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Initiative Denkmalschutz: Abriss des historischen AKH-Klinikgebäudes hat – trotz Erhaltungswürdigkeit (MA 19 bescheinigt) – begonnen!

APA-OTS-PRESSEAUSSENDUNG: Stadt Wien gibt desaströses Vorbild ab. Seit 2018 gelten verschärfte Erhaltungsgebote. Nicht so für die Stadt selbst?

Wien (OTS) – 2018 hat die Stadtregierung die Bauordnung novelliert, um einen besseren Schutz für Altbauten außerhalb von Schutzzonen zu erreichen. Kurz vor Inkrafttreten der Novellierung gab es daher noch eine große Abbruchwelle in ganz Wien. Auch die historischen AKH Klinikgebäude (Lazarettgasse 14, 9. Bezirk) standen seit langem auf der Abrissliste des KAV, doch ließ man diese Frist bedenkenlos verstreichen. Könnte es sein, dass man darauf vertraute, man könne es sich „richten“? Seit 2018 unterliegen diese Gebäude nun der neuen Regelung, und wie erwartet hat die zuständige Magistratsabteilung 19 den Bauten Erhaltungswürdigkeit attestiert, sodass sie grundsätzlich erhalten werden müssten. Nach(!) Inkrafttreten der neuen Bauordnung ließ man Schieß- und Sprengübungen im Gebäude zu und die Außenfenster wurden ausgehängt. Alles mit dem Ziel, einen “derart schlechten Bauzustand” zu erreichen (gemäß § 60 (1) d Bauordnung), um doch noch die Abbruchbewilligung zu erwirken? Dieser Tage wurde mit dem Abriss begonnen und die Baupolizei (MA 37) bestätigte jetzt die Abbruch- Genehmigung für die ehemalige I. Medizinische (Interne) Klinik.

Letzte Hoffnung für die historische Kinderklinik (erb. 1909-1911)?

Das historische Gebäude der Kinderklinik, direkt gegenüber dem Lazarettgassenweg (aus der gleichen Bauzeit und ebenso vom berühmten Ringstraßenarchitekten Emil von Förster entworfen), ist weiterhin akut gefährdet. Unser Verein hofft, dass unsere laufende Petition “Rettet die historischen AKH-Kliniken!”, die vor kurzem vom Ausschuss in Behandlung genommen wurde, noch ein Umdenken bewirkt.

“Vorbild” Stadt Wien? Weitere Abrisskandidaten im 13./14. Bezirk

Abrisse sind beim Krankenhaus Hietzing, Versorgungsheim Lainz (Geriatriezentrum am Wienerwald) sowie beim ehem. Otto Wagner Spital Steinhof (Pavillon 8 und Fleischerei) zu befürchten. Hier werden ebenfalls seit vielen Jahren Gebäude baulich stark vernachlässigt.

Rückfragen & Kontakt:

Markus Landerer 0699/1024 4216 und Claus Süss 0676/740 43 27,
Initiative Denkmalschutz, www.idms.

Linktipp WienSchauen: Historische AKH-Kliniken: Petition gegen Abriss:
https://www.wienschauen.at/petition-gegen-abriss

Lese-Tipp: Georg Scherer, “AKH – Die historischen Kliniken des Wiener Allgemeinen Krankenhauses. Zwei bedeutende Werke des Ringstraßen-Architekten Emil von Förster sind akut gefährdet, nicht zuletzt, weil sie seit 1987 nicht mehr unter Denkmalschutz stehen”: in: “Denkma[i]l Nr. 26 / November 2019”, Seite 3-7 (siehe: https://www.initiative-denkmalschutz.at/zeitschrift).

Literaturtipp: Monika Keplinger, Die „Neuen Kliniken“ des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (1904–1923). Fragment einer Krankenstadt, siehe: https://www.bibliothekderprovinz.at/buch/6886
Grundlage des Buches bildet die Dissertation (2010): http://othes.univie.ac.at/11457

Ältere Presseaussendungen der Initiative Denkmalschutz:

10. Mai 2019, APA-OTS-Presseaussendung
Initiative Denkmalschutz: Historische Klinikgebäude beim AKH vor Abriss. Petition zur Rettung gestartet: www.wien.at/petition/online
Nach Bauordnungsnovelle 2018: Stadt Wien bei Erhaltungspflicht wieder schlechtes Vorbild für private Hauseigentümer?
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20190510_OTS0010

23. April 2012, Presseaussendung
Historische Klinikgebäude im AKH vor Abriss!
Im aktuellen Flächenwidmungsverfahren sind bedeutende Bauten vom Ringstraßenarchitekten Emil von Förster für den Abbruch vorgesehen!
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/historische-klinikgebaeude-im-akh-vor-abriss

24. April 2012, Stellungnahme
Stellungnahme zum Entwurf Flächenwidmungs- und Bebauungsplan 7988 im 9. Bezirk, Katastralgemeinde Alsergrund
Neues AKH, Universitätsfrauenklinik, “Neue Kliniken” und Umfeld
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/stellungnahme-zum-entwurf-flaechenwidmungs-und-bebauungsplan-alsergrund-2

 

Gaming (NÖ): Denkmalgeschützte ‘Alte Post’ in Kienberg vor Abriss

UPDATE (2.9.): REAKTION SEITENS EIGENTÜMER SIEHE UNTEN

Ein ehemaliges Arbeiterwohnhaus hinter dem Herrenhaus in Kienberg im Erlauftal wurde bereits abgerissen. Und die neue Erbin der “Forst- und Liegenschaftsverwaltung Kienberg” (Gemeinde Gaming) hat noch Vieles vor. Auch drei denkmalgeschützte Gebäude befinden sich jetzt in ihrem Besitz, die ehemalige Gießerei (Heinreichweg 4), der alte Kindergarten und die Alte Post. Leider wurden in den letzten Jahren alle drei Gebäude dem Verfall preisgegeben. Freude kommt bei der Erbin auf, da es ihr jetzt gelungen ist, die “Alte Post” aus dem Denkmalschutz zu entlassen. Jetzt soll das Gebäude in Bälde abgerissen werden. Vermutlich handelt es sich dabei um das alte Arbeiterwohnhaus (Heinreichweg 2). Für Hinweise, ob diese Annahme korrekt ist bzw. welche Adresse der alte Kindergarten hat, wäre unser Verein Initiative Denkmalschutz sehr dankbar. NÖN-Artikel weiterlesen: https://www.noen.at/erlauftal/bauarbeiten-kienberg-altes-gemaeuer-geht-etwas-neues-entsteht-gaming-forstgut-kienberg-teresa-outhwaite-tourismus-219793228. +++ Beschreibung Heinreichweg 2 im Dehio-Handbuch (Hrsg. Bundesdenkmalamt): “Arbeiterwohnhaus, ursprünglich Töpper’scher Werksbau, genutetes Erdgeschoß mit Korbbogeneinfahrt und Lünettenfenstern 1832, Aufstockung mit Satteldach und gezimertem seitlichem Balkongang über Gusseisenkonsolen um 1880. +++ Denkmalliste Gaming (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Gaming

