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Fabrik Juhasz (Graz-Lend): Aufregung um Backsteinmauer-Abriss

Der Abriss der östlichen Werkhallenfassade der ehemaligen Fabrik Juhasz in der Neubaugasse 47 im 4. Grazer Bezirk Lend letzte Woche sorgte für große Aufregung bei den Altstadtschützern. Der Geschäftsführer der ausführenden Immobilien-Projektentwicklungsfirma Immola beruhigt und sagt: Die Backsteinmauer wird wieder aufgebaut und in das Neubauprojekt “Home Lend” integriert. Der Abbruch und die Wiedererrichtung wurde genehmigt. DerGRAZER-ARTIKEL WEITERLESEN: https://www.grazer.at/de/oMf4IiED/aufregung-um-neubaugasse-backsteinmauer-abgerissen +++ Das Neubauprojekt “Home Lend” (mit integrierter Backsteinmauer): https://www.immola.at/immobilien/home-lend +++ Die ehemalige Fabrik Juhasz (Neubaugasse 47, Graz) auf GrazErbe.at: https://www.grazerbe.at/Neubaugasse_47_(Graz) +++ Weitere Fotos und Diskussion auf der Facebook-Gruppe “Initiative für ein unverwechselbares Graz”: https://www.facebook.com/groups/unverwechselbares.graz (Offizielle Website: http://www.unverwechselbaresgraz.at).

 

 

Fabrik Wagenmann & Seybel (Wien): Vor Abriss? Stellungnahme Planentwurf 8314

Initiative Denkmalschutz, 11. März 2021

Stellungnahme zum Planentwurf 8314
Seybelgasse 16, ehem. Fabrik Wagenmann, Seybel & Co.

Für das Gebiet zwischen An den Steinfeldern, Perfektastraße, Liesinger-Flur-Gasse, Ketzergasse (zum Teil Stadt- bzw. Landesgrenze), Linienzug 1-3, Siebenhirtenstraße, Seybelgasse, Rudolf-Waisenhorn-Gasse, Linienzug 4-8 und Seybelgasse im 23. Bezirk, Katastralgemeinde Liesing und Siebenhirten

Einleitung: Grundsätzlich wird im Sinne der Erhaltung des örtlichen Stadtbildes und der Altstadterhaltung, also zur Gewährleistung des Bestandes, eine bestandsgenaue Widmung für die historisch wertvollen Objekte im Plangebiet sowohl in der Höhenentwicklung, als auch hinsichtlich der bebaubaren Fläche vorgeschlagen. Ebenso möge die Anzahl der Hauptgeschoße mit einer besonderen Bestimmung (BB) exakt dem Bestand angepasst werden. Durch diese Maßnahme – und durch die Festsetzung einer Schutzzone – wird am ehesten der Anreiz für Abbruch und Neubau vermieden.

Das Areal: Im Nordwesten dieses Planentwurfsgebiets liegt das Firmengelände des ehemaligen Chemiewerks von „Wagenmann, Seybel & Co.“ (auch „Wagenmann & Braun“ oder „Wagenmann und Seybel“). Das Firmenareal wird südlich von der Siebenhirtenstraße sowie nördlich von der Straße „An den Steinfeldern“ begrenzt und liegt östlich des Flusses Liesing. Die Firma war im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert ein großer und bedeutender Chemiebetrieb im Süden von Wien. Auf Wikipedia heißt es: „Von der weitläufigen Industrieanlage des 19. Jahrhunderts waren 2011 nur mehr geringe, nicht denkmalgeschützte Reste erhalten, so ein ehemaliges, dem Verfall preisgegebenes Verwaltungsgebäude in der Seybelgasse Nr. 16 (…). Weiters bestanden noch eine große Halle im östlichen Teil, ein Rauchfang an der Siebenhirtenstraße und Mauerreste in der Seybelgasse Nr. 5 und 5a.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Wagenmann,_Seybel_%26_Co.)

