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Initiative Denkmalschutz (OÖ): Stadt Wels muss endlich Verantwortung für ihr historisches Stadtbild wahrnehmen! Anlass ‘Denksteinhaus’

PRESSEAUSSENDUNG INITIATIVE DENKMALSCHUTZ

APA-OTS – Ressorts: KI, CI, Architektur/Bahn/Kultur/Oberösterreich/Politik

Initiative Denkmalschutz: Stadt Wels muss endlich Verantwortung für ihr historisches Stadtbild wahrnehmen! Anlass ‘Denksteinhaus’

Utl.: Drohender Abbruch des einzigartigen ehemaligen Bahnhofsgebäudes aus dem Jahr 1836 (‘Denksteinhaus’) am Kaiser-Josef-Platz (KJ)

Wien (OTS) – Im Zuge der Neugestaltung des KJ-Platzes ist der Abbruch des ‘Denksteinhauses’ (Bahnhofstraße 6) geplant. Das Haus war Bahnhof der Pferdeeisenbahn Budweis-Linz-(Wels)-Gmunden und hatte eine besondere architektonische Lösung mit zwei Durchfahrten für die Eisenbahn. Am 25.11. hat sich bereits der Kulturreferent der Stadt Wels, Stadtrat Johann Reindl-Schwaighofer (SPÖ) öffentlich für den Erhalt ausgesprochen [siehe: www.regionalinfo.at, www.wt1.at]. Der Verein Initiative Denkmalschutz unterstützt diesen Aufruf und appelliert an die Stadt Wels, das Gebäude zu bewahren. Auch der Österreichische Denkmalrat für das Industrieerbe (TICCIH-Austria) spricht sich in seiner aktuellen Stellungnahme mit Nachdruck für die Erhaltung aus, denn der Abbruch wäre ein “Verlust für die Wurzeln der Identität der Stadt als Mobilitätsdrehscheibe (…) mit europäischer Ausstrahlung”. Bereits einmal, 1995 konnte nach einem Sturm der Entrüstung der drohende Abriss abgewendet werden. Damals hatten sich der Museumsdirektor Dr. Wilhelm Rieß, der Chef des Musealvereins, Dr. Walter Aspernig, der Sprecher des Komitees zur Wiederbelebung der Pferdeeisenbahn, Dr. Heinz Schludermann sowie der berühmte Schriftsteller Alois Brandstetter vehement für die Erhaltung eingesetzt.

'Denksteinhaus', Bahnhofstraße 6, Wels/OÖ

Das Bahnhofsgebäude (‘Denksteinhaus’) am Kaiser-Josef-Platz in Wels im Jahr 1848, zu sehen die beiden Durchfahrten für die Züge (rechts der 1959 abgerissene Semmelturm), nach einem Aquarell von Frh. von Mandelsloh

Nicht nur Denkmalamt: Stadt Wels trägt wesentlich Mitverantwortung!

Das Bundesdenkmalamt hat neuerlich die Unterschutzstellung des das ganze Gebäude erfassenden Inneren abgelehnt. Jedoch ist auf jeden Fall die Verantwortung und Schutzkompetenz der Stadt Wels gegeben (Schutz des erhaltenswerten Stadtbildes). Als Teil der ersten kontinentalen Mittelgebirgseisenbahn ist es von europäischer Bedeutung. Mit den Wachthäusern, Bahnhöfen, Geländedenkmalen (Originaltrassen) im Mühlviertel, Linz und Gmunden ist es ein wichtiges bauliches Dokument aus der Frühzeit des Eisenbahnwesens. Einzufordern ist daher der Schutz des Erscheinungsbildes des Gebäudes und des historischen Stadtbildes im Bereich des KJ-Platzes, einem der wichtigsten Stadtbilder in der gesamten Welser Stadtlandschaft.

Welser Politik ist gefordert historisches Stadtbild zu erhalten!

Jetzt ist die Stadt Wels gefordert, eine Ausarbeitung von Altstadtsatzungen für erhaltenswerte Stadtbilder nach dem Vorbild von Braunau und Freistadt (Ortssatzung gemäß OÖ Raumordnungsgesetz § 32 Abs. 7) sowie Steyr (eigenes baurechtliches Regime) zu machen, bevor weitere Zerstörungen drohen (wie Cafe Urbann, Fischergasse 3 etc.).