REAKTION AUF UNSEREN ARTIKEL (22.8.): “Gaming (NÖ): Denkmalgeschützte Post in Kienberg vor Abriss.”: Wir erhielten eine Stellungnahme von der neuen Eigentümervertreterin, die wir gerne – in Absprache – veröffentlichen:

Bezugnehmend auf den Artikel „Denkmalgeschützte Alte Post in Kienberg vor Abriss“ möchte ich gerne folgendes anmerken: Bei der „Alten Post“ handelt es sich um das ehemalige Arbeiterwohnhaus mit der Adresse Heinrichweg 2. Der ehemalige „Alte Kindergarten“ hat die Adresse Heinrichweg 1.

Nach dem Tod meiner Tante, Frau Lily Claire Reitlinger, im Mai vorigen Jahres habe ich die Geschäftsführung der Forst- und Liegenschaftsverwaltung Kienberg übernommen und somit auch die unter Denkmalschutz stehende Gießerei und deren Nebengebäude (eh. Post und Kindergarten – beides später Arbeiterwohnhäuser), sowie andere Häuser in Kienberg, die jedoch nicht unter Denkmalschutz stehen.

Leider befindet sich die „Alte Post“ in einem so schlechten Zustand, sodass es mir als neue Besitzerin nicht mehr möglich war dieses Gebäude instand zu setzen bzw. zu erhalten. Somit hat das Bundesdenkmalamt unter Beiziehung eines Sachverständigen des Denkmalbeirates entschieden, dass eine denkmalgerechte Instandsetzung mit Dokumentationswert nicht mehr umsetzbar und eine Denkmalwürdigkeit nicht mehr gegeben sei. Es besteht hier auch die Gefahr, dass herabstürzende Mauerteile Fußgänger oder Radfahrer (der Radweg führt direkt am Gebäude vorbei) verletzen.

Mir persönlich bedeutet es enorm viel wenigstens die beiden anderen Gebäude (Gießerei und eh. Kindergarten) zu erhalten, da es für unsere Gegend ein sehr wichtiger Teil der Geschichte ist. Eine Revitalisierung liegt uns sehr am Herzen, was allerdings riesige Investitionen und eine längere Planungsfrist bedeuten wird. Es sind schon einige Ideen für eine neue Nutzung vorhanden, jedoch ist es noch zu früh darüber zu sprechen.

Was den Abriss des ehemaligen Arbeiterwohnhauses hinter dem Herrenhaus betrifft, möchte ich dazusagen, dass dieses keinesfalls unter Denkmalschutz stand und hier bereits ein neues Haus mit Ferienwohnungen entsteht, welches sich dem Stil der umliegenden Häuser in seiner Form anpasst.

Ein weiteres Projekt ist auch bereits in der ersten Planungsphase. Wir haben vor, ein an das Herrenhaus angrenzendes Wohnhaus, Baujahr ca. Mitte 19. Jahrhundert, zu revitalisieren bevor es auch dem Verfall preisgegeben wird.

Mit allen Bauvorhaben und Plänen für die künftigen Projekte stehen wir in Kooperation mit der Gemeinde Gaming, insbesondere mit Frau Bürgermeisterin Renate Rakwetz, die uns immer sehr unterstützt um unsere Pläne auch in die Tat umzusetzen.

Unser historisches Interesse ist sehr groß und wir sind immer gerne für Gespräche bereit und für Ratschläge diesbezüglich offen.

Mit freundlichen Grüßen
Teresa Outhwaite

 

Denkmalliste NÖ, Kienberg bei Gaming

Denkmalliste des Bundesdenkmalamtes (2020), alle 5 Objekte in Kienberg bei Gaming stehen sogar per Bescheid unter Denkmalschutz, (c) Bundesdenkmalamt

Literatur:

Dehio-Handbuch Niederösterreich südlich der Donau – Teil 1, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Topographisches Denkmälerinventar, herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Horn – Wien 2003, Seite 506, siehe: https://bda.gv.at/publikationen/details/dehio-niederoesterreich-suedlich-der-donau-in-zwei-teilen-die-kunstdenkmaeler-oesterreichs/

Hirtenberg (NÖ): Abriss der Textilfabrik Keim

2020 schloss die Wäsche- und Textilfabrik Josef Keim seine Pforten. Bald war klar, dass die meisten historischen Fabriksgebäude in der Berndorfer Straße 17 abgerissen werden. Die Fabrik wurde 1846/47 erbaut, Umbauten erfolgten 1937 sowie nach Bombenschäden 1948/49. Seit einiger Zeit finden die Abrissarbeiten statt. Letzten Samstag (27.3.) wurde der imposante, 42 Meter hohe Schornstein fachmännisch gesprengt. Ob die dazugehörige, im Jahr 1894 von dem bekannten Architekten Ludwig Baumann errichtete Villa – östlich des Fabriksareals gelegen – auch abgerissen wird, ist unserem Verein nicht bekannt (Über entsprechende Hinweise sind wir dankbar). Laut Gerhard A. Stadler (Buch: Das industrielle Erbe Niederösterreichs, 2006, S. 343) steht die Villa seit vielen Jahren leer und ist dem Verfall preisgegeben.” ORF-BERICHT LESEN: https://noe.orf.at/stories/3096809 (28.3., “100 Jahre alter Schornstein gesprengt”) +++ Weitere Medienberichte (28.3.2021): Kurier: https://kurier.at/chronik/niederoesterreich/feuerwehr-sprengte-ueber-100-jahre-alten-schornstein/401334366 (“Feuerwehr sprengte über 100 Jahre alten Schornstein”); NÖN: https://www.noen.at/baden/sprengung-ein-letztes-rauchen-fuer-schornstein-in-hirtenberg-hirtenberg-sprengung-schornstein-rudolf-hafellner-267863873 (“Sprengung: Ein letztes Rauchen für Schornstein in Hirtenberg”); Heute: https://www.heute.at/s/letzter-rauch-42-meter-hoher-schornstein-gesprengt-100134868 (“Letzter Rauch! 42 Meter hoher Schornstein gesprengt”)