Die Stellungnahme im Detail:

Im Planentwurf konnten 2021 per Lokalaugenschein bzw. über Google Maps noch einige Reste dieser einstmals imposanten Industrieanlage ausfindig gemacht werden. (In diesem Zusammenhang muss kritisiert werden, dass die erhalten gebliebenen, historischen Fabriksgebäude im Erläuterungsbericht keine Erwähnung finden.) Insbesondere das Direktionsgebäude (Verwaltungsgebäude) in der Seybelgasse 16 sollte erhalten bleiben (Foto Wikimedia). Unser Verein Initiative Denkmalschutz empfiehlt nachdrücklich, dieses historische Verwaltungsgebäude (aus den 1910er-Jahren?) als Schutzzone zu widmen. Auch der Fachbeirat für Stadtplanung und Stadtgestaltung bittet in seiner gutächtlichen Stellungnahme vom 22. Oktober 2020 (gemäß § 2 Abs. 4 Bauordnung für Wien), “dass der Eckbereich Seybelgasse 16 (…) im Hinblick auf den Erhalt des Bestandsgebäudes überprüft wird.” Entsprechend wären die Baufluchtlinien und die Bebauungsbestimmungen exakt dem Bestand anzupassen.

Darüber hinaus finden sich noch einige weitere ehemalige Fabrikshallen am Areal. Hier möge geprüft werden, ob nicht ein paar wenige davon als erhaltenswert eingestuft werden können (ob der Unzugänglichkeit des Areals kann unser Verein keine allzu konkreten Empfehlungen abgeben). Auf Google Maps und den Wikimedia-Fotos (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Wagenmann_%26_Seybel?uselang=de) erscheint die große Fabrikshalle (Lagerhalle) im Osten des Areals (etwa aus den 1920er-Jahren?), südlich des am Gelände befindlichen ORF-Senders (auf Höhe der Brunner Straße 56) als erhaltenswert (Foto 1; Foto 2; Foto 3; Foto 4; Foto 5). Unser Verein empfiehlt diese imposante Fabrikshalle als Schutzzone zu widmen und die Bebauungsbestimmungen dem Bestand anzupassen.

Die Reste der historischen Mauer in der Seybelgasse 5 bzw. 5a sollten ebenso erhalten bleiben. Auf Erhaltungswürdigkeit (und Schutzzonenwidmung) zu prüfen wäre auch die Fabrikshalle mit Schlot in der Siebenhirtenstraße 13 sowie die zweischiffige Fabrikshalle (mit Schornstein / Turm an deren Nordwest-Ecke) südöstlich des Direktionsgebäudes (bzw. hinter / östlich dem Gebäude an der Seybelgasse 12a).

Abschließend wird nachdrücklich vorgeschlagen, für die Schutzzone die entsprechenden Architekturteile in einen Katalog nach § 7 (4) Wiener Bauordnung aufzunehmen, sodass auch diese einen rechtsverbindlichen Bestandteil des Bebauungsplanes bilden.

Markus Landerer und Dr. Gerhard Hertenberger, im Namen der
Initiative Denkmalschutz, Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
www.initiative-denkmalschutz.at, mobil: +43 (0)699 1024 4216
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Fuchsthallergasse 11/5, 1090 Wien, Österreich
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ZVR-Nr.: 049832110

Hirtenberg (NÖ): Abriss der Textilfabrik Keim

2020 schloss die Wäsche- und Textilfabrik Josef Keim seine Pforten. Bald war klar, dass die meisten historischen Fabriksgebäude in der Berndorfer Straße 17 abgerissen werden. Die Fabrik wurde 1846/47 erbaut, Umbauten erfolgten 1937 sowie nach Bombenschäden 1948/49. Seit einiger Zeit finden die Abrissarbeiten statt. Letzten Samstag (27.3.) wurde der imposante, 42 Meter hohe Schornstein fachmännisch gesprengt. Ob die dazugehörige, im Jahr 1894 von dem bekannten Architekten Ludwig Baumann errichtete Villa – östlich des Fabriksareals gelegen – auch abgerissen wird, ist unserem Verein nicht bekannt (Über entsprechende Hinweise sind wir dankbar). Laut Gerhard A. Stadler (Buch: Das industrielle Erbe Niederösterreichs, 2006, S. 343) steht die Villa seit vielen Jahren leer und ist dem Verfall preisgegeben.” ORF-BERICHT LESEN: https://noe.orf.at/stories/3096809 (28.3., “100 Jahre alter Schornstein gesprengt”) +++ Weitere Medienberichte (28.3.2021): Kurier: https://kurier.at/chronik/niederoesterreich/feuerwehr-sprengte-ueber-100-jahre-alten-schornstein/401334366 (“Feuerwehr sprengte über 100 Jahre alten Schornstein”); NÖN: https://www.noen.at/baden/sprengung-ein-letztes-rauchen-fuer-schornstein-in-hirtenberg-hirtenberg-sprengung-schornstein-rudolf-hafellner-267863873 (“Sprengung: Ein letztes Rauchen für Schornstein in Hirtenberg”); Heute: https://www.heute.at/s/letzter-rauch-42-meter-hoher-schornstein-gesprengt-100134868 (“Letzter Rauch! 42 Meter hoher Schornstein gesprengt”)

