Weltmuseum Wien: Kulturgüter problematischer Herkunft

Weltmuseum Wien: Kulturgüter problematischer Herkunft. ORF-FERNSEHBERICHT (6 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Hohes-Haus/1264/Hohes-Haus/14050379/Kulturgueter-problematischer-Herkunft/14690519. Als Österreich noch ein großes Reich war, wurden Kunstgegenstände und Kulturgüter aus der ganzen Welt in der Residenzstadt Wien zusammengetragen und bildeten den Grundstock der heute weltweit berühmten Museen und Sammlungen. Doch viele dieser Gegenstände wurde geraubt, geplündert, oder haben eine andere problematische Erwerbsgeschichte. Seit längerem gibt es eine Diskussion, wie die Republik mit diesen Kunstgegenständen umgehen soll. Sollen etwa Museen Erwerbe aus der afrikanischen Kolonialzeit zurückgeben? +++ Weitere Medienberichte: “Geben ist schwieriger denn nehmen: Sollen Museen Erwerbe aus der afrikanischen Kolonialzeit zurückgeben? Die Debatte ist auch in Österreich entbrannt.” (Wiener Zeitung, 26.2.2020): https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/kunst/2052078-Geben-ist-schwieriger-denn-nehmen.html; Kuratorin will Debatten über Raubkunst fördern (Standard, 31.12.2020): https://www.derstandard.at/story/2000112771454/kuratorin-will-debatten-ueber-raubkunst-foerdern; “Als Mäzen unterstützte Nathaniel Rothschild den Ankauf der Benin-Bronzen” (Standard, 9.2.2020): https://www.derstandard.at/story/2000114295661/als-maezen-unterstuetzte-nathaniel-rothschild-den-ankauf-der-benin-bronzen; “Projekt Digital Benin: Als die Briten den Palast plünderten. Vor gut 120 Jahren erbeuteten britische Truppen bei einem militärischen Schlag gegen das Königreich Benin Tausende von Kunstobjekten” (Berliner Zeitung, 24.4.2020): https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/kolonialismus-digital-benin-als-die-briten-den-palast-pluenderten-li.81918; “Das Erbe kann wiederkommen: Afrikas neue Museen. Die Debatte um die Rückgabe von Kunst aus einstigen Kolonien befeuert ambitionierte Bauprojekte.” (Kurier, 20.6.2019): https://kurier.at/kultur/das-erbe-kann-wiederkommen-afrikas-neue-museen/400528561.

Graz (Stmk): Alter Stollenzugang freigelegt

Kaum zu übersehen klafft derzeit ein tiefer Einschnitt am Kalvarienberg im 4. Bezirk Lend. Darin befindet sich ein nach dem Krieg zugeschütteter und jetzt wieder offener Zugang zu ehemaligen Luftschutzstollen aus dem Zweiten Weltkrieg. Wegen des damals zerstörten Felsvorsprungs klafft jetzt ein tiefes Loch im Kalvarienberg. Weil der Berg und die kirchliche Anlage in ihrer Gesamtheit seit 2009 denkmalgeschützt sind, muss die Pfarre den wieder geöffneten Zugang mit einer Betonkonstruktion künstlich überdachen lassen und den Wiesenhang rekonstruieren. ORF-BERICHT WEITERLESEN: https://steiermark.orf.at/stories/3052756 +++ Weiterer aktueller Medienbericht: “Alter Stollen-Zugang zu Grazer Kalvarienberg freigelegt (Studium.at, 11.6.2020): https://www.studium.at/alter-stollen-zugang-zu-grazer-kalvarienberg-freigelegt

Älterer iD-Bericht, 21. Mai 2020

Der Kalvarienbergstollen im 4. Grazer Bezirk Lend ist großteils unverändert aus der Bauzeit im Zweiten Weltkrieg erhalten, Geländer oder Latrinen befinden sich im Originalzustand. Seit 2006 engagiert sich Friedrich Hager für den im Besitz der Pfarre Kalvarienberg befindlichen Luftschutzstollen und möchte den Stollen für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich machen. Auch jetzt schon können Interessierte eine Führung von ihm bekommen. Jetzt werden Arbeiten dazu durchgeführt, unter anderem wird daran gearbeitet den zugemauerten, zweiten Zugang wieder zu öffnen. Alle Arbeiten werden in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt durchgeführt. MeinBezirk-Artikel weiterlesen: https://www.meinbezirk.at/graz/c-lokales/frische-luft-fuer-den-kalvarienbergstollen_a4072719 +++ Weitere Medienberichte: “Kalvarienberg-Stollen: Ein unsichtbares Kriegsrelikt” (Annenpost; 18. Juni 2019): http://www.annenpost.at/2019/06/18/luftschutzstollen-kalvarienberg-lend-geschichte; “Neue Pläne für den Grazer Kalvarienberg. 3000 Menschen bot der Luftschutzstollen im Kalvarienberg Schutz vor Bombenangriffen. Eine Initiative macht sich nun für die Sanierung stark.” (Kleine Zeitung, 23.12.2017): https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/5343429/Im-Grazer-Norden_Neue-Plaene-fuer-den-Grazer-Kalvarienberg +++ KALVARIENBERG-VIDEO (25 min) “Kalvarienberg Stollen Graz Erster Luftangriff auf Graz: 25. Februar 1944”: https://www.youtube.com/watch?v=DnguTE7RGKQ +++ Der Grazer Kalvarienberg auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Grazer_Kalvarienberg.

