Bisamberg-Sendegebaeude_InitiativeDenkmalschutz

Bisambergsender

Bisambergsender: Nach Sprengung der Sendemasten nun auch das denkmalgeschützte Sendegebäude gefährdet?

Technische Denkmale in Österreich zumeist auf verlorenem Posten

Auf Unverständnis stößt beim Verein Initiative Denkmalschutz, mit welcher Eile die Sendemasten auf dem Bisamberg gesprengt werden sollen. Erst vor wenigen Wochen wurde die Öffentlichkeit über die geplante Sprengung informiert.

Im Zuge der heutigen Sprengung sollen leider auch die drei Antennenhäuser zerstört werden (eines aus 1933, die aus den 1950ern mit interessanter rundfunktechnischer Einrichtung). Übersehen wird dabei, dass das dazugehörige Sendegebäude unter Denkmalschutz steht und mit der heutigen Sprengung die Möglichkeit seiner ursprünglichen Nutzung beraubt wird. Logisch wäre gewesen, dass zuerst eine Nachnutzung gefunden, und erst dann über das Schicksal der Sendemasten entschieden wird.

Eine private Initiative bemühte sich noch in den letzten Wochen um die Rettung der Anlage und wollte die Sendemasten mieten – siehe: http://fsmat.at/~calm/bisamberg/

Dies wäre wohl auch der beste Garant gewesen, dass der Erhalt der denkmalgeschützten Sendegebäude mit dem Senderaum auch für die Zukunft gesichert wird. Umnutzungen für denkmalgeschützte Gebäude sind zumeist problematisch, und bei technischen Denkmalen besonders schwierig. Einzige adäquate Nutzungsmöglichkeit nach der Sprengung scheint somit wohl nur mehr der reine Museumsbetrieb. Doch auf die Frage der Nachnutzung seitens der Bezirksvorstehung Floridsdorf hat der ORF keine Antwort gegeben. Nun muss rasch eine neue Nutzung gesucht werden. Es bleibt zu befürchten, dass –  nach einer jahrelangen Nichtnutzung – das Gebäude samt Ausstattung das gleiche Schicksal erleiden könnte wie die Sendemasten. Wie auch bei den Sendern könnte dann das Bundesdenkmalamt vielleicht zum Schluss kommen, dass die Kosten der Erhaltung zu hoch sein könnten.

Der Sender Bisamberg wurde 1933 in Betrieb genommen und von der deutschen Wehrmacht beim Abzug 1945 zerstört (noch bis heute befinden sich die beiden Mast-, die insgesamt acht Pardunenfundamente (Pardunen
sind Abspannseile) sowie das alte Antennenhaus aus 1933 auf dem Gelände). Die gegenwärtigen Sendemasten (265 m und 120 m hoch) in Wien-Floridsdorf an der Grenze zur Gemeinde Langenzersdorf in Niederösterreich gelegen, wurden 1957 errichtet. Die beiden Sendemasten waren zuvor Teil des ehemaligen Senders Kronstorf bei Linz in Oberösterreich, den die amerikanische Besatzungsmacht 1950 bis 1952 errichtet hatte. Die gesamte Sendeanlage auf dem Bisamberg hat sich seit den 1950er Jahren beinahe vollständig im Originalzustand erhalten, was aufgrund der raschen Entwicklung der Nachrichtentechnik außergewöhnlich ist. Ende 2008 wurde der Betrieb seitens der Betreibergesellschaft ORS (Sendertochter des ORF) eingestellt. Das Bundesdenkmalamt hat – aufgrund der hohen Sanierungs- bzw. Instandhaltungskosten  und des “nahezu keinen Bedarfes” – erwogen, die Sendemasten auf dem Bisamberg nicht unter Denkmalschutz zu stellen, dafür aber die Sendeanlage in Lauterach bei Bregenz in Vorarlberg von 1934 als frühes Dokument der Mittelwellentechnik in Österreich zu erhalten.

Foto: Sendegebäude Bisamberg, Initiative Denkmalschutz (Christian Schwarz, 15.02.2010)

Presseaussendung vom 24. Februar 2010, Wien und Niederösterreich

Rückfragehinweis:

Verein Initiative Denkmalschutz
Markus Landerer, 0699 1024 4216
Claus Süss, 0676 740 43 27
www.initiative-denkmalschutz.at
Streichergasse 5/12, 1030 Wien
ZVR-Nr.: 049832110
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