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Villa Rezek (Wien): Aufwändige Restaurierung eines Haus der Moderne in Pötzleinsdorf

Villa Rezek: “Eines der bedeutendsten und wohl auch mysteriösesten Wiener Häuser der frühen dreißiger Jahre” (Zitat Friedrich Achleitner*) wird derzeit vom engagierten Architekten Maximilian Eisenköck in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt restauriert. Das seit 2010 unter Denkmalschutz stehende Terrassenwohnhaus des Arztehepaares Dr. Rezek in der Wilbrandtgasse 37 wurde 1932-33 vom Architekten Hans Glas (1892 – nach 1960) entworfen. Auf der Website des Architekten Maximilian Eisenköck heißt es dazu: “Unter strengen denkmalpflegerischen Gesichtspunkten wird die Restaurierung und teilweise Rekonstruierung dieses Zeugnisses der frühen Wiener Moderne auf der Windmühlhöhe in Pötzleinsdorf vorgenommen. Der seit Jahren andauernde Verfall, des Hauptwerks des 1938 nach Kalkutta emigrierten Adolf Loos Schülers Hans Glas, soll hiermit gestoppt und nachträgliche Umbauten rückgebaut werden. (…) Ursprüngliche Gartengestaltung: Albert Esch. Geplante Fertigstellung: Frühjahr 2021″. Im Architektenlexikon: “Das Gebäude ist im Stil der ‘Neuen Sachlichkeit’ in einfachen, dekorlosen Formen konzipiert. Bemerkenswert ist die Anlage der großzügig bemessenen Terrassen, die sich sowohl nach Süden als auch nach Osten öffnen, wodurch ein prachtvoller Blick über die Stadt ermöglicht wurde. Der Hanglage folgend hat Glas jedes Stockwerk stufenförmig zurückversetzt und der sehr groß bemessenen Villa damit eine erstaunliche Leichtigkeit verliehen.” ORF-FERNSEHBEITRAG (Studio 2, 20.7.2020; 5 MIN) ZUM NACHSEHEN: https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14059019/Rundgang-durch-die-Villa-Rezek/14733519 +++ Das Haus Rezek – Website Architekt Maximilian Eisenköck: http://www.maxeisenkoeck.com/project/haus-rezek +++ +++ Architektur Zentrum Wien (Führung 23.11.2019): https://www.azw.at/de/termin/die-villa-rezek-in-wien-von-hans-glas-1932-33 +++ Der Architekt Hans Glas im Architektenlexikon: http://www.architektenlexikon.at/de/170.htm und auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Glas_(Architekt). +++ Das Haus Rezek in der Denkmalliste Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Wien/W%C3%A4hring .

* Literatur: Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band III/2, Salzburg und Wien 1995, Seite 231 f.

Die Villen in Pötzleinsdorf

Sa., 17. Oktober 2020: Die Villen von Pötzleinsdorf

Historikerin Dr. Marie-Theres Arnbom, selbst in Pötzleinsdorf aufgewachsen, wird uns auf den Spuren ihres neu erschienenen Buches „Wenn Häuser Geschichten erzählen“ führen. Wir erfahren Interessantes über Villen, die meist im ausgehenden 19. Jh. von bedeutenden Industriellen, Künstlern und Bankiers errichtet wurden und deren Schicksal sich 1938 oft drastisch wendete. Eine historische „Entdeckungsreise“ zu bekannten und vergessenen Häusern.