Schloss Leopoldstein (Stmk.): Denkmalgeschützte Tür gestohlen. Zeugen gesucht

Unbekannte Täter stahlen eine denkmalgeschützte Tür eines Nebeneingangs von Schloss Leopoldstein in Eisenerz. Besitzer des Schlosses haben eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt. Der Zeitpunkt des Diebstahls kann schon Wochen zurückliegen. Die Holztür aus dem Ende des 19. Jh. ist mit Schmiedeeisenbeschlägen in Form von sogenannten „Lebensbäumen“ versehen. Die Polizei sucht Zeugen und bittet um sachdienliche Hinweise: Polizeiinspektion Eisenerz: Tel.: +43 59133 6321. KLEINE ZEITUNG-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.kleinezeitung.at/steiermark/leoben/5831396/Zeugen-gesucht_Schloss-Leopoldstein_Denkmalgeschuetzte-Tuer-gestohlen sowie in der KRONENZEITUNG: https://www.krone.at/2180175 +++ Originale Presseaussendung der Landespolizeidirektion (LPD Steiermark; 26.6.2020): https://www.polizei.gv.at/stmk/presse/aussendungen/presse.aspx?prid=474B435948644D4C6A426F3D&pro=0 +++ Das Schloss Leopoldstein wurde im Kern um 1670 erbaut. Prinz Arnulf von Bayern ließ das Schloss zwischen 1890 und 1895 nach dem Vorbild der bayrischen Königsschlösser im historisierenden Stil zu einer Sommerresidenz umbauen. +++ Schloss Leopoldstein auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Leopoldstein +++ Ältere Medienberichte zu Schloss Leopoldstein: “Schloss Leopoldstein: Gespräche um Verkauf in der Endphase. Gerüchte brodeln um den Verkauf von Schloss Leopoldstein in Eisenerz. WAG Linz-Chef Wolfgang Schön bestätigt Verhandlungen.” (20.1.2018; Kleine Zeitung): https://www.kleinezeitung.at/steiermark/leoben/5356628/Eisenerz_Schloss-Leopoldstein_Gespraeche-um-Verkauf-in-der-Endphase; “Wie ein Schloss in die Causa Buwog kam. Im Buwog-Prozess wird Exbanker Georg Starzer befragt. Er bestreitet, dass die RLB OÖ Peter Hochegger ein Schloss als Provisionsersatz angeboten habe” (12.2.2018; Der Standard): https://www.derstandard.at/story/2000074131161/wie-ein-schloss-in-die-causa-buwog-kam.

Ö1-Radio: Geschütztes Erbe (“Journal Panorama”; 7.7.2020)

Ö1 Radio – Journal Panorama, Di., 7. Juli 2020, 18:25 bis 18:55 Uhr

Geschütztes Erbe – Anforderungen an den Denkmalschutz im 21. Jahrhundert

Gestaltung: Uschi Mürling-Darrer

Mit Interview INITIATIVE DENKMALSCHUTZ: ab 18:47 Uhr bis 18:49 (ab Minute 22)

BIS Di.. 14.7.2020, ca. 18 Uhr: HIER  NACHHÖRBAR: https://oe1.orf.at/programm/20200707/604240/Geschuetztes-Erbe

Was bedeutet Denkmalschutz heutzutage? Geht es darum, das zu bewahren, an das wir uns erinnern sollen? Oder ist es die Befürchtung, ein Stück Identität zu verlieren, wenn Relikte vergangener Epochen nicht mehr existieren?

Nach dem Ersten Weltkrieg wollte man mit einem Ausfuhrverbot von Kunstgegenständen vermeiden, dass die hungernde Bevölkerung Kulturgüter verscherbelt. Daraus entstand 1923 das erste Denkmalschutzgesetz, auf das unser jetziges noch immer aufbaut – freilich nicht ohne einige Male novelliert zu werden. So wurde etwa klargestellt, dass es keine Erhaltungs- oder Instandsetzungspflicht gibt. Für Kritiker ist damit der Denkmalschutz in Österreich ein schwaches, wenn nicht gar zahnloses Gesetz. Immer wieder sei man auf Bürgerinitiativen oder Medien angewiesen, um Denkmalschutz durchzusetzen, sagen Kritiker. Hinzu kommen neue Anforderungen und Herausforderungen, die sich zum Beispiel durch die Vergangenheitsbewältigung ergeben, Stichwort Hitler-Geburtshaus. Oder, dass es auch in denkmalgeschützten Bauten inzwischen den Anspruch auf Barrierefreiheit gibt und man Gebäude für eine sinnvolle Nutzung modernisieren muss.

