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Bregenz (Vbg.): Ehem. Hotel Falken wird abgerissen

Ein Stück “altes Bregenz” muss weichen. Das ehemalige Hotel ‘Falken’ in der Quellenstraße 49 wird derzeit abgerissen. Der Eigentümer hat letztes Jahr um eine Abrissbewilligung angesucht. Da das späthistoristische Gebäude (mit Eckerker, Rundturm mit Zwiebelhelm, Achteckturm mit Fachwerk) nicht unter Denkmalschutz stand, hat die Stadt Bregenz den Abriss bewilligt. Vermutlich ebenso abgerissen wird das Badehaus gleich daneben am Grundstück (Quellenstraße 47). Die Stadt Bregenz selbst hatte dem Gebäude offensichtlich keinen Schutzstatus verhängt. Ein neues Wohn-und Geschäftsgebäude soll entstehen. Im ehemaligen Hotel Falken war in den 1990er-Jahren das Ballhaus einquartiert. Ein Kultlokal, das viele Partygäste aus dem Dreiländereck Schweiz-Deutschland-Österreich anlockte. Zuletzt war darin ein Poker-Casino untergebracht. Das alte Gebäude soll bereits gröbere Schäden aufgewiesen haben, meinte der Architekt und Immobilienentwickler Anton Fink: “Es wird jetzt erst einmal abgerissen, weil es teilweise einsturzgefährdet war”. Anfang 2022 soll mit dem Neubau begonnen werden. VORARLBERG-ONLINE-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.vol.at/adieu-ballhaus-ehemaliges-hotel-falken-in-bregenz-wird-abgerissen/6880751 (29./30.1.2021, “Adieu Ballhaus: Ehemaliges ‘Hotel Falken’ in Bregenz wird abgerissen”) +++ WEITERER VOL-ARTIKEL: https://www.vol.at/ballhaus-wird-abgerissen-das-sind-die-neuen-plaene-fuer-das-grundstueck/6882589 (1.2.2021, “Ballhaus wird abgerissen: Das sind die neuen Pläne für das Grundstück”)

Quellenstraße 49, Bregenz

Ehem. Gasthaus, Hotel ‘Falken’ in der Quellenstraße 49, Stadt Bregenz, Foto: März 2008, (c) böhringer friedrich, CC BY-SA 2.5, Wikipedia

Baubeschreibung (Dehio-Handbuch, S. 108): “Quellenstraße Nr. 49: Gasthaus. Späthistoristisch. Reich gegliederte Baugestalt (Fassade und Dachformen) mit Eckerker, Rundturm mit Zwiebelhelm und zurückgesetztem Achteckturm mit Fachwerk, erhöhtes Hauptgeschoß mit Rundbogenfenstern, Maskendekor. Rückwärtig Badhaus mit Fachwerkobergeschoß.”

Video vom Abriss (1 MIN): https://www.youtube.com/watch?v=1CYOVvkQ4PM (VOL.AT: “Adieu ‘Ballhaus’ Bregenz: Ehemaliges ‘Hotel Falken’ wird abgerissen”)

Das Hotel ‘Falken’ auf Google Maps

Literatur:

Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Band: Vorarlberg, Topographisches Denkmälerinventar, herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Wien 1983, Seite 108

Badehaus des Hotel Falken, Bregenz

Das Badehaus des Hotel Falken wird wohl auch gerade abgerissen (Quellenstraße 47), Bregenz, Foto: Juli 2020, (c)
Asurnipal, CC BY-SA 4.0, Wikipedia

Fotos Hotel Falken und Badehaus (auf Wikimedia Commons in hoher Auflösung)

Schwaz (Tirol): Clemens Holzmeister-Brücke wird abgerissen

Die denkmalgeschützte Innbrücke in der Stadt Schwaz, 1927/28 nach einem Entwurf des berühmten Architekten Clemens Holzmeister erbaut, wird im Herbst 2023 wegen des Hochwasserschutzes abgerissen. Hauptgrund für den Abriss ist die – wegen zu geringer Durchflusshöhe – die Verklausungsgefahr bei Hochwasser, das Denkmalamt jetzt seine Zustimmung für die (per Verordnung) unter Denkmalschutz stehende Steinbrücke gegeben. Im Gegenzug gibt das Bundesdenkmalamt Auflagen für den Neubau der Brücke. “Die Idee des Architekten Clemens Holzmeister soll im Entwurf der neuen Brücke wieder aufgegriffen werden, heißt es im ORF-Bericht. Ursprünglich wollte das Denkmalamt die Brücke erhalten. Die Stadt Schwaz berät sich nun gemeinsam mit dem Stadt- und Ortsbildschutz über den Neubau. ORF-Bericht lesen: https://tirol.orf.at/stories/3132818 (6.12.2021, “Steinbrücke in Schwaz wird abgerissen”)

