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Großenzersdorf bei Wien (NÖ): Kantorhaus der ehem. Synagoge abgerissen

Alles ist planiert, das Kantorhaus (früher Sitz des Rabbiners) abgerissen, jetzt sind viele Bewohner von Groß-Enzersdorf erschrocken: Hätte man das Denkmal nicht erhalten können? Die Synagoge mit dem Kantorhaus wurde 1897 vom Architekten Jakob Gartner erbaut. Nach den Verwüstungen in der NS-Zeit wurde das Synagogengebäude direkt an der Kaiser Franz Josef-Straße 11 1961 abgerissen, das ehemalige Kantorhaus am rückwärtigen Grundstück wurde erst jetzt geschleift (Luftbild Google Maps mit Kantorhaus). Das Bundesdenkmalamt hatte zuvor noch das Fundament der Synagoge archäologisch untersucht. Die Archäologin Ute Scholz (Leiterin der archäologischen Grabung) bedauert, dass das Kantorhaus einem Neubau weichen muss. Die Firma Glorit wird auf dem Grundstück eine Wohnhausanlage bauen. NÖN-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.noen.at/gaenserndorf/gross-enzersdorf-synagoge-letzter-stein-weg-gross-enzersdorf-synagoge-neubau-214604758 +++ Information der Stadtgemeinde zum Bauvorhaben am Grundstück der ehemaligen Synagoge (9.7.2020): https://www.gross-enzersdorf.gv.at/de/Aktuelles-Veranstaltungen/Aktuelles/Aktuelles-Berichte/Information-zum-Bauvorhaben-am-Grundstueck-der-ehemaligen-Synagoge +++ Diplomarbeit ‘Virtuelle Rekonstruktion Synagoge Groß Enzersdorf’ (Pepa Nalbantova, 2017) mit Fotos der alten Synagoge: https://publik.tuwien.ac.at/files/publik_260192.pdf +++ Älterer Medienbericht: “Grabungen abgeschlossen: Das Untergeschoß der Synagoge wurden in Groß-Enzersdorf freigelegt.” (29.5.2020, NÖN): https://www.noen.at/gaenserndorf/grabungen-abgeschlossen-gross-enzersdorf-das-unterirdische-stadtl-gross-enzersdorf-archaeologie-ausgrabungen-synagoge-burghofgelaende-burghof-gross-enzersdorf-207409085. +++ Die jüdische Gemeinde Groß Enzersdorf: https://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/e-g/781-gross-enzersdorf-niederoesterreich. +++ Nebenbei: “Der Architekt Jakob Gartner (1861-1921) und die Hochblüte des Synagogenbaus”(David Kultur): https://davidkultur.at/artikel/der-architekt-jakob-gartner-1861-1921-und-die-hochblute-des-synagogenbaus.

 

 

Kobersdorf (Bgld): Desolate Synagoge wird endlich renoviert

Die 1860 erbaute Synagoge in Kobersdorf im Mittelburgenland wurde durch einen glücklichen Zufall nicht von den Nationalsozialisten gesprengt. Das sei wohl daran gelegen, dass die Gemeinde sie 1940 – in der Absicht sie später gewinnbringend weiterzuverkaufen – erworben hatte, meint der Kobersdorfer Altbürgermeister Erwin Hausensteiner. Nach dem Krieg verfiel das Gebäude immer mehr, 1976 wurden erste Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Der im Jahr 1990 gegründete „Verein zur Erhaltung und kulturellen Nutzung der Synagoge Kobersdorf“ kaufte 1994 unter der Obmannschaft des Kobersdorfer Bürgermeisters Manfred Fuchs das Gebäude. Im Kaufvertrag wurde das Gebäude mehrfach als „baufällig“ bezeichnet und wieder wurden erste zaghafte Sanierungsmaßnahmen unter Aufsicht des Vereins durchgeführt. Im Mai 2019 kaufte schließlich das Land Burgenland die ehemalige Synagoge in Kobersdorf und hat jetzt die notwendigen finanziellen Mitteln in die Hand genommen, um das schon recht baufällige Synagogengebäude aufwändig zu restaurieren. Die Restauratoren befunden gerade und eine umfassende Restaurierung ist in Vorbereitung. Der Restaurator Michael Podbelsek freut sich, dass von den Wandmalereien “sehr viel vom Bestand noch da ist” und nur übertüncht ist. Da es kaum mehr eine jüdische Gemeinde mehr gibt, wird das Synagogengebäude nach der Renovierung nicht mehr als Synagoge oder Gebetshaus benutzt werden, sondern als würdiges Haus für Ausstellungen und Lesungen, so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Die Restaurierung soll 2022 abgeschlossen sein. ORF-FERNSEHBERICHT (3 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Burgenland-heute/70021/Burgenland-heute/14072677/Synagoge-Kobersdorf-wird-renoviert/14801951 (24.11.2020) +++ ORF-BERICHT LESEN: https://burgenland.orf.at/stories/3077286