Beschreibung des Fabriksgebäude Firma Keim:
“als Baumwollspinnerei um 1850 erb[aut].; lang gestreckter 2geschossiger Bau mit 3geschossigem übergiebeltem Mittelrisalit mit großer Fensterrose; reicher Baudekor der Firma Brausewetter (Fensterbekrönungen, umlaufender Rundbogenfries, Giebelaufsätze); hoher Schlot – Villa Keim, asymmetrischer 1geschossiger Bau unter hohen Walm- und Schopfwalmdächern, späthistoristisch mit Cottagestilelementen, 1894 von Ludwig Baumann.” (Quelle: Dehio-Handbuch, Bundesdenkmalamt, 2003).

Mehr Fotos (Infos) der Fabrik: http://blog.die-kiels.org/textilfabrik-josef-keim-und-sohn-hirtenberg (18.2.2021, “Textilfabrik Josef Keim und Sohn Hirtenberg”)

Älterer Medienbericht:

4. Dezember 2020, MeinBezirk
Traditionsbetrieb Keim – Hirtenberger Wäsche ist bald Geschichte: https://www.meinbezirk.at/triestingtal/c-lokales/traditionsbetrieb-keim-hirtenberger-waesche-ist-bald-geschichte_a4371158

Literatur:

– Gerhard A. Stadler, Das industrielle Erbe Niederösterreichs, Geschichte – Technik – Architektur, Wien Köln Weimar 2006, Seite 342 f.

– Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Topographisches Denkmälerinventar , herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Band: Niederösterreich südlich der Donau, Teil 1: A bis L, Horn/Wien 2003, Seite 820

Hammerbrotwerke Schwechat (NÖ): Es war Brandstiftung

Die ehem. Hammerbrotwerke in Schwechat, direkt an der Stadtgrenze zu Wien gelegen, waren ein Vorzeigebetrieb der Sozialdemokraten. 1908-09 ließen sie die heute (per Bescheid) denkmalgeschützte Brotfabrik mit Getreidemühle von den bekannten Architektenbrüdern Franz Gessner und Hubert Gessner (Otto Wagner Schüler) errichten, um selbst Brot für die Arbeiterschaft im Großraum Wien zu erzeugen und auszuliefern. Die architektonische Qualität sieht man den Gebäuden heute noch an: große Backsteinbauten in spätsecessionistischen, dekorativen Formen. Alles errichtet mit hochwertigen Materialien, innen mit Fliesen und Marmor ausgekleidet wegen der Hygiene. Am Dienstag, 23. Februar dieses Jahres gegen 4 Uhr Früh war ein Schwelbrand in der Zwischendecke des Dachstuhls des seit 1969 nicht mehr in Betrieb befindlichen Werks ausgebrochen. Fünf Stunden kämpfte die Feuerwehr gegen die Flammen. Jetzt steht die Brandursache fest: Es war Brandstiftung. Dies soll aber nicht daran hindern, die Wohnbaupläne des Eigentümers Soravia umzusetzen. Der Brand war allerdings nicht der erste am Areal in der Innerbergerstraße 28, auch kommt es – trotz Wachdienst – immer wieder zu Vandalismusschäden. Bereits 2001 war die Fabrik teilweise abgebrannt.  2011 hat der damalige Eigentümer, die Post, das Areal zum Verkauf angeboten. 2018 schlug der bekannte Immobilienentwickler Soravia zu, bereits damals präsentierte sich die altehrwürdige Industrieanlage sehr desolat: Es fehlten Dächer, Decken waren eingestürzt, Fenster waren kaputt. Als zukünftige Nutzung sind Wohnungen, Büro, Gastronomie, Gewerbe vorgesehen. Es soll “unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes” ein “Wohnbauprojekt mit entsprechendem Infrastrukturausbau und Gewerbenutzungen entstehen. Zielsetzung ist es, die historische Bausubstanz zu erhalten und zu restaurieren, neuen leistbaren Wohnraum im historischen Ambiente zu schaffen, dabei auch für kreative Impulse im Bereich Gewerbe zu sorgen und somit eine echte Landmarke für Schwechat zu realisieren”.  Jabornegg & Pálffy sind die planenden Architekten bei dem Projekt, heißt es auf der Soravia-Website. Dabei wird auch über eine Umwidmung des Areals mit der Stadt Schwechat verhandelt.