Innbrücke-Beschreibung (Achleitner): “Entwurf: Tiroler Landesbauamt, Architektonische Gestaltung: Clemens Holzmeister, Ausführung: Mayreder, Kraus & Co., 1927-29. Bemerkenswert bei der Schwazer Brücke ist, daß ihr technischer Entwurf nach dem architektonischen von Holzmeister verfaßt wurde. Das Tragwerk ist aus Plattenbalken-Gelenkträgern über zwei Flußpfeilern, volle Stahlbetonbrüstung. Lichte Weite 84 m (25,50 + 33,80 + 25,50).” Zitat aus: Friedrich Achleitner, “Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert” (Band I, Salzburg und Wien 1980, Seite 336)

Steinbrücke / “Clemens Holzmeister-Brücke” auf der Website der Stadtgemeinde Schwaz: https://qr.schwaz.at/brueckenverzeichnis/steinbruecke und in der Denkmalliste Schwaz (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Schwaz

Älterer iD-Bericht:

28. Juni 2020: Schwaz (Tirol): Abrissgefahr für denkmalgeschützte Innbrücke: https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/schwaz-tirol-abrissgefahr-fuer-denkmalgeschuetzte-innbruecke

Wien – Verlorenes Erbe: Die alten Markthallen

In Wien gab es einmal sieben Markthallen. In der Rubrik “Verlorenes Erbe” (jeden Dienstag ab 17:30 Uhr auf ORF 2) in der Sendung “Studio 2 werden sie diesmal (10.3.2020) vorgestellt. ORF-FERNSEHBERICHT (6 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14044244/Markthallen-in-Wien/14659526. Die größte Markthalle befand sich im 3. Bezirk gegenüber der UBahn-Station Wien-Mitte und war mit zwei weiteren Hallen baulich verbunden. nannte sich Zentralmarkthalle bzw. Großmarkthalle. Die letzte Stunde schlug dieser größten Hallen in den späten 1960er-Jahre für ein großes Bauprojekt (Großmarkthalle in der Vorderen Zollamtsstraße 17, heute dort das Hotel Hilton, auf Geschichte WienWiki: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Gro%C3%9Fmarkthalle). +++ Eine weitere Markthalle befand sich im 1. Bezirk in der Zedlitzgasse, das heutige Umspannwerk ersetzte 1969 die erste Wiener Markthalle, die so genannte Zedlitzhalle, die nach Pariser Vorbild 1871 errichtet wurde. Eine weitere Markthalle befand sich in der Burggasse (7. Bezirk), wo sich heute ein Park befindet. Ebenso befand sich eine Detailmarkthalle neben dem Rathaus, die nach Kriegsschäden zum Forum Kino umgebaut wurde. Das Gebäude wurde 1972 abgerissen. Die letzte abgerissene Halle stand im 4. Bezirk, die Phorushalle in der gleichnamigen Gasse. Jugendliche Besetzer wollten den Abriss 1979 verhindern, doch vergebens. Heute befindet sich dort ein Pensionistenheim. Erhalten hat sich bis heute die Markthalle in Nußdorfer Straße 22 (Ecke Alserbachstraße im 9. Bezirk) und steht deswegen unter Denkmalschutz, siehe Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Markthalle_Nussdorfer_Stra%C3%9Fe. +++ Linktipp: Die Detailmarkthallen in Wien auf Geschichte WienWiki: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Detailmarkthalle.