Rückfragehinweis:
Markus Landerer (0699/1024 4216) und DI Dr. Alexander Schmiderer (0664/750 545 42)
Initiative Denkmalschutz – Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter (Österreich)
Albert Neugebauer (Zweigstelle Wels der Initiative Denkmalschutz), mobil: 0664/283 47 75
www.idms.at

PS: Auch Thomas Rammerstorfer, Vorstandsmitglied der Welser Grünen spricht sich ganz aktuell (2.12) für einen “Runden Tisch” zum Thema Denkmalschutz aus, siehe: https://monatliche.at/gruene-fordern-runden-tisch-zum-thema-denkmalschutz/

PPS: Originale APA-OTS-Presseaussendung hier nachzulesen: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20201203_OTS0022

Abriss Schüttkasten Hohenau/March (NÖ). Initiative Denkmalschutz fordert: Mehr Einsatz der Niederösterreichischen Gemeinden für ihr eigenes Kulturerbe!

PRESSEAUSSENDUNG DER INITIATIVE DENKMALSCHUTZ

Bürgermeister begründet Abbruch mit Negativ-Stellungnahme des Denkmalamtes, negiert jedoch völlig die eigene Verantwortung für die Erhaltung der lokal bedeutenden Kulturgüter!

Dieser Tage wird der ortsbildprägende und mächtige historische Schüttkasten in der Gemeinde Hohenau an der March (Pol. Bez. Gänserndorf) abgerissen. Der 1904 erbaute Schüttkasten ist neben dem Meierhof (ehemaliger Gutshof) letzter noch bestehender Rest des Hohenauer Gestüts, das ehemals im Besitz der Fürsten von Liechtenstein stand (Fotos des Schüttkastens auf Wikipedia). Einige Bürger/innen sprachen sich gegen den Abbruch aus, doch Bürgermeister Wolfgang Gaider (SPÖ) entgegnete, dass das Denkmalamt in einer Stellungnahme das Gebäude als “nicht schützenswert” erachtet hatte, gleichzeitig musste er aber eingestehen, dass der mächtige Bau “baulich interessant” sei (vgl. MeinBezirk-Artikel „Der Schüttkasten wird abgerissen“ vom 10.11.2020: https://www.meinbezirk.at/gaenserndorf/c-lokales/der-schuettkasten-wird-abgerissen_a4335304). Auch auf der Website Marterl.at der Kultur.Region.Niederösterreich GmbH ist der Hohenauer Schüttkasten verzeichnet und wird dort gar “als architektonisch höchst wertvoll erachtet” (siehe: http://www.marterl.at/index.php?id=23&no_cache=1&oid=8044). Für Kulturgüter von lokaler/regionaler Bedeutung ist das Bundesdenkmalamt jedoch gar nicht zuständig (vgl. § 1 Abs. 2 Denkmalschutzgesetz), sondern eben die Gemeinden selbst. Doch dieser Tage bricht die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Arthur Krupp (Wohnbaugenossenschaft Wien Süd) den Getreidespeicher am Hohenauer Park (Lagerhausgasse 2) ab, und möchte an seiner Stelle Reihenhäuser und Wohnungen bauen.

Denkmalamt kann keine Kulturgüter von lokaler/regionaler Bedeutung unter Schutz stellen!

Die Zuständigkeit für die Erhaltung von Kulturgütern lokaler und regionaler Bedeutung fällt in diesem Fall den einzelnen Bundesländern, insbesondere den Gemeinden selbst zu. Nicht umsonst hat die Stadt Wien seit 1972 Schutzzonen verordnet, und in immer mehr Gemeinden in Niederösterreich werden Schutzzonen ausgewiesen, um das örtliche Kulturgut zu erhalten (z.B. Baden, Bad Vöslau, Mödling, Wiener Neustadt und Klosterneuburg). Auch Einzelgebäude können so geschützt werden, wie Beispiele aus Wien und Salzburg zeigen. Leider wird obige Begründung (nicht erhaltenswert, weil kein Denkmalschutz durch das Bundesdenkmalamt) jedoch allzu häufig für Abbrüche vorgeschoben, sodass in den letzten Jahren schon viel wertvolles Kulturgut in Niederösterreich verloren ging (siehe Liste unten).

