesdenkmalamtes (BDA) an Gerhard Hadinger, den Sprecher der Bürgerinitiative „Steinhof erhalten“, 16. Juli 2012 (GZ: 945/31/2012)
– Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band III/3, Wien 19.-23. Bezirk,
St. Pölten – Salzburg 2010, Seite 88
– Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Wien X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk
(Hrsg. Bundesdenkmalamt), Wien 1996, Seite 291 bis 296
https://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2020/02/Fleischerei-Steinhof_2020-01-25_iD-ML_5904.jpg533800IDM_adminhttps://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2019/10/Logo-IDMS-.pngIDM_admin2020-02-21 23:20:092020-02-21 23:20:52Otto Wagner Spital Steinhof: Stellungnahme der Initiative Denkmalschutz (Planentwurf Nr. 8139)
In einer außerordentlichen Gemeinderatssitzung am 21. Februar wurde das Ende eines 500 Jahre alten Gebäudes in der Riefengasse 10 quasi besiegelt, denn der Bebauungsplan für den Neubau wurde beschlossen. Indes prüft das Bundesdenkmalamt eine mögliche Unterschutzstellung. Bezirksblätter-Artikel (26.2.2020) weiterlesen:https://www.meinbezirk.at/landeck/c-lokales/wohnbauanlage-in-der-riefengasse_a3950763 (Weiterer Medienbericht in der Tiroler Tageszeitung (25.2.2020): “Abriss oder Denkmalschutz? Kampf um historisches Haus in Landeck. In Perjen soll ein gotisches Haus für ein Wohnprojekt abgerissen werden. Die Pläne bekamen grünes Licht. Inzwischen läuft das Verfahren zur Unterschutzstellung”: https://www.tt.com/artikel/16675925/abriss-oder-denkmalschutz-kampf-um-historisches-haus-in-landeck) +++ Älterer iD-Bericht (12.2.2020): Das Haus Riefengasse 10 im Stadtteil Perjen soll für ein Wohnprojekt abgerissen werden. Laut Bundesdenkmalamt ist es eines der ältesten Gebäude von Landeck. Denkmalamt bereitet Unterschutzstellungsverfahren vor. Der Gemeinderatsbeschluss wurde am 6. Februar vertagt. In einer außerordentlichen Gemeinderatssitzung am 21. Februar wird das Projekt Wohnanlage WohnBauWest WBW Riefengasse nochmals behandelt. Tiroler Tageszeitung Artikel (12.2.2020) weiterlesen:https://www.tt.com/artikel/16630845/haus-in-landeck-soll-abgerissen-werden-ein-sehr-altes-und-sehr-wertvolles-haus. +++ Weiterer aktueller Medienbericht: “Wohnbauanlage Riefengasse: Beschluss wurde verschoben” (12.2.2020): https://www.meinbezirk.at/landeck/c-lokales/beschluss-wurde-verschoben_a3917793 +++ Älterer iD-Bericht (5.2.2020): Eine Bürgerinitiative läuft Sturm gegen ein Wohnprojekt in Landeck, für das eines der ältesten Wohnhöfe im Stadtteil Perjen abgerissen werden soll. Der Altbau in der Riefengasse 10 ist wertvoller als bisher gedacht – das hat auch eine Begehung des Bundesdenkmalamts ergeben, das derzeit ein Gutachten über das Haus für eine mögliche Unterschutzstellung erarbeitet. Die Stadt Landeck verteidigt verdichtete Bauweise. Morgen, Donnerstag (6.2.), wird sich der Gemeinderat mit dem Bebauungsplan beschäftigen. Hier weiterlesen: https://www.tt.com/artikel/16607582/riefengassler-kaempfen-gegen-neue-wohnbloecke (Tiroler Tageszeitung, 5.2.2020). +++ Weiterer Medienbericht: “Widerstand regt sich: Bürgerinitiative wehrt sich gegen Wohnprojekt in Perjen” (Rundschau, Oberländer Wochenzeitung, 4.2.2020): https://www.rundschau.at/widerstand-regt-sich
https://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2020/02/Landeck-Zams-Luftbild_Ausschnitt-Perjen-Stadtteil_Wikipedia.jpg541800IDM_adminhttps://www.initiative-denkmalschutz.at/images/2019/10/Logo-IDMS-.pngIDM_admin2020-02-26 22:43:242020-02-26 22:43:24Tirol-Landeck: Denkmalamt prüft Unterschutzstellung, Gemeinde beschließt Bebauungsplan für Neubau