Abriss Schörgelgasse 6 (Graz): Altstadtanwalt schlägt Alarm

Unweit des Dietrichsteinplatzes im 6. Grazer Bezirk Jakomini wurde das Werkstättengebäude der ehemaligen Schlosserei des 200 Jahre alten Gebäudes Schörgelgasse 6 in der Kopernikusgasse am Mittwoch, 5. August abgerissen. Das einstöckige Haupthaus zur Schörgelgasse 6 (bzw. zum Dietrichsteinplatz) soll auch noch weichen. Ende Juli ist der neue Bebauungsplan in Kraft getreten, der dreigeschoßige Neubauten erlaubt. Die zuvor geäußerte Kritik der Altstadtkommission an dieser Höherzonung verhallte ungehört. So schlägt der Altstadtanwalt Armin Stolz jetzt Alarm. Er attestiert einen “zahnlosen Altstadtschutz”, die Abbruchproblematik hat sich – auch in der Altstadtschutzzone – in den letzten Jahren weiter verschärft. Das größte Problem: Immer öfter wird mit der “wirtschaftlichen Unzumutbarkeit” für den Abriss argumentiert. Altstadtanwalt Stolz kündigt an bis Herbst einen Vorschlag für ein verbessertes Grazer Altstadterhaltungsgesetz vorzulegen. +++ Baubeschreibung (nach ÖKT): Pawlatschenhaus mit Schlosserei: “Dieses zweigeschossige Ensemble ist ein Rest des vorstädtischen Gewerbes am Dietrichsteinplatz. Besonders das schöne schmiedeeiserne Schlosserei-Schild ist ein deutliches Zeichen dieser einstmals so bedeutenden Zunft. Die Kellertür mit rundbogiger Steinrahmung und der Inschrift “J M 1818” weist auf einen Vorbesitzer hin, einen Johann May. Der Hoftrakt zeichnet sich durch einen schon selten gewordenen Balkongang auf Radkonsolen aus. Das Ensemble ist somit “als städtebauliche Erinnerung zu bewerten”. +++ Medienberichte: “Abbruch: Haus in der Schörgelgasse bereits teilweise abgerissen. Nun hat der Besitzer Fakten geschaffen: Ein erster Teil eines 200 Jahre alten Gebäude-Ensembles unweit des Dietrichsteinplatzes wurde abgerissen.” (6.8.2020, Kleine Zeitung): https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/5849318/Abbruch_Haus-in-der-Schoergelgasse-bereits-teilweise-abgerissen; “Geplanter Gebäudeabriss: Grazer Altstadtanwalt schlägt Alarm. Geplanter Abriss eines Gebäudes beim Dietrichsteinplatz: Altstadtanwalt fordert besseren Schutz historischer Häuser.” (4.8.2020; Kleine Zeitung): https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/5848240/Geplanter-Gebaeudeabriss_Grazer-Altstadtanwalt-schlaegt-Alarm +++ Schörgelgasse 6 auf Baugeschichte.at (bzw. Grazwiki.at): https://baugeschichte.at/Sch%C3%B6rgelgasse_6.

“Ex-Stadtplanungschef mahnt: ‘Es ist erschreckend, wie grauslich Graz schon ist’“ (15.8.2020, Kleine Zeitung): https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/5852738/ExStadtplanungschef-mahnt_Es-ist-erschreckend-wie-grauslich-Graz. Ein Gesetz, das nur die Interessen der Baulöwen bedient. Politiker, die zusehen, wie die Landeshauptstadt zubetoniert wird: Jetzt schlägt der ehemalige Stadtplanungschef Heinz Rosmann Alarm. Heinz Rosmann wirkt bei der “Initiative für ein unverwechslbares Graz” mit.

Verlorenes Erbe (Sbg): Augustinerkloster Hallein – Nach Großbrand 1943 Abriss 1963