Synagoge Kobersdorf:

– auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_Kobersdorf
– Geschichte der Synagoge (Land Burgenland): https://www.burgenland.at/themen/kultur/synagoge-kobersdorf/geschichte-der-synagoge
– 150 Jahre Synagoge Kobersdorf (David, Jüdische Kulturzeitschrift): https://davidkultur.at/artikel/150-jahre-synagoge-kobersdorf
– auf der Website des Österreichischen Jüdischen Museum: https://www.ojm.at/blog/2020/10/16/die-ehemalige-synagoge-in-kobersdorf
– Synagoge Kobersdorf (Baudenkmäler in Österreich Blog, 10.3.2015): https://baudenkmaeler.wordpress.com/2015/03/10/synagoge-kobersdorf-burgenland

Ältere Medienberichte:

6./12. Juni 2019, ORF / BVZ
Land kauft Synagoge in Kobersdorf
https://burgenland.orf.at/stories/1390
https://www.bvz.at/oberpullendorf/sanierung-geplant-land-kauft-synagoge-in-kobersdorf-kobersdorf-synagoge-kobersdorf-150529416

23. Oktober 2018, Kurier
Kobersdorf: Neuer Anlauf für die Synagoge
https://kurier.at/chronik/burgenland/kobersdorf-neuer-anlauf-fuer-die-synagoge/400154073

7. August 2014, Kurier
Burgenlands einzige Synagoge verfällt
https://kurier.at/chronik/burgenland/burgenlands-einzige-synagoge-verfaellt/78.960.575

14. Jänner 2011, Oe24
Rechtsstreit um Synagoge Kobersdorf beendet. Eine IKG-Klage auf Rückabwicklung des Verkaufes wurde nun abgewiesen.
https://www.oe24.at/oesterreich/chronik/burgenland/rechtsstreit-um-synagoge-kobersdorf-beendet/15093821

Korneuburg (NÖ): Lösung für verwahrloste, älteste Synagoge Österreichs in Sicht?

Die ehemalige Synagoge in Korneuburg ist der älteste erhaltene Bau seiner Art in Österreich und zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen mittelalterlicher Synagogenarchitektur im deutschsprachigen Raum, sie wurde zwischen 1306 und 1325 errichtet (Gutachten Prof. Ferenc David, ungarisches Denkmalamt, 1982 oder 1985). Bis zur Vertreibung der Juden aus Korneuburg im Jahr 1420 wurde der Synagogenbau religiös genutzt. Damals wurde die Synagoge konfisziert und danach als landesfürtlicher Schüttkasten benutzt. Das oft umgebaute Bauwerk befindet sich östlich des Hauptplatzes  in der Roßmühlgasse (Propst Bernhard-Straße 6) in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Stadtmauer. Doch fristet sie weiterhin leider ein würdeloses Dasein als Garage. Aufregung herrschte im Herbst 2007, als der Eigentümer die historische Mauer aufbrach und eben dieses Garagentor einbaute. Diese Arbeiten widersprachen den Denkmalschutzauflagen und wurden daraufhin gestoppt. Das veranlasste die “Arge jüdisches Leben im Bezirk Korneuburg” rund um Gerhard Meseck dazu, eine Unterschriftenaktion 2008 für die würdevolle Erhaltung der Synagoge zu starten. Nun gibt es erneut Hoffnung für das Bauwerk, nachdem die Stadt Korneuburg schon mehrfach um den Erwerb des Synagogenbaus erfolglos bemüht hatte. Bürgermeister Christian Gepp (ÖVP) berichtet von neuerlichen Gesprächen mit dem Eigentümer, die in Bezug auf Verkauf an Stadtgemeinde nun vielversprechend klingen. Bereits 2015 gab es eine Ausstellung im Korneuburger Stadtmuseum („Synagoge – Rossmühle – Garage: Für immer Ruine?“), mit dem Anliegen, zumindest in der Ausstellung dem Bau seine Würde zurückzugeben. Mit Skizzen und Visualisierungen wurde der Tempel in seiner alten Pracht und hohem Dach dargestellt. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts wurde es von der Stadt an verschiedene Handwerker vermietet, bevor es an den Bürger Johannes Rosmüller kam, der darin seine Mühle einrichtete (daher der Name „Roßmühle“). Nach einem Brand im Jahr 1766 diente das Gebäude als Lagerraum. Das Dach wurde 1942 bei einem Sturm zerstört. Seit 1980 ist das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Seither wurden sämtliche Bauarbeiten seitens des Korneuburger Bauamtes gestoppt.