Beschreibung des Fabriksgebäude Firma Keim:
“als Baumwollspinnerei um 1850 erb[aut].; lang gestreckter 2geschossiger Bau mit 3geschossigem übergiebeltem Mittelrisalit mit großer Fensterrose; reicher Baudekor der Firma Brausewetter (Fensterbekrönungen, umlaufender Rundbogenfries, Giebelaufsätze); hoher Schlot – Villa Keim, asymmetrischer 1geschossiger Bau unter hohen Walm- und Schopfwalmdächern, späthistoristisch mit Cottagestilelementen, 1894 von Ludwig Baumann.” (Quelle: Dehio-Handbuch, Bundesdenkmalamt, 2003).

Mehr Fotos (Infos) der Fabrik: http://blog.die-kiels.org/textilfabrik-josef-keim-und-sohn-hirtenberg (18.2.2021, “Textilfabrik Josef Keim und Sohn Hirtenberg”)

Älterer Medienbericht:

4. Dezember 2020, MeinBezirk
Traditionsbetrieb Keim – Hirtenberger Wäsche ist bald Geschichte: https://www.meinbezirk.at/triestingtal/c-lokales/traditionsbetrieb-keim-hirtenberger-waesche-ist-bald-geschichte_a4371158

Literatur:

– Gerhard A. Stadler, Das industrielle Erbe Niederösterreichs, Geschichte – Technik – Architektur, Wien Köln Weimar 2006, Seite 342 f.

– Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Topographisches Denkmälerinventar , herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Band: Niederösterreich südlich der Donau, Teil 1: A bis L, Horn/Wien 2003, Seite 820

Abbruchskandal in Wien: Biedermeierhaus Kaiserstraße 31 vor Abriss!

APA-OTS-Presseaussendung (www.ots.at), Initiative Denkmalschutz, 29. Juni 2022

Abbruchskandal in Wien: Biedermeierhaus Kaiserstraße 31 vor Abriss! Trotz Schutzzone und Denkmalschutz!

Initiative Denkmalschutz kritisiert Wiener Altstadtschutz scharf. Die “wirtschaftliche Abbruchreife” kann den Tod jedes Altstadthauses bedeuten. Bauordnung gehört dringend reformiert!

Wien (OTS) – Ursprünglich hätte das Biedermeierhaus in der Kaiserstraße 31 (7. Bezirk Neubau) revitalisiert werden sollen, doch plötzlich kam alles anders. Jetzt gibt die “wirtschaftliche Abbruchreife” dem Gebäude den Todesstoß, denn “die Kosten der notwendigen Sanierung dieses Gebäudes können nicht vom Ertrag der Liegenschaft nach Sanierung abgedeckt werden.” So wurde – unbemerkt von der Öffentlichkeit – am 27.10.2021 die Abbruchbewilligung erteilt (gemäß § 60 Abs. 1 lit. d Bauordnung). Die Vorarbeiten zum Abbruch laufen bereits. [Vgl. WienSchauen: Lücke auf Zeit (30.8.2019)]

Kaiserstraße – Ein geschlossenes Altstadtensemble wird zerstört

Das Biedermeierhaus Kaiserstraße 31 wurde 1803-04 erbaut und bildet mit den anschließenden Gebäuden Kaiserstraße 25-29 ein geschlossenes Altstadtensemble (Kloster Töchter vom Göttlichen Heiland), das auch deswegen eigens als Schutzzone gewidmet wurde. Und schon 1973 hat das Bundesdenkmalamt zumindest für die “Reliefs der Straßenfassade” (Muschelmotive) einen Schutz ausgesprochen.

Die “wirtschaftliche Abbruchreife” – ein Geschenk für Spekulanten?

Viele Altbauten (vor 1945 errichtet und von der Magistratsabteilung 19 (Architektur und Stadtgestaltung) als erhaltenswert beurteilt) wurden in letzter Zeit Opfer dieser “wirtschaftlichen Abbruchreife”. Hier nur eine kleine Auswahl: KRANZGASSE 24 (15. Bezirk), Abriss ca. März 2022 +++ GUDRUNSTRASSE 120 / HUMBOLDTGASSE 42-44 (10. Bezirk), Abriss Aug./Sept. 2021 +++ KRIEGLERGASSE 12 (3. Bezirk; Schutzzone), Abriss Februar 2021 +++ LEOPOLDAUER PLATZ 9 und 11 (Schutzzone), Abriss Aug./Sept. 2020.

Reform der Bauordnung und Ende dieser Berechnungsmethoden!

Die Berechnungsmethode dieser “wirtschaftlichen Abbruchreife” ist extrem benachteiligend für den Altbau, denn einerseits sind die Mieteinnahmen gedeckelt (im Gegensatz zum Neubau), andererseits lassen sich bei Neubauten zumeist deutlich mehr Geschoße errichten und somit mehr Einnahmen (Miete/Verkauf) erwirtschaften. Des Weiteren erspart man sich eine aufwändige Sanierung von Fassadendekor (usw.). Auch der dafür zuständige Altstadterhaltungsfonds kann – trotz zum Teil beträchtlicher Förderzusagen (bei Krieglergasse 12 waren es € 778.000) – diese Schieflage immer seltener ausgleichen. Daher fordert die Initiative Denkmalschutz eine Abschaffung der “wirtschaftlichen Abbruchreife” und damit ein Ende einer solchen Förderung von Abriss und Neubau. Es müssen neue Instrumente gefunden werden, um Eigentümer von Altbauten zu entlasten und die Altstadterhaltung zu sichern.