 

 

Villa Lindweg 17 (Graz): Trotz Einwendungen gegen Bebauungsplan Villa wird schon abgerissen

Die hübsche kleine Villa Lindweg 17 im 3. Grazer Bezirk Geidorf muss dran glauben, obwohl der Bebauungsplan noch nicht rechtskräftig ist. Der Bebauungsplan 03.23.0 hat dieses Objekt quasi zum Verschwinden genötigt. Gegen den Bebauungsplan wurden Einwendungen erhoben. Dennoch muss die Soko Altstadt rund um Peter Laukhardt am 12. August 2020 bereits den Abbruch der Villa Lindweg 17 mit ansehen. Peter Laukhardt fürchtet nun – wie schon in seiner Einwendung zum Bebauungsplan angeführt -, dass die Gebäude Lindweg 5 (einstöckiger Bau), Lindweg 11 (Villa), Lindweg 23 (kleines Haus) und Lindweg 25 (villenartiges Landhaus) ebenso diesem neuen Bebauungsplan zum Opfer fallen werden. +++ Villa Lindweg 17 auf Baugeschichte.at: https://baugeschichte.at/Lindweg_17 +++ Villa Lindweg 11 auf Baugeschichte.at: https://baugeschichte.at/Lindweg_11.

Müllendorf (Bgld.): Sensationsfund römische Kleinstadt wird untersucht

Voriges Jahr wurde beim Bau von neuen Wohnhäusern bei der Hauptstraße 39 in Müllendorf ein einzigartiger Fund gemacht: eine römische Siedlung in dieser Größe wurde im Burgenland noch nie entdeckt. Jetzt wurden die denkmalgeschützten Überreste dieser römischen Kleinstadt von einem Team der Universität Wien hat untersucht. Noch zwei Jahre wird weitergegraben, was danach mit dem Grundstück passiert, steht noch nicht fest. Der Grund gehört der Neuen Eisenstädter Siedlungsgenossenschaft und ist aktuell vom Land Burgenland gepachtet. ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (3 min, 13.9.2020): https://tvthek.orf.at/profile/Burgenland-heute/70021/Burgenland-heute/14064496/Muellendorf-steht-auf-roemischer-Kleinstadt/14759952 +++ ORF-Bericht lesen: https://burgenland.orf.at/stories/3066502. +++ Das Ausgrabungsgelände bei der Haupstraße 39 siehe Google Maps. +++ Weitere Medienberichte: “‘Tag der offenen Grabung’: Auf den Spuren der Römer in Müllendorf” (8.9.2020, BVZ): https://www.bvz.at/eisenstadt/tag-der-offenen-grabung-auf-den-spuren-der-roemer-in-muellendorf-muellendorf-roemer-archaeologie-222863337; “Auf den Spuren der Römer: ‘Tag der offenen Grabung’ am 11.9. in Müllendorf” (9.9.2020, MeinBezirk): https://www.meinbezirk.at/eisenstadt/c-lokales/tag-der-offenen-grabung-am-119-in-muellendorf_a4228308

Historische Entdeckung: Burgenland als Fundgrube für Archäologen (13.9.2020, Krone): https://www.krone.at/2228941

Ältere Medienberichte:

20.3.2019 (BVZ):Sensationsfund: Verhindert Römerfund Wohnbauanlage in Müllendorf?: https://www.bvz.at/eisenstadt/sensationsfund-verhindert-roemerfund-wohnbauanlage-in-muellendorf-muellendorf-wohnbau-archaeologie-baustopp-ausgrabungen-neue-eisenstaedter-siedlungsgesellschaft-140596371

10.7.2019 (BVZ): Gespräche: Was passiert mit Bau in Müllendorf ?: https://www.bvz.at/eisenstadt/gespraeche-was-passiert-mit-bau-in-muellendorf-muellendorf-neue-eisenstaedter-siedlungsgesellschaft-roemerzeit-archaeologische-funde-154178025

Denkmalliste in Müllendorf (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_M%C3%BCllendorf.

 

 

Hainburg (NÖ): Ehem. Tuchfabrik wird Kindergarten

Der ehemalige Götzenhof – an der Stadtmauer von Hainburg an der Donau gelegen – war Pontonierkaserne und danach seit 1702 eine k.k. Tuchfabrik (laut Stadler: seit 1725/27). Sie “ist das einzige in Österreich noch erhaltene Gebäude aus der Frühzeit des Merkantilismus in Österreich” (Zitat NÖN). In dem auch als ‘Wasserkaserne’ bezeichneten langgestreckten Gebäude mit Korbbogenportal (bez. 1702) und 25 Fensterachsen wurden im 20. Jahrhundert im 1. Stock Wohnungen errichtet. Jetzt wird ab Oktober das seit 2016 denkmalgeschützte Gebäude in der Oppitzgasse 9 revitalisiert und ein Kindergarten eingerichtet. Die Sparkasse Hainburg Privatstiftung hat für das insgesamt 6.800 Quadratmeter große Areal den Architekten Rainhardt Gallister beauftragt. NÖN-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.noen.at/bruck/grossprojekt-hainburg-stiftung-saniert-wasserkaserne-fuer-kinder-hainburg-a-d-donau-sanierung-kindergarten-wasserkaserne-print-227347179 (12.10.2020, “Großprojekt: Hainburg: Stiftung saniert Wasserkaserne für Kinder”)