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ im ORF2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) berichtete Rupert Reiter-Kluger am 11.3.2021 über das zerstörte, barocke Augustinerkloster in der Stadt Hallein. Am Georgsberg brach am 22. März 1943 im, das die Stadt weithin dominierende, Augustiner-Eremiten-kloster ein Großbrand aus. Dieser griff auch auf die unterhalb des Georgenbergs gelegene Stadtpfarrkirche über, dabei wurde – neben einigen Bürgerhäusern – sowohl der Dachstuhl, als auch der Kirchturm der Pfarrkirche schwer beschädigt. Dieser stürzte in Folge der enormen Hitzeeinwirkung auf das romanische Mauerwerk zwei Jahre später ein. Während die Pfarrkirche 1953/54 restauriert und einen völlig neuen Turm bekam, wurde das Augustinerkloster, nachdem es nach notdürftigen Reparaturmaßnahmen bis 1958 Verwaltungszwecken diente, 1963 gänzlich abgerissen. Wolfgang Wintersteller, Stadthistoriker, vermutet, dass der Brand von Aufsichtspersonen einer Abteilung der Hitlerjugend ausgelöst wurde, die Zigarettenstummeln auf ein darunter liegendes Holzdach warfen. Ein Föhnsturm an diesem Tag hat das Feuer noch zusätzlich angefacht. Anna Holzner, Stadtarchivarin, berichtet, dass die Klosterkirche eine der schönsten Rokokokirchen das Landes Salzburgs war. 20 Jahre nach dem Brand wurde die Klosterruine schließlich planiert und an seiner Stelle das heutige Bundes(real)gymnasium errichtet. Auch der Großteil der barocken Freitreppe auf den Georgsberg ist im Zuge der Abbrucharbeiten zerstört worden, nur am Fuß des Georgsberges blieb ein kleines Stück der Treppe bis heute erhalten. Der Verein Klosterstiege bemüht sich um einen Wiederaufbau der barocken Freitreppe. Für nicht wenige Halleiner schmerzt der Verlust dieses Kulturgutes Augustinerkloster noch heute. Einen Teil der Kunstgegenstände, die den Brand überdauerten, sind im Stiftsmuseum der Abtei Michaelbeuern ausgestellt. ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (5 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14084872/Die-Geschichte-des-Klosters-Hallein/14878502 (11.3.2021, ORF “Studio 2”, “Die Geschichte des Klosters Hallein”)

Das Augustiner(-Eremiten-)kloster am Georgsberg in Hallein auf:
– Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Augustinerkloster_Hallein
– Salzburg Wiki: https://www.sn.at/wiki/Augustiner-Eremiten-Kloster
– Heinz Dopsch (Euregio): https://www.euregio-salzburg.info/objekt/hallein-ehem-kloster-der-augustiner-eremiten
– Wolfgang Wintersteller, “Der Georgsberg – unser Schulberg”: http://www.brghallein.salzburg.at/?q=abs-60jahr-der-georgsberg

Der erhaltene Rest der barocken Klosterstiege (Salzburg Wiki): https://www.sn.at/wiki/Klosterstiege

Das Bundesgymnasium und das Bundesrealgymnasium auf dem Georgsberg (heute): https://www.sn.at/wiki/Bundesgymnasium_und_Bundesrealgymnasium_Hallein; Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesgymnasium_und_Bundesrealgymnasium_Hallein

Die Stadtpfarrkirche von Hallein mit ihrem neuen Turm:
Die Stadtpfarrkirche Hallein unter Feuer (7.11.2016, MeinBezirk.at): https://www.meinbezirk.at/tennengau/c-lokales/die-stadtpfarrkirche-hallein-unter-feuer_a1878957
– Stadtpfarrkirche (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Pfarrkirche_Hallein

Verlorenes Erbe (Wien): Hohe Warte-Villa Kellner, 1978 abgerissen

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ (von Rupert Reiter-Kluger) im ORF 2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 23. Februar 2022 die Villa Kellner auf der Hohen Warte in Wien-Döbling vorgestellt. ORF-FERNSEHBEITRAG (6 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14125425/Die-Karajan-Villa/15110968

