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Cafe Feurstein, Feldkirch (Vbg.): Stadt bekämpft Denkmalschutz vor Gericht

Das Bundesdenkmalamt (BDA) will das legendäre Café Feurstein in der Feldkircher Innenstadt als ‘einzigartiges Kaffeehaus’ unter Denkmalschutz stellen, doch es gibt Widerstand durch die Stadt Feldkirch. Mittlerweile liegt der Fall bei Gericht. 1949 wurde das Cafe Feurstein in der Schlossergasse 1 (Ecke Schmiedgasse) gegründet und war jahrzehntelang kultureller Treffpunkt der Stadt (gemeinsam mit dem Stone Club), zuvor war die Lokalität (seit 1933) von der Familie Feurstein als Konditorei genutzt. Ende Dezember 2019 wurde es geschlossen, der ehemalige Inhaber Klaus Feurstein starb im Dezember 2020. Geblieben ist das unverwechselbare Inventar. Das Bundesdenkmalamt hat ein Unterschutzstellungsverfahren für diese Cafeausstattung eingeleitet, doch die Stadt Feldkirch will dagegen berufen. Da die Stadtgemeinde den ehemaligen Pächter und Eigentümer der Einrichtung, Klaus Feurstein, während des laufenden Unterschutzstellungsverfahrens (Ermittlungsverfahrens) aufgefordert hatte, das Café unverzüglich zu räumen, sah das Bundesdenkmalamt “Gefahr in Verzug” gegeben und sprach am 18. September 2020 eine sofortige Not-Unterschutzstellung aus (gemäß § 57 Abs. 1 AVG), d.h. dieser wurde sofort rechtswirksam. Das einstige Handelskammerhaus bzw. Bürgerhaus selbst (im Kern 16. Jh.) stand bereits unter Denkmalschutz, jedoch nicht das Inventar im Erdgeschoß. Barbara Keiler, Abteilungsleiterin im Bundesdenkmalamt Vorarlberg. Das Inventar des Kaffeehauses (ohne dem angeschlossenen Stone Club) stellt für den Westen Österreichs eine große Besonderheit dar und ist seit den 1950er Jahren unverändert. Das Objekt ist ein Juwel und sollte unbedingt seiner ursprünglichen Nutzung als Kaffeehaus wieder zugeführt werden. Das ‘Feurstein’ (von den Einheimischen liebevoll auch “Feuerle” genannt) ist ein seltenes Zeugnis Wiener Kaffeehaustradition im Westen Österreichs.

Cafe Feurstein in Feldkirch

Das Cafe Feurstein in Feldkirch, Foto: ca. 2016, (c) ‘Marc Lins Photography’ (https://marclins.com)

Der Feldkircher Bürgermeister Wolfgang Matt (ÖVP) sprach noch im Herbst von „kalter Enteignung“ und kündigte an, „Fenster und Türen verbarrikadieren zu wollen, sollte das Denkmalamt vor Gericht gewinnen“, denn seitens der Stadt besteht die Absicht das Lokal ohne Inventar zu vermieten, um größere Flexibilität für mögliche Nachmieter garantieren zu können. Gerüchten, wonach Feldkirch aus dem Kaffeehaus ein Kaufhaus machen möchte, trat Bürgermeister Wolfgang Matt entgegen. Das sei „aus der Luft gegriffen“. Die offizielle Stellungnahme des Bürgermeisters vom 5. Jänner klingt bereits deutlich versöhnlicher. Betont wird folgendes Problem: Das Komplizierte an der Sache ist, dass hier Mobiliar unter Schutz gestellt werden soll, das gar nicht der Stadt Feldkirch gehört, sich aber in deren Räumlichkeiten befindet und so die Möglichkeiten einer künftigen Nutzung massiv eingeschränkt würden.”

Cafe Feurstein in Feldkirch

Das Cafe Feurstein in Feldkirch, Foto: ca. 2016, (c) ‘Marc Lins Photography’ (https://marclins.com)