Kurzbeschreibung: “Ehem. Tuchfärberei und Tuchfabrik, Wasserkaserne und Götzenhof“, Oppitzgasse 9: Der Götzenhof, auch Wasserkaserne, war wohl ein Ministerialenhof der Röthelstein-Haslauer. Er wurde urkundlich 1411 als herzogliches Lehen erwähnt, fiel aber bereits 1590 öde. 1702 wurde eine k. k. Tuchfabrik errichtet, von 1829 bis 1845 Kaserne des k. k. Mineurcorps. Aktuell befindet sich eine städtische Wohnhausanlage auf dem Gelände, die zweigeschoßige Anlage erstreckt sich um einen weitläufigen, im Norden und Osten von der Stadtmauer begrenzten Hof, die Einfahrt hat ein Kreuzgratgewölbe und ein Korbbogenportal.” (Quelle: Denkmalliste Wikipedia). +++ Vgl. auch Eintrag im Buch von Gerhard A. Stadler.

Fotos vom ehem. Götzenhof auf Wikipedia: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:G%C3%B6tzenhof_Hainburg_an_der_Donau?uselang=de

Älterer Medienbericht:

Dez. 2008, NÖN (Nr. 52/2018):
Grabungen geplant / Die Stiftung will der Gemeinde die Wasserkaserne abkaufen und archäologische Grabungen veranlassen. Privatstiftung will die Wasserkaserne kaufen: https://www.stiftung-hainburg.at/wp-content/uploads/2017/03/noen_52_2008.pdf

Literatur:

Gerhard A. Stadler, Das industrielle Erbe Österreichs, Geschichte – Technik – Architektur, Wien-Köln, Weimar 2006, Seite 296, Eintrag “Tuchmanufaktur in der Pontonierkaserne, Oppitzgasse 9, Hainburg an der Donau”

Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Band: Niederösterreich südlich der Donau, Teil 1: A bis L (Hrsg. Bundesdenkmalamt), Horn/Wien 2003, Seite 692

 

 

Schlachthofblock Innsbruck (Tirol): Teilabriss der legendären Wohnbausiedlung (1911-25)

Der legendäre Schlachthofblock im Innsbrucker Stadtteil Dreiheiligen-Schlachthof entstand zunächst 1911-13 als Dienstwohngebäude für die Bediensteten des Städtischen Schlachthofs (Schlachthofgasse 2-6). Nach Abriss des Schlachthofs selbst wurden auf dessen Areal die bestehenden Dienstwohngebäude 1922-1925 zu einem geschlossenen Wohnhof unter Leitung des Stadtbaudirektors Jakob Albert (1880-1974) und dem Architekten (und Maler) Theodor Prachensky (1888-1970) im Auftrag der Vaterländischen Baugesellschaft nach Vorbild der Wiener Gemeindebauten erweitert (Bauausführung: Firmen Josef Retter und Anton Fritz; Erzherzog-Eugen-Straße 25-39 und 24-28, Matthias-Schmid-Straße 2-8, Schlachthofgasse 8-14). Der Schlachthofblock gilt somit als ältester Sozialer Wohnbau in Innsbruck. Der Architekt Theodor Prachensky zählt mit seinem Bruder Wilhelm Nikolaus Prachensky und Lois Welzenbacher, Clemens Holzmeister, Franz Baumann sowie Siegfried Mazagg zu den maßgebenden Architekten der Zwischenkriegszeit in Tirol. Die 19 fünfgeschoßigen Häuser bilden eine geschlossene Anlage mit 183 Wohnungen. Der Innenhof dieser Wohnanlage ist völlig frei von Stöcklgebäuden – er dient ausschließlich als Spiel- und Erholungsraum – und zeigt dadurch den qualitativen Unterschied des städtischen vom privaten Wohnbau, der viel profitorienterter ausgerichtet war. Die Wohnhausanlage gilt als Prototyp für weitere städtische Wohnbauten in Innsbruck (u.a. Vorbild für den 1926/27 erbauten, heute denkmalgeschützten Pembaurblock in Innsbruck-Pradl). Nach jahrelangen Debatten zwischen Totalabriss und Komplettsanierung wurde jetzt ein Kompromiss erzielt: Rund zwei Drittel sollen saniert, der Rest soll abgerissen werden. Die Innsbrucker Immobilien GmbH sowie die Mehrheit des Bauausschusses unter dem Obmann Lucas Krackl (Bürgerliste “Für Innsbruck”; gemeinsam mit ÖVP) waren für einen Totalabriss eingetreten, weil man dadurch mehr Wohnungen zu einem günstigeren Preis hätte schaffen können, doch dann fand ein Sanierungsantrag von SPÖ-Stadtparteiobmann Helmut Buchacher mit Unterstützung der Grünen zur Überraschung aller im Gemeinderat eine Mehrheit. Man wollte auch die baukulturelle und soziale Bedeutung des nicht denkmalgeschützten Schlachthofblocks würdigen, sodass man sich für die Erhaltung eines Großteils der Anlage entschieden hatte. Rückenwind für diese Entscheidung gaben nicht nur die Stadtplanung und der Gestaltungsbeirat, sondern auch – in diesem Fall unzuständige(!?!) – Beirat gemäß Stadt- und Ortsbildschutzgesetz (SOG), denn diese Gremien hätten sich gegen einen Abbruch ausgesprochen. Der Gestaltungsbeirat betonte bei einem Abriss auch die Gefahr, dass „dieses Beispiel Schule machen würde und innerhalb kurzer Zeit der großflächige Verlust der bisher Innsbruck prägenden gründerzeitlichen Bausubstanz die Folge wäre. Jetzt sollen gerade die ältesten Gebäudeteile Schlachthofgasse 2 bis 6 (Nr. 2: Dienstwohngebäude für Schlachthofangestellte, Nr. 4-6, ehem. Wohnhaus der Wohnfürsorge; erbaut 1911-13) sowie die jüngeren Gebäude in der Ingenieur-Etzel-Straße 24, 26 und 28 (auf der Nordwestseite Richtung Viaduktbögen) abgerissen und neu errichtet werden. Die prägenden Fassaden zur Erzherzog-Eugen-Straße und Matthias-Schmid-Straße bleiben erhalten. AKTUELLER TIROLER-TAGESZEITUNG-ARTIKEL: https://www.tt.com/artikel/17588446/knapp-50-millionen-euro-fuer-den-schlachthofblock-neu-in-innsbruck (27.11.2020, “Knapp 50 Millionen Euro für den ‘Schlachthofblock neu’ in Innsbruck”) +++ Weiterer aktueller Medienberichte in KRONE: https://www.krone.at/2285114 (27.11.2020, “Teilabriss: Streit um Innsbrucker Schlachthofblock entschieden”); MeinBezirk: https://www.meinbezirk.at/innsbruck/c-lokales/abbruch-neubau-sanierung-studentenwohnungen-und-barrierefreiheit_a4367381 (26.11.2020, “Schlachthof: Abbruch, Neubau, Sanierung, Studentenwohnungen und Barrierefreiheit”).