Rückfragehinweis:

Markus Landerer (0699/1024 4216) und Dr. Gerhard Hertenberger (0676/7723433)
Verein Initiative Denkmalschutz, Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
www.initiative-denkmalschutz.at
Fuchsthallergasse 11/5
1090 Wien

 

Wien: Abriss von Alter AKH-Klinik fix

Auf Grund unserer Presseaussendung vom 23. April (siehe unten) hat jetzt der ORF über den Abriss des AKH-Klinikgebäudes (erbaut 1909-11) berichtet. ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (2 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14049856/Streit-um-Abriss-von-historischer-AKH-Klinik/14688356; ORF-Bericht lesen: https://wien.orf.at/stories/3046219 +++ Der Abriss wird begründet mit “Instandsetzung wirtschaftlich nicht zumutbar” (siehe: § 60 Abs.  lit. d Bauordnung für Wien). +++ Weitere Medienberichte: “I. medizinische Universitätsklinik: Ehemalige Kliniken werden abgerissen (27.4.2020): https://www.meinbezirk.at/alsergrund/c-lokales/ehemalige-kliniken-im-akh-werden-abgerissen_a4042968 sowie im Kurier am Sonntag (26.4.2020): nicht online abrufbar.

APA-OTS-PRESSEAUSSENDUNG, Donnerstag, 23. April 2020

Initiative Denkmalschutz: Abriss des historischen AKH-Klinikgebäudes hat – trotz Erhaltungswürdigkeit (MA 19 bescheinigt) – begonnen! Stadt Wien gibt desaströses Vorbild ab. Seit 2018 gelten verschärfte Erhaltungsgebote. Nicht so für die Stadt selbst?

Wien (OTS) – 2018 hat die Stadtregierung die Bauordnung novelliert, um einen besseren Schutz für Altbauten außerhalb von Schutzzonen zu erreichen. Kurz vor Inkrafttreten der Novellierung gab es daher noch eine große Abbruchwelle in ganz Wien. Auch die historischen AKH Klinikgebäude (Lazarettgasse 14, 9. Bezirk) standen seit langem auf der Abrissliste des KAV, doch ließ man diese Frist bedenkenlos verstreichen. Könnte es sein, dass man darauf vertraute, man könne es sich „richten“? Seit 2018 unterliegen diese Gebäude nun der neuen Regelung, und wie erwartet hat die zuständige Magistratsabteilung 19 den Bauten Erhaltungswürdigkeit attestiert, sodass sie grundsätzlich erhalten werden müssten. Nach(!) Inkrafttreten der neuen Bauordnung ließ man Schieß- und Sprengübungen im Gebäude zu und die Außenfenster wurden ausgehängt. Alles mit dem Ziel, einen “derart schlechten Bauzustand” zu erreichen (gemäß § 60 (1) d Bauordnung), um doch noch die Abbruchbewilligung zu erwirken? Dieser Tage wurde mit dem Abriss begonnen und die Baupolizei (MA 37) bestätigte jetzt die Abbruch- Genehmigung für die ehemalige I. Medizinische (Interne) Klinik.

Letzte Hoffnung für die historische Kinderklinik (erb. 1909-1911)?

Das historische Gebäude der Kinderklinik, direkt gegenüber dem Lazarettgassenweg (aus der gleichen Bauzeit und ebenso vom berühmten Ringstraßenarchitekten Emil von Förster entworfen), ist weiterhin akut gefährdet. Unser Verein hofft, dass unsere laufende Petition “Rettet die historischen AKH-Kliniken!”, die vor kurzem vom Ausschuss in Behandlung genommen wurde, noch ein Umdenken bewirkt.

“Vorbild” Stadt Wien? Weitere Abrisskandidaten im 13./14. Bezirk

Abrisse sind beim Krankenhaus Hietzing, Versorgungsheim Lainz (Geriatriezentrum am Wienerwald) sowie beim ehem. Otto Wagner Spital Steinhof (Pavillon 8 und Fleischerei) zu befürchten. Hier werden ebenfalls seit vielen Jahren Gebäude baulich stark vernachlässigt.

Rückfragen & Kontakt:

Markus Landerer 0699/1024 4216 und Claus Süss 0676/740 43 27,
Initiative Denkmalschutz, www.idms.

Linktipp WienSchauen: Historische AKH-Kliniken: Petition gegen Abriss:
https://www.wienschauen.at/petition-gegen-abriss

Lese-Tipp: Georg Scherer, “AKH – Die historischen Kliniken des Wiener Allgemeinen Krankenhauses. Zwei bedeutende Werke des Ringstraßen-Architekten Emil von Förster sind akut gefährdet, nicht zuletzt, weil sie seit 1987 nicht mehr unter Denkmalschutz stehen”: in: “Denkma[i]l Nr. 26 / November 2019”, Seite 3-7 (siehe: https://www.initiative-denkmalschutz.at/zeitschrift).

Literaturtipp: Monika Keplinger, Die „Neuen Kliniken“ des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (1904–1923). Fragment einer Krankenstadt, siehe: https://www.bibliothekderprovinz.at/buch/6886
Grundlage des Buches bildet die Dissertation (2010): http://othes.univie.ac.at/11457

Ältere Presseaussendungen der Initiative Denkmalschutz:

10. Mai 2019, APA-OTS-Presseaussendung
Initiative Denkmalschutz: Historische Klinikgebäude beim AKH vor Abriss. Petition zur Rettung gestartet: www.wien.at/petition/online
Nach Bauordnungsnovelle 2018: Stadt Wien bei Erhaltungspflicht wieder schlechtes Vorbild für private Hauseigentümer?
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20190510_OTS0010

23. April 2012, Presseaussendung
Historische Klinikgebäude im AKH vor Abriss!
Im aktuellen Flächenwidmungsverfahren sind bedeutende Bauten vom Ringstraßenarchitekten Emil von Förster für den Abbruch vorgesehen!
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/historische-klinikgebaeude-im-akh-vor-abriss

24. April 2012, Stellungnahme
Stellungnahme zum Entwurf Flächenwidmungs- und Bebauungsplan 7988 im 9. Bezirk, Katastralgemeinde Alsergrund
Neues AKH, Universitätsfrauenklinik, “Neue Kliniken” und Umfeld
https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/stellungnahme-zum-entwurf-flaechenwidmungs-und-bebauungsplan-alsergrund-2

 

Parkhotel Pörtschach (Ktn.): Pionierbau des Wörthersee-Tourismus um 1960 abgerissen