Auf der Adresse Hohe Warte 29 wohnten viele berühmte Persönlichkeiten. Hier verbrachte z. B. die Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Rosa Mayreder ihre Kindheit. Nach dem Verkauf 1895 an Marie von Kellner, der Gattin des Chemikers Karl Kellner, wurde die Villa, die auch eine Sternwarte mit Kuppel auf dem Dach bekam, 1896 vom bekannten Architekten und Otto Wagner-Schüler Max Fabiani, dem Entwerfer der später errichteten Urania (ebenso mit Sternwarte), um- und ausgebaut. Eleonore Lichtenecker, Urenkelin der ersten Besitzerin, möchte im Sommer 2022 ein Buch über diese Villa veröffentlichen. Sie erzählt im ORF-Interview, dass viele Architektur- und Dekorationsdetails aus dem Freimaurerischen, Indischen und Assyrischen stammten. Ab 1915 waren Hans und Gisela Weigel, den Eltern der bekannten Kinderbuch-Illustratorin Susi Weigel (bekannt vor allem für die Bebilderung des Kinderbuchs von Mira Lobe, Das kleine Ich-bin-ich), Eigentümer der Villa. 1923 ging die Villa in den Besitz des Industriellen Georg Mauthner über. Dann kam das Haus an den Salzburger Maler Georg Jung. Er vermietete Teile des Hauses an viele prominente Persönlichkeiten aus Theater, Oper und Literatur, wie z. B. den Sohn Richard Wagners, dem Schauspieler Heinz Rühmann, viele Opernsängerinnen und -sänger, den Sohn von Leo Slezak. Stadtforscherin Christine Dietrich berichtet vom Einzug Herbert von Karajans mit seiner Frau Eliette 1957, auch der Zukunftsforscher Robert Jungk wohnte Ende der 1950er-Jahre dort. Der nächste Mieter war der Schauspieler und Entertainer Peter Alexander, auch die Schauspielerin Ida Krottendorf wohnte hier. Am Schluss, in den späten 1970er-Jahren – vor dem Abriss der Villa – wohnte noch der Spionage-Krimi-Autor John le Carré dort. Danach fand sich für die große Villa mit seinen drei Geschoßen keine Mieter mehr. Die Eigentümer mussten dann schweren Herzens die Villa verkaufen, wollten noch einen Käufer finden, der das Gebäude erhält. Dann kam die Cottage Baugesellschaft, die zunächst behauptete die Villa erhalten zu wollen, doch 1978 kam es zum Komplettabriss. Anstelle der Villa kam ein grauer Neubaublock mit vielen Wohnungen. Und auch die alte Postadresse Hohe Warte 29 existiert nicht mehr, der Wohnsiedlung bekam die neue Adresse Reimersgasse 16.

ORF-FERNSEHBERICHT ZUM NACHSEHEN (6 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14125425/Die-Karajan-Villa/15110968 (ORF Studio 2, 23.2.2022, ‘Die Karajan Villa’)

Literatur / Linktipps:

– Fotobeschreibung “Villa Hohe Warte Nr. 29 (Foto-Atelier J. Weiner, Wien, um 1905)”: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Villa_Hohe_Warte_Nr._29_(Atelier_J._Weiner,_Wien,_um_1905).jpg

– Off topic: Wien, Hohe Warte 29. Johann und Gisela Weigels Wiener Villa, Hohe Warte 29: https://starsingars.wordpress.com/2021/09/01/off-topic-wien-hohe-warte-29

Freistadt (OÖ): Denkmalamt gibt Versteigerungshalle zum Abriss frei

Das Bundesdenkmalamt hat das Prüfungverfahren über die 1951 eröffnete Versteigerungshalle in der Stadt Freistadt im oberösterreichischen Mühlviertel abgeschlossen. Ergebnis: Die Halle (Adresse: Am Stieranger 2) ist nicht schutzwürdig, da sie nicht nicht den strengen Kriterien des Denkmalschutzgesetzes entspricht. Sie darf somit abgerissen werden. Am Areal soll jetzt der geplante Hotelneubau entstehen. Der markante Hallenbau wurde vom Architekt Hans Arndt (1904-1971) errichtet. Die Versteigerungshalle war mit ihrer gewaltigen Dimension von 38 mal 26,2 Meter Grundfläche und mit einer Höhe von 18,3 Metern in der damaligen Zeit einzigartig in ganz Österreich.  MeinBezirk-Artikel weiterlesen: “Hotelprojekt: Denkmalamt gibt Halle zum Abbruch frei” (3.4.2020): https://www.meinbezirk.at/freistadt/c-lokales/denkmalamt-gibt-halle-zum-abbruch-frei_a4018425 sowie Tips-Artikel: “Kein Denkmalschutz für alte Versteigerungshalle” (3.4.2020): https://www.tips.at/nachrichten/freistadt/land-leute/504093-kein-denkmalschutz-fuer-alte-versteigerungshalle +++ Der Architekt Hans Arndt auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Arndt_(Architekt) +++ Ältere Medienberichte: “Hotelpläne in alter Versteigerungshalle: Bundesdenkmalamt schaltet sich ein” (Tips, 2.3.2020): https://www.tips.at/nachrichten/freistadt/land-leute/500622-hotelplaene-in-alter-versteigerungshalle-bundesdenkmalamt-schaltet-sich-ein; „Alte Versteigerungshalle in Freistadt soll neuem Hotel weichen“ (Tips, 26.2.2020): https://www.tips.at/nachrichten/freistadt/wirtschaft-politik/499972-alte-versteigerungshalle-in-freistadt-soll-neuem-hotel-weichen; „Hotelprojekt in Freistadt: Einigung auf alte Versteigerungshalle als Standort“ (Oberösterreichische Nachrichten, 26.2.2020): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/muehlviertel/hotelprojekt-in-freistadt-einigung-auf-alte-versteigerungshalle-als-standort;art69,3232051; „Alte Versteigerungshalle als Hotelstandort“ (MeinBezirk, 25.2.2020): https://www.meinbezirk.at/freistadt/c-lokales/alte-versteigerungshalle-als-hotelstandort_a3948876.