26.11.2020, Das Sanierungsprojekt auf “Innsbruck informiert”
Richtungsweisende Pläne beim Schlachthofblock: Schritte für Sanierung und teilweisen Neubau in Dreiheiligen präsentiert: https://www.ibkinfo.at/schlachthofblock-plaene

Offizielle Presseaussendung der Immobiliengesellschaft der Stadt Innsbruck (IIG):
Richtungsweisende Pläne beim Schlachthofblock: Schritte für Sanierung und teilweisen Neubau in Dreiheiligen präsentiert: https://www.iig.at/presse/presseaussendungen/presseaussendungen-detail/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=1148&cHash=f3532aa4cb14db4d61e9b0ea48cc0b9d

Der Architekt und Maler Theodor Prachensky (*1888, +1970)
– auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Prachensky
– im Archiv für Baukunst (Universität Innsbruck): https://archiv-baukunst.uibk.ac.at/archive_showperson.php?id=6
– auf Website Michael (Familie) Prachensky: http://www.prachensky.com/michael/familie/theodor.php

Politische Reaktionen (26.11.2020):
Schlachthofblock wird saniert: SPÖ-Buchacher: „Jahrelanger Leerstand wird durch neues, leistbares Wohnen belebt.“: https://www.spoeinnsbruck.at/2020/11/26/schlachthofblock-wird-saniert (SPÖ Jänner 2019: https://www.spoeinnsbruck.at/2019/01/15/gibt-es-eine-zukunft-fuer-den-schlachthofblock)

Über die Anfänge des städtischen Wohnbaus in Innsbruck (Innsbrucker Stadtnachrichten 1991, Nr. 11, Seite 32):
https://issuu.com/innsbruckinformiert/docs/_innsbrucker_stadtnachrichten_199111_nr11_gesamt/32

Literatur/Quellen (u.a.):

Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band 1 (Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg), Salzburg und Wien 1980, Seite 374

Architekturführer Innsbruck
herausgegeben von Christoph Hölz, Klaus Tragbar, Veronika Weiss, Haymon verlag, 2017, Eintrag-Nr. 124 (CH; Christoph Hölz) (https://www.haymonverlag.at/produkt/7204/architekturfuehrer-innsbruck-architectural-guide-innsbruck)

Ältere Medienberichte

12.11.2016, Tiroler Tageszeitung
Schlachthofblock: Auf der Suche nach dem Kompromiss
https://www.tt.com/artikel/12247329/schlachthofblock-auf-der-suche-nach-dem-kompromiss