Aus der ORF Sendereihe “Verlorenes Erbe” in der Sendung “Studio 2”: Das Parkhotel Pörtschach wurde als Villa IX des Etablissement Wahliss um 1890 vom Architekten Wilhelm Heß (1846-1916) erbaut. Er war ein bedeutender Vertreter der Wörthersee-Architektur. Bauherr der Villa IX war der Wiener Geschäftsmann und Porzellanfabrikant Carl Ernst Wahliss (1837-1900). Er hatte 1882 große Teile der Pörtschacher Landzunge erworben und darauf das weiträumige “Etablissement Wahlisserrichtet, eine weiträumige Freizeiteinrichtung mit Hotels, Villen und Parkanlagen für die gehobene Gesellschaft. Wahliss gehörte damit zu den Pionieren des Tourismus am Wörthersee und das Etablissement Wahliß war zur damaligen Zeit die “größte Hotelstadt der Monarchie” (Zitat: Archivar Pörtschach, Peter Napetschnig). Das Haupthaus des Etablissement Wahliss war die Villa IX, es war zugleich das eleganteste und komfortabelste Hotel am Wörthersee aus der Zeit des Fin de Siècle. Ein dreigeschoßiger, von Mittelturm und seitlichen Eckrisaliten betonter Monumentalbau mit umlaufenden Holzveranden im Stil des Historismus, der auch Elemente der Heimatschutzarchitektur umfasste sowie Neorenaissance-Anklänge aufwies. 1928 erwarb die Gemeinde Pörtschach die Villa IX und lies bereits bauliche Änderungen vornehmen, die das äußere Erscheinungsbild vereinfachte und nachteilig veränderte. Nach dem 2. Weltkrieg hat sich der Zustand des Gebäudes weiter verschlechtert. Die Villa IX wurde letztendlich um 1960 von Wiener Investoren abgerissen, um in Folge das heutige Parkhotel Pörtschach zu errichten, das 1963 eröffnet wurde. ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (5 MIN, 25.8.2020): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14062525/Parkhotel-Poertschach-Verlorenes-Erbe/14750763

Literatur:

54seitige Broschüre: 50 Jahre Parkhotel Pörtschach (inklusive altes Parkhotel), Pörtschach 2013, siehe: https://www.gat.st/sites/default/files/downloadbroschuereparkhotelpoertschachamwoerthersee.pdf

Apropos Architekt Wilhelm Heß:

Hotel Wörthersee, Klagenfurt, Kärnten

Das Hotel Wörthersee in der Stadt Klagenfurt (Villacher Straße 338, direkt am Wörthersee gelegen); Foto: Juli 2019, (c) Markus Landerer, Initiative Denkmalschutz

Sehr gefährdet ist aktuell ein weiteres Hotel vom gleichen Architekten, das so genannte Hotel Wörthersee in Klagenfurt am Ufer des Wörthersees, siehe iD-Bericht: “Hotel Wörthersee ‘Architektur-Juwel’ in Gefahr” (21.7.2020): https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/klagenfurt-ktn-hotel-woerthersee-architektur-juwel-in-gefahr/

Breite Gasse 15 (Wien): Abrisswut im Spittelbergviertel

Gleich hinter dem Museumsquartier befindet sich das um 1800 erbaute Biedermeierhaus zur Heiligen Dreifaltigkeit (Breite Gasse 15), das bereits seit über 20 Jahren leer steht und sich in einer Schutzzone befindet. 2002 kaufte das Haus ein Rechtsanwalt und wollte es offenbar aufstocken, doch das wurde abgelehnt. 2008 wurde gegen einen Sanierungsauftrag der Baupolizei erfolgreich berufen. Im Jänner 2014 wurde ein Antrag auf Erteilung einer Abbruchbewilligung gestellt, dieser wurde jedoch nach Erörterung mit der MA 37 vom Eigentümer wieder zurückgezogen. So verfällt das schmucke Haus mit Blendarkatur und Lünettenreliefs am Spittelberg immer mehr. Jetzt hat der Eigentümer einen neuen Anlauf gestartet und erneut um einen Abriss angesucht, berichtet WienSchauen (Twitter). 2014 gab es Bestrebungen das Gebäude gar unter Denkmalschutz zu stellen: Grüne, SPÖ und FPÖ stellten damals in der Bezirksvertretung im April 2014 einen gemeinsamen Antrag, damit das Haus seitens des Bundesdenkmalamtes unter Denkmalschutz gestellt wird. Dieser wurde damals mehrheitlich gegen die Stimmen der ÖVP angenommen. Doch das Bundesdenkmalamt hat nach einer Prüfung eine solche Unterschutzstellung auf Grund der gemäß Denkmalschutzgesetz hohen Ansprüche für eine Unterschutzstellung abgelehnt (eine solche Unterschutzstellung wurde zuvor bereits 2005 geprüft). Im “Kommentar der Anderen: Die Demolierer und der Denkmalschutz” (Standard, Mai 2014) schreibt die Essayistin Daniela Strigl: “Dieses drastische Beispiel für die grassierende Biedermeierhausvernichtungswut in Wien sollte hierzulande ein Anstoß zu ernsthaftem Umdenken auch in puncto Legistik sein: Würden Denkmal- und Ensembleschutzgesetz vorschreiben, dass an der Stelle eines geschützten Objektes kein neues oder wenigstens keines mit größerer Kubatur errichtet werden darf, würden viele Baudenkmäler gewiss rasch von ihrer Baufälligkeit genesen.” Und auch Peter Michael Lingens zeigte sich im Profil (Juli 2014) schockiert: “Wenn dieses Haus wirklich abgebrochen wird, ist es ein Gewaltverbrechen an Wien.”.KURIER-ARTIKEL WEITERLESEN: https://kurier.at/chronik/wien/neuer-anlauf-fuer-abriss-von-altem-biedermeier-haeuschen/401339100 (2.4.2021, “Neuer Anlauf für Abriss von altem Biedermeier-Häuschen”)

Breite Gasse 15, 1070 Wien

Das Biedermeierhaus Breite Gasse 15, Zustand 1997 (Foto: Kulturgüterkataster der Stadt Wien)

Historische Fotoaufnahme 1899 (August Stauda; Wien Museum – Online Sammlung): https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/78963-7-breite-gasse-15-ehem-nr-25-zur-heiligen-dreieinigkeit