Eigentümerin des Inventars ist die Verlassenschaft nach Klaus Feurstein, diese würde größte Bereitschaft zeigen, das Inventar herzugeben, damit das Cafe weitergeführt werden kann. Nicht ganz ausgeschlossen ist allerdings, dass das Feurstein-Mobiliar hinkünftig in ganz anderen Räumlichkeiten zugänglich gemacht werden könnte. Zumindest laufen seitens der Stadt Überlegungen, das Inventar ins Palais Liechtenstein zu verpflanzen. „Wenn es der große Wurf ist“, wäre BDA-Leiterin Keiler hier unter Umständen kompromissbereit. Ehemalige Stammgäste und Fachleute halten diese Idee jedoch für absurd. Bis zu einer rechtskräftigen gerichtlichen Entscheidung können allerdings noch viele Monate, wenn nicht Jahre vergehen. Auch haben sich bei der Schließung des Cafes knapp 500 Feldkirchner rund um Werner Miller sich in einer Petition ebenso für die Erhaltung des Traditionscafé ausgesprochen. ORF-FERNSEHBERICHT (3 MIN): https://www.youtube.com/watch?v=Z5-uzN6YknI (29.1.2021, ORF “Vorarlberg Heute”, “Möbelstreit in Feldkirch”) ORF-BERICHT LESEN: https://vorarlberg.orf.at/tv/stories/3087459 (29.1.2021, “Streit um Café Feurstein landet vor Gericht”).

Offizielle Website des Cafe Feurstein (oder ‘Feuerstein’):
http://www.cafe-feurstein.at (Stone Club: http://www.stoneclub.at).

Politische Stellungnahme der Grünen Feldkirch (14. Jänner 2021):
Schluss mit Leerstand: Laura Fetz, Markus Gächter – Café Feurstein endlich wiedereröffnen! https://vorarlberg.gruene.at/themen/sonstiges/schluss-mit-leerstand

Ältere Medienberichte:

27. Jänner 2021, Neue Vorarlberger Tageszeitung
Café Feurstein soll bald zu mieten sein: https://epaper.neue.at/vorarlberg/2021/01/26/cafe-feurstein-soll-bald-zu-mieten-sein.neue

17. Jänner 2021, Neue Vorarlberger Tageszeitung
Kontroversen statt Kaffee und Kuchen: Denkmalschutzverfahren könnte sich ziehen: https://epaper.neue.at/vorarlberg/2021/01/16/kontroversen-statt-kaffee-und-kuchen.neue?fbclid=IwAR33zdbPwh8KXIsEGF66WXMLE5lI_fTjn76Eqm5je5IEZ2hLiRCT3DGvZmM

11. Jänner 2021, Krone
Ländle-Kaffeehaus: Fragezeichen zu Gast im Café Feurstein: https://www.krone.at/2315048

7. Jänner 2021, ORF
Denkmalschutz-Streit um Traditionscafé: https://vorarlberg.orf.at/stories/3083788

5. Jänner 2021, MeinBezirk
Kaffeehaussterben bedeutet Kultursterben: Ein kleines Kaffeehaus in Feldkirch wirbelt großen Staub auf: https://www.meinbezirk.at/vorarlberg/c-leute/ein-kleines-kaffeehaus-in-feldkirch-wirbelt-grossen-staub-auf_a4423110

2. Oktober 2020, Neue Vorarlberger Tageszeitung
Denkmalamt stellt Café Feurstein unter Schutz: https://epaper.neue.at/vorarlberg/2020/10/01/denkmalamt-stellt-cafe-feurstein-unter-schutz.neue

6. Juni 2020, Neue Vorarlberger Tageszeitung
Zukunft von Kaffeehaus-Institution ungewiss: https://epaper.neue.at/vorarlberg/2020/06/05/zukunft-von-kaffeehaus-institution-ungewiss.neue

25. Februar 2020, Neue Vorarlberger Tageszeitung
Café Feurstein soll unter Denkmalschutz (mit Auszügen aus dem Amtssachverständigengutachtens des Bundesdenkmalamtes): https://epaper.neue.at/lokal/2020/02/24/cafe-feurstein-soll-unter-denkmalschutz.neue

12. November 2019, Neue Vorarlberger Tageszeitung
Feldkirch verliert eine Institution: https://epaper.neue.at/lokal/2019/11/11/feldkirch-verliert-eine-institution.neue

11. November 2019, Vorarlberg Online
Nach 41 Jahren: Schluss für den Stone Club in Feldkirch (mit Video-Interview Klaus Feurstein): https://www.vol.at/nach-41-jahren-schluss-fuer-den-stone-club-in-feldkirch/6417711

Quelle / Linktipp:

Liste der denkmalgeschützten Objekte in Feldkirch (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Feldkirch

Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Band: Vorarlberg, Topographisches Denkmälerinventar, herausgegeben vom Bundesdenkmalamt,  Wien, 1983, Seite 207 (Eintrag zum Haus ohne Café)