30.5.2016, Kurier
Ende der sozialen Wohnromantik
https://kurier.at/chronik/oesterreich/innsbruck-ende-der-sozialen-wohnromantik/201.554.164

17.5.2016, Mein Bezirk
Schlachthofblock: Letzter Anlauf für eine Sanierung
https://www.meinbezirk.at/innsbruck/c-lokales/schlachthofblock-letzter-anlauf-fuer-eine-sanierung_a1737737

10.5.2016, Mein Bezirk
Schlachthofblock: SPÖ will gegen Abriss ‘kämpfen’
https://www.meinbezirk.at/innsbruck/c-lokales/schlachthofblock-spoe-will-gegen-abriss-kaempfen_a1731389

5.5.2016, Tiroler Tageszeitung
Mehrheit will den Abbruch des Innsbrucker “Schlachthof-Blocks“
https://www.tt.com/artikel/11455489/mehrheit-will-den-abbruch-des-innsbrucker-schlachthof-blocks

Linktipp (nebenbei):

Filmprojekt “Schlachthofblock” (Durchführung: 12/2017)
Ein Projekt von Melanie Hollaus, GUF Gruppe Unabhängiger FilmemacherInnen, stadt_potenziale 2016
https://stadtpotenziale.at/projektarchiv/2016/schlachthofblock.html

9.10.2014, Stadtteilrelikte – Der Schlachthof (Provinnsbruck-at)
http://provinnsbruck.at/allgemein/stadtteilrelikte-der-schlachthof

 

Palliardihaus Klagenfurt (Ktn): Nach skandalösem Abriss Neubau fertiggestellt

Jetzt im Dezember 2020 wurde der Neubau in der Karfreitstraße 16 in der Klagenfurter Altstadt schräg gegenüber dem Dom fertiggestellt (siehe Projektbeschreibung). Mehr als ein Jahrzehnt hat es gedauert, bis 2017 der Denkmalschutz für das stattliche, barocke Bürgerhaus am Domplatz (zwischen der Karfreitstraße und Spengergasse) aufgehoben und grünes Licht für den Abriss der spätklassizistischen Fassade erteilt wurde. Im Dehio-Handbuch (Hrsg. Bundesdenkmalamt) wird das so genannte  Palliardi-Haus (benannt nach dem legendären Gesellschaftsfotografen, der bis zuletzt dort sein Geschäft hatte) folgendermaßen beschrieben: “2geschossiger, um einen Hof gruppierter Bau, aus dem 17. Jh. 1854 von Alois Cargnelutti umgebaut, aufgestockt und neufassadiert. Spätklassizistische Fassade mit ionischer Riesenpilasterordnung und Edelweißblüten in der Attikazone. Im U-förmigen Hoftrakt Getreidelagerraum mit Ziegelgitteröffnungen”. Auf Grund dieser kulturhistorischen Bedeutung wurde das Gebäude vom Bundesdenkmalamt ca. 1997 unter Denkmalschutz gestellt. 2006 wurde bereits das Innere des Hauses laut der Grünen Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann widerrechtlich abgerissen, obwohl gemäß Denkmalschutzbescheid die straßen- und hofseitige Erscheinung, d.h. Fassaden und Dächer sowie das Stiegenhaus unter Denkmalschutz standen.

 

Karfreitstraße 16 nach Abriss des Innenbaues, Klagenfurt

Zustand Palliardi-Haus nach widerrechtlichem Abriss des Gebäude-Inneren 2006, Blick von Spengergasse, (c) Evelyn Schmid-Tarmann

Ein Gewölbe war zuvor eingebrochen. Danach gab es immer wieder Pläne, hinter der dann weiterhin denkmalgeschützten Fassade ein Wohnhaus zu errichten. Die straßenseitige Fassade war dann jahrelang verhüllt (vgl. Foto) und in dieser Zeit erfolgte offenbar auch eine Änderung des Bebauungsplanes(?). 2017 schließlich hat das Bundesdenkmalamt in einem Bescheid festgestellt, dass trotz Sicherungsmaßnahmen der Erhalt der Hauptfassade mitsamt dem noch verbliebenen Rest eines Gewölbes im Erdgeschoß gescheitert sei. Sollte sie saniert werden, sei das nur mit Veränderungen der Bausubstanz möglich. Der Dokumentationswert und die Bedeutung als Denkmal seien nicht mehr ausreichend vorhanden, so die damalige Begründung für die Denkmalschutzaufhebung (“Durch Zeitablauf und Zerstörung hat das Haus jede Bedeutung als schützenswertes Denkmal verloren”). Der Landeskonservator Gorazd Živkovič (Bundesdenkmalamt Kärnten) anlässlich der der Denkmalschutzaufhebung: “Wir legten Pläne für den Schutz der Fassade vor. Das Projekt scheiterte, weil die Geschoßhöhe nicht passte. Wir konnten aber nicht zulassen, dass ein zusätzliches Stockwerk eingezogen wird. Alles, was wir erreichen konnten, war die zweimalige Notsicherung der Fassade.” Bei der Spatenstichfeier für den Neubau im April 2019 erklärte der Geschäftsführer der Firma Wobik Immobilien, Ernst Kreihsler erfreut, dass man sich 2017 mit dem Denkmalamt in einem mühsamen, aber erfolgreichen Prozess auf den Abriss einigen hat können. „Es wäre hier sonst kaum möglich gewesen, eine vernünftige, kleine, attraktive Wohnhausanlage zu errichten.” Jetzt wurden 33 Wohnungen mit Tiefgarage sowie zwei Geschäftslokalen errichtet (Adresse: Karfreitstraße 16, Karfreitstraße 18, Spengergasse 3, Spengergasse 5). 5MIN-WEITERLESEN: https://www.5min.at/202012339058/gute-nachrichten-aus-der-karfreitstrasse (22.12.2020, “Neues aus der Innenstadt: Gute Nachrichten aus der Karfreitstraße”)