Fotovergleich “Zeitensprünge” Breite Gasse 15: 1899 – 2020: https://www.zeitenspruenge.at/bild/584

Fotos 2014 von Erich J. Schimek für die Initiative Denkmalschutz: https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157644460452624

Das Haus “Breite Gasse 15” auf dem Leerstandsmelder: https://www.leerstandsmelder.de/wien/zur-heiligen-dreieinigkeit-e5d8c

Ältere Medienberichte:

28. Dezember 2018, WienSchauen (Blog)
Jahrelanger Verfall: Behörden machtlos? https://www.wienschauen.at/breite-gasse-15-jahrelanger-verfall-behoerden-machtlos

Falter Nr. 36 / 2017
Nina Kreuzinger: Operation Abrissbirne. Die Immobilienbranche demoliert Wiener Gründerzeithäuser in den Außenbezirken. Erlebt Wien eine notwendige Modernisierung? Oder setzen Baufirmen einfach nur knallhart ihre Wünsche durch? — 4seitiger-Falter Bericht u.a. mit Breite Gasse 15 und Initiative Denkmalschutz

4. Dezember 2016, Der Standard
Wien: Angst vor Abriss des Gründerzeit-Stadtbilds [u.a. mit Initiative Denkmalschutz]. Obwohl die Stadt Wien versichert, sich für den Schutz alter Gebäude einzusetzen, beobachten Denkmalschützer ein Abrisstempo wie nie zuvor: https://www.derstandard.at/story/2000048650299/angst-vor-abriss-des-wiener-gruenderzeit-stadtbilds

4. November 2016, Vienna.at
Initiative Denkmalschutz kritisiert weiteren Hausabriss am Wiedner Gürtel. Bereits im vergangenen Jahr machte die Initiative Denkmalschutz auf eine “Abrisswelle” aufmerksam, die mehrere Bezirke und dabei schutzzonenwürdige Gebäude betrifft: https://www.vienna.at/initiative-denkmalschutz-kritisiert-weiteren-hausabriss-am-wiedner-guertel/5011912

4. August 2014, ORF Wien
ÖVP fordert Geld für Altstadterhaltung. Die Wiener ÖVP sieht Barock-, Biedermeider- und Jugendstilgebäude in Gefahr und fordert mehr Geld für die Altstadterhaltung. Die dafür vorgesehehen Mittel werden laut Obmann Manfred Juraczka für andere Zwecke verwendet: https://wien.orf.at/v2/news/stories/2661362

26. Juli 2014, Profil
Peter Michael Lingens: Ein Verbrechen an Wien: https://www.profil.at/meinung/peter-michael-lingens-ein-verbrechen-wien-377009

6. Mai 2014, Der Standard
Die Demolierer und der Denkmalschutz. Immobilienspekulanten wollen ganze Ensembles wegreißen – und die hiesige Politik schaut zu, wie “Wien zur Großstadt demoliert ” wird. Eine Anrufung der Dreifaltigkeit. Kommentar der anderen von Daniela Strigl: https://www.derstandard.at/story/1397522640331/die-demolierer-und-der-denkmalschutz

22. April 2014, MeinBezirk
Baujuwel in Breite Gasse droht Abriss. Bezirk fordert Denkmalschutz – Eigentümer will Neubau errichten: https://www.meinbezirk.at/neubau/c-lokales/baujuwel-in-breite-gasse-droht-abriss_a916157

7. November 2011, Heute
“Bitte dieses Haus nicht besetzen!” Linke Chaoten gegen alternatives Künstlerkollektiv – das ist Brutalität! Das beweist diese Geschichte aus der Breite Gasse 15 in Neubau: Seit Längerem (und offenbar in bestem Einvernehmen mit dem Hausherrn) nutzt die Künstlergruppe “Luntisten” ein leer stehendes Gebäude als Atelier: https://www.heute.at/s/-bitte-dieses-haus-nicht-besetzen–21982030

Quellen / Literatur:

– Dehio-Handuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Topographisches Denkmälerinventar, herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Band: Wien II bis IX. und XX. Bezirk, Wien 1993, Seite 294

– Antwortschreiben der MA 37 an die Initiative Denkmalschutz vom 11. Mai 2017

– Antwortschreiben der MA 37 an die Initiative Denkmalschutz vom 2. Mai 2014

– Protokoll der Bezirksvertretungssitzung im 7. Bezirk Neubau, 10. April 2014 (Antrag bzgl. Breite Gasse 15): https://www.wien.gv.at/bezirke/neubau/pdf/bvprotokoll10042014.pdf

Kaiserstraße 31 Abriss (Wien): Anlass für Wunsch nach Änderung der Bauordnung

 

Medienberichte:

7. Juli 2022, Der Standard
Keine Sanierung: Abbruch eines Wiener Biedermeierhauses sorgt für Aufregung. Häufig wird bei alten Häusern mit wirtschaftlicher Abbruchreife argumentiert, bevor der Bagger anrollt. Die Wiener Grünen wollen das ändern: https://www.derstandard.at/story/2000137057788/abbruch-eines-wiener-biedermeierhauses-sorgt-fuer-aufregung

30. Juni 2022, Kurier
Biedermeierhaus schutzlos in der Schutzzone. Der Abriss eines historischen Baus im 7. Bezirk zeigt einmal mehr auf, wie zahnlos die bestehenden Regeln zum Erhalt historischer Gebäude sind: https://kurier.at/chronik/wien/biedermeierhaus-schutzlos-in-der-schutzzone/402058930

 

 

APA-OTS-Presseaussendung (www.ots.at), Initiative Denkmalschutz, 29. Juni 2022

Abbruchskandal in Wien: Biedermeierhaus Kaiserstraße 31 vor Abriss! Trotz Schutzzone und Denkmalschutz!

Initiative Denkmalschutz kritisiert Wiener Altstadtschutz scharf. Die “wirtschaftliche Abbruchreife” kann den Tod jedes Altstadthauses bedeuten. Bauordnung gehört dringend reformiert!