Zeit: 10:45 Uhr, Samstag, 17. Oktober 2020

Treffpunkt: Endstation der Straßenbahn 41 Pötzleinsdorf, 1180 Wien

Anmeldung erforderlich, Fixbetrag: € 15 / 17

Verlorenes Erbe (Wien): Villa Regenstreif in Pötzleinsdorf, 1965 abgerissen

In der sehenswerten TV-Serie „Verlorenes Erbe“ (von Rupert Reiter-Kluger) im ORF 2-Vorabendprogramm (“Studio 2”) wurde am 13. August 2021 die Villa Regenstreif in Pötzleinsdorf behandelt: https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14101968/Die-Villa-des-Bundespraesidenten/14978929. Die vom bekannten Architekten Friedrich Ohmann für den jüdischen Industriellen Friedrich (‘Fritz‘) Regenstreif 1914 bis 1916 erbaute Villa (Pötzleinsdorfer Straße 36-38) wurde prachtvoll ausgestattet und stand inmitten eines zwei Hektar großen Gartens. Marie-Theres Arnbom, Autorin des Buches “Die Villen in Pötzleinsdorf” erzählt im ORF-Interview, dass Fritz Regenstreif riesige Wälder in Bosnien (bei Zavidovići) angekauft hatte und durch den Holzhandel reich wurde (nötig u. a. für die vielen großen Baustellen im Wien der Gründerzeit). 1941 wurde er von den Nationalsozialisten gezwungen, die Villa weit unter Wert an die Deutsche Arbeitsfront (DAF) zu verkaufen, er starb zwei Monate später. Seine Familie konnte noch in letzter Sekunde flüchten. Viel kostbares Inventar wurde damals aus der Villa entfernt. Von 1945 bis 1955  wurde das Herrenhaus von den USA gemietet und als Offiziersclub für Offiziere der United States Air Force genutzt. Im Zuge eines Restitutionsverfahrens (1948-53) kam die Villa wieder in das Eigentum der Familie, die diese 1958 schlussendlich verkaufte. In den frühen 1960er-Jahren wurde das Herrenhaus für den damaligen Bundespräsidenten Adolf Schärf als Dienstvilla auserkoren. Kurz vor dem Ende der Generalrenovierung brannte das Hauptgebäude am 17. März 1964 aus, ausgelöst durch Schweißarbeiten. 1965 wurde nicht nur die Ruine des Hauptgebäudes abgetragen, sondern es fielen auch die unterkellerte Terrasse und die in den unteren Teil des Parkes führende Stiegenanlage dem Abriss zum Opfer. Nur mehr einzelne Elemente im Garten (Pförtnerhaus, Wasserbassin, Pavillon) sowie die Einfriedung erinnern heute noch an den imposanten Villenbau. Die erhaltenen “Restbaulichkeiten” stehen heute unter Denkmalschutz (vgl. Denkmalliste Währing). Anstelle der Villa befindet sich heute ein Studentenheim der Akademikerhilfe (Bokuheim).

ORF-FERNSEHBEITRAG HIER NACHSEHEN (5 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Studio-2/13890037/Studio-2/14101968/Die-Villa-des-Bundespraesidenten/14978929 (13.8.2021, ORF ‘Studio 2’, Verlorenes Erbe, “Die Villa des Bundespräsidenten”)

Quellen / Linktipps:

Die Villa Regenstreif auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Villa_Regenstreif

Geschichtliches (Teil 5) – Villa Regenstreif (Bokuheim): https://www.bokuheim.at/index.php/geschichte-des-hauses/16-geschichtliches-teil-5-villa-regenstreif

37 historische Fotos auf Kultur-pool.at: http://kultur-pool.at/plugins/kulturpool/kuposearch.action?searchText=P%25C3%25B6tzleinsdorferstra%25C3%259Fe%2B36%252F38&refineResult=true&resultsPerPageSelect=50

Literatur:

Marie-Theres Arnbom, Die Villen in Pötzleinsdorf. Wenn Häuser Geschichten erzählen, Wien 2020, Seite 31-39

Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy, Stadtbildverluste Wien – Ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte, Wien 2004 (aktualisierte Neuauflage), Seite 193

Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Band III/2: Wien, 13.–18. Bezirk, Salzburg 1995, Seite 227

Initiative Denkmalschutz: Auch die verschärfte Bauordnungsnovelle 2023 kann Altbauabrisse nicht stoppen!