Projekt Hammerbrotfabrik (Soravia): https://www.soravia.at/project/hammerbrotwerke

Projekt Hammerbrotfabrik (Jabornegg & Pálffy Architekten): https://jabornegg-palffy.at/projekte/hammerbrotwerke

Die Hammerbrotfabrik Schwechat (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Hammerbrotwerke#Werk_Schwechat

Die Hammerbrotwerke (Wien Geschichte Wiki): https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hammerbrotwerke

Fotos der Hammerbrotfabrik Schwechat von Erich J. Schimek (Initiative Denkmalschutz; März 2013): https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157633131904994

Aktuelle Medienberichte:

28. April 2021, NÖN
Hammerbrotwerke: Es war Brandstiftung. Das Feuer im ersten Stock eines der historischen Fabriksgebäude wurde gelegt – die Ermittlungen der Polizei laufen noch. Hinweise gibt es noch keine: https://www.noen.at/schwechat/schwechat-hammerbrotwerke-es-war-brandstiftung-schwechat-redaktionsfeed-feuerwehreinsatz-brandstiftung-schwelbrand-ermittlungen-redaktion-271847118

24. Februar 2021, NÖN
Hammerbrotwerke: Brand in historischer Fabrik. Die Schwechater Feuerwehren kämpften fünf Stunden gegen Flammen in der Zwischendecke zum Dachstuhl: https://www.noen.at/schwechat/schwechat-hammerbrotwerke-brand-in-historischer-fabrik-schwechat-redaktionsfeed-redaktion-hammerbrotwerke-ff-schwechat-fabriksbrand-feuerwehreinsatz-250763103

21. Oktober 2020, Fireworld (Feuerwehr-News)
Brand bei den ehemaligen Hammerbrotwerken in Schwechat: https://www.fireworld.at/2020/10/21/noe-brand-bei-den-ehemaligen-hammerbrotwerken-in-schwechat

Ältere Medienberichte:

19. September 2018, ORF
Historische Brotfabrik soll Wohnraum werden. In den sogenannten Hammerbrotwerken in Schwechat wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vor allem für Wien Brot gebacken. Heute stehen die Gebäude schon lange leer. Nun gibt es den Plan, die denkmalgeschützte Fabrik zu revitalisieren: https://noe.orf.at/v2/tv/stories/2936911

5. September 2018, NÖN
Zweites Leben für Hammerbrot-Fabrik. Immobiliengruppe „Soravia“ plant Wohnbauprojekt auf Areal. Aus denkmalgeschützten Backsteinbauten werden Wohnhäuser: https://www.noen.at/schwechat/schwechat-zweites-leben-fuer-hammerbrot-fabrik-soravia-hammerbrot-fabrik-112916209

27. August 2018, GEWINN
Soravia will Hammerbrotwerke retten. Wie das Wirtschaftsmagazin GEWINN in seiner neuen Ausgabe berichtet, hat Immobilienentwickler Soravia die historischen Hammerbrotwerke in Schwechat gekauft. Die seit Jahrzehnten leerstehende, denkmalgeschützte Großbäckerei soll vor dem Verfall gerettet und zu Wohnungen umgebaut werden: https://www.gewinn.com/immobilien/immobilien-news/artikel/soravia-will-hammerbrotwerke-retten

27. August 2018, APA-OTS
Soravia will Hammerbrotwerke retten. Wie das Wirtschaftsmagazin GEWINN in seiner neuen Ausgabe berichtet, hat Immobilienentwickler Soravia die historischen Hammerbrotwerke in Schwechat gekauft: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180827_OTS0053

8. Mai 2013, NÖN
Achtung: Es knallt jetzt in Schwechat. Film-Schauplatz / „CopStories“-Dreh auf historischem Boden – dem ehemaligen Hammerbrotwerk. Das Areal steht weiter zum Verkauf: https://www.noen.at/schwechat/achtung-es-knallt-jetzt-in-schwechat-4477966

Literatur:

– Gerhard A. Stadler, Das industrielle Erbe Österreichs, Geschichte – Technik – Architektur, Wien-Köln, Weimar 2006, Seite 724, Brotfabrik Schwechat

– Dehio-Handbuch Niederösterreich südlich der Donau – Teil 2 (M bis Z), Die Kunstdenkmäler Österreichs, Topographisches Denkmälerinventar, herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Horn – Wien 2003, Seite 2177, siehe: https://bda.gv.at/publikationen/details/dehio-niederoesterreich-suedlich-der-donau-in-zwei-teilen-die-kunstdenkmaeler-oesterreichs