Rückfragehinweis:

Markus Landerer, mobil: 0699/1024 4216 und DI Dr. Alexander Schmiderer, mobil: 0664/ 750 545 42,
Initiative Denkmalschutz, Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
www.initiative-denkmalschutz.at
ZVR-Nr.: 049832110

Stellvertretend für viele bedauerliche Fälle von Abbrüchen (auch bevorstehenden) von nicht geschütztem Kulturgut in Niederösterreich in den letzten Jahren (Auswahl):

Bevorstehender Abbruch: Jubiläumswarte am Anninger (Pol. Bez. Mödling), Abriss 2020/21?: https://www.initiative-denkmalschutz.at/berichte/gaaden-noe-jubilaeumswarte-am-anninger-vor-abriss

Krems: Abriss der über 150 Jahre alten Häuser in der Schillerstraße 2-4 (Pol. Bez. Krems-Stad; Abriss ca. 2020/21?): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200330_OTS0024

Abriss von Altstadthäusern in Zwettl (Bez. Zwettl; Abriss ca. 2020): https://www.derstandard.at/story/2000110800929/wohnprojekt-in-zwettl-hoehe-stoert-den-hausfrieden bzw. https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20191016_OTS0044

Abriss in Horner Tuchmachersiedlung (Bez. Horn; Abriss Dez. 2019): https://www.initiative-denkmalschutz.at/presseaussendungen/2019-12-02_id-verlust-horner-tuchmachersiedlung

Abriss des Arbeiterwohnhauses in St. Pölten („Eierspeisburg“ am Kardinal Franz König-Platz; Abriss Sept./Okt. 2019): https://www.noen.at/st-poelten/veraenderung-kardinal-koenig-platz-ohne-eierspeisburg-st-poelten-kardinal-koenig-platz-eierspeisburg-abriss-denkmalschutz-abrissarbeiten-166221930

Kattinger Mühle in Haunoldstein (Bez. St. Pölten Land; Abriss ca. 2019): https://www.noen.at/st-poelten/endgueltiges-aus-alte-muehle-in-haunoldstein-wird-abgerissen-haunoldstein-alte-muehle-haunoldstein-147945889

Abriss ehemaliges Pilgerhaus in Pottendorf (Bez. Baden; Abriss ca. 2018): https://www.noen.at/baden/pottendorf-kritik-am-geplanten-kreisverkehr-christian-knecht-kreisverkehr-pottendorf-thomas-sabbata-valteiner-81121806

Linktipps:

Offizielle Stellungnahme des Bürgermeisters Wolfgang Gaida (SPÖ) auf der Gemeinde-Website: https://www.hohenau.at/Bgm_Wolfgang_Gaida_zum_Schuettkasten_und_zu_Corona

Fotos vom Schüttkasten auf Wikipedia: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Sch%C3%BCttkasten_Hohenau_an_der_March?uselang=de

Der Hohenauer Schüttkasten auf der Website Marterl.at der Kultur.Region.Niederösterreich GmbH: http://www.marterl.at/index.php?id=23&no_cache=1&oid=8044

Der Hohenauer Schüttkasten im Kulturatlas.at: http://www.kulturatlas.at/aut_no/page/00080247.htm

Lageplan, Hohenauer Schüttkasten (Museum Hohenau): http://museumhohenau.at/iframes/locations/479.html

PS: Aktuelle Fotos vom Abbruch sind auf Facebook unter den Stichwörtern “Hohenau” und “Schüttkasten” zu finden.

Hitlers Geburtshaus: “Neutralisierung muss scheitern”. Initiative Denkmalschutz: Erhaltung und Kontextualisierung ‘State of the Art’

Bundesministerium unterdrückt Kommissionsbericht. Die de facto Denkmalschutzaufhebung muss rückgängig gemacht werden!