Villa Lindweg 17 (Graz): Trotz Einwendungen gegen Bebauungsplan Villa wird schon abgerissen

Die hübsche kleine Villa Lindweg 17 im 3. Grazer Bezirk Geidorf muss dran glauben, obwohl der Bebauungsplan noch nicht rechtskräftig ist. Der Bebauungsplan 03.23.0 hat dieses Objekt quasi zum Verschwinden genötigt. Gegen den Bebauungsplan wurden Einwendungen erhoben. Dennoch muss die Soko Altstadt rund um Peter Laukhardt am 12. August 2020 bereits den Abbruch der Villa Lindweg 17 mit ansehen. Peter Laukhardt fürchtet nun – wie schon in seiner Einwendung zum Bebauungsplan angeführt -, dass die Gebäude Lindweg 5 (einstöckiger Bau), Lindweg 11 (Villa), Lindweg 23 (kleines Haus) und Lindweg 25 (villenartiges Landhaus) ebenso diesem neuen Bebauungsplan zum Opfer fallen werden. +++ Villa Lindweg 17 auf Baugeschichte.at: https://baugeschichte.at/Lindweg_17 +++ Villa Lindweg 11 auf Baugeschichte.at: https://baugeschichte.at/Lindweg_11.

St. Pölten (NÖ): Ehem. Amtshaus Pottenbrunn vor Abriss

Vor der Eingemeindung 1971 in die Stadt St. Pölten war Pottenbrunn eine eigenständige Gemeinde mit einem eigenen Gemeindeamt. Dieses ehemalige Amtshaus wurde 1924 nach Plänen des Stadtbaumeisters Robert Wohlmeyer errichtet. Die ÖVP St. Pölten – in den Personen von Vizebürgermeister Matthias Adl und Gemeinderat Bernhard Wiehalm – setzte sich für die Erhaltung des Gemeindehauses in der Amtsstraße 9 ein und wollte den Tagesordnungspunkt noch von der Sitzung im Stadtsenat nehmen. Dies geschah jedoch nicht, sodass vorgestern (29. März) im Stadtsenat der Beschluss für den Abriss des im Besitz der stadteigenen Immobilien-Gesellschaft stehenden Amtshauses gefasst wurde. Kritisiert wurde von der ÖVP auch, dass nicht zuvor im Bauausschuss auf den Eintrag des Gebäudes in der Österreichischen Kunsttopographie St. Pölten (Hrsg. Bundesdenkmalamt) hingewiesen wurde. Dort heißt es:

Amtsstraße Nr. 9 (K.Nr. Pottenbrunn 150), Amtsgebäude
1924 als Gemeindehaus nach Plan von Robert Wohlmeyer errichtet. Hoher zweigeschossiger Bau unter Walmdach. Dreiachsiger Mittelrisalit mit Ortsteingliederung in Putz, von geschweiftem Giebel überhöht; die Fenster der Flanken in leicht vertieften Rahmenfeldern.