Wien (OTS) – Ursprünglich hätte das Biedermeierhaus in der Kaiserstraße 31 (7. Bezirk Neubau) revitalisiert werden sollen, doch plötzlich kam alles anders. Jetzt gibt die “wirtschaftliche Abbruchreife” dem Gebäude den Todesstoß, denn “die Kosten der notwendigen Sanierung dieses Gebäudes können nicht vom Ertrag der Liegenschaft nach Sanierung abgedeckt werden.” So wurde – unbemerkt von der Öffentlichkeit – am 27.10.2021 die Abbruchbewilligung erteilt (gemäß § 60 Abs. 1 lit. d Bauordnung). Die Vorarbeiten zum Abbruch laufen bereits. [Vgl. WienSchauen: Lücke auf Zeit (30.8.2019)]

Kaiserstraße – Ein geschlossenes Altstadtensemble wird zerstört

Das Biedermeierhaus Kaiserstraße 31 wurde 1803-04 erbaut und bildet mit den anschließenden Gebäuden Kaiserstraße 25-29 ein geschlossenes Altstadtensemble (Kloster Töchter vom Göttlichen Heiland), das auch deswegen eigens als Schutzzone gewidmet wurde. Und schon 1973 hat das Bundesdenkmalamt zumindest für die “Reliefs der Straßenfassade” (Muschelmotive) einen Schutz ausgesprochen.

Die “wirtschaftliche Abbruchreife” – ein Geschenk für Spekulanten?

Viele Altbauten (vor 1945 errichtet und von der Magistratsabteilung 19 (Architektur und Stadtgestaltung) als erhaltenswert beurteilt) wurden in letzter Zeit Opfer dieser “wirtschaftlichen Abbruchreife”. Hier nur eine kleine Auswahl: KRANZGASSE 24 (15. Bezirk), Abriss ca. März 2022 +++ GUDRUNSTRASSE 120 / HUMBOLDTGASSE 42-44 (10. Bezirk), Abriss Aug./Sept. 2021 +++ KRIEGLERGASSE 12 (3. Bezirk; Schutzzone), Abriss Februar 2021 +++ LEOPOLDAUER PLATZ 9 und 11 (Schutzzone), Abriss Aug./Sept. 2020.

Reform der Bauordnung und Ende dieser Berechnungsmethoden!

Die Berechnungsmethode dieser “wirtschaftlichen Abbruchreife” ist extrem benachteiligend für den Altbau, denn einerseits sind die Mieteinnahmen gedeckelt (im Gegensatz zum Neubau), andererseits lassen sich bei Neubauten zumeist deutlich mehr Geschoße errichten und somit mehr Einnahmen (Miete/Verkauf) erwirtschaften. Des Weiteren erspart man sich eine aufwändige Sanierung von Fassadendekor (usw.). Auch der dafür zuständige Altstadterhaltungsfonds kann – trotz zum Teil beträchtlicher Förderzusagen (bei Krieglergasse 12 waren es € 778.000) – diese Schieflage immer seltener ausgleichen. Daher fordert die Initiative Denkmalschutz eine Abschaffung der “wirtschaftlichen Abbruchreife” und damit ein Ende einer solchen Förderung von Abriss und Neubau. Es müssen neue Instrumente gefunden werden, um Eigentümer von Altbauten zu entlasten und die Altstadterhaltung zu sichern.

Rückfragehinweis:

Markus Landerer (0699/1024 4216) und Dr. Gerhard Hertenberger (0676/7723433)
Verein Initiative Denkmalschutz, Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
www.initiative-denkmalschutz.at
Fuchsthallergasse 11/5
1090 Wien

 

Linz (OÖ): Post-Turm beim Hauptbahnhof vor Abriss

Zwischen 1947 und 1955 errichtet wurden Bahnpostamt und Busabfahrt von Architekt Joseph Langhof, dessen Werk bisher kaum aufgearbeitet ist. Sie stellen eines der wenigen bedeutenden Ensembles der Linzer Nachkriegsmoderne dar, meint Georg Wilbertz in seinem 2018 erschienen Bericht “Prominent in Gefahr, im Stillen saniert” (siehe: https://www.bauforum.at/architektur-bauforum/prominent-gefahr-im-stillen-saniert-173208). Nun sollen die Bauten Ende 2020 abgerissen werden und bis 2028 elf (!) neuen Hochhäusern Platz machen. Linza-Bericht weiterlesen: https://www.linza.at/postturm +++ Petition: “Rettet das alte Postverteilerzentrum!”: https://www.change.org/p/klaus-luger-rettet-das-alte-postverteilerzentrum +++ Bereits 2017 hat die Aktionsgruppe “Bauten in Not” auf den drohenden Abriss in einer Pressekonferenz aufmerksam gemacht und sich für die Erhaltung eingesetzt, siehe: https://architektur-kaernten.at/news/2017-09-24_tag-des-schutzlosen-denkmals/bauten_in_not_pk_tdsd.pdf (Offizielle Website von “Bauten in Not”: http://www.bauten-in-not.at)  +++ Älterer Medienbericht: “Den Post-Gebäuden beim Linzer Hauptbahnhof droht der Abriss” (OÖN; 30.6.2016): https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/Den-Post-Gebaeuden-beim-Linzer-Hauptbahnhof-droht-der-Abriss;art66,2276205. +++ Das “Denkmal” Bahnhofspostamt auf “Stadtgeschichte Linz”: https://stadtgeschichte.linz.at/denkmal/Default.asp?action=denkmaldetail&id=3092 sowie Wikipedia-Eintrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhofpostamt_(Linz).

Pöttelsdorf (Bgld.): Kurz vor Besuch Denkmalamt – Abriss altes Jakobhaus

UPDATE (5./7.10.2020): ORFFERNSEHBERICHT (3 min; mit INITIATIVE DENKMALSCHUTZ): https://tvthek.orf.at/profile/Burgenland-heute/70021/Burgenland-heute/14067079/Widerstand-gegen-Abriss-von-Jakobhaus-im-Poettelsdorf/14772910 (“Widerstand gegen Abriss von ‘Jakobhaus’ im Pöttelsdorf”, 5.10.2020). +++ Weitere Berichte mit Initiative Denkmalschutz Erwähnungen: “Widerstand in Pöttelsdorf gegen Abriss” (ORF, 6.10.2020): https://burgenland.orf.at/stories/3069973 sowie “Abriss des Jakobhauses: Widerstand am Pöttelsdorfer Hauptplatz” (MeinBezirk, 6.10.2020): https://www.meinbezirk.at/mattersburg/c-lokales/widerstand-am-poettelsdorfer-hauptplatz_a4279731