Medienberichte:

10. August 2021, Der Standard
Warum Österreichs älteste Synagoge als Garage verwittert. Der historisch wichtige Bau in Korneuburg fristet ein würdeloses Dasein. Nun könnte endlich eine Lösung für das Problem gefunden werden: https://www.derstandard.at/story/2000128744932/warum-oesterreichs-aelteste-synagoge-als-garage-verwittert

9. Juni 2015, MeinBezirk
Von der Synagoge zur Garage. Es ist das älteste Gebäude der Stadt: die ehemalige Synagoge. Klaus Köhler widmet derzeit dem Gotteshaus eine bemerkenswerte Ausstellung im Stadtmuseum: https://www.meinbezirk.at/korneuburg/c-lokales/von-der-synagoge-zur-garage_a1375200

22. Mai 2015, NÖN
Ausstellung: Synagoge: „Der Erwerb wird schwierig“. Die Geschichte der Synagoge vom Beginn bis heute war Thema im Kulturzentrum: https://www.noen.at/korneuburg/ausstellung-ueber-synagoge-der-erwerb-wird-schwierig-top-4333424

17. Dezember 2014, MeinBezirk
Benefizkonzert für die Synagoge Korneuburg. In der Stadtpfarrkirche fand ein Benefizadventkonzert zugunsten der Korneuburger Synagoge statt: https://www.meinbezirk.at/korneuburg/c-lokales/benefizkonzert-fuer-die-synagoge-korneuburg_a1191535

20. März 2008, Der Standard
Korneuburg : Älteste Synagoge bleibt Ruine. Im Weinviertel steht die älteste Synagoge Österreichs: Versuche, den um 1325 errichteten Bau zu sanieren, scheitern seit 20 Jahren: https://www.derstandard.at/story/3268657/korneuburg–aelteste-synagoge-bleibt-ruine

6. Februar 2008, Der Falter
Garage statt Tempel? (Bezahlschranke): https://www.falter.at/zeitung/20080206/garage-statt-tempel/1659400018

Quellen / Linktipps:

Die Korneuburger Synagoge auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_Korneuburg

Museumsverein Korneuburg, Korneuburgs Synagoge, das jüdische Bethaus (04.05.2021): https://www.museumsverein-korneuburg.at/blog/korneuburgs-synagoge-das-j%C3%BCdische-bethaus

Die spätere „Roßmühle“ in Korneuburg (Arne Herbote, Simon Paulus): Das als Ruine erhaltene Bauwerk der ehemaligen Synagoge in Korneuburg dürfte zu den bemerkenswertesten und wichtigsten Zeugnissen mittelalterlicher Synagogenarchitektur im deutschsprachigen Raum zählen (David, Jüdische Kulturzeitschrift, Heft 66, 09/2005): https://davidkultur.at/artikel/die-spatere-8222rossmuhle8220-in-korneuburg

Arge jüdisches Leben im Bezirk Korneuburg, Synagoge in der Rossmühlgasse in Korneuburg. Vor 600 Jahren gemauert. In Korneuburg, März 2008 (4-seitige Publikation): https://issuu.com/elisabeth_kerschbaum/docs/info_flyer_01e

Jelena Malic, Adaption der Synagoge “Rossmühle” in Korneuburg, Diplom-/Masterarbeit an der TU Wien, Oktober 2015: https://repositum.tuwien.at/bitstream/20.500.12708/2784/2/Malic%20Jelena%20-%202015%20-%20Adaption%20der%20Synagoge%20Rossmuehle%20in%20Korneuburg.pdf

Die Jüdische Gemeinde in Korneuburg: https://www.xn--jdische-gemeinden-22b.de/index.php/gemeinden/k-l/1105-korneuburg-niederoesterreich

Einzigartig! SOS. Die ma. [mittelalterliche] Synagoge in Korneuburg (2 Min Youtube-Video): https://www.youtube.com/watch?v=cuf0jdhdsrs