Wien (OTS) – Nach der letztwöchigen Allparteien-Entscheidung der Stadtgemeinde Braunau, den Mahnstein vor Hitlers Geburtshaus zu belassen, ist das Konzept der “Neutralisierung” wohl endgültig gescheitert. Es war aber ohnehin zum Scheitern verurteilt, denn ExpertInnen und Wissenschafter geben der “Kontextualisierung” ganz klar den Vorrang (Abteilungsleiter im Bundesdenkmalamt Friedrich Dahm im ‘Journal Panorama’, Ö1 Radio am 7.7. zu Denkmalschutz: “Bewahrung und Kontextualisierung”), zuletzt Ljiljana Radonić (Österr. Akademie der Wissenschaften) im Radio auf Ö1 gestern um 13 Uhr, Expertin für Erinnerungspolitik und Gedächtnistheorie zu Hitlers Geburtshaus: “Der Versuch einer Neutralisierung dieses Ortes, der muss scheitern”.

Neutralisierung: Politisches, nicht wissenschaftliches Konzept!

Das Konzept der “Neutralisierung” war von Anfang an ein rein politischer Wunsch, die Wissenschaft wurde nur als Feigenblatt vorgeschoben. Denn wenn man den Kommissionsbericht “Zum historisch korrekten Umgang mit dem Geburtshaus Adolf Hitlers” aufmerksam liest, war quasi die “Neutralisierung” – keine “Assoziierung mit der Person Hitlers” – die wesentliche Vorgabe an die WissenschafterInnen.

Transparenz? Fehlanzeige! Ministerium hüllt sich in Schweigen

Sektionschef Hermann Feiner (BMI) spricht in der Pressekonferenz am 2. Juni von “größtmöglicher Transparenz” und sagt, ein weiterer Kommissionsbericht zum Thema “Umgang mit historisch belasteten Örtlichkeiten” sei “veröffentlicht”(!) worden. Auf Nachfrage bleibt dieser Bericht unter Verschluss und wird als “internes Dokument” des Bundesministerium für Inneres (BMI) bezeichnet, “welches nicht zur Veröffentlichung bestimmt ist”! Keine Chance die Wissenschaftlichkeit dieses Neutralisierungs-Konzepts also irgendwoher ableiten zu können!

Bundesdenkmalamt “begeistert”? – Eine reine Chimäre!

Juryvorsitzender Robert Wimmer bei der Pressekonferenz am 2. Juni: “Der Denkmalschutz war begeistert”. Doch diese Behauptung entbehrt jeglicher Grundlage, denn das Denkmalamt wurde im Enteignungsgesetz eiskalt ausgeschaltet. Unter dem Vorwand der Verhinderung des NS-Gedenkens wurde dem Denkmalamt jegliche Behördenfunktion entzogen, nur ein Beraterstatus blieb im Wettbewerbsverfahren zur Umgestaltung.

Rückfragen & Kontakt:

Markus Landerer 0699/1024 4216 und Claus Süss 0676/740 43 27,
Initiative Denkmalschutz, www.idms.at

Bisherige Presseaussendungen der Initiative Denkmalschutz:

10. April 2018, APA-OTS
Hitlers Geburtshaus in Braunau: Initiative Denkmalschutz fordert Erhaltung des Altstadthauses statt tiefgreifende Veränderung
Keine denkmalbehördliche Bewilligung für baulichen Eingriff mehr nötig. Denkmalamt mittels Enteignungsgesetz ausgeschaltet
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180410_OTS0006

19. September 2016, APA-OTS
Hitler Geburtshaus: Hohe Politik täuscht Öffentlichkeit! Enteignung als Vorwand für Zerstörung? Initiative Denkmalschutz fordert Erhalt!
Nun ist es ausgesprochen: “Vollständige Beseitigung” des denkmalgeschützten Adolf Hitler Geburtshauses soll durch geplantes “Enteignungsgesetz” ermöglicht werden!
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160919_OTS0008

12. Juli 2016, APA-OTS
Hitler Geburtshaus: Aufhebung des Denkmalschutzes durch die Hintertür? Initiative Denkmalschutz kritisiert Enteignungsgesetz
Für ein würdiges Gedenken an die schreckliche Zeit des Nationalsozialismus ist Abriss weder nötig noch richtig!
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160712_OTS0014