Karfreitstraße 16, Klagenfurt

Der Neubau in der Karfreitstraße 16, nachdem der Denkmalschutz für das barocke Bürgerhaus 2017 aufgehoben und abgerissen wurde, Foto: Evelyn Schmid-Tarmann (Grüne Klagenfurt)

Ältere Medienberichte und Presseaussendungen / Quellen:

25. April 2019, Klagenfurt: Wohnanlage statt Palliardi-Haus
https://kaernten.orf.at/v2/news/stories/2978089
Neubauprojekt: Spatenstich für 33 neue Wohnungen beim Dom (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/5618208/Neubauprojekt_Spatenstich-fuer-33-neue-Wohnungen-beim-Dom

19. April 2018, Palliardi-Haus: Baustart für Wohnprojekt mit Tiefgarage (Bezahlschranke)
https://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/5609308/Klagenfurt_PalliardiHaus_Baustart-fuer-Wohnprojekt-mit-Tiefgarage

15. Februar 2018, Nach Abriss klafft ein Loch am Domplatz. Eigentümer des Grundstückes, auf dem das Palliardi-Haus stand, hält sich über mögliche Projekte bedeckt (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/5371918/Klagenfurt_Nach-Abriss-klafft-ein-Loch-am-Domplatz

8. April 2017, Jetzt ist auch das Schicksal des Palliardi-Hauses in der Karfreitstraße besiegelt: Altes Klagenfurt schwindet. Kronen-Zeitung (mit Zitat Gorazd Živkovič; kein Link vorhanden)

3. April 2017, Grüne Klagenfurt: Palliardihaus-Abriss wird Nachahmer finden
https://www.mein-klagenfurt.at/aktuelle-pressemeldungen/pressemeldungen-april-2017/palliardihaus-abriss-wird-nachahmer-finden

28. März 2017, Palliardi-Haus: Denkmalschutz aufgehoben
https://kaernten.orf.at/v2/news/stories/2833546
Palliardi-Haus wird jetzt abgerissen. Denkmalamt gibt grünes Licht für Pläne des Besitzers. Das Haus ist in den vergangenen Jahren stark verfallen (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/5190931/Klagenfurt_PalliardiHaus-wird-abgerissen

24. Februar 2016, “Geisterhaus” ärgert Nachbarn. Auch zehn Jahre nach Teilabriss steht von dem Palliardi-Haus in der Karfreitstraße in Klagenfurt nicht mehr als die denkmalgeschützte Fassade. Eigentümer ist für Kaufangebote offen (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/4932062/KLAGENFURT_Geisterhaus-aergert-Nachbarn

29. Jänner 2014, Hier nagt der Zahn der Zeit. Landeskonservator stellt Klagenfurt bei der Denkmalpflege zwar ein sehr gutes Zeugnis aus, doch es gibt auch drastische Negativbeispiele wie das Palliardi-Haus. (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/4122731/Hier-nagt-der-Zahn-der-Zeit

28. September 2013, “Ich habe Angst um mein Hotel”. Seit sechs Jahren hängt vor dem abgerissenen Palliardi-Haus gegenüber vom Dom in Klagenfurt eine Plane. Jetzt klagen Nachbarn an: Der “Schandfleck” soll Schäden an ihren Häusern verursachen (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/4088851/Abgerissenes-PalliardiHaus_Ich-habe-Angst-um-mein-Hotel

3. September 2013, Schandfleck könnte bald Geschichte sein. Gemeinderat soll Nägel mit Köpfen machen und Änderung des Bebauungsplans beschließen. https://www.meinbezirk.at/klagenfurt/c-lokales/schandfleck-koennte-bald-geschichte-sein_a673760

12. Jänner 2012,Grüne Klagenfurt: Abbruchruine Palliardi-Haus prägt den Domplatz
https://klagenfurt.gruene.at/abbruchruine-palliardi-haus-praegt-den-domplatz

11. Jänner 2012, Hinter der Fassade brodelt es. Schandfleck in der Stadt: Seit 2006 steht vom Palliardi-Haus in der Karfreitstraße nur die Fassade. Aber noch heuer sollen dort 24 Wohnungen errichtet werden (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/3913469/Hinter-der-Fassade-brodelt-es