Jetzt wurde – für viele überraschend – mit dem Abriss des alten Jakobhauses samt Nachbarhaus in der Gemeinde Pöttelsdorf bei Mattersburg begonnen, obwohl ein Lokalaugenschein des Bundesdenkmalamtes für nächste Woche vereinbart war. Nach Meinung des Abteilungsleiters des Bundesdenkmalamtes im Burgenland, Peter Adam, handelt es sich bei diesem Haus an der Hauptstraße 54 (Ecke Hauptplatz) um ein “bedeutendes Zeugnis traditioneller bäuerlicher Architektur und fürs ganze Burgenland”. Bereits 2014 fand ein Ideenwettbewerb für einen Neubau statt, das Projekt schien dann aber eingeschlafen zu sein (vgl. Chronologie weiter unten). Jetzt protestieren die Kunsthistorikerin Sabrina Hanny und der Architekt Stefan Tenhalter gegen den Abriss. Die Gemeinde begründet den Abriss mit den zu hohen Revitalisierungskosten im Vergleich mit einem Neubau. KURIER-ARTIKEL WEITERLESEN : https://kurier.at/chronik/burgenland/kein-geld-fuer-baujuwel/401052706 (Kurier, 3.10.2020; “Kein Geld für Baujuwel: 1,7 Millionen Euro für die Revitalisierung des Jakobhauses sind der Gemeinde zu viel”) +++ Foto Google Maps (Aug. 2018)

Kommentar Initiative Denkmalschutz: Das Bundesdenkmalamt hat – seit langem ausgehungert und von der Politik allzu oft im Stich gelassen – kaum Ressourcen alle schützenswerten Gebäude rechtzeitig unter Denkmalschutz zu stellen. So hat sich wieder einmal das Denkmalamt sehr spät – hoffentlich nicht zu spät – eingeschaltet. Auch stellt sich die Frage, wie die Gemeinde Pöttelsdorf dieses Projekt gegenüber dem Bundesdenkmalamt und der Öffentlichkeit kommuniziert hat (offenbar wurde das Bundesdenkmalamt auch zwischenzeitlich “beruhigt”, dass doch kein Abriss stattfinden wird, siehe u. a. Chronologie unten).

Beschreibung der beiden im Abriss befindlichen Häuser in der Österreichischen Kunsttopographie des Bundesdenkmalamtes (Band 49: Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Mattersburg, Wien 1993, Seite 417 f.): Hauptstraße Nr. 54: Dreiseithof, an der Ecke von Hauptstraße und Hauptplatz; zarte Putzquaderung, segmentbogiges Einfahrtstor mit profilierten Umrahmungen und aufgedoppelter Holztüre; im Hof mächtige geziegelte Querscheune, freistehend mit Satteldach, großes hölzernes Einfahrtstor. – Nr. 56: Zwei Streckhöfe, durch freistehende Tormauer miteinander verbunden, der rechte im Putz bezeichnet ‘1868’, der linke mit Walmdach über teilweise erneuertem Wohntrakt.”

Hauptstraße 54 und 56, Pöttelsdorf

Pöttelsdorf, Hauptstraße 56 (li.) und Nr. 54 (Jakobhaus; re.), Foto: Jänner 2020, (c) Privat

C H R O N O L O G I E

2011: Dorferneuerungsleitbild 2011 Pöttelsdorf, darin enthalten Kapitel: “Ortsstruktur, Ortsbild” (Seite 34): Verweis auf das “Dehio-Handbuch” (Die Kunstdenkmäler Österreichs, Band: Burgenland, Wien 1980, Hrsg. Bundesdenkmalamt). Erstaunlich: Kein Verweis auf die aktuellere und viel ausführlicher Österreichische Kunsttopographie, die ebenfalls vom Bundesdenkmalamt herausgegeben wurde (siehe obigen Eintrag). Kapitel “Stärkung des Dorfzentrums” (Seite 48): das kompakt wirkende Breitangerdorf mit stark dörflichem Charakter (…) soll weitgehend erhalten bleiben. Das im Bereich um die Elisabethsäule leerstehende Althausensemble nördlich des Hauptplatzes soll dabei als künftiges Dorzentrum dienen.” siehe: https://www.yumpu.com/de/document/read/21343965/leitbild-dorferneuerung-474-mb-pdf-pottelsdorf

Februar 2014: Präsentation Ideenwettbewerb “Neues Gemeindezentrum Pöttelsdorf”, den das  Architekturbüros “AllesWirdGut Architektur ZT GmbH” im Dezember 2013 gewonnen hat. Dieser Entwurf beinhaltet den Komplettabriss des Jakobhauses (Hautplatz 54), siehe Gemeindewebsite: https://www.gemeindepoettelsdorf.at/Ergebnispraesentation_des_Ideenwettbewerbs_Gemeindezentrum_Neu_ bzw. Website “AllesWirdGut”: http://www.awg.at/de/project/poe-d

Juli 2019: Präsentation Studie Ortskern Pöttelsdorf. In dieser Modell-Visualisierung sieht man plötzlich die weitgehende Erhaltung des Jakobhauses, siehe: https://www.gemeindepoettelsdorf.at/PRAeSENTATION_STUDIE_ORTSKERN_POeTTELSDORF_5 bzw. Einladung zur Präsentation: https://www.gemeindepoettelsdorf.at/Praesentation

September 2020: Pöttelsdorfer Dorfbote 02/2020 (Zeitschrift, Herausgeber: Gemeinde Pöttelsdorf): “Ein neues Dorfzentrum für Pöttelsdorf” (Seite 4): “Das Grundstück des Jakobhauses ist seit Jahren ungenutzt, durch seine zentrale lage an Hauptplatz und Hauptstraße jedoch unglaublich wichtig für das Dorf. Dieser Ort soll, im Zuge einer Gemeindeinitiative, den Dorfkern mit einem multi-funktionalen Ortszentrum nun belebt werden. (…). Die neuen Gebäude nehmen die traditionelle Form der bestehenden Bebauung und ihrer Dächer auf und interpretieren diese neu, indem ihre Dimensionen variieren.”, siehe: https://www.gemeindepoettelsdorf.at/Poettelsdorfer_Dorfbote_2_2020