Medienberichte:

30. März 2021, MeinBezirk
Pottenbrunn: Ehemaliges Amtshaus steht vor dem Abriss: https://www.meinbezirk.at/st-poelten/c-politik/ehemaliges-amtshaus-steht-vor-dem-abriss_a4557068

28. März 2021, Krone
VP fordert Jugendheim: Ehemaligem Amtshaus droht jetzt die Abrissbirne!: https://www.krone.at/2376329

Literatur:

– Österreichische Kunsttopographie (Band LIV), Die Kunstdenkmäler der Stadt St. Pölten und ihrer eingemeindeten Ortschaften, Horn 1999, Seite 489

– Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Topographisches Denkmälerinventar, herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Band: Niederösterreich südlich der Donau, Teil 2: M bis Z, Horn/Wien 2003, Seite 1709

Verlorenes Erbe (Wien): Die Kuffner-Villen in Dornbach und Oberdöbling

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ (von Rupert Reiter-Kluger) im ORF 2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 13. Juni 2022 die beiden verlorenen Kuffner-Villen in Wien (17. und 19. Bezirk) vorgestellt. ORF-FERNSEHBEITRAG (5 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14138879/Verlorenes-Erbe-Kuffner-Villen/15181826 (ORF Studio 2, ‘Verlorenes Erbe: Kuffner Villen’)

Im ORF-Interview erzählt James von Klemperer, ein US-amerikanischer Architekt aus New York (Architekturbüro Kohn Pedersen Fox), der gerade in Wien den neuen UniCampus am Steinhof plant (vgl. iD-Bericht: “Steinhof: Central European University (CEU) plant Pavillons um”), von seiner Familiengeschichte, den Kuffners. Die Familie Kuffner lässt sich bis ins 17. Jh. in die südmährische Stadt Lundenburg ( Břeclav) zurückverfolgen. Ignaz und Jakob Kuffner kauften 1850 eine Brauerei in Ottakring, die durch Ausbau und Modernisierung der Kuffner-Brauerei ein sehr bekanntes Bierimperium erschufen (heute Ottakringer Brauerei). Das Ottakringer Bier würde heute noch Kuffner heißen. Seine Familie hat ihr gesamtes Vermögen nach dem Anschluss an Nazi-Deutschland verloren und das Land verlassen müssen. Ein Teil der Familie wurde in Auschwitz ermordet, der Vater von Klemperer schaffte es nach New York. Nach dem Krieg wurde die Familie teilweise entschädigt. Das Bier machte die Kuffner damals reich, sodass sie sich u.a. zwei Villen bauen konnten. Die eine Villa stand in Dornbach (Promenadegasse 19, 17. Bezirk Hernals), heute steht an ihrer Stelle ein Gemeindebau. Von der zweiten Kuffner-Villa in Wien-Oberdöbling steht heute nur noch die Einfriedung (Vegagasse 20). Heute erinnert die Kuffner-Sternwarte an die große Geschichte der Familie, den Kuffner-Nachfahren ist die Sternwarte ein besonderes Anliegen und finanzieren weiter die Erhaltung mit.

Die Kuffner-Villa in Oberdöbling (Döblinger Cottage)

Wilhelm und Camilla Kuffner ließen sich von 1905-1908 vom bekannten ArchitektenKarl König eine prachtvolle Neorenaissance-Villa nach französischen Vorbildern erbauen (Vegagasse 20, Gymnasiumstraße 85, Lannerstraße 2-8). Leider sind von der Kuffner-Villa keine Fotos von den Innenräumen bekannt. In der Zeitschrift “Der Bautechniker” wird das reiche Interieur ausführlich beschrieben (siehe: “‘Der Bautechniker’ Nr. 9, 3. März 1911, Seite 187-189“). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Villa von den Amerikanern zunächst als Schule für die Kinder der Besatzungssoldaten genutzt, danach hat der Direktor des Realgymnasium XIX die Villa 1955 für die unter Raumnot leidende Schule anmieten können. 1959 erwarb die Gemeinde Wien die Liegenschaft von den überlebenden Erben. Am 26. Dezember 1960 erreichte die Gemeinde Wien als Grundstückseigentümerin bei der Baubehörde eine Abbruchbewilligung, Mitte Februar 1961 war die Kuffner-Villa geschleift. An ihrer Stelle wurde das “Haus Döbling”, ein Studentenheim der Stadt Wien mit mehreren Gebäuden in zwei Etappen vom Architekten Fred Freyler errichtet (1962-63 und 1968-69). 2013 wurden drei Häuser davon abgerissen, um Platz für Genossenschaftswohnungen zu machen. Das nunmehr deutlich verkleinerte Haus Döbling wurde renoviert und in Base19 (www.base19.at) umbenannt.