Literatur:

Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Band: Kärnten, Topographisches Denkmälerinventar, herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, 3. erweiterte und verbesserte Auflage, Wien 2001, Seite 380 (siehe: https://bda.gv.at/publikationen/details/dehio-kaernten-die-kunstdenkmaeler-oesterreichs)

Denkmalliste, Eintrag Karfreitstraße 16, 2010

Eintrag in der Denkmalliste des Bundesdenkmalamtes (Stand: 28 Mai 2010)

Liste der denkmalgeschützten Objekte in Klagenfurt am Wörthersee-Klagenfurt – Ehemalige Denkmäler (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Klagenfurt_am_W%C3%B6rthersee-Klagenfurt#Ehemalige_Denkm%C3%A4ler

Verlorenes Erbe (Wien): Der eiserne Pavillon im Stadtpark

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ im ORF2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 26.2.2021 der eiserne Pavillon unter dem Titel “Wohin verschwand der Stadtpark-Pavillon?” behandelt. 1862 wurde der prachtvoll gusseiserne Pavillon aus der Fürstlich Salm’schen Eisengießerei  am Ufer des Teiches aufgestellt. Andreas Nierhaus (Kurator Wien Museum) erklärt: “Der eiserne Pavillon im Stadtpark hat ganz dem Geschmack um die Mitte des 19. Jh.  entsprochen, als man sich mit maurischen, orientalischen Formen umgeben hat, sowohl im Wohnraum als auch im öffentlichen Bereich. Orientalische Formen waren eine Mode der damaligen Zeit und gleichzeitig hat das Eisen, das neue industriell verarbeitete Material Eisen sich besonders dazu geeignet, mit orientalischen Formen umgesetzt zu werden, diese durchbrochenen Formen konnte man im Eisen sehr gut umzusetzen.”

Stadtpark Postkarte, Wien 1905

Der Stadtpark mit dem eisernen Pavillon auf einer Postkarte von 1905 (public domain)

Wie aber konnte dieses Bauwerk einfach verschwinden? Erzeugt wurde es in der böhmischen Eisenschmiede Blansko bei Brünn, sie gehörte dem Adelsgeschlecht Salm-Reifferscheidt (im ORF-Beitrag Interview mit Niklas Salm-Reifferscheidt, Nachfahre der Besitzer der Blansko Werke, Schloss Steyregg bei Linz). Die Idee des Pavillons war bei einer bedeutenden Ausstellung Bekanntheit zu erlangen, um natürlich mehr Produkte verkaufen zu können. Und so ist dieser Pavillon als etwas ganz Besonderes gebaut worden. Die “Ostdeutsche Post” vom 14. März 1862: “Das Komitee für den Stadtpark hat den seit Jahren in der Salm’schen Eisengießerei aufgestellten prachtvollen Pavillon, welcher bei der Londoner Weltausstellung für viel Aufsehen erregte und für den damals ein Preis von 18.000 Gulden verlangt wurde, um den gewiss billigen Preis von 3.500 Gulden angekauft, um ihn an einem geeigneten Punkte des Parkes zum Vergnügen des Publikums aufzustellen.” [Nach Recherchen von Andreas Nierhaus wurde der Pavillon nicht auf der Londoner Weltausstellung 1851 ausgestellt, sondern auf der “Ersten Allgemeinen Deutschen Industrieausstellung” in München 1854, vgl. ausführlichen Wien Museum-Beitrag]. Wien Museum Kurator-Nierhaus, erklärt: “Die Zeit, in der der Pavillon errichtet wurde, um 1850, war eine Zeit des Experimentierens mit diesem neuen Material Eisen, und in dem Zusammenhang muss man dieses Gebäude auch verstehen.” Deswegen wurde er wohl auch so aufwändig und verspielt gestaltet. Das Verschwinden des Pavillons bleibt rätselhaft, wann der Pavillon weggekommen ist, ist nicht bekannt. Vermutlich hat man ihn aber nach dem Krieg einfach verschrottet bzw. eingeschmolzen, was in dieser Zeit nichts ungewöhnliches war. ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (6 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14083356/Wohin-verschwand-der-Stadtpark-Pavillon/14867849 (26.2.2021, ORF ‘Studio 2’, “Wohin verschwand der Stadtpark-Pavillon?”)

Literatur / Lesetipp:

Andreas Nierhaus, “Der eiserne Pavillon im Wiener Stadtpark. ‘Zum Vergnügen des Publikums'”, 7.2.2021 (Wien Museum). Im Frühjahr 1862 begannen die Bauarbeiten zum Stadtpark. Für die Ausschmückung des Grünraums kaufte man u.a. einen Pavillon, der von der Fürstlich Salm’sche Eisengießerei im mährischen Blansko gefertigt worden war. Er wurde zum beliebten Treffpunkt und zum Postkartenmotiv – bis zu seiner Demontage nach dem Zweiten Weltkrieg: https://magazin.wienmuseum.at/der-eiserne-pavillon-im-wiener-stadtpark