APA-OTS-Presseaussendung, 13. Oktober 2025

Channel: Kultur, Chronik

Initiative Denkmalschutz: Auch die verschärfte Bauordnungsnovelle 2023 kann Altbauabrisse nicht stoppen!

Villa in Währing vor kurzem abgerissen. Das von der Stadt Wien behauptete “faktische Ende der wirtschaftlichen Abbruchreife” ist hiermit erstmals(!) widerlegt!

Wien (OTS) – Noch im April hatte die Vizebürgermeisterin und zuständige Stadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) mit der Bauordnungsnovelle 2023 das “faktische Ende der wirtschaftlichen Abbruchreife” verkündet (vgl. OTS, 16.4.). Wenige Wochen danach zerschlugen sich diese Hoffnungen, denn am 21. Mai hat das Verwaltungsgericht Wien der Beschwerde einer Eigentümerin stattgegeben und der Abbruchbewilligung der gründerzeitlichen Villa in der Pötzleinsdorfer Straße 47 auf Grundlage der verschärften Bauordnungsnovelle 2023(!) erteilt (GZ: VGW-111/077/5036/2024-39). Vor kurzem wurde jetzt der Abriss vollzogen (Vgl. WienSchauen, Facebook 9.10.). Die 1877 erbaute und 1913 aufgestockte Villa im Cottagestil stand seit 1993 in einer Schutzzone!

Baubehörde erteilte keinen Instandsetzungsauftrag

Seit 1993 war das Haus im 18. Bezirk unbewohnt. Wieso die Baubehörde es seit über 30 Jahren verabsäumt hatte, einen Bauauftrag zur Instandsetzung zu erteilen, obwohl die Erhaltungswürdigkeit zweifellos gegeben war, bleibt ein Rätsel. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, als ob die MA 37 hier jahrzehntelang tatenlos zugesehen hätte. Es gibt viele weitere Altbauten in einem schlechten baulichen Zustand in Wien; wird hier die Baubehörde (MA 37) endlich tätig, oder wird die verschärfte Bauordnungsnovelle von 2023 weiterhin wertvolle Verluste von Altbauten zulassen?

Forderung: Zwangsverwaltung für leerstehende Altbauten

Abbrüche historisch erhaltenswerter Gebäude verhindert man durch Konsequenzen, die schärfer sind als der Nutzen durch Abriss. Am effektivesten wäre es im Sinne des Altstadtschutzes, wenn die Stadt Wien auch leerstehende Altbauten per Gericht unter Zwangsverwaltung stellen könnte, und nicht nur bewohnte Häuser (vgl. § 6 Mietrechtsgesetz bzw. unsere OTS, 16.9.2025). Falls dies rechtlich nicht möglich sein sollte, möge die Stadt Wien ihre Gesetze ändern oder eine entsprechende Resolution beschließen, um ein solch’ wirkungsvolles Gesetz von der Bundesregierung einzufordern (vgl. ORF Wien, “Altbau-Abriss laut Stadt Wien legal” vom 16.9.2025). Nur so wäre die Stadt Wien glaubwürdig, dass sie auch wirklich alles daran setzen möchte, weitere Stadtbildverluste zu verhindern.

19. Bezirk: Billrothstraße 43 vor wenigen Wochen abgerissen

Ebenso wurde das repräsentative, im 2. Viertel des 19. Jh. erbaute Vorstadthaus im September abgebrochen [Foto: Google Street View]. Auch hier hat nach Auskunft der Bezirksvorstehung Döbling eine Entscheidung des Verwaltungsgericht Wien die Abbruchbewilligung erwirkt.

Rückfragen & Kontakt

Initiative Denkmalschutz – Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
Markus Landerer, tel. 0699/1024 4216, Dr. Gerhard Hertenberger, tel.: 0676/772 34 33
https://www.idms.at