Kuffner-Villa in Wien-Oberdöbling

Die Kuffner-Villa in der Vegagasse 20, 1190 Wien, Foto: 1911, (c) Der Bautechniker, Nr. 9

Villa Kuffner in Wien-Oberdöbling, Generalstadtplan 1912

Villa Kuffner mit Garten im ‘Generalstadtplan 1912’ (überlagert mit rezentem Stadtplan), Vegagasse 20, Lannerstraße 2-8, Gymnasiumstraße 85, 1190 Wien (Wien Kulturgut; https://www.wien.gv.at/kulturportal/public)

Quellen (u.a.):

Dieter Klein, “Entschwundene Mosaikstücke des Cottage-Viertels”, in: “Das Wiener Cottage. Der Traum vom gesunden Wohnen” (Hrsg. Heidi Brunnbauer / Erich Stöger, 150 Jahre Wiener Cottage Verein 1872-2022), Seite 327-344 (Seite 333 f.: XIX., Gymnasiumstraße 85 / Lannerstraße 2-8 / Peter-Jordan-Straße 1 / Vegagasse 20: Villa Kuffner)

– ‘Die Villa Kuffner in Wien-Döbling’, in: ‘Der Bautechniker’ Nr. 9, 3. März 2011, Seite 187 ff.: https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=bau&datum=1911&page=207&size=46

– Christian Michael Springer, ‘Die Villa Kuffner. Vegagasse 20″, in: ‘Döblinger Extrablatt’, Nr. 19 / 2018, Seite 4 f.: https://www.xn--dbling-wxa.com/extrablatt/doc/Extrablatt-19va.pdf

– [Die Kuffner] Brauerei Oberdöbling [und die Villa Kuffner in der Vegagasse 20] (Seen süchtig (Stefan Mayerhofer, Wien)): https://seen-suechtig.jimdofree.com/wiener-brauereien/oberd%C3%B6bling

Die Kuffner-Villa in Hernals (Dornbach)

Abgerissen wurde auch die Kuffner-Villa in Dornbach (Promenadegasse 19, 17. Bezirk Hernals). Moriz von Kuffner hat die Villa – wie auch die heute noch bestehende Kuffner-Sternwartenach Plänen des Architekten Franz von Neumann jun. im Heimatstil errichten lassen. Ein Bericht von Neumann erschien 1895 in der “Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines” ab S. 453. Auf dem Areal steht heute ein Gemeindebau, der 1953-54 errichtet wurde (Promenadegasse 19; Heuberggasse 42-50).

Kuffner-Villa in Wien-Dornbach

Die Villa Kuffner in der Promenadegasse 23, historisches Foto, Gartenansicht, Zeitschrift des Österr. Ingenieur- und Architektenvereines, 1895

Die Kuffner-Villa in Wien-Dornbach

Gartenplan und Grundriss Tiefparterre, Zeitschrift des Österr. Ingenieur- und Architektenvereins, 1895

Historische Fotos der Villa Kuffner in Dornbach:

– Foto 1899, Straßenfront (Seitenansicht), Fotograf: August Stauda (Sammlung Wien Museum): https://josefauer.com/wien-1899-villa-kuffner

– Foto 1905, Gartenseite (koloriert; ÖNB): https://josefauer.com/wien-1905-villa-kuffner

Villa Kuffner in Wien-Dornbach, Generalstadtplan 1912

Villa Kuffner mit Garten im ‘Generalstadtplan 1912’ (überlagert mit rezentem Stadtplan), Promenadegasse 19, Heuberggasse 42-50, 1170 Wien (Wien Kulturgut; https://www.wien.gv.at/kulturportal/public)

Weitere Quellen:

– Die vertriebene Familie Kuffner. Material und Korrekturen zum Buch “Familie Kuffner” von Klaudia Einhorn. Herausgegeben vom Verein Kuffner-Sternwarte, 2017: http://kuffner-sternwarte.at/sternwarte/familie-kuffner.php

– Katja Fischer, “Jüdische Kunstsammlungen in Wien vor 1938 am Beispiel der Familie Kuffner” (Diplomarbeit), Wien 2008: https://phaidra.univie.ac.at/download/o:1250360