Beschreibung des Hauses (Dehio): Schlossergasse 1: Kern 16. Jh., Umbauten 18. und E(nde). 19. Jh. Seitl. Korbbogenportal mit Pilastern und Architravverdachung, breiter Zwerchgiebel mit Tympanon. +++ Fassadenbild von A. Scheel 1926 (Quelle: Wikipedia-Foto)

Cafe Feurstein in Feldkirch

Das Cafe Feurstein in Feldkirch, Foto: ca. 2016, (c) ‘Marc Lins Photography’ (https://marclins.com)

Mölbling (Ktn.): Funder-Villa Verkauf: zuerst Inventar, dann Gebäude

Die gut 100 Jahre alte Villa der Industriellenfamilie Funder in der Gemeinde Mölbling steht zum Verkauf, zuvor soll das Inventar versteigert werden. Manche betrachten die Villa nahe Althofen (Adresse: Mölbling 2) als eines der schönsten Herrschaftshäuser des Landes. Die Originaleinrichtung wird jetzt am Samstag, den 3. Juli im Auftrag des Eigentümers versteigert, der Kunsthistoriker Constantin Staus-Rausch organisiert die Auktion. Gemäß aktueller Denkmalliste des Bundesdenkmalamtes (Stand: 2020) steht die Villa nicht unter Denkmalschutz. Ein Kuriosum befindet sich im 1,5 Hektar großen Garten: ein oberirdischer Atombunker aus den 1980er-Jahren, der bis zu sechs Personen aufnehmen kann.

ORF-FERNSEHBEITRAG ZUM NACHSEHEN (3 MIN): https://tvthek.orf.at/profile/Kaernten-heute/70022/Kaernten-heute/14096692/Versteigerung-des-Inventars-der-Funder-Villa/14945932 (23.6.2021, ORF ‘Kärnten Heute’, “Versteigerung des Inventars der Funder-Villa”)

Offizielle Website der Auktion: https://auktion-alte-fundervilla.jimdosite.com

Auktion auf Facebook (‘Inventarauktion Alte Funder Villa, Mölbling’): https://www.facebook.com/events/842895102967036 bzw. https://www.facebook.com/Auktion-Alte-Fundervilla-M%C3%B6lbling-100611725508110

Medienberichte:

28. Juni 2021, ORF
Versteigerung von Villen-Inventar. Ein Stück Industriegeschichte steht in Mölbling (Bezirk St. Veit) zum Verkauf. Die Villa der Unternehmerfamilie Funder soll den Besitzer wechseln. Es ist eines der schönsten Herrschaftshäuser des Landes. Das Inventar soll am 3. Juli versteigert werden: https://kaernten.orf.at/stories/3109040

28. Juni 2021, Kleine Zeitung
Komplett ausgestattet: Atombunker in Kärnten zum Verkauf angeboten. Im Park der alten Funder-Villa in Mölbling steht ein 15 Meter langer Atombunker aus den 1980er-Jahren. Sechs Personen könnten darin im Ernstfall überleben. Jetzt wird ein Käufer gesucht (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/5999482/Komplett-ausgestattet_Atombunker-in-Kaernten-zum-Verkauf-angeboten

26. Juni 2021, Kleine Zeitung
Villa in KärntenVom Zimmerklosett bis zur Skelettuhr: Diese Versteigerung ist einzigartig. 300 geschichtsträchtige Exponate aus der alten Funder-Villa in Mölbling, einem der schönsten Herrenhäuser Kärntens, kommen jetzt unter den Hammer. Man darf durchaus auf Schnäppchen hoffen (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/5998921/Villa-in-Kaernten_Vom-Zimmerklosett-bis-zur-Skelettuhr_Diese

18. April 2021, Kleine Zeitung
Inventar wird versteigert: Eines der schönsten Herrenhäuser Kärntens steht zum Verkauf. Die alte Funder-Villa in Mölbling, eines der schönsten Herrenhäuser Kärntens, wird verkauft. Das gesamte Inventar wird demnächst versteigert – da ist für jeden etwas dabei (Bezahlschranke): https://www.kleinezeitung.at/kaernten/5967479/Inventar-wird-versteigert_Eines-der-schoensten-Herrenhaeuser

23. März 2013, Kleine Zeitung (Pressreader)
Einbrecher zogen in Villa Spur der Verwüstung. Über 50.000 Euro Schaden. Zwei Täter gefasst: https://www.pressreader.com/austria/kleine-zeitung-kaernten/20130322/282260957911125